Da hast Du Dich aber auf etwas eingelassen. Das wäre mir als Sonderpädagogin, die den Bereich Verhalten studiert hat und auch schon harte Nüsse geknackt hat, nicht egal und ich wäre bestimmt sehr aufgeregt vor meinem ersten Tag. Sieh den Job nicht als Zuckerschlecken, das ist ganz harte Arbeit.
Du solltest Dir auch im Klaren sein, dass Du mit ganz provokanten Bemerkungen konfrontiert wirst. z.B. auf die Frage, was die SuS in Deinem Kurs machen wollen, dass Du als Antwort bekommst: Sie wollen mit Dir schlafen (bei uns würden sie eher das f-Wort nutzen). In einem solchen Fall muss man ganz ruhig bleiben und eine passende Antwort haben z.B. "Ich dachte, du stehst eher auf jüngere, dass Du Dich mit so einer alten Schachtel wie mir abgeben willst, wundert mich." Dann hast Du den Lacher auf Deiner Seite.
Du kannst Dich sicher an meinen Eingangsbeitrag erinnern. Dort habe ich Dir schon vom Frontalunterricht abgeraten, nach Deinem jetzigen Bericht erst recht.
Ich kann Dir nur empfehlen gleich zum Anfang zu zeigen, wer der Herr im Hause ist. Achte auf Deine Körperhaltung, Deine Stimme, Deinen Blick. Sie müssen Autorität ausstrahlen. Wenn die Kinder Dich nicht als Boss akzeptieren, dann hast Du verloren. Ich bin mit Sicherheit keine autoritäre Lehrerin, aber man muss sich als Lehrerin Respekt bei den Kindern verschaffen. Wirklich, die erste Stunde ist wichtig.
Vielleicht setzt die Heimerzieherin so viel Hoffnung in Dich, weil Nichtlehrer vielleicht eher bereit sind, eingefahrene Wege zu verlassen und neue Ideen zu bestreiten.
Noch wissen wir nicht, welche Arbeitsmittel Dir zur Verfügung stehen. Gibt es ausreichend Papier und Stifte? Wie viele Kinder sind in einer Lerngruppe?
Ich glaube, das größte Ziel wäre doch, dass diese Kinder eine Struktur bekommen und sich an Regeln halten. Dann hättest Du viel erreicht und genau daran würde ich mich aufhalten, bis es klappt. Wie soll jemand über Moral und Ethik sprechen, der keine Regeln einhält? Das ist eine absolute Überforderung. Gehe auch davon aus, dass sie eine ganz andere Weltanschauung und Wertevorstellung haben als Du. Wieso ist Deine eigentlich richtig und ihre falsch? -fragen sich zumindest viele SuS und schon hast Du Widerstand.
Eine Idee wäre beispielsweise, dass die Schülerinnen und Schüler (SuS) ein Wappen zeichnen oben einen schmalen Streifen ziehen und den Namen reinschreiben. Dann wird das Wappen geviertelt. 1. Teil wird ein Hobby reingeschrieben, 2. Teil Lieblingsgruppe, 3. Teil Lieblingsessen, 4. Teil Berufswunsch (kann auch was anderes sein). Ein Teil soll eine Lüge sein, die anderen sollen wahrheitsgemäß beantwortet werden. Die SuS müssen dann erraten, was die Lüge ist. Zum Schluss kann das Wappen noch gestaltet werden und ihr hängt es im Raum auf. Wenn noch Zeit ist, kannst Du die SuS noch fragen, was sie in Deinem Kurs machen wollen und wie er gestaltet werden soll. Dies sollen sie groß auf Karten schreiben, damit es alle Lesen können (Moderationsmethode Kartenabfrage). Anschließend kann man sortieren, was Inhalte sind und was Methoden und was so das Drumherum ist. Mit Sicherheit schreibt jemand auch das Wort Ruhe- jedenfalls wäre das bei uns so. Daran könnte man eine Regeldiskussion einsetzen. Aber das würde ich maximal in der 2. Stunde beginnen.
Wenn Du mir eine PN schickst mit Deiner E-Mail Adresse, könnte ich Dir Materialien zum Kennenlernen und zur Gruppenbildung schicken. Sie sind natürlich in Deutsch, aber die Altersgruppe passt.
Ein weiterer Tipp um die Meute zu bändigen ist über "Verhaltensmodifikation". Du kannst ja mal im Netz nachlesen. Die Grundidee ist das man erwünschtes Verhalten belohnt. Ganz naiv würde mir einfallen, wenn wir 45 min gut arbeiten, spielen wir die letzten 15 min Fußball- in der Mongolei vielleicht was anderes. Vielleicht hast Du etwas, worauf die SuS scharf sind. Musik hören, Video schauen- keine Ahnung. Vielleicht auch für einzelne was und wenn sie ein Stück Schokolade bekommen (würde in Deutschland natürlich nicht gehen).
Ich wünsche Dir viel Glück