Wie anstrengend ein Arbeitstag ist, kommt bei mir immer auf viele unterschiedliche Faktoren an. So pauschal wie dein SL sollte man auf keinen Fall urteilen:
Sind es eher ruhige oder laute Klassen?
Es gibt Klassen, aus denen kriecht man mit einem halben Knalltrauma im Ohr auf allen Vieren hinaus, ganz egal, was man mit denen gemacht hat. Und dann gibt es Klassen, die sind so ruhig, dass man alle 5min Vitalchecks machen musste, um festzustellen, ob überhaupt noch einer atmet. Da strampelt man sich einen ab und hofft, dass irgendetwas die Schüler erreicht und ihre Grabesruhe unterbricht.
Am liebsten sind mir lebhafte Klassen, die dennoch eine gewisse Disziplin aufweisen. Mit solchen Klassen kann man so gut wie alles machen, es macht einfach nur Spaß und ich komme entspannt aus dem Unterricht.
Offene oder geschlossene Unterrichtsform?
Beides hat für mich seine Vorteile. Offene Unterrichtsformen sind im Unterricht selbst entspannter - allerdings nur, wenn sie top vorbereitet sind und mehr oder weniger alles nach Plan läuft. Unvorhergesehene "Katastrophen" arten da schnell zu Stress aus. Und mit disziplinarisch schwierigen Klassen wird offener Unterricht schnell zur Folter für die Nerven - es gibt dann immer 5-6 Schüler, die die Chance nutzen, um am laufenden Band Unsinn zu fabrizieren, wodurch das ganze schöne System kippt. Wenn so eine offene Stunde aber mal richtig schön läuft, kann es entspannender gar nicht sein.
Geschlossenere Unterrichtformen kann ich während des Unterrichts besser an die aktuelle Situation anpassen. Die Vorbereitung kann etwas knapper ausfallen, da ich mir nicht jeden noch so kleinen Arbeitsauftrag oder Hinweis im Vorhinein ausdenken muss. Andererseits muss ich hier sehr aufpassen, auch wirklich Unterricht für alle zu machen, was im UG gelegentlich zur anstrengenden Herausforderung wird. Reinen Frontalunterricht (LV und anschließende Einzelarbeit) setze ich gelegentlich ganz gezielt ein, um auch mal jeden einzelnen Schüler zu zwingen, wirklich mal alles selbst durchzukauen, ohne sich auf irgend jemand anderen verlassen zu können. Das kann auch sehr entspannend sein, und bringt vor allem den schwächeren Schülern etwas.
Vormittag oder Nachmittag?
Vormittags sind die meisten Schüler und Lehrer (von der ersten Stunde mal abgesehen) munter und aufnahmebereit. Nachmittags geht die Konzentrationsfähigkeit auf beiden Seiten des Pults zur Neige, was die Sache wesentlich anstrengender macht. Mit 5.Klässlern in der 9. und 10. Stunde Mathe machen zu müssen, grenzt an Höchststrafe. Die einen schlafen fast ein, die anderen drehen erst recht hoch und mittendrin dreht man sich im Kreis und versucht, die schlimmsten Unfälle zu verhindern. Die Vorbereitung auf solche Stunden ist auch nicht gerade wenig, da man da wirklich ein Feuerwerk zünden muss, um ein wenig fachliche Aufmerksamkeit zu erhalten.