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Forum: "Zeugnis für Asperger Schüler"
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| :-/ | | von: palim
erstellt: 28.01.2014 17:54:59 |
Ich finde die Vorgaben in NDS missverständlich.
Um es mir selbst zu verdeutlichen, nutze ich inzwischen das Bild eines blinden Schülers.
Wenn dieser einen Nachteilsausgleich bekommt, setzt man Hilfsmittel und Maßnahmen ein, die dem Schüler ermöglichen, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen und sich schriftlich äußern zu können (ja, verkürzt, aber darum geht es ja gearde nicht).
An dem Unterrichsinhalt an sich ändert sich nur wenig.
Die Schwierigkeit bei dem Asperger-Kind ist nun, dass offenbar nicht klar ist, was das Kind wirklich nicht kann und was das Kind in dem Moment nicht kann oder will.
Ich habe für mich nun die Meinung gebildet, dass vor allem dann eine Überprüfung erfolgen muss, wenn das Kind in der 3. Klasse nicht erfolgreich mitarbeiten kann, weil es nicht in der Lage ist genügend zu lernen.
Die Kollegin meinte, mit der I-Helferin ginge es
und es sei insgesamt auch für sie schwierig, zu erfassen, was der Schüler genau könne und woran es läge, wenn er etwas nicht könne.
Verhalten und Leistung beeinflussen sich sehr.
Palim |
| Zu erfassen, | | von: caldeirao
erstellt: 28.01.2014 21:23:08 |
was Asperger Kinder können oder nicht, ist wirklich schwierig. Meistens stehen sie sich selbst im Weg- wenn ich das mal so sallopp sagen darf.
Als ich an die Schule kam, hatte das eine Kind FB Lernen. Ich habe dafür gesorgt, dass dieser FB in Autismus umgewandelt wurde. Und 4 Wochen später macht er den 3. Platz beim Känguru-Wettbewerb. Der andere ist hochintelligent und bekommt fast das schlechteste Zeugnis der Schule, weil er sich verweigert. Er kann den Unterrichtstoff nicht annehmen.
Er hat an unserer Schule sehr viele Sonderregeln. Z.B. hat er selten 5./6. Stunde, weil er die gar nicht durchhält. Er ist während der Lesezeit (bei uns jeden morgen 20 min) mit der pädagogischen Unterrichtshilfe draußen und stimmt sich auf den Tag ein usw. Da geht natürlich auch viel Unterrichtszeit verloren und er kann auch nicht die Leistung erbringen. So wird das bei uns relativ großzügig behandelt und auf einige Leistungsnachweise verzichtet. Lange Rede kurzer Sinn, ob das gerichtlich alles standhalten würde, weiß ich nicht, aber es passiert im Einvernehmen mit den Eltern. Was eine Diagnostizierung im Bereich Lernen angeht, wäre ich vorsichtig, da sie sich eben oft aktiv oder passiv verweigern und man nur sehr schwer bestimmen kann, was sie wirklich können (siehe oben mein Beispiel). Aber ich kenne "Eure" Kinder nicht und kann konkret nichts sagen. |
| Als Mutter eines Autisten in der Regelschule möchte | | von: starkedame
erstellt: 29.01.2014 06:25:01 geändert: 29.01.2014 06:35:35 |
ich einfach dazu schreiben, ob es hilft, keine Ahnung, falls es nicht so ist, einfach "überlesen".
Mein Sohn hat frühkindlichen Autismus, er hat zwar einen Förderbedarf, ES, da wir das AO-SF beantragt haben, doch im Prinzip hat es ihm nichts gebracht, außer eine defizitorientierte Betrachtungsweise, die ihm in keiner Art und Weise gerecht wird.
Ein Autist steht sich niemals selber im Weg, sondern die immateriellen Barrieren stehen ihm im Weg.
Ist z.B. die ganze Klasse unruhig oder emotional aufgewühlt, weil es das letzte Grundschuljahr ist oder Zeugnisse anstehen, kann es sein, dass er so sinnesempfindsam ist und mit diesen ganzen Emotionen, die da durch den Raum wabern überfordert ist.
Ein anderes Reinigsmittel, welches die Putzfrauen benutzen, ein noch so kleine Änderung, die störend ist oder eine nicht funktionierende Lampe, die flackert oder leise Töne von sich gibt, die nichtautistische Menschen nicht wahrnehmen, Autisten schon, können belastend sein.
Oft sind Verhaltensweisen von Mitschülern, Lehrern, Eltern oder anderen Personen im Klassenzimmer eine Barriere, da kann eigentlich auch kein Kontakt zu den Autismusberatungen der Schule, bzw. Schulbehörde helfen, sondern eigentlich nur Eigeninteressenvertretungen, wie z.B. die Enthinderungsselbsthilfe.
Sie kann helfen, immaterielle Barrieren zu erklären, bzw. zu finden.
An sonsten, ist jeder Autist in der Lage, dass man mit ihm sachlich über Tatsachen spricht, das Kind ist ja nun einmal in dem Brunnen gefallen, doch wenn man ein richtiges Zeugnis schreiben muss, hilft auch ein sachliches Gespräch mit Eltern und Kind.
Gerade Autisten sind in der Lage, nicht beleidigt zu sein, sondern zu sagen, oder falls er lieber schreibt, über Dinge, die stören zu schreiben.
Autisten haben generell im Gegensatz zu anderen Kindern den Bereich Geheimnis, riesen groß, während nichtautistisch Kinder immer alles verraten und wollen, das man stolz auf sie ist.
Mein Sohn behält z.B. alles für sich, er hat allerdings eine enorme Gedächtnisleistung, dass er sich alle Liedertexte, Büchertexte usw. einprägen kann, er ist schon früh immer mit Büchern (da war er 3) stundenlang ins Kinderzimmer verschwunden und hat sich selber die Buchstaben beigebracht.
Komischerweise redet er nicht gerne, doch jetzt im 1. Schuljahr, liest er viel, er mag mit mir zusammen Wörter auf dem PC schreiben, ausdrucken und dann laut lesen, auch selber schreiben macht er, doch sein Wissen komplett erkennen ist sogar für Menschen, die direkt mit ihm zusammen leben schwierig, bzw. ich aus meiner Erfahrung kann behaupten, ich kenne sein komplettes Wissen nicht, da er es für sich behält und ich nur per Zufall manche Überraschung sehe.
Zumal man sachlich feststellen muss, dass auch Eltern eine Barriere sind, auch zu viele Therapeuten sind das und genau das was in ihm vorgeht, kann man eigentlich nur erkennen, wenn man darüber miteinander schreibt.
Das kann nicht am gleichen Tag sein, bei meinem Sohn ist das so, dass er etwas erlebt und irgendwann nachts um 3 kreischend senkrecht im Bett steht und Dinge, die ihn schockiert haben erst verarbeitet.
Dies kann auch Tage später passieren und z.B. ist es bei meinem Sohn so, dass alles im Gedächtnis bleibt, auch Dinge vor dem 3. Lebensjahr und er vergisst nichts und erinnert sich an alles, das kann einfach dafür sorgen, dass man auch viele Dinge im Kopf hat, die einen aufbereiten.
Auch das extreme Gerechtigkeitsempfinden muss man berücksichtigen, wenn z.B. ein Schüler gerügt wird, weil er gestört hat und der Autist alles um sich herum wahrnimmt, intensiver, lauter, greller und sieht, was andere von Geräusche von sich geben, kann es für ihn ungerecht sein, dass die Lehrerin das nicht sieht und ihn wütend machen, bzw. auch zum verzweifeln bringen.
Eine achtlose Berührung im Vorbeigehen kann dann das Fass zum Überlaufen bringen.
Habt ihr keine Rückzugsmöglichkeiten? Es reicht wenn ein Kind dann raus kann, die Arbeiten in einem ruhigen Raum erledigt, es kann auch vielleicht per Livestream der Unterricht am PC in einem anderem Raum in der Schule verfolgt werden.
Das Sozialverhalten bewerten, ich stehe im Austausch mit erwachsenen Autisten, um halt die Wesensart meines Sohnes nachvollziehen zu können.
Ihr wäret überrascht, wie unsozial von vielen Autisten das nichtautistische Verhalten bewertet wird.
Das kann man aber alles garnicht aufschreiben, Tatsache ist, der Förderschwerpunkt ES ist falsch, es müsste den Förderschwerpunkt Autismus geben, wobei, was will man fördern, das so tief mit dem Wesen des Autisten verwurzelt ist?
Garnicht, ein Autist lernt eigentlich von alleine, welche Strategien er entwickeln kann, z.B. lehnen wir Autismustherapien ab und haben einen gesunden, glücklichen Autisten, der sogar den Unterricht in einer großen lauen Klasse schafft.
Das bedeutet aber auch, dass zu Hause eine gewisse Nachbereitung statt findet, z.B. Barrierefreiheit, viel Ruhe, viel Rückzug, in einer beruhigenden Atmosphäre die Hausaufgaben machen usw.
Natürlich wäre auch der Kontakt zu Eigeninteressenvertretungen gut, da sie eigentlich die einzigen kompetenten Autismusberater sind, denn Sonderpädagogen oder Therapeuten, die zudem auch noch einer Interessenkollision unterworfen sind und dann auch noch nichtautistisch sind, können nicht kompetent helfen.
Liebe Grüße |
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