ich find das sehr interessant. ich hab das in meiner langen laufbahn noch nie gehört,dass jemand "du" sagt und "ihr" meint.

Statt "Wenn dir das noch schwer fällt, dann kannst du auch..." sag ich weder du noch ihr, sondern "Wem das noch schwer fällt, der kann auch..." oder "Wer damit schon fertig ist, der nimmt...."

und wenn ich die ganze klasse meine, dann sag ich "macht zuert die aufgaben auf der seite ......"

Ich habe das im Unterrichtsbesuch im eigenen Referendariat gesehen.

Es gab damals Seminarleiter, die das Besonders fanden und gut, weil man dadurch angeblich den Schülern zugewandter sei.

Für mich sind das eher Floskeln.

Die Kinder verstehen sehr wohl, dass sie bei "ihr" alle gemeint sind. Und sie verstehen eher, dass man mit "DU" nur ein bestimmtes Kind anspricht, wenn man das Pronomen dafür nutzt. Wie will man sonst diese Unterschied sprachlich ausdrücken?

Palim

finde die Überlegungen und die Darstellung von ishaa sehr interessant - und irgendwie auch nachvollziehbar.
Trotzdem wäre es mir wohl nie über die Lippen gekommen. Gut, dass ich jetzt nicht mehr drüber nachdenken muss.  

Jetzt habe ich diese Form des "Duzens" selbst kennengelernt. Aber nach der dritten Kursstunde habe ich die Atmosphäre als derart künstlich empfunden, dass ich den Kurs abgebrochen habe. Es scheint wohl wirklich keine ungewöhnliche Anrede zu sein. Ich kann nichts dagegen tun, mir sträuben sich die Nackenhaare, wenn im Kollektiv "geduzt" wird. Auch empfand ich es nicht als persönliche Ansprache, da ich ja wusste, dass es eben keine war.

auch üblich. Es gefällt mir überhaupt nicht, denn es ist ein falscher Gebrauch von Sprache. Aber: Die Kinder kommen gut klar damit, ich habe noch nie Probleme deswegen gesehen.

seit Beginn sehr interessiert mit und finde, ishaa hat es auf S. 1 mit ihrer Erklärung auf den Punkt gebracht mit dem Beispiel aus der Yoga-Stunde. Aus meiner Yogazeit weiß ich noch, dass es mir besser gefiel, bei bestimmten Übungen "personalisierte" Ansagen zu erhalten als gruppenbezogene. Im Unterricht mache ich es genau so ( in Kl. 1 und 2, danach nicht mehr). Im Allgemeinen spreche ich in der ihr-Form, manche Aufgabenstellungen erkläre ich aber in der du-Form (Ich stehe also z.B. vor der Klasse, halte das AB hoch und sage "Lies dir den Satz genau durch. Unterstreiche dann das Tuwort". Kann sein, dass ich danach sofort umschwenke "Habt ihr das gut verstanden?"

Ich denke nicht, dass es irgendwelche positiven oder negativen Auswirkungen auf die Klasse hat, ob man es nun so oder anders handhabt,  ich halte es für eine persönliche Note des Unterrichtens, über die man genauso sinnfrei streiten kann wie beispielsweise über die Verwendung von Handpuppen. Ich komme ausbildungstechnisch aus den 80er-Jahren, da war es total und unbedingt notwendig, an jeder denkbaren und undenkbaren Stelle Handpuppen im Unterricht einzusetzen. Da ich mich damit immer unwohl, aufgesetzt und albern gefühlt habe, habe ich es von jeher gelassen. Ich bekomme aber keine Widerwilligkeits-Gänsehaut, wenn Kollegen gern damit arbeiten. Diejenigen, die sich damit wohlfühlen, bringen es ja auch toll rüber, und dann passt doch alles wieder. 

Es lebe die pädagogische Freiheit! 

Ehrlich gesagt würde ich es begrüßen, wenn die pädagogische Freiheit doch ein wenig mehr eingegrenzt werden würde.

Und jemand der hinter einer Vorgehensweise steht, bringt die Inhalte nicht automatisch "toll rüber". Auch wenn die Lehrer sich aussuchen können, wie sie ihre Schüler anreden: Die Schüler haben keine Wahl. Und die Eltern können es sich auch nicht aussuchen, ob ihre Kinder im Kollektiv "geduzt" werden dürfen. Ich sehe es wie halb27 und finde, dass es sich um einen falschen Gebrauch der Sprache handelt. Auch denke ich, dass dies durchaus negative Auswirkungen auf Schüler haben kann.

Was ich auch ungewöhnlich finde ist, dass so viele Grundschüler ihre Lehrer duzen dürfen. An vielen Schulen wird es auch bei Viertklässlern nicht beanstandet, wenn Schüler sagen: "Herr Meier, kannst du mir mal bitte helfen?" Dies wäre in meiner Schulzeit undenkbar gewesen. Es rutschte dem einen oder anderen Schüler mal raus, er wurde dann aber sofort verbessert.

dass man die ganze Sache etwas differenzierter betrachten sollte. Reines Schwarz-Weiß-Denken bringt hier keinen weiter.

Allgemein halte ich dieses künstliche "Du" auch für falsch, es gibt aber durchaus Situationen, in denen ich es mir vorstellen kann und wo es auch überhaupt nicht künstlich wirkt. Ein Beispiel ist das schon genannte Yoga oder ähnliche Übungen. Mache ich mit meiner Klasse Entspannungsübungen oder Phantasiereisen, bei denen jeder seine Augen schließen soll, dann kommt das "Du" ganz automatisch, da jetzt ja jeder für sich alleine ist und sich damit auch ganz individuell mit dem "Du" angesprochen fühlen kann. Es würde mir aber nicht im Traum einfallen, bei Arbeitsaufträgen an die ganze Klasse das "Ihr" durch "Du" zu ersetzen, da kringeln sich mir die Zehennägel...

Was das "Du" gegenüber Lehrern angeht, nehme ich das eher mit Humor. Selbst meinen 7ern rutscht das manchmal noch raus, die laufen dann meist rot an und versuchen möglichst unauffällig im Boden zu versinken. Besonders lustig wird es, wenn sie das "Du" auch noch mit meinem Doktortitel verknüpfen...

Ist es denn undifferenziert, wenn man künstliche Anredeformen ablehnt? Wobei ich es tatsächlich entspannter sehen würde, wenn diese wirklich nur bei freiwilligen Phantasiereisen Anwendung finden würde. 

(Allerdings habe ich den Eindruck, dass viele Menschen Probleme mit der Anrede haben. Kürzlich wollte ich mir einen Gegenstand in einem Haushaltswarengeschäft ansehen. "Ich tu Sie das mal runterholen", bot mir ein eifriger Verkäufer an.) 

Wenn Schülern versehentlich ein "Du" gegenüber Lehrern herausrutscht, finde ich das nicht tragisch. Erschreckend finde ich es jedoch, dass zahlreiche Zehnjärige noch nicht in der Lage sind, ihre Lehrer generell zu siezen. 

du schreibst weiter oben "Auch denke ich, dass dies durchaus negative Auswirkungen auf Schüler haben kann."

Ich bin ja lernfähig. Welche Auswirkungen befürchtest du denn genau?

Um es noch einmal zu verdeutlichen: Ich bin nicht der Verfechter der Du-Anrede, die sich durch die ganze Stunde zieht. Ich gebe hin und wieder Arbeitsanweisungen in der Du-Form (tatsächlich in der Annahme, dass sich die Kinder dann direkter gemeint fühlen und deshalb genauer hinhören).

Wenn du mich überzeugen kannst, wo die Schädlichkeit dieser Vorgehensweise liegt, höre ich damit auf.