|
Forum: ""In Berlin kann jeder Lehrer werden""
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| Danke | | von: palim
erstellt: 22.10.2012 13:33:14 |
Danke an moellerberlin, dass er sich hier der Diskussion stellt.
Zu den Beiträgen:
Nach Leher-Hasser-Buch und etlichen anderen Büchern, die im Forum vorgestellt wurden, sind einige Lehrkräfte vermutlich empfindlich geworden, was die Bewertung von Schule und Lehrern und ihren Alltag betrifft.
Ich habe das Buch von Philipp Möller nicht gelesen, aber vielleicht bietet es ja mal eine Ausnahme zu den anderen Büchern mit klischeehaft zusammengereimten Schul-Darstellungen.
Zur Diskussion steht die Profession der LehrerInnen:
Einerseits wissen wir alle, dass es "Naturtalente" gibt, - die sich vor eine Klasse stellen und die SchülerInnen gleich richtig ansprechen,
- die die Bedürfnisse der SchülerInnen im Blick haben,
- die eine für Schüler verständliche Sprachebene beherrschen, ohne in den Schülerjargon zu verfallen
- die das Niveau erfassen und ihren Unterricht daran ausrichten können.
Selbst bei PraktikantInnen kann man dies gelegentlich beobachten. Es gibt einfach welche darunter, die bringen von sich aus viele Fähigkeiten mit, die man in der Uni nicht lernt.
Andererseits ist es so, dass der Beruf der Lehrerin oder des Lehrers eine Profession ist, zu der viele Teilbereiche gehören und für die es wichtig ist, Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben. Diese werden z.T. in der Ausbildung vermittelt und überprüft.
Es ist durchaus so, dass wir alle Vertretungskräfte (ohne Lehrerausbildung) und andere Personen in Schulen erleben und diese häufig die Vielschichtigkeit von Unterricht und Schule nicht erfassen.
Dass die Ausbildung an sich noch ganz andere Inhalte haben sollte, steht dabei zunächst auf einem anderen Blatt.
Vielleicht sollte man endlich mit dem Märchen aufhören, das Lehramt-Studium sei eines der einfachsten und würde nur von denen gewählt, die sonst nicht wüssten, was sie machen sollen.
Wichtiger wäre es, noch mehr an Kindern und Bildung interessierte junge Menschen zum Studium zu bringen, damit in naher Zukunft genügend LehrerInnen für unsere Schulen zur Verfügung stehen.
Und dafür wäre es wichtig, wenn die Bedingungen dieses Berufes an die Realität angepasst werden und nicht weiterhin mit längerer Arbeitszeit, erheblicher Erhöhung der Aufgaben, Verknappung der Ressourcen (...) noch schlechter werden.
Vielleicht kann ein solches Buch auch so aufgefasst werden, dass jemand von außen einen Blick in Schule wirft und seine Wahrnehmung nach außen bringt.
Sonst heißt es wieder, Lehrer würden ohnehin nur jammern und wollten ihren Halbtagsjob und die vielen Ferienzeiten (=Urlaub) noch mit doppeltem Gehalt vergütet bekommen.
Bis dahin werden wir Lehrkräfte in den nächsten Jahren mit dem Lehrermangel leben müssen und damit, dass immer mehr Seiten- und Quereinsteiger sowie Vertretungskräfte in Schulen mitwirken - mit unterschiedlichsten Ausbildungen und Talenten.
Am Ende soll es dann nicht heißen: Lehrer kann jeder, wir schaffen die Ausbildung ab.
Palim |
| Ich bin auch etwas überrascht, | | von: caldeirao
erstellt: 22.10.2012 14:59:24 |
wie hier anfangs über das Buch diskutiert wird. Ich habe es auch nicht gelesen, habe aus dem Zeitungsartikel einen ganz anderen Eindruck.
Aber was in dem Zeitungsartikel steht, ist der ganz normale Wahnsinn an manchen Schulen in sozialen Brennpunkten. Soll man den wegdiskutieren. Darf nicht geschrieben werden, was nicht sein darf?
Des Weiteren konnte ich in dem Artikel auch keinen Angriff auf die Lehrerschaft heraus lesen- eher das Gegenteil.
Es ist auch an Brandenburgs Schulen normal, das Tante Emma von der Straße Vertretungsunterricht macht. Wenn LoL für längere Zeit krank ist, setzt die Stadt (wenn man Glück hat) eine Honnorarkraft ein, die den Unterricht macht. Das kann die Ergotherapeutin sein, die gerade ihre Praxis aufbaut und erst mal mit einem sicheren Einkommen die Aufbauphase überbrücken will, das können RentnerInnen sein, das können LehramtsstudentInnen sein, die auf ihr Referendariat warten usw.- selbst erlebt. Bei uns war sogar eine Therapeutin dabei, die hätte wahrscheinlich 80% der LuL in die Tasche gesteckt, die haben die SuS geliebt und da haben die SuS eine Menge gelernt. Mit der kranken Klassenleiterin überhaupt kein Vergleich. Also Vorsicht mit pauschalen Verurteilungen.
Schön wäre doch, wenn man nicht immer gleich beleidigt ist, nur wenn es nach Kritik riecht. Auch die sollte man aushalten, darüber nachdenken, was man annehmen kann und was man dagegen tun kann.
Übrigens was das Lehrerhasserbuch anbetrifft, spricht schon der Titel von mangelnder Konfliktbewältigungskompetenz. Das ist schon ein himmelweiter Unterschied zu diesem Buch hier. Hass ist für mich ein Zeichen von der Anstauung von Konflikten, die nicht gelöst sind. Nicht gerade eine gute Tätigkeit. Sicher ist in diesem Buch auch Einiges richtig, Aber die Frau hat aus meiner Sicht den Blick fürs Ganze verloren und kann nicht mehr differenzieren. |
| @caldeirao | | von: klexel
erstellt: 22.10.2012 15:20:30 geändert: 22.10.2012 16:13:34 |
Haben wir zwei verschiedene Artikel gelesen??
konnte ich in dem Artikel auch keinen Angriff auf die Lehrerschaft heraus lesen
Ich auch nicht, und ich habe auch nie behauptet, dass Lehrer angegriffen werden.
wenn man nicht immer gleich beleidigt ist, nur wenn es nach Kritik riecht
Ich habe in dem Artikel nirgends über Kritik an Lehrern gelesen, folglich bin ich auch nicht beleidigt.
Mich störte eigentlich nur, dass jemand, der als Quereinsteiger ohne Lehramtsstudium und Pädagogikstudium meint, sofort das Rad neu erfinden zu wollen und alles besser zu wissen.
@moellerberlin
Natürlich hatte ich den Artikel aufmerksam gelesen. Ich konnte mir unter dem Begriff Erwachsenenbildung nicht vorstellen, dass sich dahinter ein Pädagogikstudium verbirgt. Dafür bitte ich um Entschuldigung. Für mich ergab sich ein Sammelsurium von Jobs wie Computerkurse halten und Marktforschung betreiben.
Ich kann palim zustimmen: In den letzten Jahren häuften sich Bücher über Lehrer, geschrieben von Nichtlehrern, Eltern, Studenten etc., die alle irgendwie oberflächlich, klischeehaft und häufig nur ärgerlich waren. Da reagiert man vielleicht inzwischen als Lehrer etwas gereizt.
Ich kenne das Buch nicht, vielleicht ist es ja wirklich erhellend, objektiv, hilfreich und amüsant zu lesen. Die Rezensionen bei Amazon sind ja alle äußerst positiv.
klexel
|
| Weihnachtsgeschenk | | von: caldeirao
erstellt: 06.01.2013 15:15:02 geändert: 06.01.2013 15:16:50 |
Ich habe dieses Buch zu Weihnachten bekommen und es schon ausgelesen.
Ich fand es große Klasse. Auf der einen Seite viel Humor, manchmal auch schwarzer Humor und ich habe viel gelacht- manchmal blieb mir auch das Lachen im Halse stecken auf Grund der traurigen Tatsachen. Auf der anderen Seite ist aus meiner Sicht in höchstem Maße gesellschaftskritisch und beleuchtet den ganz normalen Wahnsinn an Deutschlands Brennpunktschulen. Dort sind katastrophale Entwicklungsstände der Kinder im sozialen, emotionalen, sprachlichen, ...., kognitiven Bereich an der Tagesordnung, Lebensziele, sinnvolle Lebensgestaltung, Träume, Visionen, ... metertief verschüttet und fast undenkbar, dass man sie wieder hervorholen kann und das bei Eltern und Kindern. Eltern haben oft nicht die Fähigkeit Kinder zu erziehen, sie auf ein normales leben vorzubereiten usw. Aber es gibt dort auch verzweifelte und ausgebrannte LuL, was die Situation weiter verschärft. Vieles wird liebevoll und empathisch mit einem Schuss Humor beschrieben.
Was mich aber von Herrn Möller noch interessieren würde, was haben denn die Betroffenen zu diesem Buch gesagt. Es kommt ja nicht jeder gut bei weg? Ich glaube schon, dass sich der eine oder andere auf den Schlips getreten fühlt und bei etwas Recherche würde ich sicher herausbekommen, wer so gemeint ist. Diese Frage habe ich mir beim Lesen öfters gestellt.
Ansonsten kann ich nur danke für dieses interessante Buch sagen und es zum Lesen weiterempfehlen. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|