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Forum: "Strafe muss sein! Muss Strafe sein?"
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| @hesse @feul | | von: rolf_robischon
erstellt: 17.11.2004 16:53:10 |
hallo feul, ich hab statt wir "du und ich". find ich schön.
hallo hesse, in meiner realität gabs halt keine strafen, es gab auch keinen "stoff" der "durchgenommen " wurde und kinder kamen nicht "zu spät". wenn ein kind später kam, sagte ich zu ihm "schön dass du da bist". die kinder die flüchtlinge aus dem bürgerkrieg waren, hatte ich im verdacht, dass sie trödelten um genau das zu hören. statt stoff gab es lerngelegenheiten, sie waren einfach da, standen zur verfügung, für schnelle kinder wie für langsame kinder.
und es gab die erlaubnis, immer zu reden und immer zusammen zu arbeiten. da ist gar keine gelegenheit für strafen. den kindern ging es gut. und mir auch. (da soll nicht bei allen lehrkräften so sein, hab ich gehört) |
| @hesse | | von: rolf_robischon
erstellt: 20.11.2004 17:55:22 |
ich hab vierzig jahre an staatlichen schulen gearbeitet. die letzten drei jahre sind auf meiner website dokumentiert mit unzähligen bildern und wenigen kommentaren. von besuchern habe ich berichte dazu bekommen. ist alles nachzulesen.
die letzten 16 jahre habe ich nicht unterrichtet, sondern das lernen der kinder begleitet. meine realität? ich habe kinder selbstständig sein lassen, einfallsreich, kommunikativ, kooperativ,
usw... ich zähl mal lieber nicht auf, was NICHT vor kam, sonst sind wieder leute sauer auf mich.
ob menschen die einfallsreich, selbstständig, kooperativ, kommunikativ sind in der rauen wirklichkeit bestehen können?
die schule mit strafen, belehrung, unablässigen prüfungen schafft jährlich 250.000 sitzenbleiber, zu viele schülerselbstmorde, 100.000 schulverweigerer, aussonderung, unselbstständigkeit... nullbock |
| Bei allem - ehrlichen - Respekt, rolf robischon, | | von: hesse
erstellt: 21.11.2004 16:43:15 |
ich denke, du überschätzt die Schule. Letztlich ist sie das - gute oder eben auch schlechte - Spiegelbild einer Gesellschaft. Ich für meinen Teil habe mit Schülern ab 15 aufwärts zu tun, häufig auch aus sehr schwierigen Verhältnissen. Und auch wenn ich versuche ihnen das Gefühl zu geben, ich nehme sie ernst und bin für sie da, ein Stück weit muß ich auch andere Schüler vor diesen schützen - weil sie nie gelernt haben, andere zu tolerieren, usw.
Ich merke dann immer, das, was Zuhause falsch oder gar nicht gemacht wurde, kann ich nicht mehr gerade ziehen. Die erlernten Muster bei meinen Schützlingen sind einfach zu eingefahren.
Kritisieren wir die Eltern, die sich Kinder anschaffen und dann nicht für sie da sind, kritisieren wir die Politiker und Unternehmer (die ja oft auch Eltern sind,die meinen, Kinder müßten immer früher dem Berufsleben zur Verfügung stehen.
Andererseits: Jede Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn das Zusammenleben geregelt ist, und zwar in dem Sinne, daß meine Freiheit dort aufhört, wo die des anderen beginnt.
Bringen wir Kindern dies nicht bei, versündigen wir uns an ihnen aus falsch verstandener Liberalität. Daß wie auch immer traumatisierte Kinder ein Stück weit anders behandelt werden müssen, versteht sich von selbst.
Gruß
Hesse |
| @angelkyra | | von: christine_sk
erstellt: 25.03.2005 10:23:58 |
dabei läuft es mir eiskalt über den Rücken, man darf sich die Strafe also selber ziehen, wo ist sie dann logische Konsequenz. Und durften die Kids die Strafen vorher auch selber aussuchen und so gemeinsam zu einem "Strafenpott" zusammentragen.
Sicher ohne Strafen komme ich auch nicht aus. Sie sind eine schnelle und manchmal einfache Möglichkeit zu zeigen, da war was nicht in Ordnung, das akzeptiere ich nicht. Wirkungsvoller sind allerdings die positiven und negativen Verstärker. Das geht von dosierten Lob, mal über Hausaufgabenfrei, 5 min eher Schluss, gemeinsame Unternehmungen, ...
Ich weiß, klingt alles schön, aber in Zeiten der vielen Tests vor Zeugnissen, wenn die Kraft nachläßt und ich schneller mal strafe, merke ich, dass die Kinder auch anders reagieren.
Christine |
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