Es geht mir nicht um eine pauschalisierende "ältere
LehrerInnen-Schimpfe". Ich habe deutlich gemacht, dass ich
von eigenen Erfahrungen berichte und mitnichten einen
Rundumschlag angestrebt habe; meine persönliche Erfahrung
gar als Allgemeingültigkeit deklariert habe.
Ich habe sogar ausdrücklich! erwähnt, dass es eben nicht um
"ältere Lehrer" geht. Ich habe geschrieben, dass Lehrer U30
Facebook teilweise aktiv für den SchülerInnenkontakt
verwenden und Nutzen daraus ziehen. Das mag daran liegen,
dass es an den Unis bereits ganze (Soziologie-)Seminare zum
Thema Social Media gibt. Facebook und Co. gibt es aber erst
seit wenigen Jahren!
Demnach gibt es keinen Kausalzusammenhang zwischen
Alter=Unfähigkeit, sondern einen zwischen "Wird heute
gelehrt" und "wurde früher nicht gelehrt, weil: Medium nicht
vorhanden!" Aber interessant, dass die älteren Kollegen
sogleich den Zusammenhang "zu alt und damit zu doof für
Facebook" ziehen. ;)
In meinem "Aufsatz" habe ich Situationen geschildert und
Lösungen angeboten. (Übrigens Lösungen, die an der
Universität bereits ernsthaft diskutiert, vermittelt und
gefördert werden, das nur nebenbei...)
Zur Empfehlung, mir die Situation einmal als "Mäuschen"
anzuschauen: Überraschung! Ich bin im Ruhrpott aufgewachsen,
zur Schule und Berufsschule gegangen, bevor ich mich nach
einer Medienausbildung ins LA-Studium im vermeintlich
gemütlicheren Thüringen stürzte. Ich kenne die SuS, die
Drogen und abgerissene Autoplaketten auf dem Schulhof
vertickt haben, weiß wer alles mit Messern und Gaspistolen
rumlief und die Mülltonnen in Brand steckte.
Das klingt zwar wie ein schlechter Film, aber wer möchte,
darf sich per PN gerne nach den entsprechenden Adressen in
Dortmund erkundigen. Es ist, um wieder zum Thema zu
gelangen, beileibe nicht so, als würde ich die Situation
durch die rosarote Kuschelbrille betrachten und die
angesprochenen Gefahren und Risiken kleinreden.
Aber um es ganz deutlich zu machen: Es geht mir nicht um
Kritik an verdienten Pädagogen, sondern u.A. daran, dass
sich viele womöglich sogar untereinander vernetzen (so wie
du es beschreibst, Klexel), aber eben nicht mit den SuS!
Du schreibst ja ausdrücklich, dass du dich mit
Altersgenossen vernetzt. Ja, genau! Und weiter?
Mit der Lebenswelt der SuS kommst du - nach eigener Aussage
- digital nicht in Kontakt.
Die Lebenswelt der SuS bleibt vielen - ich sag jetzt mal
neutral - "Erwachsenen" ein Buch mit Sieben Siegeln. Und das
ist nun wirklich nichts neues.
Ferner geht es mir nicht um Technikfeindlichkeit, sondern um
einen mangelhaften Bezug zur Jugendkultur im Allgemeinen.
Daher die Auflistung mit Heavy Metal, Computerspielen usw.
Es wird eine geistige Invalidität unterstellt, wo eigentlich
keine ist. Im Gegenteil: Die SuS passen sich einer
veränderten, meinetwegen auch oberflächlicher gewordenen
Umwelt an. Das kann man bedauern, ja. Grund zur Verzweiflung
besteht hingegen nicht.
Erst neulich wartete das GEO-Magazin mit einem Titel zum
Sprachwandel auf und diagnostizierte: "Isch geh ma nach
Bahnhof, Alda!", "Schick mir ne simse auf mein phone" und
Co. sind keine Verkümmerung der Deutschen Sprache, sondern
ein sich entwickelnder neuer Dialekt, der zur Zeit
aufgeschlossene Dialektforscher geradezu frohlocken lässt!
Als ehemaliger (schlechter) Realschüler aus dem Ruhrpott -
in den späten 90ern - der nicht selten von Lehrerseite als
Nintendo-Zombie bereits abgeschrieben war (ebenso wie die
meisten anderen "Süchtigen" meines Jahrgangs) sehe ich mich
keineswegs als geistigen Invaliden. Im Gegenteil: Die
Lebensweise heutiger SuS wird von jungen KollegInnen
durchaus mit mehr Gelassenheit betrachtet, frei nach dem
Motto: Wir waren genauso (oder schlimmer) und aus uns ist ja
auch was geworden. ;)
Das war aber beim Verfassen meines Posts gar nicht meine
Motivation.
Der Thread war in meinen Augen bislang äußerst einseitig
negativ ggü. Social Media. Und wenn dann noch ausgerechnet
Prof. Pfeiffer als Bollwerk wider den Sittenverfall
herhalten muss, dann geht bei informierten Leuten (und
neuerdings auch der Kath. Kirche) die Alarmleuchte an.
Hier mal ein YouTube-Link, der eine ähnliche Thematik aus
Frontal21 beinhaltet und die gefühlte Ignoranz ggü. neuen
Medien und Jugendkultur ganz gut wiedergibt. Äußerst
interessant die Untersuchung des Beitrags durch den
Spielejournalisten Fabian Siegismund ab Min. 9:17.
http://www.youtube.com/watch?v=Ck4wvuBeuDk
PS: Die Literaturempfehlungen nehme ich dankbar an. Herrn
Buschkowskys Werk habe ich bereits mit Gewinn gelesen.