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Forum: "Erstes Zeugnis - Bemerkung zum Sozialverhalten"
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| @miss | | von: lamaison
erstellt: 05.08.2016 18:09:56 geändert: 05.08.2016 18:29:27 |
Ich versuche mal zu übersetzen: Ivy regt sich weniger über den Inhalt des Zeugnisses, sondern über die Art der Formulierungen auf. Im Studium haben wir damals tatsächlich gelernt, dass die Zeugnisse positiv formuliert werden sollen, z.B. Du würdest gerne schreiben: Schüler Martin hat eine unleserliche Sauklaue (öhh Schrift), aber du schreibst dann: Der Schüler bemüht sich zunehmend um eine gut leserliche Schrift. Die Eltern denken, prima, er bemüht sich ja, Schüler Martin ist die Schrift wurscht... Dieses verschwurbelte Schönreden wie klexel so schön sagt, ist heute wie ysnp festgestellt hat, nicht mehr zwingend. Formulierungen wie im Eingangsthread sind normal. Die Schulleitungen lesen alle Zeugnisse und segnen diese auch nochmal ab per Unterschrift. Ach ja, es gibt Zeugnisprogramme für die einzelnen Bundesländer mit vorgeschlagenen Textbausteinen, so wie ysnp angegeben hat. Früher hat man das alles handschriftlich mit Durchschlag aus dem Hirn raus positiv formuliert. |
| Nachtrag | | von: ysnp
erstellt: 05.08.2016 19:04:24 geändert: 05.08.2016 22:57:11 |
Als jemand, der auch in Bayern Zeugnisse schreibt, lese ich heraus, dass das Kind, über das geschrieben wird, einige Probleme im Sozialverhalten hat und noch wenig Einsicht bei Fehlverhalten zeigt. Allerdings sind auch Verbesserungsansätze zu erkennen. Fast alle Sätze habe ich selbst schon in Zeugnissen verwendet. Nur diesen Satz habe ich noch nie verwendet: "Die Schülerin ließ sich zu Beschimpfungen und Tätlichkeiten hinreißen." Das hätte ich persönlich jetzt annehmbarer für Eltern formuliert. Was wirklich gut zu klappen scheint, ist die Gruppenarbeit, die ist ausschließlich positiv formuliert und auch die Gesprächsbeteiligung ist ja themenbezogen, was sicher nicht alle Erstklässler so können. Sieh die positiven Momente in den anderen Bereichen, aber sage dir auch - und so sehe ich die Bemerkungen - dass im Sozialverhalten Handlungsbedarf besteht. Darüber könntest du ja nach den Ferien mit der Lehrkraft reden. Da wäre eine enge Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Lehrkraft, wo beide am gleichen Strang ziehen, am gewinnbringendsten. Und: Oft verhält sich ja ein Kind zuhause anders als in der Sozialgemeinschaft "Klasse". Dennoch hast du als Mutter Einflussmöglichkeiten auf dein Kind. Durch die unterschiedlichen Aussagen an den verschiedenen Stellen erkennt man, dass die Lehrkraft das Kind in den verschiedenen Bereichen gut beobachtet und klar in den Bereichen differenziert hat. So kann man die positiven und negativen Tendenzen erkennen und es kristallisiert sich deutlich der Handlungsbedarf heraus. |
| @lamaison | | von: missmarpel93
erstellt: 05.08.2016 19:36:47 geändert: 05.08.2016 19:40:52 |
ivy81 regt sich als Mutter auf, sagt aber selbst, dass sie sich als Lehrerin wünscht, selbst so etwas schreiben zu dürfen und beklagt sich, dass ihr das im Vorbereitungsdienst vesagt worden wäre ... Ist wie im Arbeitsrecht, Zeugnisse müssen positiv formuliert sein. Deshalb ist das Interessanteste an Zeugnistexten, welch Standardformulierungen komplett weggelassen worden sind - also das, was eben nicht erwähnt wird. |
| @missmarpel | | von: janne60
erstellt: 05.08.2016 22:17:33 |
Das erinnert mich an ein Gespräch, das ich mal mit einem Vater führte, der hinter jeder Zeugnisbemerkung seines Sohnes eine verschlüsselte Negativbemerkung vermutete, wie es offensichtlich im Arbeitsrecht und in Zeugnissen üblich ist. Es war schwierig, ihn davon zu überzeugen, dass es im Grundschulbereich durchaus üblich ist, Tacheles zu reden/schreiben, ohne damit Übles darstellen zu wollen. Wir reden in diesm Thread außerdem von Zeugnissen für Erstklässler, diese sind ausschließlich für die Eltern bestimmt. Insofern sollte man hier ruhig etwas Gelassenheit zeigen und das Ding als das nehmen, was es ist, eine Rückmeldung für zu Hause. Wer jetzt bereits den Klageweg einschlägt, dem kann ich nur gute Nerven auf dem restlichen Weg seines Zöglings wünschen. |
| klare Worte | | von: missmarpel93
erstellt: 06.08.2016 09:06:06 |
Ich bin es auch gewohnt klare Worte zu finden und mir geht das Textgeschwurbel für die SuS, die zieldifferent unterrichtet werden, auf den zeiger. Bei den methodischen und inhaltlichen Kompetenzen ist es aus meiner Sicht auch vollkommen in Ordnung aufzuschreiben, was der Betreffende kann, wenn vorher klar definiert worden ist, was von den regelschülern erwartet wird (Darlegung der Unterrichtsinhalte). Bei den Bemerkungen zum Arbeits- und Sozialverhalten hingegen muss es möglich sein, offene Worte auszusprechen. Entweder sind Arbeits- und Sozialverhalten gut, oder sie sind schlecht. Nur hängt das nicht vom Förderschwerpunkt Lernen ab. Wenn also Regelschüler problematisches Verhalten über eine längere Zeit nicht abstellen können, dann sollte das auch im Zeugnis so benant werden dürfen. Wem das nicht passt, der kann ja dagegen vorgehen. Dafür gibt es den Rechtsweg. Und auf dem kann nur gegen die Verfügung der Behörde , nicht aber gegen die Arbeit der einzelnen Lehrkraft vorgegangen werden. Also einfach ruhig bleiben. |
| Danke!! | | von: ivy81
erstellt: 06.08.2016 09:22:49 geändert: 06.08.2016 09:26:04 |
"Ich versuche mal zu übersetzen: Ivy regt sich weniger über den Inhalt des Zeugnisses, sondern über die Art der Formulierungen auf. Im Studium haben wir damals tatsächlich gelernt, dass die Zeugnisse positiv formuliert werden sollen, z.B. Du würdest gerne schreiben: Schüler Martin hat eine unleserliche Sauklaue (öhh Schrift), aber du schreibst dann: Der Schüler bemüht sich zunehmend um eine gut leserliche Schrift." Genau so ist es! Über den Inhalt muss ich mich schon allein deshalb nicht aufregen, weil mir die Probleme schon seit Weihnachten bekannt sind und wir quasi ständig daran arbeiten. Ich war also nicht über die Tatsache, dass es so ist, sondern nur über die harte Formulierung entsetzt. Und genau so habe ich es gelernt, Zeugnisse zu formulieren. Auch mein Zeugnisprogramm auf dem PC ist leider noch auf diesem Stand. Da findet sich keine einzige negative Formulierung. "Dieses verschwurbelte Schönreden wie klexel so schön sagt, ist heute wie ysnp festgestellt hat, nicht mehr zwingend. Formulierungen wie im Eingangsthread sind normal. Die Schulleitungen lesen alle Zeugnisse und segnen diese auch nochmal ab per Unterschrift." "Schau dir mal die aktuellen Formulierungshilfen vom isb an. Da wurden wortwörtlich welche übernommen. Nur positiv verschleiert ausdrücken ist jetzt nicht mehr aktuell." Genau dieses Wissen hat mir auf fachlicher Ebene komplett gefehlt. Ich merke, dass ich wohl eindeutig nicht auf genügend Fortbildungen war in den vergangenen Jahren oder meine Prioritäten diesbezüglich in nächster Zeit noch anders setzen muss, um wieder auf den aktuellen Stand zu kommen. Nochmal vielen Dank für eure Hilfe! @ysnp: Wir sind ständig im Gespräch mit der Lehrerin, melden uns Kleinigkeiten auch mal nur eben schriftlich übers Hausaufgabenheft und sie versucht wirklich ihr Möglichstes, um meiner Tochter das Leben nicht unnötig schwer zu machen. Wir waren schon im KiGa mal im SPZ, weil die Kindergärtnerinen den Verdacht auf Autimsmus in den Raumgestellt hatten. Allerdings wurde uns dort glücklicherweise gesagt, dass das Mädel einfach nur etwas "verhaltensoriginell" aber ganz normal ist. |
| Off topic: Als Lehrer/in | | von: lamaison
erstellt: 06.08.2016 12:42:34 |
hat man es doppelt so schwer, wenn das eigene Kind nicht in die Reihe passt. Die Kolleg/innen, die das Kind unterrichten sind irgendwie der Meinung, dass das ja nicht sein kann. Meinem Sohn wurde alles attestiert, bloß kein schulischer Erfolg in einer Regelschule. Der Gang in verschiedene Kinderzentren hat mir geholfen. Dort wurde ihm ein überdurchschnittlicher IQ attestiert und ich konnte dieses Ergebnis den Erzieherinnen und Lehrerinnen zeigen. Niemand dachte, dass er je lesen lernen würde, weil er mit sechseinhalb seinen Namen nicht schreiben konnte. Die erste Hausaufgabe: Schreibe eine Seite LLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLL und lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll, immer abwechselnd. Er saß auf meinem Schoß und wir haben beide geweint..... An Weihnachten konnte er auf einmal plötzlich lesen. Er war 7, ein Wunder!!! (für mich) Die Lehrerin sagte zu mir: "Do hänn sie aber gut mit ihm geübt." Das stimmte gar nicht. Er hat sich plötzlich selber dafür interessiert. Vom Kindergartenalter an bis zur 6.Klasse wurde ich so einmal pro Jahr bestellt, um mir anzuhören, dass was mit dem Kerl nicht stimmt. Wir sollten zum Logopäden. Der wusste nicht, was er ihm beibringen soll und wir wurden nach Hause geschickt. Ergotherapie hat er lange gemacht, bei Tests kam eigentlich immer raus, dass er langsam ist. Er geht ins Gymnasium, Klasse 9 hat mittelmäßige Noten, aber er macht alles allein und ich finde ihn völlig in Ordnung. Bei Ivy kann ich gut verstehen, dass sie sich aufregt. Irgendwie hat man das Gefühl, versagt zu haben. Wichtig ist, dass man immer zu seinem Kind hält. Und Hilfe von außen annehmen. Am Besten von einer Stelle, die mit der Schule nichts zu tun hat. |
| Nicht so heiß essen... | | von: mordent
erstellt: 06.08.2016 15:02:18 |
... wie das Zeugnis gekocht kommt! Das sind pädagogisch standardisierte Floskeln, die nichts weiter beschreiben als: 1. Da ist Ihr Kind noch unter einem als allgemein vorausgesetzten Level; 2. Da ist ihr Kind auf dem als allgemein vorausgesetzten Level; 3. Da ist Ihr Kind sogar über dem vorausgesetzten Level. Natürlich winkt ein Schulleiter jede Bemerkung durch, ob sie vernichtend oder übertrieben gut scheint. Die Schulleitung kennt nicht jedes einzelne Kind so gut wie die Kollegen, die das Kind unterrichten, und die wiederum haben ihren ganz eigenen Maßstab, was ein Kind in welchem Alter können sollte. Ich kenne deine Tochter nicht, aber sie ist wahrscheinlich einfach nur sie selbst, und da ist sie vielleicht einfach impulsiv, was auch ganz altersgemäß sein kann, und doch irgendwie noch nicht so weit in anderen Dingen, dass halt so eine Bewertung dabei rauskommt. Ich als (Nicht-)Vater würde das für mich zum Anlass nehmen, sie in den beschriebenen Mängelpunkten zu fördern oder zu fordern, z. B. ausmachen, dass wir während dem Fernsehen sitzen bleiben, bis der Film aus ist, nicht dazwischen reden, auch zu Hause das Melden einführen oder was auch immer nicht so ist wie gewünscht. Und da wäre es meine Aufgabe, von meiner persönlichen Meinung abzusehen, wie ruhig ein Kind beim Spielen, Fernsehen usw. sein muss; wobei ich da eh jemand bin, der auf einen klaren Fokus setzt. Aber definitiv ist das kein Zeugnis einer "Horror-Göre", sondern ein ganz normales... Das schreiben wir selbst bei unseren Fünftklässlern noch sehr oft in de verbalen Beurteilungen. Alles gut! Hast ein gesundes Kind... Also auch ein "schulgesundes" Kind! |
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