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Forum: "Unverständliche "Zeugnisänderung""
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| @ unverzagte: zahlen oder buchstaben? | | von: sofawolf
erstellt: 03.03.2012 20:25:22 geändert: 03.03.2012 20:27:24 |
... nein, ich meine zahlen als symbol für ein worturteil. man scheint ja mittlerweile zu vergessen, dass auch ziffernnoten (= zahlen) einem worturteil entsprechen, nämlich "sehr gut" usw. und auch dieses kurze worturteil, das sich in einer ziffernnote ausdrückt, ist in entsprechenden dokumenten weiter erläutert ("sehr gut ist eine leistung, wenn ...").
insofern bin ich bei der bewertung des arbeits- und sozialverhaltens für ziffernnoten. einfach der effektivität wegen. warum jemand diese oder jene ziffernnote erhielt, wird ihm doch bei der erteilung erläutert. (da hat man auch das "worturteil"!) bei weiter ausformulierten worturteilen ist zum einen festzustellen, dass sie einerseits immer schwammiger und verschleierter geworden sind, um niemandem wehzutun; andererseits aber immer nachgefragt wird, welcher "ziffernnote" das denn etwa entspricht. seien wir ehrlich: lehrer, eltern, kinder rechnen doch die worturteile in die bekannten ziffernnoten um!
wenn man - ich spreche ja von grundschulkindern - ihnen vor allem ein verhalten "anerziehen" will, das individuell (!) bestmögliche leistungen fördert, dann verstehe ich auch nicht, warum man einem kind nicht "mitteilen" darf, dass sein arbeitsverhalten (z.B. seine eigeninitiative) noch nicht gut genug ist, also z.B. ungenügend sei, also z.b. einer 4 entspricht. wozu der krampf, die 4 dann in irgendwelche worte bzw. verschleierungen zu verpacken??? damit das kind nicht merkt, dass seine eigeninitiative noch zu wünschen übrig lässt? wie soll es dann darauf reagieren???
lg '-) |
| Problematik | | von: missmarpel93
erstellt: 04.03.2012 07:08:36 |
Die Beurteilungen sind nicht das Problem sondern die Wertmaßstäbe an denen gemessen wird.
In früheren Zeiten gab es einen wesentlich größeren Konsens hinsichtlich der Verhaltensnormen (Benehmen). Heute werden die sozialen Kompetenzen (soft skills) nicht auf den gesellschaftlichen Umgang sondern auf die Teilhabe am Wirtschaftsleben (Beruf) ausgerichtet.
Ein hohes Maß an Individualität stört da nur, wird also als fehlende Teamfähigkeit gebrandmarkt.
Denkt nur an den Punkt "Ordnungsliebe". Da geht die Skalierung dann von "totalem Chaos" bis zur "Pedanterie". Wenn aber einer weiß, dass die Logistik z.B. bei amazon auf dem totalen Chaos basiert, dann stellt sich doch die Frage, wie effektiv ist ein System.
Muss ich jetzt dem Schüler eine gute Bewertung (egal ob in Wort oder Ziffer) zumessen, der seine Arbeitsmaterialien und Mappen wunderbar, geradezu penibel führt und nicht weiß, wo er was abgelegt hat? Oder ist derjenige besser zu beurteilen, der alles in einem dicken Ordner mit sich schleppt aber mit einem Griff die benötigten Unterlagen sogar aus weit vorangegangenen Stunden zur Hand hat?
Was mache ich mit den SuS, die sich jeder Gruppenarbeit entziehen aber individuelle Bestleistungen erzielen, die aus dem Stehgreif einen Vortrag über die Stundenproblematik halten können, ohne vorher in ritualisierten Gruppenarbeiten minimale Ergebnisse auf ein lernplakat bekommen? Und ich meine jetzt nicht diejenigen, die dank älterer Geschwister oder starker Nachhilfe schon einmal "vorgelernt" haben.
In meinem Fach Arbeitslehre-Technik habe ich den Vorteil, dass ich weniger die Produkte als vielmehr den Prozess beobachten und bewerten kann. Ich kann sehen, wie die Arbeitsergebnisse entstehen bzw. wie sie sich entwickeln. Das führt dann dazu, dass derjenige, der ein "schönes Produkt" abliefert, das er aber nur "abgekupfert" hat, dumm dasteht. Und diejenige, die zwar handwerklich weniger geschickt aber mit sehr viel Umsicht udn Akkrebie sowie eigenen Überlegungen (Fehlersuche, Nachbessern etc.) ein zwar "schiefes" Produkt abliefert aber die Funktion des Produktes verstanden hat und den Herstellungsprozess eigenständig gestalten konnte, hat am Ende die bessere Note. |
| sofawolf, du schreibst: | | von: bakunix
erstellt: 04.03.2012 07:44:34 geändert: 04.03.2012 07:45:18 |
insofern bin ich bei der bewertung des arbeits- und sozialverhaltens für ziffernnoten
Ich ganz und gar nicht. Das meine ich jetzt als Vater. An Elternsprechtagen habe ich kaum keine Chance, einen Termin zu bekommen, wenn die schulischen Leistungen des Kindes nicht schlecht sind. Wann habe ich Gelegenheit, einen Lehrer, der eine Überblick über das Sozialverhalten meiner Kinder hat, zu sprechen? Eigentlich nie, ohne durch die Körpersprache der Lehrkraft signalisiert zu bekommen: Zeitverschwendung.
Nun lese ich die Zeugnisse meiner Kinder: Bei Verhalten und Mitarbeit steht jeweils eine Ziffernnote. Was sagt mir das? So gut wie nichts, weil die Standartnote eh eine Zwei ist. Gerne würde ich eine Begründung lesen, damit ich mir eine irgendwie geartete Vorstellung machen kann, wie sich meine Kinder in diesen beiden Bereichen geben. |
| @bakunix | | von: bger
erstellt: 04.03.2012 11:23:39 |
Ich finde schon, dass Ziffernote und Textbausteine auf
dasselbe hinauslaufen. Besonders aussagekräftig ist beides
nicht, beides verallgemeinert und sortiert in Schubladen.
Bei uns in NRW wurden ja mittlerweile die Kopfnoten wieder
abgeschafft. Als es sie noch nicht in Zensurenform gab,
mussten wir das Arbeits- und Sozialverhalten in Textform
beurteilen. Und wie kamen die Texte zustande? Da setzte sich
eine Kommission aus Mitgliedern der verschiedenen Realschule
zusammen und entwickelte Textbausteine, die dann von allen
Schulen benutzt wurden und so programmiert waren, dass man
einen Zahlencode eingab, damit der entsprechende Text auf
dem Zeugnis erschien. Und wie kam man zu dem Zahlencode? Der
KL machte einen Vorschlag auf einer Liste, die dann
herumging. Ein paar Kollegen machten sich wirklich Gedanken,
andere hakten einfach ab. In der Konferenz wurden dann die
Fälle mit mehreren Abweichungen besprochen. Man musste sich
auf eine Aussage einigen. Ein Schüler, der z.B. im Sport ein
super Teamplayer war, in anderen Fächern aber lieber allein
arbeitete, bekam dann eine nicht so gute Teamfähigkeit
bescheinigt. Oder nehmen wir den Punkt "Zuverlässigkeit und
Sorgfalt":Da kann einer pünktlich sein und zuverlässig, hat
aber eine "Sauklaue" und schlechte Heft- bzw. Mappenführung,
also bekommt er dort eine schlechtere Aussage - ein späterer
Arbeitgeber hätte völlig andere Prioritäten.
Aussagekräftig???? |
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