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Forum: "Qualitätsanalytiker im Anmarsch"
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| . | | von: palim
erstellt: 11.03.2012 12:45:56 |
Wer über den Tellerrand guckt und sich umhört, weiß, dass in Niedersachsen nicht mal eben die Synopsen der Schulbuchverlage abgegeben werden können. Dann gebt lieber keinen Plan ab!
Wer an einem großen System mit viel Pragmatismus arbeitet, kann sich nicht vorstellen, was an kleinen Schulen mit 5-10 Lehrkräften los ist.
Man sitzt in JEDER FAchkonferenz - nicht in 1-2 - und man ist von mindestens der Hälfte der zusätzlichen Konzepte betroffen.
Dass man Vorgehensweisen festhält, kann ich verstehen.
Dass man bei laufenden Änderungen der Curricula durch die Ministerien und Wechsel der Schulbücher im 3Jahres-Rhythmus von "einmal für immer die Arbeit machen" spricht, ist schlichtweg falsch. Die Pläne müssten alle 3 Jahre auf die neuen Schulbücher angepasst werden.
Wenn man pädagogischen Anspruch an Pläne etc. hat, so dass es für die Arbeit in der Schule etwas bringt und man selbst auch noch etwas davon hat, ist es mit einem knappen Aufschreiben oder Abschreiben nicht getan.
Dann kann man das auch gleich lassen.
Ratschläge zu geben, wenn eure Zeit knapp ist, ist schwierig. Sonst wird die Überforderung nur noch schlimmer.
In eurem Fall sollte jeder seinen Plan fertig schreiben und dann wird es in Konferenzen recht zügig (Zeitwächter) durchgegangen.
Der Tipp, die Pläne in eine einheitliches Raster zu geben, ist wichtig.
Außerdem sollen die Kompetenzen aufgeführt sein, toll ist es, wenn ihr Querverweise zu anderen Fächern habt. Zeitliche Zuordnung muss in nds. sein, wenn ihr die nicht habt, bekommt ihr von vornherein nur ein 2 ... dann braucht ihr euch bei den anderen Sachen auch keine Mühe zu geben!
Unsere Erfahrung ist außerdem, dass sich auch InspektorInnen blenden lassen! Also stellt euch einfach möglichst gut dar und passt auf, dass ihr euch selbst nicht an den Kragen geht, weil ihr überlastet seid.
Palim |
| Im Primarbereich | | von: bger
erstellt: 11.03.2012 13:39:45 |
kenne ich mich nicht aus, ich bin an einer RS in NRW. Wir
hatten die QA noch nicht im Haus, haben aber vorsichtshalber
seit einiger Zeit schon mit den Vorarbeiten dafür
angefangen. Koordiniert wird das Ganze von einer Gruppe
"Qualitätsmanagement", die sich die entsprechenden Vorgaben
vom Ministerium angeschaut hatten, daraus einen Plan
entwickelten und Verantwortliche für die einzelnen Bereiche
bestimmten. Innerhalb der Fachschaften werden dann Aufgaben
verteilt, sodass sich alles auf mehreren Schultern verteilt.
In der Fachkonferenz werden dann nur noch die Ergebnisse
vorgestellt und überarbeitet. Wenn ihr so wenige seid, dann
teilt doch so auf: Kollegin X nimmt Klasse 1 in D, M, E,
Kollegin Y Klasse 2 in diesen Fächern usw. Wenn ihr mehr
seid, können sich ja zwei eine Klasse teilen.
Zu den schulinternen Lehrplänen gehören auch
Leistungsbewertung, Förderkonzept, fächerübergreifende
Projekte usw.
Formatvorlagen für das Schulcurriculum haben wir bei
entsprechenden Fortbildungen bekommen. Gab es das auf dem
Grundschulsektor gar nicht? |
| . | | von: palim
erstellt: 11.03.2012 14:00:52 |
Für die Grundschulen in NDS gab es NICHTS.
Bei den Curricula wurde die Spalte mit den unterrichtlichen Hinweisen vor Veröffenltichung gestrichen.
Klare Angaben bekommt man, wenn man sich die Inspektions-Erfahrungen der anderen Schulen anhört.
Die Kriterien sind zwar fest geschrieben, werden aber von jedem Team wieder neu interpretiert.
Bei uns passte ihnen der Umgang mit dem Methodenkonzept nicht, an der nächsten Schule wurde unser Vorgehen eingefordert.
Die Inspektoren in Nds. sind inzwischen dabei, das gesamte System zu ändern, aber alle Schulen, die noch nicht besucht wurden, werden jetzt noch angesehen und bewertet.
Im Spätsommer wird es dann die neue Form geben. Mal sehen, was dann kommt.
Wenn man mit 5 KollegInnen an einer kleinen Schule arbeitet, darf man zu fünft die Aufgaben aufteilen.
Bei 10 Fächern reicht es dann nicht, wenn jeder sich um 1 Fach kümmert.
Wenn man mit 15 KollegInnen arbeitet ... fällt das ganze etwas besser aus.
Von den Inspektorinnen wird dann auf Schulverbünde verwiesen, in denen uns das Ministerium gerne sehen würden.
Insgesamt kann man sagen: jede Schule geht jeden Weg allein. Die Vorgaben sind nicht aussagekräftig oder es gibt vielfältige Modelle, unter denen sich die Schulen umgucken und ihr eigenes entwickeln sollen.
Viel Freiheit, viel Arbeit.
Wenn man aber nur wenige Wochen Zeit hat, um noch etwas auf die Beine zu stellen, helfen detaillierte Tipps ja nicht weiter.
Also: Zeitplan erstellen, was noch zu schaffen wäre,
andere Sachen auf eine Planung setzen für die nachfolgende Zeit.
Außerdem: Darstellen, was die Schule in den letzten 3 Jahren geleistet hat, weshalb noch nicht alle Schriftstück tiptop sein können.
Palim |
| Inquisition? | | von: fruusch
erstellt: 17.03.2012 00:14:40 |
Ist die Qualitätssicherung bei euch wirklich so etwas wie die heilige Inquisition? Das hört sich ja zum Teil fürchterlich an.
Bei uns gab es natürlich im Kollegium im Vorfeld auch einige dahin gehende Befürchtungen, in Realität war alles aber nur heiße Luft. Die Inspektoren waren freundlich, der Qualitätsbericht hatte keine Sanktionen zur Folge (und wir hatten schon auch unsere großen und kleinen Mängel). Wir müssen halt nur ein paar Qualitätsziele für die nächsten Jahre festlegen, was ja auch sinnvoll ist, wenn man besser werden will.
@palim:
Ja, ich arbeite an einer großen Schule mit fast 100 Kollegen. Wie es bei euch zugeht, kann ich mir durch deine Beiträge schon ganz gut vorstellen... und ich beneide euch nicht darum.
Ich bezweifle allerdings, dass all die Arbeit, die ihr euch jetzt macht, wirklich so sinnlos ist, wie das in deinen Beiträgen klingt. Vielleicht müsst ihr die Pläne gelegentlich anpassen (das ist als Qualitätsverbesserung ja durchaus sinnvoll), aber ich glaube nicht, dass ihr alle 3 Jahre komplett neue Lehrpläne bekommt, die den alten Plan völlig über den Haufen werfen und damit nutzlos machen. Außerdem kann man ja versuchen, die Pläne etwas unabhängiger vom aktuellen Lehrbuch zu machen, damit man bei einem Wechsel nicht so viel ändern muss.
Dass du momentan durch die hohe Belastung gefrustet bist ist natürlich verständlich, aber vergiss darüber nicht, deiner Arbeit auch einen Wert zuzumessen - sonst wird der Frust nur immer noch größer. Das klingt jetzt vielleicht nach Küchenpsychologie, hat mir aber schon einige Male geholfen, schwierige Situationen zu meistern. |
| Arbeit und Folgen, die keiner sieht | | von: palim
erstellt: 17.03.2012 09:47:56 |
Wir haben es seit einigen Wochen ... inzwischen sind es wenige Monate hinter uns.
Ich bleibe bei der Meinung, dass der Aufwand in keinem Verhältnis steht. Was mich auch ärgert, ist, dass diese Arbeit von niemandem gesehen wird ... außer von den Inspektoren.
Die Eltern konnten zu den Terminen der Vorstellung und Auswertung nicht. Um 14 Uhr mittags müssen sie ihre Kinder betreuen. Etliche Eltern haben zum Ausdruck gebracht, dass der Termin denkbar ungünstig ist.
Dem Schulträger wären die Ergebnisse egal gewesen, er kümmert sich ohnehin nicht. Obwohl es nicht so gedacht ist, hätte er die Zahlen gerne als Ranking genutzt. Ein schlechtes Ergebnis hätte er gerne gehört. Die von den Inspektorinnen versprochenen deutlichen Worte, dass er sich kümmern sollte, blieben leider sowohl mündlich als auch schriftlich aus.
Nach der Inspektion …ist vor der Inspektion.
Fachkonferenzen tagen schon wieder, da wir ja noch einiges aufzuholen haben. Eine bereits von langer Hand angesetzte Fortbildung hat trotz Inspektion stattgefunden. Die Evaluation mit festem Terminplan wird auch durchgeführt. So kommt keine Langeweile auf, neben dem sonst auch schon anstrengenden Alltag.
Und nahezu alle im Kollegium waren im Anschluss krank. Auch diesen Wert nehmen die Inspektion und die Landesschulbehörde nicht wahr.
Aber wir haben für 2 Monate die Arbeit ein wenig langsamer laufen lassen.
Gut finde ich, Luft zu haben… für die Klassen, für einzelne Schüler, auch für Projekte etc.
Aber ich merke auch, was durch die Arbeit an und für die Inspektion auf der Strecke geblieben ist. Je mehr Aufwand man dafür hat, desto mehr muss man auch an anderer Stelle streichen. Und das kommt den Schülern dann nicht zu Gute. Ich behaupte, dass man es im Unterricht und bei der Differenzierung sehr gut bemerken kann, wofür Lehrkräfte ihre Gedanken, ihre Zeit und ihre Kraft lassen.
Palim |
| Übertreibt ihr nicht ein bisschen???? | | von: caldeirao
erstellt: 17.03.2012 23:09:29 |
Inquisition oder Dementoren finde ich schon ganz schön heftig. Überall gibt es Qualitätskontrolle, warum nicht auch in der Schule??`(bin m.E. nicht die erste, die diesen Gedanken äußert.)
Dass in der Schule schulinterne Rahmenpläne und wichtige Konzepte vorhanden sind, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Wenn man erst beginnt, wenn die Kommen, ... (ich halte mich besser mit meiner Meinung jetzt zurück)
Man kann es ja auch als Wertschätzung für gute Arbeit sehen. Wenn man gut ist, wird einem das auch bescheinigt. Dann kann man sich hinterher richtig freuen. Und man bekommt Hinweise, was man besser machen kann. Was ist daran so schlecht. Bei uns heißt das Visitation und ich habe an verschiedenen Schulen beobachten können, dass die Schulen hinterher glücklich waren.
Bei uns sind die Visitatoren freundlich, zugänglich und kompetent aufgetreten, die einfach ihren Job machen. |
| @caldeirao | | von: klexel
erstellt: 18.03.2012 00:41:43 geändert: 18.03.2012 01:19:49 |
Es hat sicher niemand etwas dagegen, dass alles, was man dokumentieren kann, auch ausführlichst dokumentiert wird und entsprechend überprüft wird. In Ansätzen ist das ja auch sinnvoll. Und auch Gebäude, Klassenräume etc können gerne überprüft werden, kein Problem. Sie können sich auch gerne die Schüler- und Lehrertoiletten ansehen, die über 40 Jahre alt sind und noch nie erneuert wurden . Dass auf den Fensterbänken selten Blumentöpfe stehen, weil dort die Sachen liegen, die eigentlich in die nicht vorhandenen Schränke gehörten, sei nur mal am Rande erwähnt.
Aber über Unterricht urteilen, wenn man nur 15 Minuten im Raum ist und die Zusammenhänge nicht kennt, ist lächerlich und einfach nur unfair, wie in vielen Beiträgen des unten verlinkten Forums zu lesen ist. Überall und immerzu nur offenen Unterricht zu fordern, das ist einfach ein Unding.
Die Befürchtungen gehen in eine ganz andere Richtung, weil inzwischen ja nun eine Vielzahl von Schulen inspiziert wurden, und die Erfahrungen sind eher negativ, was das Auftreten der Inspektoren (ich finde Dementoren richtig klasse!!! , weil offensichtlich in vielen Fällen berechtigt) anbetrifft. Vielleicht ist das eine niedersächsische Besonderheit.
Ich habe mal ein altes Forum hervorgeholt, das mir noch sehr gut in Erinnerung ist. Die Schilderungen betreffen vor allem Schulen in Niedersachsen.
Ich habe das alte Forum eben nur von Seite 1-4 durchgelesen, das hat mir schon wieder gereicht, und die Vorfreude steigt von Tag zu Tag, da wir kurz nach den Osterferien besucht werden.
Ich bezweifle, dass sich seit Eröffnung des Forums in den Jahren am Auftreten der Leute viel geändert hat.
Es lohnt sich mal wieder zu lesen, besonders z.B. die Beiträge von bernstein und weiter hinten von rhauda und sonne311 (S. 8):
http://www.4teachers.de/?action=showtopic&topic_id=6353&page=0
Vielleicht ist der Ablauf der Inspektion in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. In Niedersachsen zumindest kommt nach diesen Schilderungen und auch nach denen von anderen Schulen hier mit ähnlich schlechten Erfahrungen keine Freude auf.
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