|
Forum: "Respektlose Kinder"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
 | ich kann vielen meiner vorredner/-schreiber |  | von: cvalda78

erstellt: 07.10.2004 21:35:15 |
nur zustimmen.
habe ähnliche Erfahrungen mit meinen Schülern gemacht.
Sie wollen Aufmerksamkeit und die um jeden Preis. Leider lernen sie oft nur negative Aufmerksamkeit kennen und diese Mechanismen funktionieren perfekt bei ihnen und auch wir Lehrer sprechen ja sofort darauf an - also erfahren sie immer nur wieder Bestätigung von uns.
Ich finde es am allerschwersten, auch solchen Kindern immer wieder positive Rückmeldung zu geben, wenn irgendwas gut klappt, denn ich habe in einigen Klassen schon so sehr dir Brille "verhaltenskreativer Schüler" auf, dass ich kaum wahrnehmen kann, wenn er/sie einen guten Tag hat.
Anders gesagt: es fällt schwer die Erwartungen runterzuschrauben und ihnen gerecht zu werden.
Inzwischen habe ich eine für mich recht taugliche Strategie gefunden und nehme viele Dinge mit Humor. So melde ich den Kids zurück, dass mir irgendwas nicht passt, aber auf eine Art und Weise, die nicht so sehr den erhobenen Zeigefinger verkörpert und die sie deshalb auch besser annehmen können.
Aber auch etwas anderes habe ich ebenso erfahre wie meine Vorredner: die persönliche Bindung macht es und wie Rolf schreibt der Respekt vor den Kindern. Das ist das A und O. Und sie merken das ganz genau - haben ein sehr feines Gespür für Lehrer, die sie ernst nehmen und an ihnen interessiert sind und anderen.
Also auch, wenn es jetzt schwierig ist, wenn du ihnen respektvoll gegenübertreten kannst, wirst du sie auf lange Sicht gewinnen...
Viel Glück weiterhin und fruste dich hier ruhig noch ein bisschen aus... das hilft manchmal am allerbesten.
LG
Cvalda |
 | Max und Selina |  | von: puschl

erstellt: 08.10.2004 12:31:16 |
Nun ja, über die Verhaltensweisen von "Max" und "Selina" zu schreiben, da bräuchte ich einen ganzen Nachmittag.
Aber ich schreibe mal auf, was mich besonders stört!
Es ist so, dass wir am Nachmittag Lern- bzw. Freizeitbetreuung machen. Da gehen wir vorher gemeinsam Mittagessen und dann Hausaufgaben machen.
Anschließend wird gespielt, gemalt, gebastelt oder einfach nur das gemacht, was Spaß macht.
Jedenfalls habe ich ein paar Aussagen, die die Kinder zu MIR sagen:
"Interessiert mich nicht!"
"Geh sei doch mal leise, du bist für mich gar nicht da"
"Nein, tu ich nicht...!"
"Das geht dich nichts an.....!"
Außerdem haben die Buben so ein lautes Organ und können nur schreien.
Wenn ich nur jeden einzelnen davon habe, können sie die bravsten sein. Schauen aber die zwei Buben zusammen, ist alles vorbei.
Mir nützt die ganze Vorbereitung für den Nachmittag nix, wenn ich es nicht durchführen kann. Es geht einfach zu wie im Irrenhaus.
Ich habe es im Guten, im Strengen, im Neutralen oder auf der Basis der "Freundschaft" probiert.
Doch bei diesen Kindern haut einfach nichts hin.
Der Ablauf ist immens gestört und auch andere Kinder werden "aufgewühlt", die sonst eigentlich ziemlich unauffällig sind.
Ich habe keine Lust mehr, mich von 8-jährigen fertig machen zu lassen.
Ich bin teilweise so perplex, wenn mir einer mit Schimpfwörtern oder sonstigen Verweigerungen kommt, die obendrein auch noch frech formuliert sind.
Vielleicht ist es erwähnenswert, wenn ich sage, dass alle Kinder aus sozial schwachen Familien kommen. Zu Hause kümmert sich um sie quasi keiner. Die haben die reinste Narrenfreiheit!
*schnauf* |
 | Vielleicht sind wir ja auch zu sehr Pädagogen |  | von: brigitte62

erstellt: 08.10.2004 14:06:13 |
Mal ein anderer Gedanke: Ich merke oft, dass ich solchen Kindern gegenüber zu pädagogisch begegne, obwohl ich ganz persönlich getroffen, verärgert, beleidigt ... bin. Den Kindern das klar zu machen - "Hier kommst du an m e i n e Grenze, ohne dabei das Signal, "mit der kann man alles machen" zu geben, hilft mir. Ich drohe ihnen hierbei durchaus auch Konsequenzen an, die aber immer unmittelbar mit ihrem Verhalten zu tun haben müssen(verabredete Auszeiten z.B.). Natürlich lobe ich sie auch, wenn sie eine Vereinbarung einhalten konnten, aber ich schaffe das eben auch alles nicht immer, so wie ich es pädagogisch toll fände. Ich denke das, was diesen Kindern oft fehlt, sind echte und ehrliche Begegnungen. Mein Problem mit vielen wirklich tollen pädagogischen Maßnahmen ist, dass ich mittlerweile auch genau weiß, dass sie 1. eine begrenzte Wirkung haben und 2. von mir kaum durchzuhalten sind, da ich mehrere "verhaltenskreative" Schüler habe und so ganz nebenbei auch noch viele andere mit denen ich ja auch etwas machen möchte, und die eigentlich genau das gleiche Anrecht auf meine persönliche Zuwendung haben wie die anderen. Alles in allem eine große Gratwanderung. |
 | @puschl |  | von: stella73

erstellt: 08.10.2004 17:02:31 |
ja, es ist wirklich mühsam. ich kann auch nicht behaupten, dass es grad so rosig läuft bei mir. nach wie vor habe ich drei wirklich gute klassen, überaus gute sogar. mit denen kann ich diskutieren, literatur lebendig machen, die geben mir die tollsten hausübungen ab, stellen fragen, behandeln mich wie einen menschen, den sie wirklich gern mögen, es kommt nur selten zu blöden situationen, äußerst selten. daneben habe ich mal wieder eine horror-klasse, die mir grad systematisch mein selbstbewusstsein raubt. gestern war ich mit ihnen im kino. analog zur klassenlektüre ein 3 D film zum thema new york. dazu gedacht, den schülerInnen diese stadt näher zu bringen. ich musste dafür organisatorisch einiges auf die beine stellen, habe auch durchsetzen können, dass sie danach nicht wieder in die schule müssen, obwohl sie nachmittags-utnerricht gehabt hätten. dank: gemotze nach dem film, keinerlei bereitschaft zu einer fünfminütigen (!!) nachbesprechung, kein auf wiedersehen, ließen mich irgendwie total im regen stehen und ich blieb völlig verloren zurück und hab mich total gekränkt. zum glück hatte ich sie heute nicht.... dann heute: referat in meiner lieblingsklasse, war okay - aber nicht so ganz, was ich erwartet hatte. schüler voll einsichtig. ein kollege, der das abschluss-gespräch mit dem schüler mitbekommen hat (war bereits pause und wir standen am gang), kommt nachher zu mir und sagt mir, dass ich das so und so nicht bewerten könne und dass ich das und das anders machen sollte. aber in einem ton, da blieb mir die luft weg. ich habe einiges auf dem kasten im zusammenhang mit präsentation und aufbereitung. und meine schüler nehmen das an und lernen und wachsen an der aufgabe. weder arbeite ich mit druck noch haben sie angst. sie wissen einfach, dass ich ein gewisses niveau erwarte und können sich selbst bereits sehr gut einschätzen, wie gesagt, eine tolle klasse. der kollege kennt die schüler nicht mal. ich dachte mir heute nur, es reicht. es reicht einfach. von allen seiten kritik und die anerkennung bleibt mal wieder aus. für die nachmittags-betreuung teilt man mich neuerdings unbezahlt ein und wenn ich es wage, in der schule müde zu wirken, bekomme ich schon misstrauische seitenblicke.
nach wie vor bemühe ich mich den kindern gegenüber um einen höflichen umgangston - bei den kollegen habe ich dazu bald keine lust mehr.
und dieses durchhalten kann ich grad gar nimma hören. |
 | @stella73 |  | von: crusher

erstellt: 10.10.2004 17:39:48 geändert: 10.10.2004 17:43:16 |
ich weiß nicht, wie lange Du die "Horrorklasse" schon hast, aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die geschlossen Front gegen Dich machen. Da gibt es bestimmt auch welche, die Dich gerne mögen, aber nur Trittbrettfahrer sind und es Dir nicht zeigen. Sie haben vieleicht Angst dann bei ihren Kameraden nicht mehr "in" zu sein.
Vieleicht bringt es ja was wenn Du denjenigen oder diejenige "herausfiltern" kannst, der auf die anderen Einfluß nimmt. Die Schlange fängt man am besten hinter dem Kopf. Das ist zwar leicht gesagt, aber wenn es Dir gelingt die Hauptverantwortlichen "umzulenken" werden auch die anderen mitziehen.
Wenn ich mich an meine Zeit hinter der Schulbank zurückerinnere hatten wir uns auch mit manchen Lehrern am Anfang nicht verstanden und sind zum Schluß doch Freunde geworden.
Das man auch mit den Kollegen Ärger hat ist wohl unvermeidbar. Ich weiß nicht wie alt Deine schiefguckenden Kollegen sind und wieviel Dienstjahre sie schon abgeleistet haben, aber als Lehrer ist man irgendwo auch ein Freigeist und hat so seine eigenen Werte und Vorstellungen, die nicht immer mit anderen auf einen Nenner zu bringen sind. Ich glaube dieses Leid können viele klagen. In meinem Umkreis höre ich jedenfalls auch nichts anderes. Da ist es immer wichtig, dass man sich selbst die Mitte hält.
Gruß |
 Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|