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Forum: "Korrekturzeiten"
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| Irgendwie | | von: klexel
erstellt: 06.11.2012 01:13:16 |
ist mir der Sinn dieses Fragebogens bzw. das erwartete Ergebnis überhaupt nicht klar.
Ich erkläre, dass ich 7 Stunden an einer Englischarbeit einer 10 Klasse gesessen habe.
OK
Jetzt weißt du aber noch nicht, wie oft ich dieses Vergnügen habe, ob alle Arbeiten in dieser Klasse gleich lang sind, wie viele Arbeiten ich in dieser Klasse schreiben lasse - und du weißt nicht, wieviele Vokabeltests ich korrigieren muss, wie oft ich die Mappen überprüfe, Poster zum Bewerten mit nach Hause nehme etc.
Und du weißt nicht, wieviele Korrekturklassen ich habe, denn du kennst meine Fächerkombination und auch meine wöchentliche Stundenzahl nicht.
Ich frage mich, wie du bei diesen Angaben bzw. vor allem Nichtangaben du zu einem validen Ergebnis über die Arbeitsbelastung von LuL kommst...
Angenommen, du hast 178 Antworten von 112 Lehrern mit 10 verschiedenen Arten von Korrekturen - was kannst du daraus schließen??
Wie kannst du einen Durchschnittswert der Arbeitsbelastung eines Kollegen bekommen, von dem du nur weißt, dass er gerade heute mal eine Englischarbeit korrigiert hat??
Als ich noch Vollzeit gearbeitet habe, hatte ich oft 6 Korrekturklassen der SEK I. Das bedeutete im Schnitt 42 Stapel Klassenarbeiten pro Jahr und ähnlich viele Vokabeltests. Da hatte ich aber noch keine Mappe mit nach Hause genommen, keine Berichtigung überprüft, keine Hausaufgabe kontrolliert, keine Verbhefte überprüft.
Nun bin ich aber gespannt
klexel |
| Korrekturzeiten | | von: schoe001
erstellt: 06.11.2012 17:39:31 |
Hallo klexel,
Belastung von Lehrerinnen und Lehrern hat viele Aspekte. Ein Aspekt dabei ist die Arbeitszeit. Durch den relativ offenen Arbeitsauftrag durch den "Dienstherrn" gelingt es diesem immer wieder, den Lehrkräften zusätzliche Aufgaben aufzubürden. Doch auch trotz größter Mühen können Lehrkräfte in der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit von ca. 1640 Jahresarbeitsstunden (bei einer angenommenen 40-Std.-Woche, die ja auch in den meisten Bundesländern für Beamte gilt) die von ihnen verlangten Aufgaben nicht erfüllen. Die Zeit reicht einfach nicht aus!
Mein Ansatz dabei ist, dass es sich nicht um ein persönliches Versagen der Lehrkräfte handelt, sondern dass die Überforderung system- und strukturbedingt ist sowie vom Dienstherrn stillschweigend, aber wissentlich, hingenommen wird.
Nun haben meine Recherchen in der Rechtsprechung ergeben, dass Klagen von Lehrkräften wegen zu hoher Arbeitszeit grundsätzlich abgewiesen wurden mit der Begründung: Die vom Dienstherrn geforderten Aufgaben seien in der dafür zur Verfügung gestellten Arbeitszeit auch zu erfüllen. Arbeitszeitselbstaufschreibungen von Lehrkräften werden von den Gerichten als (zeitlicher) Überforderungsnachweis nicht anerkannt.
Die strukturelle Überforderung versuche ich daher anders nachzuweisen: Von den ca. 1640 Jahresarbeitsstunden muss eine Vollzeitlehrkraft (je nach Lehramt und Bundesland) ca. 795 Zeitstunden unterrichten (26,5 (Unterrichtsstunden) x 0,75 x 40 (Wochen)). In den restlichen ca. 845 Zeitstunden müssen alle anderen von Lehrkräften erwarteten Aufgaben erledigt werden: Unterricht vor- und nachbereiten, Klassenarbeiten, Klausuren, Tests, Mappen, Hefte usw. korrigieren, Schüler und Eltern beraten, an Konferenzen und Fortbildungen teilnehmen, Schule entwickeln usw. usw. usw.
Die Anzahl der Unterrichtsstunden beträgt ca. 1000 (26,5 USt./Woche x 40 Wochen); die Anzahl der zu korrigierednen Arbeiten beträgt - je nach Schulform und Bundesland - ebenfalls etwa 1000 (7 Lerngruppen zu je 28 Schülern x 5 Arbeiten pro Schuljahr). Dabei kommt es - für die hier angestellten Überlegungen zunächst - nicht auf 100 Arbeiten mehr oder weniger an!
Betrachtet man zunächst nur die Unterrichtsvor- und -nachbereitung sowie die Korrektur der Klassenarbeiten, so bleiben - rein rechnerisch - für die Vorbereitung einer Unterrichtsstunde nur ca. 25 min. (845 Zeitstd. * 60 min./2000), ebenso viel wie für die Korrektur einer Arbeit - rein rechnerisch! Ist das aber realistisch? Das ist die (Forschungs-)Frage! Und was ist mit den übrigen Aufgaben? Jede zusätzliche Aufgabe, wie z. B. Beratung von Schülern, Erstellen von Lernentwicklungsberichten, Teilnahme an Konferenzen usw., schmälert die Zeit für Vorbereitung, Nachbereitung und Korrektur!
Zeiten für Unterrichtsvor- und -nachbereitung sowie für Korrekturen sind bisher noch kaum erforscht. Mit dem hier vorgestellten Fragebogen möchte ich diese Lücke versuchen kleiner zu machen. Es geht also zunächst noch nicht um die individuelle zeitliche Belastung einer einzelnen Lehrkraft, sondern darum, sich einen Überblick zu verschaffen, wie lange eigentlich Korrekturen "durchschnittlich" dauern, z. B. in einer 9. Klasse im Fach Englisch im Gymnasium, oder in einer 7. Klasse im Fach Mathematik in der Realschule, oder in einer 3. Klasse im Fach Sachunterricht oder oder oder...
Mit der Abfrage der Anzahl der Schüler, der Bearbeitungszeit der Aufgaben sowie der gesamten Korrekturzeit lassen sich schon einige Zusammenhänge ermitteln, z. B. die Zeit, die pro Schülerarbeit für die Korrektur aufgewendet werden muss. Damit bekommt auch die Klassengröße bei der Belastung von Lehrkräften nochmals eine ganz andere Dimension.
Die Antwort auf deine Fragen, klexel, ist etwas länger ausgefallen; ich hoffe, sie ist fürs Forum nicht zu lang!?
Mir ist natürlich bewusst, dass trotzdem noch Fragen offen bleiben. Wenn sie hier im Forum gestellt werden, werde ich versuchen, sie zu beantworten.
Viele Grüße
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| Korrekturzeiten | | von: schoe001
erstellt: 06.11.2012 22:47:50 |
Hallo palim,
hallo klexel,
ein Kollege vom Institut (ISF) hat kurzfristig einen Aufgabenkatalog erstellt. Ihr findet ihn auf unserer Seite:
http://www.ISF-Bremen.de/aktuelles/
Viele Grüße
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