die beiträge von paddler zeigen mir, dass ich mit meinen irritationen als seiteneinsteiger nicht alleine bin.
die antworten von meike zeigen mir, dass wir seiteneinsteiger noch nicht die richtige sprache gefunden haben, um unsere probleme/fragen/ungewissheiten/... rüberzubringen.
ich habe aus gesprächen mit schulleitern und lehrern nicht den eindruck, dass 1000 bewerbungen auf eine stelle die regel sind - gibt es darüber eigentlich repräsentative erhebungen? bei knapp 200 ausschreibungen im september wären das ja 200.000 bewerbungen. wer bewirbt sich denn da so? wollen ständig alle lehrer weg von ihrer derzeitigen stelle? wegen der schüler, dem kollegium, dem anfahrtweg, wegen beförderungsmöglichkeiten? ich bin irritiert/verunsichert!
mal ausgehend davon, dass der durchschnitt der bewerbungen doch geringer ist - ich finde es völlig unverständlich, um nicht zu sagen unverschämt, auf eine bewerbung zu einer ausschreibung keine rückmeldung zu erhalten. ich habe zeit, geld und hirn für diese bewerbung investiert und mit der bewerbung gezeigt, dass mir an der stelle und dem unternehmen mit seinen mitarbeitern, kunden und lieferanten etwas liegt. ich betrachte es als zeichen von wertschätzung/respekt/höfflichkeit, mir auf meine bewerbung eine rückmeldung zu geben. darüber hinaus sollte doch jedem klar sein, dass ich mich in der regel an mehreren stellen bewerbe und ich für meine entscheidungsfindung ein feetback benötige.
komme mir bitte jetzt keiner mit dem kosten und/oder zeitargument bei demjenigen, welcher die ausschreibung durchführt. zunächst einmal ist nichts so teuer, wie eine fehlentscheidung bei der stellenbesetzung. davon abgesehen ist bei einer sauberen kalkulation der anteil der kosten und die zeit für einen serienbrief zur versendung von statusmitteilungen und absagen am gesamtaufwand einer ausschreibung bei weitem nicht der größte.
meike> Was meinst Du mit "sich nicht lohnt"? Was willst Du denn an der Schule erreichen? Wissen, worauf die achten, was die suchen? Versteh ich nicht ganz.
paddler hat hierzu ja schon eine gute antwort gegeben. als ergänzung aus meiner sicht:
zum einen sind bewerbungsgespräche mal ein echter kostenblock. rechnen wir mal sparsame 50 euro pro stunde an personalkosten. nimmt man 3 gesprächspartner von der schule und den bewerber und eine sehr knappe stunde für gespräch inkl. vor- und nachbereitung, so sind wir schon bei 200 euro für ein einziges bewerbungsgespräch - ich denke inkl. umgelegter sachmittelkosten (raumnutzung etc.), reisekosten, realistischer vorbereitungsdauer etc. gehen die gesamtkosten aller beteiligten für ein bewerbungsgespräch richtung 500 euro.
zum anderen will ich einen arbeitsplatz zu dem ich passe und der zu mir passt. ich habe auch als unerfahrener seiteneinsteiger durchaus schon ideen, wie für mich schule und unterricht aussehen soll. da läßt sich im vorfeld schon abklopfen, ob die rahmenbedingungen/konzepte/etc. der konkreten schule mit meinen überlegungen zusammen passen. genauso, wie ich in der freien wirtschaft die möglichkeit habe etwas über die unternehmenskultur, die arbeitsbedingungen etc. etwas herauszufinden.
stichwort bekleidung:
in ca. 15 jahren berufstätigkeit in der it branche habe ich mir wohl doch einiges an schauspielerei angeeignet. ich laufe privat eher rum, als käme ich gerade von der letzten dschungelprüfung. d.h. nicht, dass ich nicht auch überzeugend im anzug rumlaufen kann.
in der regel entscheiden bei einer bewerbung die ersten 30 sekunden, d.h. aussehen und körpersprache. meine überlegung als seiteneinsteiger ist die: ich komme mit dunklem anzug, weißem hemd und krawatte - die "bewerberkommision" denkt sich:
- o gott, was will der den hier
- endlich mal kein ökohansel und kinderversteher, sondern eine respektsperson
- ...
die frage ist die: welche reaktion ist die wahrscheinlichere, bzw. was ist die angemessene kleidung für eine bwerbung als lehrer?
gruß
r.daneel