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Forum: "Lehrer kann jeder... :-("
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| GyGe mal ausgenommen... | | von: rojiblanco
erstellt: 11.07.2014 17:18:45 |
... braucht man als HRG Lehrer sicherlich kein Studium, wie es aktuell in den meisten Bundesländer durchgeführt wird.
Da wären Quereinsteiger mit einer Portion (Lebens-)Erfahrung sicherlich eine wertvolle Option.
Wenn ich mir überlege, dass z.B. im Bereich Sport man mit 13,4 auf 100m durchkommt und damit Staatsexamen machen kann, mit 13,5 jedoch nicht, dann stellt sich mir die Frage, in wie weit damit fähige Lehrer ausgebildet werden können.
Sei es wie es sei, ich finde es ein Schritt in die richtige Richtung, einzig es muss ein gewisses Maß an Qualifikationen vorgewiesen werden, welche das sind, da bin ich jedoch auch überfragt. |
| Studium zweifelhaft, Praxiserfahrung wichtig, innere Werte entscheidend | | von: halb27
erstellt: 11.07.2014 23:43:37 geändert: 11.07.2014 23:47:40 |
Von der Lehrerausbildung meiner Frau (liegt lange zurück) und Tochter her (ist gerade aktuell) weiß ich, dass die Relevanz des Studiums für den Lehreralltag bescheiden ist.
Das Kosten-/Nutzen-Verhältnis dieses Aufwands ist miserabel.
Die Referendarzeit ist natürlich wichtig.
Ganz entscheidend sind m.E. aber Eigenschaften eines guten Lehrers wie Geduld, konsequentes Verhalten, Sich-in-die-Schüler-Hineinversetzen-Können, Frustrations-Toleranz, Es-sich-nicht-(zu-)einfach-machen, usw., und das sind Charakter-Eigenschaften, die eher nicht erlernbar sind.
Wenn ich die Klagen meiner Frau über manche Lehrer-KollegInnen höre, beziehen die sich meistens auf derartige Punkte.
So gesehen finde ich sollte man Quereinsteigern gegenüber aufgeschlossen sein. Ob ein Quereinsteiger gut ist (oder nicht), zeigt sich daran, ob er gut ist, und an nichts anderem.
Die einfachste Art, die Spreu vom Weizen zu trennen, ist vielleicht die schulnahe Bewertung nach einer Probezeit aufgrund von Unterrichtsbesuchen, aber so wird das ja vielleicht gehandhabt. |
| Ich denke, | | von: klexel
erstellt: 12.07.2014 00:03:07 geändert: 12.07.2014 00:35:45 |
man muss hier zwei Dinge unterscheiden.
1) die Bedeutung eines Studiums mit zwei Staatsexamen, um den Lehrerberuf durchführen zu dürfen, und
2) die Fähigkeiten, die Quereinsteiger mitbringen (können)
Zu 1)
Dass das Fachstudium in vielen Fällen für den späteren Lehrerberuf nicht unabdingbar und nicht immer förderlich ist, wurde schon erwähnt. Da kann ich zustimmen. Mich ärgert bei dieser Praxis, jetzt Quereinsteiger ohne jegliche weitere Ausbildung einzustellen, weil damit das Signal nach außen gegeben wird: Mit ein bisschen gutem Willen kann jeder Lehrer werden. Damit sägen wir an unserem eigenen Ast und führen unsere eigene Ausbildung ad absurdum. So etwas darf sich eine Landesregierung nicht leisten. Schließlich werden bei Staatsanwälten oder Ärzten auch keine Leute mit entfernt verwandter Ausbildung einfach so auf die Menschheit losgelassen (Ja ja, ich weiß, jetzt kommt wieder der Hinweis auf die Vollakademiker)
Aber mit den Lehrern kann man es ja machen.
Zitat:
"Wir kämpfen seit Jahren gegen die Dequalifizierung des Lehrerberufes", sagt Laura Pinnig, GEW. Genau!
Zitat:
Karen Vollmer* ist promovierte Biologin,...... Sie will Lehrerin werden, als Quereinsteigerin, ohne Didaktikausbildung, ohne herkömmliches Referendariat. Ihren Söhnen hilft sie bei den Hausarbeiten und kann dabei viel von ihrem Fachwissen weitergeben. So traut sie sich auch den Lehrerjob zu. Aber am liebsten an einer Grundschule, wegen des fachlichen Niveaus, hat sie sich überlegt.
Na bravo, für die SEK I ist es ihr fachlich zu schwierig, aber gerade das, was die Arbeit an der GS ausmacht, davon hat sie null Ahnung. Das ist doch nicht zu verantworten. Von ihrer Herkunft wäre sie an der SEK II sicher besser aufgehoben. Abgesehen davon, dass sie an einer GS unmöglich nur Bio (ja was denn dann: HuS oder was?) unterrichten wird. Und glaubt sie, dann dort nur als Fachlehrerin für ein Fach zu arbeiten? Da wird sie sich noch umgucken.
Zu 2) Ich habe nie behauptet, dass Quereinsteiger nicht in der Lage sein können, auch als Lehrer zu arbeiten. Und wenn sie die Charaktereigenschaften mitbringen, die mein Vorschreiber erwähnt hat, dann ist die Chance umso größer, richtig gute Lehrer zu werden. Ich wünsche allen Quereinsteigern viel Erfolg!
Mir liegt halt Punkt 1) im Magen, was ich auch auf der vorigen Seite schon deutlich gemacht habe. |
| @klexel | | von: missmarpel93
erstellt: 12.07.2014 07:25:50 |
Die didaktische Ausbildung der Lehramtsstudenten ...
Das ist genau der Punkt der in der Ausbildung im Argen liegt.
Als Seiteneinsteiger (Anerkenner mit abgeschlossenem Vorbereitungsdienst)kann ich nur feststellen, dass die grundständigen Lehramrsanwärter nicht besser dran waren als wir Seiteneinsteiger Anfangdes Jahrtausends. Ich glaube hier wird ein Studienanteil maßlos überschätzt.
Was ich des Weiteren mit mittlerweile über 10 Jahren Berufserfahrung sehen kann ist, der Unterschied zwischen SekI- und SekI+II-Lehrkräften ist marginal. Ich kann sie ja nebeneinander in der GeS sehen. Was besonders auffällt ist, dass Referendare , die lediglich an einem Gymnasium ausgebildet worden sind, einen riesigen Kulturschock haben, wenn sie vor SuS einer GeS im SekI-Bereich stehen. Da ist die Vorbereitung von Lehramtsanwärtern (GHR) eindeutig besser.
Also sollte beim Seiteneinstieg darauf geachtet werden, welche Studienanteile für Schule verwertbar sind. Ein E-techniker muss Mathe und Physik unterrichten können, die fachlichen Voraussetzungen müssen nach einem abgeschlossenen ingenieurwissenschaftlichen Studium vorhanden sein.
Die weitere "Ausbildung" sollte m.E. aber nichjt an den ZfsLA (Studienseminaren) erfolgen sondern direkt an den Schulen. Gebt den ausbildenden Lehrkräften entsprechende Stundenentlastung und lasst die Neueinsteiger nicht mehr als das halbe Deputat unterrichten, um sie nicht zu verschleißen. Ausbildung über zwei Jahre mit der Möglichkeit um ein Jahr zu verlängern. Am Ende eine Prüfung zur Erlangungen der Facultas wie bei anderen Refis und LAAs auch, und aus die Maus.
Wenn Schule für die Einstellung der Seiteneinsteiger zuständig ist, warum achtet sie nicht vermehrt auf entsprechende Kriterien wie das Vorligen einer JuLeiCa? Hat der Kandat schon in seinem früheren Berufsleben mit Jugendlichen gearbeitet? Als Ausbilder in der Firma, als Jugendleiter im Verein, Kirche, FFW etc. - meinetwegen auch Ausbilder bei der Bw uswusf.
Das Modell hier in NRW mit der OBAS ist für die Ausbildung im Seiteneinstieg nicht so verkehrt. Was andere Bundesländer da machen, habt ihr ausreichend kommentiert.
In den Naturwissenschaften und anderen Mangelfächern (Hauswirtschaft, Kunst, Musik, Religion ...) wird man auf die Dauer sehn müssen, wie man genügend Lehrkräfte akquiriert. Das wird ohne Seiteneinstieg kaum gehen. Seiteneinsteiger bringen immer auch eine Reihe anderer für Schule nützlich Kompetenzen mit, die grundständige Lehrkräfte zur Ausübung ihrer Tätigkeit erst im Laufe ihres Berufslebens erlernen mussten - manche aber nicht getan haben ...
Eines noch zum Schluss, warum soll das, was vielen Lehrämtlern in den 80ern und 90ern geglückt ist, nämlich beruflich außerhalb von Schule in der freien Wirtschaft Fuß zu fassen, mit anderen Vorzeichen nicht funktionieren?
Sind Gymnasiallehrer, die in der SekI an anderen Schulformen eingesetzt werden nicht auch Seiteneinsteiger? |
| @ivy81 | | von: missmarpel93
erstellt: 12.07.2014 10:00:36 |
Die Voraussetzungen für den Lehrerberuf und dessen öffentliche Anerkennung sind das eine, das andere ist das deutsche Berufsrecht - im besonderen, das sehr stark an die Ständeordnung und das Innungsrecht vormaliger Zeiten angelehnt ist.
Ein Dipl.-Ing. (FH) hate mit seinem Abschluss auch die Ausbildereignungsbefähigung - ein Dipl.-Ing. (TH/TU) nicht.
Ein Meister kann einen Handwerksbetrieb führen und Auszubildende ausbilden, ein Techniker ebenso. Ein Diplomingenieur der gleichen Fachrichtung kann zwar einen Betrieb führen, darf aber selbst keine Handwerkerleistung erbringen.
Hat ein Elektrogeraät einen Stecker, darf es jeder andere mit dem Stromnetz verbinden, hat es keinen Stecker und die Kabelenden müssen per Lüsterklemmen aufgeklemmt werden, ist ein Elektriker vonnöten. Der Installateur darf de jure nicht einmal den erdungsanschluss für Badewannen oder Duschtassen anschließen, ohne dass diese vom Elektriker abgenommen werden. Aus Haftungsrechtlichen Gründen ist das sogar noch nachvollziehbar, aus innungsrechtlicher Sicht ist das überholt.
Ein Biologe (Magister-Abschluss) hat ausreichende fachliche Kenntnisse, um Bio und Chemie an SekI-Schulen zu unterrichten. Die didaktische "Ausbildung" kann doch an der Schule erfolgen (learning by doing), dazu bedarf es doch keines Zusatzstudiums. Welche fundierten erziehungswissenschaftlichen Kenntnisse bringen den grundständige Lehrer von der Hochschule mit? ist das wirklich das Salz an der Suppe wert?
Die berufsfeldübergreifende Anerkennung von Berufs- und Hochschulabschlüssen muss wesentlich liberaler in D gehandhabt werden. Schau dir doch bitte in diesem Zusammenhang die Anerkennung von ausländischen Lehrbefähigungen an. Das ist auch nackter Hohn, was da so abgeht.
Warum verabschiedet man sich seitens der Politik nicht vom Bild der eierlegenden Wollmilchsau im Bereich Schule und lässt auch Lehrer mit nur einem Fach zu. Warum können Ökotrophologinnen nicht nur Hauswirtschaft unterrichten und Trainer nicht nur Sport. Oder Kirchenmusiker nicht nur Musik, oder bildende Künstler nur Kunst? |
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