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Forum: "Schulverweigerung"
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 | Erfahrungsbericht |  | von: sandy03

erstellt: 10.03.2011 10:51:06 |
Ich arbeite an einer kleinen privaten Hauptschule mit Internatsunterbringung, die sich seit über 10 Jahren u.a. besonders um sog. Schulverweigerer bemüht u. eng mit Jugendämtern zusammen arbeitet.
In einer sog. "Motivationsklasse", die Schüler aus den Jahrgängen 7 und 8 aufnimmt, sitzen entsprechend SuS, die aus den unterschiedlichsten Gründen z.T. mehr als ein Jahr der Schule fern geblieben sind. Auch in meiner 9. Klasse sind einige dieser ehemaligen MO-Schüler. Natürlich nehmen wir nicht nur typische HS-ler auf, viele Jugendliche gehörten eigentlich auf eine andere Schulform.
Die MO besteht aus einer kleinen Lerngruppe, mehr als 12 Plätze sind nicht zu vergeben. Der Klassenlehrer arbeitet eng mit unserer Schulsozialarbeiterin zusammen, die ihr Büro direkt neben dem Klassenraum hat. Die Arbeit mit den Schülern läuft auf einer sehr persönlichen Ebene ab u. ist z.B. davon geprägt, dass wir die Hintergründe der teilweise stark pubertierenden Jugendlichen berücksichtigen. Zu den allg. Schulfächern gehört eine AG "Soziales Training", die die Sozialarbeiterin mit den SuS gestaltet.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass auf diese Weise einige Schüler erreicht werden können. 100%igen Erfolg können wir nicht versprechen, in praktisch jedem Jahrgang gibt es auch Fälle, in denen wir scheitern u. die Jugendlichen nicht erreichen u. die uns ohne Abschluss (vorzeitig) verlassen. Voraussetzung aller Bemühungen ist nach unserer Sicht die Einstellung der SuS: Wer eigentlich will, aber aus bestimmten Gründen (AD(H)S, familiäre Situation zuhause, Mobbing-/ Gewaltererlebnisse, ...) nicht kann, mit denen können wir arbeiten. Jugendliche, die innerlich alles ablehnen u. weiterhin dicht machen sind auch so kaum zum Schulbesuch oder zu. regelkonformen Verhalten zu motivieren. Außerdem darf die Maßnahme nicht zu spät einsetzen. Wenn ich die Entwicklung einiger Schüler meiner Klasse, die seit 2 Jahren bei uns sind, betrachte, haben sich alle Anstrengungen absolut gelohnt! Dagegen gibt es für (fast) volljährige Schüler, die erst seit etwas einem halben Jahr bei uns sind, kaum positive Aussichten, die sind tatsächlich auf dem Tripp: Schule ist sch..., arbeiten ist sch..., also bauen sie auf Hartz 4.
Ein letztes Wort zu unserer Arbeit. Hinter solch einem Konzept steckt ein harmonisches Kollegium u. natürlich haben wir auch Regelklassen, in denen man wortwörtlich "durchatmen" kann.
Sandy |
 | Vorgestern war |  | von: bger

erstellt: 10.03.2011 23:27:05 |
Internationaler Frauentag, und dann so etwas: Es fehlt einfach der Mann im Haus, der durchgreift. Geht gar nicht! Ich kenne etliche Frauen, die ihre Kinder weitgehend allein - und gut! - großgezogen haben!
Etwas anderes: Es wäre ja schön, wenn alle Seiten - Schule, Eltern, Sozialpädagogen, Jugendamt, Erziehungshilfe whatsoever - an einem Strang ziehen würden. Leider erlebe ich zurzeit, dass die Mutter kooperativ ist, aber nicht der Erziehungsbeistand. Eine häufig schwänzende Schülerin (noch kein extremer Fall von Schulverweigerung, aber gefährdet) gelobte bei der Zeugnisausgabe Besserung und es ging ein, zwei Wochen gut. Danach war es das alte Lied. Laut Mutter meinte der Erziehungsbeistand, das Mädchen solle erst einmal mit seinen Problemen klar kommen, sie sei clever genug, um später irgendwie noch den Schulabschluss nachträglich zu machen. Etwas fragwürdig, oder, wenn man bedenkt, dass es sich um eine Wiederholerin der Klasse 9 handelt. Mittlerweile wohnt sie übrigens bei der älteren Schwester, die unsere Schule damals aus demselben Grund verlassen musste... |
 | @ishaa und bger |  | von: petty1412

erstellt: 11.03.2011 08:38:10 |
"Es fehlt einfach der Mann im Haus, der durchgreift.
Meinst du das wirklich so? "
In diesem speziellen Fall meine ich das wirklich so.
Aber ich will das absolut nicht verallgemeinern.
Ich kenne viele alleinerziehende Mütter, die die Erziehung ihrer Kinder alleine super hinbekommen, aber gerade in diesem Fall ist die Mutter hoffnungslos überfordert. Wenn da der Vater wenigstens mal sagen würde: "bis hierhin und nicht weiter" wäre uns schon viel geholfen. Und es ist ja nicht so, dass der Vater komplett aus der Welt wäre. Er wohnt im gleichen Ort und könnte sich durchaus mal einklinken, tut es aber nicht.
Und bei diesem Jungen haben wir alle das Gefühl, dass er mal einen erwachsenen männlichen Ansprechpartner braucht. Aber bisher hatte er da nicht viele Chancen außer meinem Tandem-Partner.
Sonst hat er nur:
Mutter,
Klassenleiterin,
Unterstufenleiterin,
Schulpsychologin,
Familienhelferin,
Jugendamtsmitarbeiterin,...
Deswegen hoffe ich auf den Streetworker.
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