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Forum: "Verlernen wir durch den Laptop das Schreiben?"
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| Na ja @amann | | von: caldeirao
erstellt: 12.03.2016 21:19:07 |
vielleicht lernt man ja auch so schreiben, wie wir heute im Unterricht malen bzw. zeichnen lernen.
Früher haben wir auch eine "Kunstschrift" gelernt. Damit konnte man z.B. Urkunden schreiben. Heute ist das eine völlig unwichtige Kompetenz. Die Frage ist doch immer, was man braucht, um das spätere Leben zu meistern. Für unsere Vor-, Vor-, ... Vorfahren war es halt wichtig, schnell laufen zu können, auf Bäume zu klettern und mit sperähnlichen Stöcken zu treffen. Heute ist das völlig unwichtig. Und so ist das mit dem Wissen heute auch. Es ist aus meiner Sicht völlig im Wandel. Z.B. ist es überhaupt nicht mehr wichtig, irgendetwas nachschlagen zu können. In google eingegeben, habe ich in wenigen Sekunden (fast) alles was ich wissen will. (Bitte jetzt keine Diskussion anfangen, das nicht alles richtig ist, was im Internet steht.) |
| Handschrift | | von: ninniach
erstellt: 12.03.2016 21:50:23 |
Ist es vielleicht wichtig, an dieser Stelle zwischen Handschrift und Schreibschrift zu trennen? Ich finde es nach wie vor wichtig, dass jeder lernt gut leserlich und zügig mit der Hand zu schreiben. Unwichtig dagegen finde ich, ob jemand jetzt alle Buchstaben verbindet, Köpchen- oder Schlaufen-E verwendet, Buchstaben aus der Lateinischen Ausgangsschrift oder der Vereinfachten Ausgangsschrift benutzt, die beiden munter mischt oder eher unverbunden in einer Art Druckschrift schreibt.
Wenig hilfreich finde ich in dieser Diskussion, wenn jemand mit dem Finger auf andere zeigt und Dinge sagt wie: "Ihr legt nicht genug Wert auf Schrift, wenn die Kinder nicht schön schreiben" oder "Euch ist Schrift nicht wichtig genug".
Tatsächlich muss man bedenken, dass Kinder heute anders aufwachsen als ich vor 40 Jahren und dass für viele Kinder heute Papier und Stifte eine weniger wichtige Rolle spielen als früher, einfach weil es Konkurrenzbeschäftigungen gibt, die vielleicht weniger fordern und mehr Spaß bringen. Natürlich finde ich das auch nicht berauschend, aber ich muss damit umgehen, dass Kinder heute anders sind als früher.
Was hilft es, wenn ich den Vorwurf weiter nach unten gebe, an Kita oder Eltern, weil dort nicht genug mit dem Stift geübt wurde und Stifthaltung und Feinmotorik miserabel sind? Genau gar nichts. Für mich ist es sinnvoller, darauf flexibel zu reagieren und das mag heißen, dass ich dem Kind nach einem ernsthaften Versuch mit der Schreibschrift diese Tortur erspare und es weiter druckt oder mit dem Material zur Grundschrift arbeitet, dass verschiedene Möglichkeiten anbietet.
Die wirklich wichtigen Dinge, die ich schreibe, schreibe ich eh nicht von Hand, sondern am Computer. Klar, ich könnte von Hand, aber das wäre ziemlich mühsam für mich. Zumal ich per Computer wesentlich schneller schreiben kann, als mit der Hand. Sollte trotzdem jeder mit der Hand schreiben können? Na klar. Könnte ja mal Stromausfall sein. |
| schreiben, schreiben und schreiben | | von: palim
erstellt: 12.03.2016 21:58:03 |
Ich wäre dafür, (...) so schreiben zu lernen, dass wir weder auf einer Alpenwanderung noch bei einem Dienst in Bolivien aufgeschmissen sind.
Ja, bestechend.
Ich habe auch nicht dafür plädiert, dass man das Schreiben selbst nicht mehr erlernen sollte.
Auch sehe ich die Zukunft nicht darin, dass SuS in der GS das Tablet mit Spracherkennung nutzen, statt selbst schreiben zu lernen.
Dennoch stellt sich bei Technik und Hilfsmitteln immer auch die Frage: Wann lernt man den Hintergrund und wann nur die Anwendung?
Es ist eine Frage unserer Bildungsziele. Ich finde die slogans nach der Melodie "Der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten" falsch, sie suggerieren Notwendigkeit, wo wir - die Gesellschaft - doch entscheiden können, was wir lernwürdig finden. (bezug nehmend auf amann)
"Lernwürdig" - schönes Wort.
Der Umgang mit neuen Werkzeugen und neuen Medien gehört für mich dazu. "Altes" gehört auch dazu.
Leider wird die Lernzeit eher kürzer als länger bei vielen Inhalten, die in der Schule zusätzlich übernommen werden und weniger Fähigkeiten, die von zu Hause mitgebracht werden.
Für mich fällt "Schönschreiben" eher weg, wichtiger sind mir eine leserliche Handschrift UND Medienbildung.
Wenn wir dazu übergehen (müssen), Lehrpläne zu entrümpeln, werden wir wohl oder übel auf Inhalte verzichten müssen.
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| @ caldeirao | | von: amann
erstellt: 14.03.2016 17:03:41 geändert: 14.03.2016 17:15:35 |
Und so ist das mit dem Wissen heute auch. Es ist aus meiner Sicht völlig im Wandel. Z.B. ist es überhaupt nicht mehr wichtig, irgendetwas nachschlagen zu können. In google eingegeben, habe ich in wenigen Sekunden (fast) alles was ich wissen will.
a) Dieses Gerücht gibt es also immer noch! Ich antworte dir: ja, du findest alles - wenn du es schon kennst! oder wenn jemand anders für dich die Stichwörter vorab schon verlinkt hat! Und du findest genau das, was Googles Suchalgorithmus dich sehen lässt. Aber es geht nicht um Wärmeleitkoeffizienten oder bondgirls oder Fußballergebnisse, sondern um das Wissen, das dein Denken strukturiert, deine Suchergebnisse als relevant oder unsinnig einordnet, dich in einem Aufsatz oder einer Rede stutzen lässt, weil du weißt "daran kann etwas nicht stimmen" oder "Ja, genau das hier ist phantastisch gut!"
Solches Wissen (Achtung, jetzt greif ich wirklich in die Vollen!) ist ein Bollwerk gegen autoritäre Herrschaftssysteme à la "Brave new world" oder "Fahrenheit 451". Weißt du, was ich andeute? Siehst du ...
b) Ich habe nichts gegen Wandel des Wissens, wenn er sich in einem menschlichen Tempo vollzieht, das Gewöhnung, Diskussion und Kurskorrektur bei Irrtümern zulässt. Aber so läuft das ja nicht mehr. Die Veränderungen "kommen" ja nicht organisch sich entwickelnd, sie werden von oben gesetzt, weil die derzeitigen Experten gerade mal 'ne neue Theorie haben oder weil es irgendwo eine EU-Richtlinie gibt oder ...
Und verglichen mit der Abschaffung der Schreibschrift wäre ja die G8-Einführung so revolutionär wie "Neue Stühle im Klassenzimmer" gewesen.
c) und der praktische Teil: ja, meine Schüler glauben auch, sie könnten alles nachschlagen. Rate mal, welche von den ersten 200 Suchergebnissen besonders beliebt sind. Ich bin mit der geistigen Einordnung dessen, was mir dann als Referat angeboten wird, nicht immer zufrieden. Aber wie ist das bei deinen Schülern? |
| Missverständnis??? | | von: caldeirao
erstellt: 14.03.2016 19:58:00 geändert: 14.03.2016 20:01:58 |
Ich schrieb nicht, dass man kein Wissen mehr braucht, weil man bei google "alles" findet, sondern es ging um das Nachschlagen von Fakten in Nachschlagewerken (Bücher).
Ich habe seit Jahren keinen Duden, kein Lexikon, kein Fremdwörterbuch usw. mehr benutzt, weil ich dazu den PC nehme.
Strukturiertes Wissen und Denken liefert mir auch kein Lexikon.
Was meine Schüler betrifft, die sind maximal 12 Jahre, vielleicht 13 wenn sie eine Ehrenrunde gedreht haben. Da ist das Wissen, was sie auf den ersten Seiten von google finden mehr als ausreichend.
Was aus meiner Sicht eben viel wichtiger ist, dass sie bei der Flut an Informationen sich das Richtige heraussuchen und mir nicht irgendeinen Sch... erzählen. |
| Zweimal Denken - einmal Schreiben | | von: wabami
erstellt: 14.03.2016 23:33:35 |
Wer den Beitrag in Wissen vor Acht aufmerksam geschaut hat, dem ist trotz dessen, dass uns die Moderatorin mit ihrem Wetterberichtbeispiel auf die falsche Fährte gestoßen hat, da sie unreflektiert unterschiedlich schreibt, aufgefallen, was der eigentliche Unterschied ist.
Text mit der Handschrift zu schreiben oder einfach abzutippen sind zwei unterschiedliche Fertigkeiten, die erlernt werden müssen. Das Erlernen derartiger Fertigkeiten gehört zum Lernen in der Schule zwingend dazu. Anders als das Tippen an einer Tastatur verlangt das Schreiben von Hand mehr Beweglichkeit in der Hand und im Handgelenk. Es verlangt wesentlich mehr Feinmotorik und spricht unser Hirn allein aufgrund der motorischen Anforderung vollkommen anders an. Lerninhalte die mit Schreibübungen einhergehen, werden daher im handschriftlichen Schreiben wesentlich tiefer - eben stärker auf der motorischen Ebene verknüpft, als beim Tippen. (Beobachtet Euch mal und reflektiert, welche RS-Fehler Euch beim Schreiben und Tippen regelmäßig unterlaufen!)
Wer nicht richtig weiß, worauf ich hinaus will, der möge sich einmal eine Partie Snooker im Fernsehen anschauen - sicher nicht der spannenste Sport - aber hier kann man beobachten wie die Spieler denken: Die denken tatsächlich mit ihrem Queue.
Die hier aufgetretene Modaratorin denkt mit dem Stift und Papier. Vielleicht ist es zeitgemäßer andere Hilfsmittel zum Denken und Ordnen der Gedanken zu benutzen und ich möchte den Einsatz von Laptops oder Tablets im Unterricht nicht verdammen, aber ich bin der Meinung, wir dürfen unsere Jugend nicht um zwei Dinge betrügen, die mit dem Erlernen und ausgeprägtem Anwenden der Schreibschrift (gern als eigen Handschrift) einhergehen: Motorische Fertigkeiten und deren Verknüpfung zu kognitiven Fertigkeiten. |
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