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Forum: "Zu viele Rechtschreibfehler: Philologen fordern anderen Deutschunterricht"
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| @amann | | von: unverzagte
erstellt: 21.06.2013 08:00:36 geändert: 21.06.2013 08:01:57 |
"Aber die Deutschlehrer in den 5. Klassen, die leiden noch mehr."
das erinnert mich fatal an eine kollegin, deren hobby es zu sein scheint, regelmäßig in den pausen zu bejammern, wie doof ihre klasse ist....ich könnte jedesmal speien über diese borniertheit....dann richte deinen leidenden deutschkollegen aus, sie sollen mal genau hingucken und sich gefälligst darüber freuen, WAS die 5. klassen alles mitbringen, außer der unperfekten rechtschreibung und dann dürfen sie gern dort ansetzen, wo es nötig ist bzw. wenn man leidet, muss man vielleicht seine anspruchshaltung revidieren und den vorhandenen gegebenheiten anpassen, was nicht heißt,dass das ziel rechtschreibende kenntnisse zu erwerben außer acht gelassen werden soll.
schülerinnen sind halt immer ungefähr und fast genauso doof und schlau, wie die jeweilige lernbegeleitung und da darf sich dann jeder an die eigene jammernase fassen. |
| @amann | | von: bakunix
erstellt: 21.06.2013 14:40:35 |
Noch ein Hinweis: Da du aus RLP kommst, bedenke bitte, dass die Eltern selbst entscheiden, in welche weiterführende Schule ihr Kind geht. Die Anzahl der Gy-Schüler vergrößert sich zunehmend. In RLP sollen, so das Ziel der Landesregierung, die Hälfte aller das Abi machen. In Bayern sind es gegenwärtig ca. 20 Prozent. Ihr vom Gy (die Bayern nicht) müsst irgendwann realisieren, eine Art Gesamtschule, eine Schule für alle zu sein. Heutige Gymnasiasten haben bezogen auf die Gesamtzahl immer seltener einen IQ von 115 und mehr. Wenn die Hälfte ein Abitur in der Tasche haben soll, gibt es zunehmend solche, deren IQ nach der Gauß'schen Normalverteilung im Durchschnittsbereich, also bei 100, liegt. Diesen Schülern müsst ihr euch widmen, auch wenn es euch noch so schwer fällt. |
| @unverzagte | | von: bakunix
erstellt: 22.06.2013 18:02:57 geändert: 22.06.2013 18:06:35 |
@unverzagte
Das sind keine gewagten Thesen, das sind leicht überprüfbare Tatsachen.
Jeder IQ-Test wird geeicht: 100 ist der Mittelwert. Über ihn erhebt sich die Gauß'sche Normalverteilungskurve. Menschen mit einem IQ zwischen 85 und 115 werden als dem Durchschnitt zugehörig eingestuft. In diesem Bereich befinden sich 66,6 Prozent.
Wenn nun die Hälfte aller Schüler das Abitur machen soll, ergibt sich daraus die Schlussfolgerung, dass ein immer größerer Anteil mit einem IQ um 100 liegen muss, also in einem Bereich, der früher dem Haupt- und dem Realschüler vorbehalten war. Da in Bayern nur 20 Prozent das Abitur machen, werden dort auch die Schüler mit einem, würde man den Durchschnitt messen, insgesamt höheren IQ ausgestattet sein. Die PISA-Ergebnisse sind ein starkes Indiz für diese Annahme über die bayerischen Gymnasiasten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenzquotient |
| Die Studie, | | von: ysnp
erstellt: 23.06.2013 14:21:33 geändert: 23.06.2013 14:25:54 |
von der die Rede ist, zeigt aber auch, dass sich Schüler in anderen Bereichen des Deutschunterrichts verbessert haben. (Diese Studie haben wir schon einmal hier diskutiert, wie palim richtig feststellte.)
Hiervon Forderungen für den Rechtschreibunterricht abzuleiten zeigt, dass hier zu wenig nachgedacht wurde und die Studie andere Bereiche mit einbezieht. Dadurch, dass andere Bereiche im Laufe der Jahrzehnte (ich schreibe in Jahrzehnten, weil die Studie ja scon 40 Jahre beobachtet) im Deutschunterricht der Grundschule verstärkt wurden, kann die Grundschule das Rechtschreiben, das früher im Mittelpunkt des Deutschunterrichts nach dem Leseschreiblernprozess stand, nicht mehr so intensiv einüben ohne wieder andere wichtige Bereiche zu vernachlässigen. Im Ausgleich dazu wurde immer mehr das Nachschlagen und das Schreiben nach Strategien in den Mittelpunkt gerückt (was natürlich auch zu üben ist).
Rechtschreibung üben ist ja selbst an den Gymnasien im Laufe der Jahrzehnte zurückgegangen.
Und: Wenn wir in der Woche 10 statt 6 Deutschstunden hätten, dann wäre es vielleicht möglich, alles besser zu berücksichtigen. |
| Hallo bakunix und Unverzagte | | von: amann
erstellt: 25.06.2013 23:21:49 |
so, meine Noten sind gemacht, jetzt habe ich wieder Zeit für Foren - danke für eure Geduld.
Meine Analysen wegen der Rechtschreibprobleme meiner Schüler deuten (bei Selbstaussagen) vielfach auf das SMSen und Chatten hin - viele sagen, sie schrieben nach der Devise "ach, man versteht doch, was ich meine." RLP bewegt sich in seinen Vorgaben zu Klassenarbeiten auch in die Richtung, dass Rechtschreibung wenig zur Note zählt. Als Physiklehrer habe ich natürlich nur marginal Einfluss auf die Orthographie, ich streiche grobe Fehler eben an und ziehe in krassen Fällen auch mal einen Punkt ab; aber nur bei den Fachwörtern kann ich richtig "lehren", wie geschrieben werden soll.
Ihr weist sehr mit Recht darauf hin, dass RLP-Gymnasien im Laufe der Zeit zu Gesamtschulen werden. Das ist natürlich richtig, derzeit schätze ich den Anteil der "klassischen" Gymnasiasten an unserer Schule auf etwa 50%; eben hatte ich eine 10. Klasse, die eigentlich vom Abstraktionsvermögen her eine Realschulklasse war - das sah man im Vergleich mit der Parallelklasse ganz gut. Ich finde das schade, weil damit vieles, was an "Durchdringungstiefe" meiner Fächer vor 15 Jahren möglich war, nur noch in glücklichen Fällen geht; natürlich nehme ich keine Beweise oder Überblicke durch, wenn 80% meiner Schüler sie gar nicht aufnehmen können. Ich befürchte, dass bald das staatliche Gymnasium als "Eliteschule für alle" wegfallen wird und nur noch private Schulen eine intensive, fordernde, breite und tiefe Bildung anbieten werden. |
| von hinten aufgezäumt | | von: palim
erstellt: 25.06.2013 23:58:29 |
Ich finde das schade, weil damit vieles, was an "Durchdringungstiefe" meiner Fächer vor 15 Jahren möglich war, nur noch in glücklichen Fällen geht;
Ja, das kann sein.
Die gleiche Beobachtung teilen meine KollegInnen an der Grundschule. Die Schülerschaft erreicht nur noch einen Bruchteil dessen, was vor 15 Jahren noch möglich war, vor 40 Jahren ohnehin.
Deshalb Konsequenzen für das Gymnasium zu ziehen, halte ich für falsch.
Es wird Zeit, die Bildung der Kinder besonders früh zu verbessern ... und nicht erst am Ende der Schulkarriere.
Zusätzlich muss man aber auch bedenken, dass die Kinder von heute erheblich vielfältierge Inhalte lernen, als noch vor 15 oder 40 Jahren. Das ist besonders deutlich im Bereich Medien, aber z.B. auch, wenn man Schulbücher von damals und heute nebeneinander legt. Die Forschung ist ja nicht vor 40 Jahren stehen geblieben und auch in den naturwissenschaftlichen Fächern wird heute gelehrt und erwartet, was vor 40 Jahren noch gar nicht bekannt war.
Palim |
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