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Forum: "Ganztagsschuleltern mit leeren Konten"
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| @ rhauda | | von: bakunix
erstellt: 22.12.2010 21:49:31 geändert: 22.12.2010 21:51:40 |
rhauda, Du schreibst: "Übrigens ist in Schweden das Essen nicht kostenlos. Es wird finanziert durch eine exorbitant hohe Staatsquote, deren Eingangssteuersatz erheblich über unserem liegt."
Das hast Du richtig erkannt. Kostenlos ist nix. Nicht mal das Essen. Die Frage ist aber: Für wen kostenlos? Und da haben sich Schweden und Finnland entschieden, die eingenommenen Steuergelder für die Speisung ihrer Schülerinnen und Schüler zu verwenden. Kein schlechter Zug, wie ich finde.
Deine Formulierung "exorbitant hohe Staatsquote" ist natürlich eine politische Formulierung, weil sie von einem bestimmten Blickwinkel aus getätigt wird. In Deutschland wurde die Staatsquote permanent gesenkt. 2008 lag sie bei 43,3 Prozent, während sie in Frankreich zur gleichen Zeit bei 52,5 Prozent lag. Die derzeitige Staatsquote in Deutschland wurde jedoch erreicht etwa durch die Senkung der Spitzensteuersätze, der Körperschaftssteuer oder auch der Abschaffung der Vermögenssteuer bei gleichzeitiger Kürzung der Sozialleistungen (Schwimmbäder werden geschlossen, Streusalzvorräte werden minimiert, die Schulen nicht ausreichend mit Lehrern versorgt). Ob das aus Sicht der Betroffenen gut ist, hängt eben von der eigenen Lage ab. Eine niedrige Staatsquote ist nicht von vornherein als Königsweg aller Steuerpolitik zu betrachten. Man muss auf das Gegenüber schauen: Was wird mit den Steuern gemacht? Welche Gegenleistungen erhalten die Bürgerinnen und Bürger vom Staat. Wenn's eine kostenfreie Schülerspeisung ist, ist das für mich moralisch nicht verwerflich. Besser jedenfalls als in Afghanistan Krieg zu führen.
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| @bakunix | | von: rhauda
erstellt: 23.12.2010 10:34:11 |
Ich bin nicht grundsätzlich gegen kostenlose Schulspeisung. Dann aber für alle zu gleichen Konditionen.
Was mir Sorgen macht ist die Tatsache, dass es vermehrt Eltern gibt, die ihre Kinder als "Geiseln" nehmen, indem sie ihnen das verweigern, was ihnen zusteht und damit auf das Mitleid der Gesellschaft spekulieren, die es dann schon richten wird.
Ich finde, man sollte solch ein Verhalten nicht akzeptieren.
Wir entwickeln uns in vielen Bereichen hin zu einer Gesellschaft, wo persönliche Verantwortung nicht mehr nötig ist, weil der Staat alles richtet.
Hilfe sollte, wenn sie nicht punktuell sondern ständig erfolgen muss, an Bedingungen und Forderungen geknüpft sein. |
| Entsolidarisierung? | | von: rhauda
erstellt: 30.12.2010 12:05:51 geändert: 30.12.2010 13:08:32 |
Es ist in der Geschichte der Bundesrepublik wohl noch nie so viel Geld sozial umverteilt worden wie heute.
Die Zahl der ehrenamtlich Tätigen ist enorm hoch, Tendenz eher steigend als sinkend.
Das Spendenaufkommen ist ungebrochen.
Wer entsolidarisiert sich denn hier?
Ist es der Durchschnittbürger, der jeden Monat malochen geht und versucht, für seine Kinder mit bescheidenen Mitteln das Beste zu tun und sich dabei dann auch noch im Sportverein oder in einer Partei engagiert?
Der dann aber sehen muss, dass Familie Flodder von nebenan monatlich nur unwesentlich weniger zur Verfügung hat fürs Nichtstun und es dann noch nicht einmal schafft, den Kindern die Wäsche zu waschen oder ein Schulbrot zu schmieren?
Entsolidarisieren sich nicht viel mehr die 200 Leute (mit und ohne Ausbildung, mit und ohne Familie) die vor Ort von einer Tochterfirma von VW zum Einstellungstermin für sehr ordentlich bezahlte Arbeit gebeten wurden und von denen nur 80 auftauchten? Und wie solidarisch sind denn die weiteren 35, die schon in der ersten Woche nicht mehr zur Arbeit erschienen?
Ich solidarisiere mich entschieden mit der Familie, die für die Klassenfahrt ihres Kindes monatlich kleine Beträge zur Seite legt, damit das Kind mitfahren kann. Ich solidarisiere mich nicht mit der H4-Mutter, die das Geld für die Fahrt vom Amt bekommen hat und dann beim Förderverein anfragt, ob man nicht das Taschengeld für die Fahrt sponsern könne, ihre Tochter habe nur 150 Euro und sie wolle schließlich auch shoppen gehen.
"Steigende Entsolidarisierung" ist ein Totschlagargument, das zudem überhaupt nicht stimmt.
Es ist halt nur so, dass man die Nase voll hat von Leuten, die ein sozialpolitisches LaLa-Land anstreben, in dem Eigenverantwortung keinen Stellenwert mehr hat.
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