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Forum: "Zu gute Noten?"
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| Realschüler | | von: fruusch
erstellt: 18.02.2014 20:31:20 |
haben es oft schwer am Gymnasium und brauchen meist eine Weile, bis sie sich in das neue System eingefunden haben. Ich würde das gar nicht mal so sehr auf mangelnde Intelligenz oder Faulheit zurückführen (immerhin waren sie gut genug, um aufs Gym wechseln zu können, und an der RS wird ja auch nicht nur rhythmisches Klatschen gelehrt), sondern eher darauf, dass die beiden Schularten ein komplett anderes Ziel verfolgen, und daher auch andere Methoden verwenden.
Während die Realschule eher anwendungs- und praxisbezogen auf eine spätere Ausbildung hinarbeitet, bereitet das Gymnasium auf die eher abstrakten Denk- und Verfahrensweisen der Universität vor. Dass ich in einem System gut bin, heißt daher nicht automatisch, dass ich es im anderen auch bin. Das erfahren auch so manche Gymnasiasten, die zur Realschule wechseln, dass ihre Noten dadurch nicht automatisch besser werden.
In der gymnasialen Oberstufe zeigt sich das besonders, denn hier wird ja direkt auf das Studium hingearbeitet, d.h. die Methoden werden i.A. denen der Uni immer ähnlicher. Viele Realschüler kommen damit nicht klar, wir haben bei uns eine sehr hohe Abbrecher- und Wiederholerrate in der 11. Klasse. Diejenigen, die diese Stufe überstehen, bestehen aber auch meist ihr Abi mit ganz ordentlichen Noten. Zur Zeit haben wir sogar ein paar ehemalige Realschüler, die ganz klar im oberen Leistungsbereich mitwirken und auf ein Abi mit 1,x zusteuern.
Langer Rede kurzer Sinn: Allgemeine Aussagen kann man zwar treffen, sie müssen aber nicht auf jeden zutreffen. Manche scheitern, andere starten durch. |
| Ich weiß nicht, | | von: bger
erstellt: 19.02.2014 19:48:06 |
wie das in anderen BL ist, aber bei uns in NRW kann keine
Rede davon sein, dass die RS primär auf eine Ausbildung hin
zielgerichtet ist. Nur ca. 15 % eines Jahrgangs gehen bei uns
direkt in eine Ausbildung über, das sind erheblich weniger,
als in die gymnasiale Oberstufe wechseln (ca. 1/3). Dem muss
Rechnung getragen werden. Im Deutschunterricht lernen die
Schüler zwar Bewerbungsschreiben und Lebenslauf, aber ebenso
Textanalysen und Gedichtinterpretationen. Und
Präsentationstechniken werden z.B. auch im Englischunterricht
vermehrt eingefordert. Nach allem, was ich weiß, liegen die
Hauptunterschiede im selbstständigen Arbeiten, Reflektieren
und im Arbeitstempo. Vielleicht nehmen wir unsere Schüler
etwas mehr an die Hand, erklären gründlicher und haben
längere Übungsphasen. |
| genaue Zahlen | | von: fruusch
erstellt: 19.02.2014 20:58:34 |
kenne ich jetzt aus RLP nicht, aber wir haben pro Jahrgang maximal 10 Schüler aus der RS bei uns. Die benachbarte RS läuft durchgehend 6-zügig, das sind also ca. 150 Schüler pro Jahrgang. Ich glaube daher kaum, dass bei uns mehr als 10% in die gymnasiale Oberstufe wechseln - aber vielleicht kennt jemand die Statistik besser und kann mich korrigieren.
Vielleicht liegt es bei uns auch daran, dass der Elternwille beim Übertritt an die weiterführende Schule mehr zählt als die Lehrerempfehlung aus der GS. In unseren 5. Klassen haben wir viele Kinder mit RS-Empfehlung sitzen, die dann auch am Ende ihr Abitur in der Hand halten.
Wie dem auch sei, in RLP gibt es zwar auch schon Tendenzen, jeden Schüler um jeden Preis zum Abitur zu führen, sie sind aber noch nicht so ausgeprägt wie in anderen Bundesländern. Ungenügende Leistungen dürfen hier also durchaus auch mal die "00-Punkte" bzw. die allseits geliebte "6" bekommen. Konkret wird im Englisch-Abitur (um mal auf den Eingangsbeitrag zurück zu kommen) die Sprache doppelt so schwer gewichtet wie der Inhalt. Wer sich also sprachlich überhaupt nicht ausdrücken kann , bekommt maximal noch ein "ausreichend", ganz egal, wie brilliant er im Bereich Inhalt war. Und wenn es da auch nicht ganz so rund lief, steht eben "mangelhaft" drunter. |
| Ich deute palims Text | | von: bger
erstellt: 20.02.2014 17:43:03 geändert: 20.02.2014 17:50:25 |
als Wink mit dem Zaunpfahl, die Abkürzungen zu erklären:
Der Realschulabschluss hieß in NRW lange Zeit "FOR" =
Fachoberschulreife, wird heute offiziell als MSA = Mittlerer
Schulabschluss bezeichnet. Ein BK ist ein Berufskolleg -
keine Ahnung, ob es diese Bezeichnung auch in anderen
Bundesländern (BL) gibt. Ein Berufskolleg in NRW umfasst
viele verschiedene Bildungsgänge, darunter auch neben der
"normalen" Berufsschule im Dualen System Fachoberschule,
Höhere Berufsfachschule/Höhere Handelsschule,
Wirtschaftsgymnasium (und andere gymnasiale Zweige mit
beruflichem Schwerpunkt).
@caldeiro: Den Normalfall habe ich hier nicht erwähnt, wie
Missmarpel richtig schreibt, über die Hälfte der Schüler mit
Mittlerem Schulabschluss geht zum Berufskolleg (wobei der
weniger leistungsorientierte Teil davon das nur deshalb tut,
weil er den A... nicht hochbekommt, um Bewerbungen zu
schreiben. Die drehen dann ihre Warteschleifen...)
@hbeilmann: In NRW ist der Elternwille absolut entscheidend!
Aktuelles Beispiel: Bei RS-Kind mit Förderschwerpunkt Lernen
wurde der Förderbedarf aufgehoben. KL machte Eltern klar,
dass das Kind auf einer HS eine gute Chance hätte. Eltern
wollen Kind auf RS belassen, wovon KL dringend abrät. Die
Bezirksregierung ist der Ansicht, dass bei Aufhebung des
Förderbedarfs an einen Schulwechsel nicht gedacht sei. Das
Ende vom Lied dürfte sein, dass das Kind bleibt, Sechsen
schreibt und dann wieder als förderbedürftig eingestuft
wird. Es wird am Ende also vermutlich noch nicht einmal den
Hauptschulabschluss bekommen. Aber der Elternwille zählt!!!
Gibt's vielleicht demnächst noch das Abitur für
Lernschwache, damit die Eltern auch damit ihren Willen
kriegen? |
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