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Forum: "Ich habe mir, da gerade mein kindle angekommen ist, das Buch "digitale Demenz""
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| Das Problem ist liegt nicht nur in den Medien... | | von: tinchen_galaxy
erstellt: 07.09.2012 10:24:10 |
Ich habe mir eigentlich in den letzten Wochen fast jegliche TV-Auftritte etc. angesehen und mit auch das Buch als E-Book zugelegt. Man sieht also schon, dass auch ich viel mit Medien umgehe. Ich finde trotzdem, dass die Thesen von Spitzer durchaus vernünftig sind und zumindest einen Denkanstoß geben. Man sollte aber nicht in ein Schwarz-Weiß-denken verfallen.Denn alle Probleme mit Kindern und an den Schulen werden sich damit nicht erklären lassen.
In den Talkshows wurde eigentlich inhaltlich nicht sehr in die Tiefe gegangen, man konnte den Diskussionen jedoch schon recht deutlich entnehmen, dass das Problem vor allem im Elternhaus liegt und nicht an mediengestütztem Unterricht oder der Medienerziehung. Eltern steuern und lenken die Mediennutzung ihrer Kinder. Wenn sich die Eltern kümmern, dann wird auch für die Kinder weniger ein Problem draus. An den Mittelschulen ist dieser Anteil relativ hoch. Betrifft mich insofern also schon ziemlich.
Lösungsansätze? Soweit mir bekannt, hat da noch nie jemand was wirklich effektives vorgeschlagen. Ganztagsschule ist schön und recht. Meine Pappenheimer kommen dann allerdings um 17 Uhr nach Hause und werden dann vor dem Fernseher oder Computer geparkt. (Hausaufgaben oder Lernen darf man dann ja nicht mehr aufgeben). Problem also gemindert, aber nicht gelöst.
Das Problem von neuen Medien in den Schulen ist nicht, dass sie verwendet werden, sondern wie sie verwendet werden. Als Tafelersatz: ja. Erleichtert die Vorbereitung und spart kosten. Als Motivationsfaktor für die Schüler und zur Bespaßung: nein. Hatte letztes Schuljahr selber Whiteboards in 2 Klassen und man muss echt aufpassen, dass das Ding nicht zum Selbstzweck wird.
Da spielt schon auch das Konzept zur Kompetenzorientierung eine Rolle, dass meiner Meinung nach den Stellenwert von Wissen und Können ein bisschen in den Hintergrund drängt. Neuerdings kann man eigentlich alles im Unterricht machen, man braucht sich nur einen mehr oder weniger sinnvollen Kompetenzbegriff dafür überlegen. Wenn die Schüler am Whiteboard arbeiten dient das aber nicht der Medienkompetenz. Meine Schüler müssen mit dem Ding nicht umgehen können um es im Berufsleben zu nutzen. Sie sollen schreiben, rechnen und ein grundlegendes Allgemeinwissen haben. Hierzu belegt Spitzer auch ziemlich eindeutig, dass das am besten mit Heft und Füller geht.
Mein Fazit:
Eltern müssen sich um ihre Kinder kümmern! Die Schule ist kein Allheilmittel!
und
Achtung neue Unterrichtsmedien gaukeln tollen Unterricht vor! |
| Passend dazu heute in der Rheinischen Post | | von: 95i
erstellt: 07.09.2012 11:32:37 geändert: 07.09.2012 11:33:18 |
Ein netter Artikel mit einem Augenzwinkern:
Hausarbeits-Zeit - Tückische Sprache
http://www.4teachers.de/url/5070
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| @ hops und lupenrein | | von: hesse
erstellt: 07.09.2012 11:39:16 geändert: 07.09.2012 11:42:49 |
Professor Spitzer ist, soweit ich das beurteilen kann, kein Technikverweigerer.
Er hat vor einiger Zeit im Deutschlandfunk ein Interview gegeben, in dem er vor dem unreflektierten und unkritischen Umgang mit neuen Medien warnt.
Deren Nutzen hat er nicht bestritten, er weist lediglich auf die Gefahren und negativen Aspekte hin, was ich persönlich gut nachvollziehen kann.
Weil ich das schon immer gesagt habe, finde ich gut, daß dies nun auch mal eine kompetente Seite anspricht.
Wir begeben uns m.E. freiwillig in eine völlige Unmündigkeit und verflachen intellektuell und sozial immer mehr.
Beobachtet beispielsweise mal junge Mütter: Viele schieben ihren Kinderwagen vor sich her und daddeln mit ihrem "Handy" (was ist das eigentlich für ein bescheuertes Wort) herum, anstatt sich mit ihrem Kind zu beschäftigen.
Ich könnte die Liste der Beispiele ins Unendliche verlängern, will dies aber den Forenlesern ersparen, da jeder selbst das alles sehen kann.
Um nicht mißverstanden zu werden: Auch ich bin nicht gegen Fortschritt!
Was ich aber vermisse, das ist ein maßvoller, sprich: kompetenter Umgang mit der entsprechenden gesunden Distanz.
Stattdessen liefern wir uns der Technik immer mehr aus und machen uns zu deren Sklaven und schaffen uns z.T. selbst ab.
So wird sie zum Selbstzweck und dabei soll sie doch uns nur dienen und unterstützen...
LG
Hesse |
| Die Beiträge von | | von: spo123
erstellt: 07.09.2012 11:55:27 geändert: 07.09.2012 12:18:06 |
tinchen_galaxy, h95i und hesse finde ich gut und ausgewogen.
Da habe ich ja doch noch Hoffnung, dass auch in diesem Forum Themen wie "digitale Medien" mit der notwendigen kritischen Distanz diskutiert werden.
hesse, Ihre Anmerkung zum Kinderwagen kann ich nur unterstreichen. Ganz schlimm finde ich in diesem Zusammenhang, dass viele Mütter - nicht nur junge - den Kindernwagen in Blickrichtung des Kindes schieben, so dass ein Blickkontakt ganz unmöglich wird. Dabei ergeben sich doch gerade beim Ausfahren des Kindes großartige Gelegenheiten eines wunderbaren verbalen und nonverbalen Austausches mit dem Kind. So nebenbei: Wir wissen, wie wichtig das nicht nur für die Sprachentwicklung eines Babys ist!
tinchen_galaxy, es stimmt, was Sie über die Erziehungsverantwortung von Eltern schreiben. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass Ganztagsschulen die "Verantwortungslosigkeit" noch befördern, weil Eltern nun meinen, sich überhaupt nicht mehr um ihr Kind kümmern zu müssen. Der Staat übernimmt ja alles.
Es grüßt
spo123 |
| @lupenrein | | von: hops
erstellt: 07.09.2012 18:56:07 geändert: 07.09.2012 19:03:13 |
mit deinen Beobachtunge stehst du mit Sicherheit nicht allein da. Inwieweit diese "nur" auf den einseitigen Umgang mit digitalen Medien basieren, das bezweifle ich.
Das Prof. Spitzer sich dieser Thematik verschreibt und forscht und das im Buch darlegt, Thesen seiner Erkenntnisse verfasst richtig und findet mein Interesse.
Was mich jedoch wirklich stört, ist die, wie ich empfinde, Schwarz-Weiß Argumentation. Leider überzeugen mich seine Beiträge in Funk und Fernsehn nicht vom Gegenteil.
Ich stimme dem Beitrag tinchen_galaxy da voll zu "Das Problem von neuen Medien in den Schulen ist nicht, dass sie verwendet werden, sondern wie sie verwendet werden. Als Tafelersatz: ja. Erleichtert die Vorbereitung und spart kosten. Als Motivationsfaktor für die Schüler und zur Bespaßung: nein. Hatte letztes Schuljahr selber Whiteboards in 2 Klassen und man muss echt aufpassen, dass das Ding nicht zum Selbstzweck wird."
Das ist eben eine Seite der Medaille. Es ist ein nicht allen gegebenes Geschick Innovationen für den Alltag positiv nutzbar zu machen und sozial verträglich damit umzugehen. Gegenargumente für Neuerungen sind schnell gefunden, doch die positive Nutzung muss auch hart erarbeitet sein. Wenn ich wirklich "Digitale Demenz" als Wertung in die Rund werfe, selbst kommuniziere, das meine Familie nur bei Freunden neue Medien nutzte, wurde sich dem Potenzial nicht offen gestellt. Ich kann mir nicht vorstellen, das der Autor in seinem Arbeitsumfeld die Medien nicht einsetzt bzw. seine Leute die ihm zuarbeiten.
Wenn ich jedoch meine, das der Computer bspw. den Kindern schreiben und rechnen beibringt, ist das (und ich gehe davon aus, dass das bekannt ist) Augenwischerei. Medien sind Werkzeuge, deren Nutzung erlernt werden sollten mit allen Vor- und Nachteilen. Das wird leider noch zu sehr unterschätzt oder auch ganz dem Zufall überlassen.
Hier hat Schule noch eine Menge zu tun, da stimme ich zu. Nur Schule kann das aber auch nicht leisten. UND nur digitale Medien werden Menschen, bin ich wie schon geschrieben, nicht auffällig, verändern ihre Verhaltensweisen, werden dick, können sich nicht mehr konzentrieren usw.
Ich zum Beispiel lehne es in meinem Unterricht ab, dass die SuS ohne konkrete Aufgaben und Regeln irgendwie mit Whiteboard, Computer ... im Internet rumsuchen. Natürlich müssen sie dazu angeleitet werden. Für die z.B.Sprachtherapie bietet der Einsatz Möglichkeiten, die deutliche sprachliche Erfolge für die SuS ermöglichen und sie sogar motivieren ihre tägliche Übungen als HA zu machen.
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