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Forum: "die würde des schülers ist antastbar....."
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| hm | | von: palim
erstellt: 10.06.2012 11:45:40 |
Ich finde die Antwort auf die Frage gar nicht so leicht.
Wo fängt Macht an und wann wird sie missbraucht oder ausgenutzt?
Erziehung ist doch auch Ausübung von Macht, meines Erachtens aber durchaus notwendig.
Ich bin nicht gerade ein Anhänger des Laissez-faire, stecke gerne klare Grenzen ab, muss (und will) aber auch nicht ständig jede Kleinigkeit kontrollieren.
Werden aber Grenzen aufgestellt, sollte man auf deren Einhaltung achten - und auch das hat mit Macht zu tun.
Wann schleicht sich in das eigene Verhalten das Ausnutzen der Macht ein?
Ist es das System, das eine Lehrkraft dazu bringt, weil die Vorgaben das Ausnutzen von Macht begünstigen und historisch ohnehin belegen und stetig weitergeben? Letzteres im Sinne von "das war schon immer so" und der versteckten Erziehung, die durchaus in Schule geschieht und die erst hinterfragt wird, wenn Neulinge oder andere Menschen von außen dazu kommen und Fragen stellen.
Ist es Bequemlichkeit, Standesdünkel oder Hilflosigkeit?
Vielleicht von allem ein bisschen?
Mich würde viel mehr interessieren, wo die Grenzen einfach geöffnet werden könnten.
In dem Klassenarbeits-Forum war ein Beispiel, das man am Ende der Zeit einen Strich unter das bisher geschaffte ziehen kann und die SuS doch weiter arbeiten können.
Ähhliche ganz kleine Änderungen könnten vielleicht allen das Leben erleichtern... und wären auch ein eigenes Forum wert.
Dennoch bleibt bei mir die Frage: Wie viel Macht möchte ich aus der Hand geben oder ablegen und wo ist sie wichtig, damit der Unterricht für möglichst alle zielführend ist.
Palim |
| Grundsätzlich denke | | von: hesse
erstellt: 10.06.2012 14:35:29 |
sollte sich jeder Lehrer immer wieder hinterfragen - auch was seinen Umgang mit den Schülern angeht.
Allerdings ist es m.E. doch sehr einseitig, den Fokus nur auf die Lehrkräfte zu legen: Sicher sind es nicht DIE Schüler, die respektlos und frech sind, und ich denke immer mal an mich als Schüler zurück, wenn mich Faulheit, Desinteresse und Pragmatismus mancher Schüler ärgern - und dann muss ich schon bei dem ein oder anderen meiner Lehrer im Nachhinein Abbitte leisten...
So frech und respektlos waren wir allerdings nicht - zumindest nicht in der Masse. Da hat sich schon etwas - nicht zum Besseren - verändert. Was früher ein Zuviel an Autorität war, ist heute ins Gegenteil umgeschlagen - und darunter leiden übrigens auch Schüler.
Ich lasse mir regelmäßig von meinen Klassen eine Rückmeldung über meinen Unterricht geben. Und neben der Kritik, die ich dabei erfahre, schreiben mir Schüler immer wieder, daß sie es gut finden, wenn der Lehrer klare Regeln vorgibt - und vor allem auch durchsetzt! Das sollte einem doch zu denken geben.
Wo Menschen miteinander umgehen, ist immer auch Macht im Spiel! Entscheidend ist - und da bin ich bei dem ein oder anderen Vorschreiber - wie ich sie einsetze.
Das gilt übrigens auch für die Eltern, die häufig einerseits mit ihren Sprößlingen nicht klarkommen, ihnen aber bei jeder Gelegenheit die Stange halten (wenn z.B. die Note nicht paßt! Und die Drohung mit dem Anwalt ist ja auch nicht so selten!) - soviel von mir zum Thema Macht!
LG
Hesse |
| Machtausübung als Lehrer ist m. E. | | von: lupenrein
erstellt: 10.06.2012 17:26:41 geändert: 10.06.2012 17:28:21 |
essentiell notwendig.
1)Als Klassenlehrer - du musst darauf achten, dass jeder Schüler zu seinem Recht kommt. Das bedeutet, du musst die Störer durch deine Macht daran hindern, zu stören.
Warum? Ein Schüler schafft es ohne weiteres, pro Tag eineStunde kaputtzumachen, macht in der SEKI von Klasse 5 - 1200h, die so ein Lernzeitdieb den anderen stielt. Das ist oft der Unterschied zwischen Haupt- und Realschulabschluss etc.
Leiden tun immer die Stillen im Lande, wenn du deine Macht nicht zu ihren Gunsten ausübst.
2) Als Lehrer in einem Hauptfach: Du musst diese Macht nutzen, um - neben den Klassenlehrern - mit der dir vergebenen Macht Disziplin zu verbessern bzw. herzustellen. Die größte chance dazu hast du als Fachlehrer in einem sogenannten Hauptfach wie D.E,M.
3) Als Respektsperson, wobei du dir den Respekt deiner SuS hart erarbeiten musst - fair, gerecht, aber auch mit Humor und mit dem Zugeben eigener Fehler.
Wer als Erwachsener und Lehrer diese Macht gegenüber jungen Menschen ständig missbraucht, gehört m. E.nicht in den Schuldienst, weil er für ihn nicht geeignet ist!
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| Was ist Macht? | | von: caldeirao
erstellt: 10.06.2012 21:02:21 |
Ich glaube nicht, dass es skole darum geht, Kritik am Durchsetzen von Konsequenzen zu üben. Ich denke, das ist wichtig und sollte auch so bleiben. Kinder brauchen Grenzen und klare Regeln um sich zu entwickeln und die müssen durchgesetzt werden.
Ich glaube vielmehr dass es skole darum geht, dass es LuL gibt, die Kraft ihrer Wassersuppe, SuS schikanieren, sie kleinhalten, sie fertig machen usw. Habe ich Dich da richtig verstanden, skole?
Im Kleinen hat das sicher jeder schon mal gemacht. Manchmal habe ich dann auch nicht die Kraft und dann rutschen solche Aktionen schon mal durch. Aber ich glaube für mich, dass das bei mir äußerst selten vorkommt.
Aber ich will Euch mal von einem Fall aus unserer Schule berichten, der ein klassisches Beispiel für dieses Forum ist. Weniger extrem erlebe ich das auch relativ häufig, obwohl die Zahl 50% mir etwas hoch erscheint. Ich würde für unsere Schule ca. 30% ansetzen, die regelmäßig mit Machtmissbrauch sich durchsetzen.
Aber jetzt zum Fall:
Ein Junge Förderbedarf Lernen wird von der Mathelehrerin vor der Klasse ausgelacht, mit netten Sprüchen übersät oder wird wie Luft behandelt, erhält nicht seine Wochenplanarbeit oder andere Aufgaben, sondern darf nur dumm rumsitzen usw. Hier steht nicht Aussage gegen Aussage, sondern der Fakt steht fest. Schon hier fragt man sich, warum dieses Verhalten der Lehrerin keinerlei Konsequenz für sie hat. Aber die Geschichte wird noch besser.
In einer Mathestunde eskaliert es. Ich bekomme nur die Info, dass der Junge sich der Frau dermaßen im Ton vergriffen hat und sie auch geduzt hat und im Auswertungsgespräch gelogen hat. Der Junge bekommt dann fast die Höchststrafe- 14 Tage Schulverbot, obwohl er bisher legiglich einen Verweis vom Klassenlehrer hatte.
Im Lehrerzimmer liegt das Schriftstück vor, auf dem allgemein gehalten ist, dass der Junge im Unterricht nicht mitarbeitet, frech zu LuL ist blah, blah, blah. Alle unterschreiben das- die Klassenkonferenz, die das Schulgesetz für so etwas vorsieht, sparen wir uns- weil es auch zutreffend ist.
Als der Junge nach 14 Tagen wieder kommt, frage ich ihn, was los war. Er sagte zu mir, dass sie ihn wieder zugetextet hat, er sich provoziert gefühlt hat und dann hat er zu ihr gesagt: "Bleibt doch mal ganz ruhig"
Für diesen Satz bekam er 14 Tage Schulverbot und nicht zu vergessen die Vorgeschichte.
Sicher ist das ein extrem krasses Beispiel, aber im Kleinen passiert das viel zu häufig an Schulen.
Ich finde es auch gut, dass hier mal so ein Tabu-Thema angesprochen wird. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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