Da ist meine Einschätzung eine andere als deine!
Richtig ist, dass die Freude am Lernen und verstehen im Vordergrund steht
Ja, so hätten wir das gerne alle.
Es ist aber eben nicht so. Nicht bei allen Kindern.
...und wir Lehrer müssen dafür sorgen, dass es so bleibt bzw. die Voraussetzungen dafür schaffen!
Ja, das würden wir gerne.
Dafür führen wir Gespräche mit den Kindern, den Eltern, dem Jugendamt, außerschulischen Einrichtungen und vieles mehr.
Aber die 6 Jahre vor der Schule können wir nicht zurück drehen.
Und vielen Kindern können wir auch andere Sorgen nicht nehmen.
Wer in der Psychologie aufgepasst hat, weiß, dass Lernen nur gelingt, wenn Grundbedürfnisse gestillt sind.
Falsch ist, dass mit dem einheitlich über einen Kamm scheren die Lust daran vergeht.
Das ist meine Wahrnehmung.
Ich sehe immer wieder den Unterschied zwischen der 2. und der 3. Klasse, wenn es bei uns Noten gibt.
Im übrigen nur noch für 2 Jahre,
viele unserer SuS wechseln anschließend auf die IGS und sind dann wieder ohne Noten.
Wir können garnicht alle nach ihren Möglichkeiten der Lernvoraussetzungen individuell behandeln!
Warum nicht?
Wir müssen eine Vorgehensweise (Didaktik) finden, die alle Kinder anspricht und eine Methode, mit der alle zurecht kommen,
Das wäre die erlegende Wollmilchsau.
Die Inklusion mal mitgedacht: Wie soll man Kindern, die nicht hören, nicht sehen, sich nicht bewegen können die gleichen Inhalte in der gleichen Zeit mit der gleichen Methode beibringen?
Ohne Inklusion ist es ähnlich.
Es gibt auch jetzt in Grundschulen Kinder mit Einschränkungen. Sie lernen eben anders, langsamer, auf anderen Wegen.
Kennst du die Bücher von Preuß nicht?
http://bidok.uibk.ac.at/library/niedermair-schule4e08.png
...also zu einer Lernmethode für alle hinführen!
Hinführen würde bedeuten, dass wir die, die noch nicht dazu in der Lage sind, so fördern, dass sie es nach gewisser Zeit können.
Lehren heisst nicht nur Frontalunterricht, aber vorrangig bei Stoffvermittlung!
Genau hier gehen wir mit unseren Meinungen auseinander.
Unterricht ist eben nicht "nur" Stoffvermittlung.
Unterricht ist vielschichtig.
Und viele Kinder sind für den "Stoff" nicht bereit, aus unterschiedlichen Gründen.
Wenn es nun allein an der Lehrmethode des Lehrers scheitert, ist der Umkehrschluss naheliegend: Die Kinder lernen nicht, weil der Lehrer falsch unterrichtet.
Dagegen verwehre ich mich!
Kinder, die nicht satt zu essen haben, die keinerlei Zuwendung von zu Hause bekommen, geschweige denn Unterrichtsmaterial, die jahrelang stillgehalten werden und deren Bedürfnisse niemanden interessieren, brauchen sicher mehr als eine "Lehrmethode" um so lernen zu können wie Kinder, die dies alles haben und Zeit ihres Lebens hatten.
Die (theoretische) Uni-Ausbildung ist nicht das A und O eines guten Lehrers, sondern seine Praxisfindung (Lernen) im täglichen Schulalltag!
Hier glaube ich, das beides wichtig ist.
Ohne die Grundlagen in Pädagogik und Psychologie ist Wissen eines Inhalts nichts.
Und das Wissen allein um Pädagogik und Psychologie reicht auch nicht, um Inhalte vermitteln zu können.
Darum studiert man alles ... oder von allem ein bisschen (?).
Wer die Vielschichtigkeit von Lernen und Unterricht nicht wahrnehmen kann und beim Unterrichten beachtet, wird zwangsläufig nicht alle Kinder erreichen.
Und die, die zu Hause schon abgeschrieben und sich selbst überlassen werden, werden das gleiche in der Schule empfinden und das Lernen noch eher aufgaben, als uns lieb sein kann.
Palim