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Forum: "Abbruch oder Weitermachen?"
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| MAch unbedingt das 1. Staatsexamen | | von: mitiina
erstellt: 04.04.2012 14:46:24 |
Liebe Steffi,
ich hatte auch immer im Studium wahnsinnige Ängste und konnte mir nie vorstellen, wirklich Lehrerin zu sein. Ich hatte allerdings nie ein wirkliches Praxissemester, nur 2x 3Wochen Praktikum. Aber ich dachte immer, ich bekomme das nicht hin, eigentlich hatte ich mehr Prüfungsangst als alles andere. Ich denke, da dir die Professoren anscheinend das Leben nicht gerade leicht machen in der Uni und dazu noch die nicht 100%igen Bewertungen der Schüler kamen, zweifelst du jetzt, obwohl es dir sonst doch ganz klar war! Im Studium habe ich eigentlich nichts für den eigentlichen Lehrerberuf gelernt! Da lernt man viel Fachzeugs das man (zumindest wenn man in einer Hauptschule landet so wie ich) zum größten Teil eh nicht anwenden kann! Wirklich zu unterrichten hab ich erst im Ref (und das war sicher absoluter Horror-)gelernt. Also bitte geb nicht vorher auf, mach das erste Examen, und wenn du dann im Ref merkst, dass es tatsächlich (aber wirklich aus deiner Überzeugung heraus und nicht weil es irgendwer sagt) nicht dein Beruf ist, dann kannst du mit deinem ersten Examen immer noch etwas anderes machen!!! |
| "Abbruch oder Weitermachen?" | | von: gitano
erstellt: 04.04.2012 16:37:11 |
Hallo Steffi!
Mein Respekt, dass Du Dich selber so genau hinterfragst! Bei mir war eine ähnliche Situation. Ich war 10 Jahre in der Privatwirtschaft bei einer großen Firma beschäftigt. Habe dann neben der Arbeit die
atura gemacht und dann kam die Frage. Soll ich weiterstudieren. Das war ein Problem, denn ich war zudem mit 17 Jahren Vollwaise. Soll ich den bisherigen doch sicheren Posten aufgeben und Geschichte, Musikerziehung und Konzertgitarre weiterstudieren und zudem noch weiterarbeiten, denn das Stipendium reichte für die ganzen Auslagen wie Miete usw. nicht aus. Ich hatte große Zweifel und Ängste. Ich bin dann zu Psychologen gegangen um mich beraten zu lassen. Da wurden meine Fähigkeiten und Interessen und noch andere Aspekte getestet. Sie kamen zum Urteil ich soll studieren. Ich habe in der Firma gekündigt und nach 5 Jahren war ich mit dem Studium fertig und habe nach 10 Jahren Tätigkeit in der Privatwirtschaft 33 Jahre unterrichtet und das gerne bis ich 66 Jahre alt wurde vom Gesetz her die Arbeit lassen und in Pension gehen musste. Ich bereue meine damalige Entscheidung wirklich nicht und wäre traurig wenn ich nicht diesen Weg eingeschlagen hätte.
Du schreibst Du hast schon 8 Semester studiert. Würdest Du jetzt abbrechen, könnte es sein, dass Dir diese Entscheidung irgendwie nachgeht. Es könnte sein, dass Du Dich wieder einmal entscheiden musst und dann hörst Du wieder mit einer Sache vorzeitig auf. Das kann fast zur Gewohnheit werden. Wenn es ein bisschen möglich ist, schließe das Studium für Mathematik und Physik auf jeden Fall ab. Du hast dann die Bestätigung, dass Du etwas was Du begonnen hast ,erfolgreich beenden konntest und das ist sehr wichtig für das Selbstwertgefühl! Du hast ja bis jetzt sehr viel geschafft! 8 Semester klingt sehr gut, d.h. Das Studium geht dem Ende zu! Du hast Dir große Mühen mit dem Zugfahren auf Dich genommen! Und noch etwas Steffi! Wenn Du das Studium nicht beendest, musst Du dann doch irgendeiner Arbeit nachgehen und Probleme können dann auch dort auftauchen! Wenn die Schüler bei der Bewertung meinen Du wärst zuwenig „duchrchsetzungsfähig“ und die Kollegen, die Dich beurteilt haben meinen Du wärest „gutmütig“ so würde ich das keineswegs negativ sehen. Gutmütig ist nur ein Vorteil! Besser als bösartig! Mit dem Durchsetzungsvermögen ist das eine andere Sache Das hängt von mehreren Faktoren ab Steffi!
1. Von der Person
2. Vom Fach
2. Von der jeweiligen Unterrichtssituation
Zu Pkt 1 kann ich nichts sagen, da ich Dich nicht kenne. Deinem Schreiben möchte ich entnehmen, dass Du eine ruhige, höfliche sehr nette Lehrerin bist. Wenn die Schüler meinen, dass Du zu leise sprichst, kann das bedeuten, dass Du Dein Selbstbewusstsein steigern kannst. Im täglichen Leben ist es ja leider umgekehrt. Da wird zuviel Selbstbewusstsein gezeigt, besonders in den Medien! Daran kann man arbeiten Steffi! Übrigens auch mir wurde in der Schule vorgeworfen, dass ich zu wenig streng gewesen wäre. Von einer Kollegin, die Mathe und Geografie unterrichtete. Sie war vom alten Schlag. Sie hatte Freude, wenn im Konferenzzimmer bei ihr allein 2-3 Seiten Din4 Blätter gehangen sind, auf der ihre Negativkandidaten für die WH im Herbst vorgemerkt waren. Und dann passierte etwas, was ich in den 33 Jahren Unterricht noch nie erlebt hatte. Die Maturaklasse verweigerte den Matheunterricht bei Ihr. Sie verlor fast alle Stunden und musste in die Frühpension gehen. Das waren die Folgen von ihrem Durchsetzungsvermögen. Jahrelang mit Erfolg und Schrecken und dann so ein Ende.
Mein Tipp: Bereite Dich auf die Stunden sehr gut vor!. Die Schüler merken das sofort ob sich die Lehrkraft für den Unterricht gut vorbereitet hat oder die Stunde mehr oder weniger herunterimprovisiert! Bei sehr gut vorbereitetem Unterricht arbeiten die Schüler gut mit. Es ist ruhig in der Klasse. Schüler und Lehrkraft sind zufrieden. Nicht vergessen ca. 10 Minuten vor Ende der Stunde den Stoff der Stunde wiederholen. Die Schüler sind dafür dankbar! Ich will den Kollegen/Innen in Deutschland nicht schmeicheln aber ihr habt die bessere Unterrichtskultur, eindeutig!! Und was die Schüler/innen auch sehr honorieren! Pünktlich mit dem Unterricht beginnen und nicht in die Pausen hinein noch schreiben lassen, denn die Pausen benötigen die Schüler und wir Lehrer auch. Bei uns kam es vor, dass manche Lehrkräfte im Konferenzzimmer noch nach dem Läuten zum Unterricht noch ganz gemütlich denn Kaffee fertig tranken und das Muffin fertigaßen. Was manche Kollegen/innen nicht hinderte, Schüler in das Klassenbuch einzutragen, wenn diese zu spät kamen.l
Kurz zu Pkt.2
Mathematik und Physik sind eigentlich Fächer, die bei den Schülern sehr geachtet, ja teilweise gefürchtet sind. Die meisten Wiederholungsprüfungen(WH) gab es bei unsimmer in Mathe und in den Sprachen. Die Benotung läuft meistens auch objektiver ab als in den anderen Fächern. Entweder stimmt die Aufgabe und es gibt dafür Punkte oder die Aufgabe stimmt nicht. Bei uns entschied dann ein Punkteschlüssel ob die Arbeit 5(negativ), genügend, befriedigend, gut oder sehr gut ist.
Da habe ich mir in Geschichte, Musikerziehung oder gar Gitarre oft schwer getan. Soll ich einen Schüler, der nicht singen kann, sich aber für Musikgeschichte oder bestimmte Musikstile interessiert schlecht beurteilen. Manche Kollegen/Innen waren der Meinung: Ja, er oder sie müssen deshalb schlechter beurteilt werden, denn in Musik ist Singen ein wichtiger Unterrichtsbestandteil. Ich musste bei einer Wh aus Musik leider einmal den Beisitz machen und das Prüfungsprotokoll für die WH führen. Der Schüler sollte, da er sonst nicht viel wusste ein Lied nach eigener Wahl singen. Es war grauenhaft Steffi! Die Kollegin wollte ihn deshalb in Musik durchfallen lassen. Ich war dagegen und sagte: Der Schüler singt einfach anders.
Zu Pkt.3
Ich hatte wirklich oft gute wohlvorbereitete Stunden, die aber gelegentlich überhaupt keinen Erfolg zeigten. Warum!? Stell Dir Steffi eine Musikstunde in der 6.Stunde(12Uhr45 bis 13Uhr35) vor. Die Schüler vom Vormittagunterricht müde, hungrig und wenn Pech hast in der Stunde davor MatheSchularbeit. Da passierte mir einmal in der 6. Stunde Folgendes: Ein Schüler, der sonst wirklich brav war und mitarbeitete sagte mir, nachdem ich ihn über Musik etwas fragen wollte wie folgt: Herr Professor Musikerziehung geht heute bei mir am A…. vorbei. Die Mitschüler waren schockiert und auch etwas der Schüler, der das sagte. Ich habe zu ihm gesagt ich möchte nach dem Unterricht mit ihm sprechen. Das tat er und entschuldigte sich sehr für die gemachte Äußerung. Ich fragte warum gerade heute. Er sagt, in der Stunde davor, in der 5.Std. hatten sie MatheSchularbeit und diese ist für ihn völlig danebengegangen und damit wäre die MatheNote auch schon für ihn sehr schlecht für das verbleibende Schuljahr. Ich will damit aufzeigen, dass sich Unterrichtssituationen plötzlich verändern können und zwar auf Grund von Umständen auf die man keinen Einfluss hat! Mit dem muss man aber in allen Berufszweigen rechnen!
Ich möchte nun Schluss machen, denn ich glaube ich habe schon zuviel geschrieben. Eigentlich wollte ich nur Mut machen, Zweifel nehmen. Wenn das geholfen hat ist es gut, sonst tut es mir leid!
Alles, alles Gute gitano
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| Nach langer Zeit | | von: steffimgn
erstellt: 28.04.2013 10:56:46 |
möchte ich mich erneut bei euch melden und mal berichten, was in den letzten Monaten so passiert ist:
kurz nach dem letzten Beitrag hier, hatte ich eine Wiederholungsprüfung in Mathematik, welche ich damit endgültig nicht bestanden hatte.
Dadurch wurde ich nach 8 Semestern Mathematik exmatrikuliert - übrigens war es ein Wahlpflichtmodul, dass ich nicht freiwillig wählte, aber das ist eine ganz andere Geschichte -
damit war ich gezwungen erneut nachzudenken: Weitermachen oder Aufgeben?
Ich habe stundenlang vor den angebotenen Fächern meiner Uni gesessen und via Ausschlussverfahren gefiltert, welches Fach noch für mich in Frage kommt. Denn nur mit Physik konnte ich ja keinen Abschluss machen.
Jetzt ist es so, dass ich mich für Wirtschaftslehre & Recht entschieden habe, studiere jetzt immer 2 Semester parallel, damit ich möglichst bald fertig werde. O.g. Fach hab ich zu Schulzeiten noch mit Freude abgewählt, aber siehe da: es macht Spaß und meine Didaktik-Dozentin versteht es wirklich mir meine Ängste zu nehmen.
Erstmals seit über einem Jahr habe ich das Gefühl, dass ich mit meiner Berufswahl doch nicht so falsch liege, ich muss mich da einfach nur noch ein bisschen durchbeißen.
Das Studium liegt mir zwar nicht ganz so wie Mathe, aber ich empfinde es dennoch als leichter (trotz der schlechteren Noten) und gebe jetzt mein Bestes zu einem baldigen Abschluss zu kommen. (Nach insgesamt 13 Semestern, dürfte es soweit sein)
Und wisst ihr was das beste ist? Da ich in Mathematik alle Pflichtprüfungen bereits bestanden habe, stehen die Chancen gut, dass ich es als Drittfach fertig studieren darf. Das entscheidet sich aber fix erst in einem Jahr.
Liebe Grüße
von einer etwas positiveren Steffi
PS: Danke für eure lieben Beiträge; sie alle haben mir sehr geholfen.
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