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Forum: "Boomender Beruf: Anwalt für Schulrecht ?? :-("
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| Eltern machen Noten und | | von: leonie5
erstellt: 04.09.2012 20:21:54 geändert: 04.09.2012 20:23:57 |
Personalpolitik.
Ich hatte wegen einer Note ja selbst vor den Sommerferien hier mal angefragt. Der Vater hat sich bisher nicht mehr bei mir gemeldet, obgleich er zunächst
1. sich beim Chef über mich beschwert hatte,
2. dann seine Tochter zu mir schickte,
3. dann mich spätabends anrief und mir drohte, wenn ich die Note von vor einem halben Jahr nicht ändere, müsse er andere Wege einschlagen.
Vielleicht hat er es sich anders überlegt, weil ich auch die andere Tochter unterrichte und die will Abitur bei mir machen ... ka.
Und das ist kein Einzelfall: Ich habe schon oft erlebt, dass Eltern in der Schule Terror wegen Peanuts machen (z. B. sich gegen eine 2 wehren, weil es ja eine 2+ sein müsste) und dergleichen mehr.
Im Zweifel stellen sich die SL dann auf die Seite der Eltern, weil sie keinen Bock auf Zoff und schlechte Presse haben.
Klexel hat schon recht: Anwalt ja, aber doch nicht für jeden Müll!!! Und inzwischen wird alles mit Drohungen, Anwalt etc. geregelt. Ich finde es unglaublich.
Den nächsten Eltern werde ich anbieten, den Unterricht und die Korrekturen etc. selbst zu übernehmen.
Die Erziehung übernehm ich dann - denn letztens teilte mir eine Mutter einer Schülerin aus der 8. Klasse mit, dass ich schließlich für die Erziehung ihrer Tochter zuständig sei ...
Zum einen widerspiegelt dieses Anwaltsgerenne unsere heranwachsende Ellbogengesellschaft, die aber nun noch zusätzlich Pistolen im Stiefel hat - zum anderen zeigt es den hausgemachten Leistungsdruck, der immer mehr zunimmt - nicht zuletzt auch durch unser chaotisches Schulsystem und Eltern, die immer mehr fordern, aber nichts selbst tun sowie Schüler, die erwarten, unterhalten zu werden, aber kaum bereit sind, von sich aus mal den Hintern hochzukriegen |
| @ klexel | | von: kleinekinder
erstellt: 05.09.2012 15:31:40 |
Mir ging es wie dir bem Lesen des Artikels.
Ich denke, keiner von uns regt sich auf über die bloße Existenz eines Fachanwalts für Schulrecht oder darüber, dass der in Anspruch genommen wird, wenn es wirklich nötig ist, weil man selbst zu wenig juristische Ahnung hat.
Schlimm finde ich, dass es viele Eltern gibt, die nicht mehr mit mir als Lehrerin reden oder nur so lange, wie sie von mir bekommen, was sie wollen. Oft bricht der Dialog ab, wenn ich darauf bestehe, dass die HAG nachgeholt werden oder Ähnliches oder vor allem, wenn ich nicht die Empfehlung zur weiterführenden Schule gebe, die sich die Eltern erhofft haben. Da ich an einer Dorfschule unterrichte, erfahre ich dann hinterher doch einiges, was über mich und meine Entscheidungen gesagt wurde. Leider wurde darüber mit mir selbst oft nicht geredet. Bis jetzt hielt sich die Anzahl der Dienstaufsichtsbeschwerden dazu noch in Grenzen, wohl auch, weil ich mich mit allem, was ich tue, möglichst wasserdicht absichere, und einen Anwalt musste ich dazu auch noch nicht sprechen. Ich befürchte aber, dass das nicht immer so bleiben wird. Gerade die Empfehlung empfinden viele Eltern als persönlichen Affront, und statt mein Gesprächsangebot dazu wahrzunehmen, damit ich ihnen meine Entscheidung - die hier in RLP ja nicht bindend ist - erläutern und sie zur Schulwahl beraten kann, schimpfen sie über meine Entscheidung und mich. Das finde ich schade.
Ich glaube, am schlimmsten dabei ist für mich, dass der Lehrer als eine Person gesehen wird, gegen die man sich verteidigen muss. Darin liegt die Unterstellung, dass wir Lehrer es nicht gut mit unseren Schülern meinen und unsere Entscheidungen aus diesem Verständnis heraus treffen.
Natürlich bin ich als Mutter nicht mit allem einverstanden, was die Lehrer meiner Kinder tun. Ich gehe aber erstmal davon aus, dass sie sich was Konstruktives dabei gedacht haben. Wenn ich es nicht verstehe, frage ich nach - vielleicht fehlen mir ja Informationen - und bin durchaus gewillt zu sehen, dass die Entscheidung des Lehrers in Kenntnis aller Fakten sinnvoll ist.
Diese Bereitschaft fehlt mir bei vielen Eltern heute. |
| @klexel | | von: missmarpel93
erstellt: 05.09.2012 16:20:20 |
Warum so angefressen. Du als Person bist doch gar nicht gemeint. Du bist Rädchen in einem System, mehr nicht. Dir obliegt es im Rahmen deines Berufes Entscheidungen zu treffen. Im Rahmen der geltenden Bestimmungen hast Du dabei immer einen Ermessensspielraum. Diesen kannst Du weit oder eng auslegen, im Sinne des Schülers zu seinen Gunsten oder zu seinen Ungunsten entscheiden, Du musst dich aber letztendlich festlegen. In Hinblick auf jutiziable Entscheidungen wie versetzung oder Disziplinarmaßnahmen fallen solche Entscheidungen sogar mit der mehrheit der stimmen der zuständigen Konferenz oder werden im Einzelfall von der Schulleitung sanktioniert.
Es ist doch nur verständlich, dass die betroffenen nicht zwangsläufig mit der getroffenen Entscheidung einverstanden sind und diese überprüfen lassen wollen. Das ist nun einmal ihr gutes Recht. Nur darf man dies nicht als "Angriff" auf seine Person verstehen. Es ist die Entscheidung, die in Frage gestellt wird. - Oder bist Du der meinung, dass es ein Richter als Angriff auf seine Person versteht, wenn eines seiner Urteile im Revisionsverfahren auf den Prüfstand gestellt wird. so ist halt das Leben.
Und wenn Eltern einen Anwalt zur Seite nehmen, dann hat das den Vorteil, dass etwas mehr Professionalität einzieht. Ich unterhalte mich doch lieber mit einem Anwalt, der das Interesse seiner Mandanten wahrnimmt, als mit aufgebrachten und schlecht informierten Eltern, die häufig nicht auf die Sache sondern auf die Person fixiert sind. Wichtig ist doch nur, dass die Bezirksregierungen in solchen Fällen den betroffenen Lehrern und Schulen rechtliche Unterstützung gewähren. Hier liegt doch das Hauptproblem, dass die betroffenen Kollegen und Kolleginnen von Schulleitungen und de Schuldezernenten häufig im Regen stehen gelassen werden. Nur kann man das der "Gegenseite" doch nicht anlasten. |
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