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Forum: "Was ist guter Unterricht"
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| ... | | von: ysnp
erstellt: 14.05.2016 20:24:38 geändert: 14.05.2016 20:34:28 |
Lind greift offensichtlich ein paar Tipps zu einem guten Lehrerverhalten heraus. Für mich klingen sie willkürlich und die Schwerpunktsetzung erscheint mir etwas unorthodox. Außerdem beschreibt er vor allem den Frontalunterricht.
Wenn man zusammenfasst, was hier Praktiker geschrieben haben, dann muss man erst einmal den Blickwinkel definieren, von wo her man den guten Unterricht sieht.
Es gibt unterschiedliche Betrachtungsweisen:
- guter Unterricht von der Lehrperson aus
- guter Unterricht vom Schüler aus
- guter Unterricht vom Ergebnis aus
- guter Unterricht unter dem Aspekt, was gerade "in" an Unterrichtsmethoden ist
Letztendlich muss man alle Aspekte einzeln beleuchten.
Hierbei fallen ziemlich viele Unterthemen bei der Lehrperson an, weil diese quasi der Regisseur des Unterrichts ist. Sie entscheidet sich für die Methoden, sie geht mit Schülern um, sie plant die Inhalte.
Auch ist der Schüler wichtig, denn dieser reagiert auf den Unterricht, bzw. seine Motivation ist abhängig von der Lehrperson, der Methode und dem Thema.
Das Ergebnis ist schließlich das, was unter den beiden obigen Aspekten steht. (Lehrer und Schüler)
Eine Lehrperson wird auch von Vorgesetzten/Evulationsteams beobachtet, diese werden Lehrer u.a. auch an zeitgemäßen Unterrichtsplanungen messen.
Für mich ist guter Unterricht ein komplexes Geflecht von allen Faktoren, die in einen Unterricht hineinspielen.
Indikator ist allerdings, wie der Unterricht bei den Schülern im wahrsten Sinn des Wortes "ankommt".
Jetzt versuche ich einmal eine Zusammenfassung:
Ein guter Unterricht ist, wo Schüler ohne Stress, motiviert und mit Lernfreude zu einem optimalen Lernerfolg herangeführt werden, bedingt durch die richtige Planung und Durchführung des Themas durch die Lehrkraft. |
| niconj, ... | | von: ohneschule
erstellt: 15.05.2016 10:56:56 geändert: 15.05.2016 11:00:59 |
Zunächst wünsche ich dir und dem Forum frohe Pfingsten.
Nun brauchte ich mir als Ruheständler meinen Kopf nicht mehr über "guten Unterricht" zu zerbrechen.
Dennoch finde ich deine Frage "Was guten Unterricht ausmacht" spannend.
Es ist bereits Vieles geschrieben worden.
Spätestens dann, wenn die Lehrkraft selbstständig und eigenverantwortlich vor ihren SuS steht, sollte sie die Frage nach dem "guten Unterricht" schlüssig beantworten können.
Wer bestimmt aber, was "guter Unterricht" heißt?
In meiner Referendarzeit wurde uns diese Frage vom Seminar abgenommen. Wer sich nicht an die unterrichtlichen Vorstellungen der Seminarleitung hielt, bekam schlechtere Noten oder fiel im schlimmsten Fall durch.
Hat sich daran bis heute etwas geändert?
Jedes Jahr wird der Deutsche Schulpreis verliehen. Nur Schulen, die diese sechs Bewertungskriterien der Jury erfüllen, haben überhaupt eine Chance, nominiert zu werden:
Auswahlkriterien
Grundlage des Deutschen Schulpreises ist ein umfassendes Verständnis von Lernen und Leistung. Dieses kommt in sechs Qualitätsbereichen zum Ausdruck. Schulen, die mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet werden, müssen in allen Bereichen gut und mindestens in einem Bereich weit überdurchschnittlich abschneiden.
Wir suchen ...
Leistung
Schulen, die gemessen an ihrer Ausgangslage besondere Schülerleistung in den Kernfächern (Mathematik, Sprachen, Naturwissenschaften), im künstlerischen Bereich (z.B. Theater, Kunst, Musik oder Tanz), im Sport oder in anderen wichtigen Bereichen (z.B. Projektarbeit, Wettbewerbe), erzielen.
Umgang mit Vielfalt
Schulen, die Mittel und Wege gefunden haben, um produktiv mit den unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen, Interessen und Leistungsmöglichkeiten, mit kultureller und nationaler Herkunft, Bildungshintergrund der Familie, Geschlecht ihrer Schülerinnen und Schüler umzugehen, Schulen, die wirksam zum Ausgleich von Benachteiligungen beitragen,
Schulen, die das individuelle Lernen planvoll und kontinuierlich fördern.
Unterrichtsqualität
Schulen, die dafür sorgen, dass die Schüler ihr Lernen selbst in die Hand nehmen,
Schulen, die ein verständnisintensives und praxisorientiertes Lernen auch an außerschulischen Lernorten ermöglichen,
Schulen, die den Unterricht und die Arbeit von Lehrern mit Hilfe neuer Erkenntnisse kontinuierlich verbessern.
Verantwortung
Schulen, in denen achtungsvoller Umgang miteinander, gewaltfreie Konfliktlösung und der sorgsame Umgang mit Sachen nicht nur postuliert, sondern gemeinsam vertreten und im Alltag verwirklicht wird,
Schulen, die Mitwirkung und demokratisches Engagement, Eigeninitiative und Gemeinsinn im Unterricht, in der Schule und über die Schule hinaus tatsächlich fordern und umsetzen.
Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner
Schulen mit einem guten Klima und anregungsreichen Schulleben,
Schulen, in die Schüler, Lehrer und Eltern gern gehen,
Schulen, die pädagogisch fruchtbare Beziehungen zu außerschulischen Personen und Institutionen sowie zur Öffentlichkeit pflegen.
Schule als lernende Institution
Schulen, die neue und ergebnisorientierte Formen der Zusammenarbeit des Kollegiums, der Führung und des demokratischen Managements praktizieren und die Motivation und Professionalität ihrer Lehrer planvoll fördern,
Schulen, die in der Bewältigung der Stofffülle, der Verbesserung des Lehrplans, der Organisation und Evaluation des Schulgeschehens eigene Aufgaben für sich erkennen und daran selbstständig und nachhaltig arbeiten.
Ich möchte den Blick nur auf zwei Bewertungskriterien lenken:
Bei dem Wettbewerb haben nur Schulen eine Chance, "die dafür sorgen, dass die Schüler ihr Lernen selbst in die Hand nehmen" und
"die das individuelle Lernen planvoll und kontinuierlich fördern."
Sind diese Bewertungskriterien in der Bildungsdebatte Konsens?
In Foren lese ich dazu recht unterschiedliche Meinungen, bis hin zu der Aussage, das sei im praktischen Unterricht so idealtypisch überhaupt nicht realisierbar.
Gleiches gilt übrigens auch für die Inklusion.
Geschenkt, eine Jury legt fest, was guter Unterricht zu sein hat und gut ist.
Ähnlich formulierte Kriterien liegen den Schulinspektionen zugrunde.
Auch dort wird "selbstorganisiertes und individuelles Lernen" erwartet.
Steht die Lehrkraft vor ihrer Klasse, kann sie so unterrichten, wie sie es für gut und richtig hält. Sie entscheidet, was "guter Unterricht ist.
In der Ausbildung, in Prüfungssituationen und bei Schulüberprüfungen bzw. -wettbewerben wird "von oben" vorgegeben, wie guter Unterricht auszusehen hat.
Wer sich nicht daran hält, wird schlechter bewertet oder darf nicht an Schulwettbewerben teilnehmen.
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| .... | | von: ysnp
erstellt: 15.05.2016 11:37:50 geändert: 15.05.2016 12:54:35 |
"ohneSchule" hat einen sehr wichtigen Aspekt aufgeschrieben, denn "guter Unterricht" wird so gesehen, wie die Bildungspolitik ihn gerade definiert. Diese Definition versucht auf gesellschaftliche Belange zu antworten und ist heute wesentlich mehr als früher von wirtschaftlicher Einflussnahme geprägt. Das kann ich so mit Sicherheit schreiben, denn ich bin schon länger im Schuldienst und habe einige Richtungswechsel mitgemacht.
Ich möchte nochmals zu deinem Eingangspost zurückkehren. Hilbert Meyers Thesen finde ich immer noch ziemlich gut zutreffend, denn das veranschaulicht das, was im heutigen Unterricht möglich ist. Hier nochmals der Link, weil der von dir angegebene nicht funktioniert:
http://www.staff.uni-oldenburg.de/hilbert.meyer/9290.html
Allerdings muss ich sagen, dass viele Schularten nicht so strukturiert sind, dass all dies locker in der Praxis umsetzbar ist. Vor allem am Gymnasium, an dem du ja unterrichten wirst, wird es sehr schwer sein, viele von Hilbert Meyers Ansätze umzusetzen.
Da hat man es natürlich mit der Hattie Studie leichter, die die Lehrerpersönlichkeit in den Mittelpunkt setzt. Wie ich in meinen Hospitationen in den Schulen (Realschule, Gymnasium), wo jede Unterrichtsstunde ein/e andere/r Lehrer/in ins Klassenzimmer eilt, mibekommen habe, da ist es besonders wichtig, dass eine Lehrerpersönlichkeit strukturiert ist und ein/e gute/r Erklärer/in und Selbstdarsteller/in ist, denn die verbleibende Unterrichtszeit sollte gut genutzt werden.
Zur Hattiestudie: Vielleicht solltest du dich auch mit der Kritik an der Hattiestudie intensiv beschäftigen. Ein kritischer Punkt daran ist - wie ich gelesen habe - dass dieser Metastudie vor allem Ergebnisse aus englischsprachigen Ländern zugrunde liegen.
Ein Tipp wäre noch Heinz Klippert und seine Ansichten zu gutem Unterricht:
http://www.klippert-medien.de/interview-hattie-studie |
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