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Forum: "Duzen"
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| Was | | von: marcelsch
erstellt: 26.03.2018 07:49:43 geändert: 26.03.2018 08:38:23 |
soll daran peinlich sein? Ich finde ein Lehrer sollte mit seinem Schüler auf Augenhöhe agieren, das geht genauso wenn man sich gegenseitig duzt. Die Pisa-Studie zeigt auch, dass Schüler besser abschneiden, wenn sie sich mit ihren Lehrern duzen (vgl. Skandinavien). Nachdem das aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen deutsche Lehrer nicht wollen, muss eben meiner Meinung nach auf ein gegenseitiges Sie umgestellt werden. Außerdem bin ich in meiner Klasse der Klassensprecher und meine ganze Klasse will die Duzerei der Lehrer nicht länger ertragen. Wir haben bereits beschlossen, dass alle Lehrer nach den Osterferien geduzt werden. |
| Mir geht es genauso | | von: hopeforgood
erstellt: 26.03.2018 10:23:33 |
Ich hab bis heute keinen Grund erkannt, warum man Lehrer siezen sollte, aber sich gleichzeitig von ihnen duzen lassen darf. Ich hab seit der 5. Klasse darauf gewartet, dass man ab der 10. Klasse gesiezt wird, aber die meisten Lehrer haben ganz frech weitergeduzt ohne zu fragen. Als fertiger Lehrer will ich das besser machen und die Schüler entscheiden lassen, ob sie lieber gesiezt werden wollen oder geduzt, aber dann auch gegenseitig. So habe ich es bei meinen Praktika bisher auch immer gehalten. Jedoch denke ich, dass die große Frage ist, ob das Sie überhaupt noch zeitgemäß ist. In der Werbung, in Foren wie hier, im Kollegium, im Cafe etc. wird überall geduzt. Wozu also das Sie nicht konsequent abschaffen, wie so viele andere europäische Sprachen auch? |
| Was ich | | von: janne60
erstellt: 26.03.2018 10:47:01 |
noch nicht verstanden habe, ist deine Vermischung von kindlicher Duzerei in der Schule und dem Einfordern von Siezen unter Gleichgestellten, da du diesen Punkt bisher nicht kommentiert hast (obwohl dazu drei Fragen im Forum stehen). Zum gegenseitigen Duzen in der Grundschule kann ich dir nur sagen: Dies ist kein Beispiel für besonders gut funktionierende Kommunikation auf Augenhöhe, sondern schlicht dem Umstand geschuldet, dass die Kinder den Sprung vom Kindergarten (mit der Duz-Erzieherin) zur Schule (mit der Siez-Lehrerin) nicht schaffen und viele Grundschullehrkräfte sich damit abgefunden haben. In dem verlinkten Artikel auf S. 1 wird vom Statusgefälle gesprochen, auf dem die Du-Sie-Beziehung wohl basiert. Der Begriff Statusgefälle mag ab einem bestimmten Alter einen Beigeschmack haben, aber, ehrlich gesagt, ich als Grundschullehrer bestehe sogar darauf, einen anderen Status als meine Schüler zu haben und ich kann daran überhaupt nichts Verwerfliches finden. Das ist nicht zu verwechseln mit Respekt und Achtung als Basis des gedeihlichen Miteinanders. Das Du oder Sie hat für mich jedoch primär damit nichts zu tun, es geht um das Verhältnis Lehrer-Schüler. Ich kann in gewisser Weise nachvollziehen, was du meinst, wenn ich an mein eigenes Unbehagen denke, dass mich bis heute in dem großen schwedischen Möbelhaus überkommt, in dem ich auf allen Plakaten und in jeder Durchsage geduzt werde, obwohl ich mir dann denke: Ich kenne hier niemanden, ich möchte gern gesiezt werden. Dieses Duzen empfinde ich als distanzlos. Genauso distanzlos fand ich früher die Lehrer, die uns Schülern das Du anboten, weil sie es irgendwie lässig fanden. Ich fand es unangebracht und es kam mir auch nie über die Lippen. Die Lehrer damals erreichten damit auch nur eine Spaltung innerhalb der Kurse/Klassen in die Coolen, die den Lehrer duzten und die Blöden, die das nicht taten. Je länger ich über das Thema nachdenke, umsop interessanter finde ich vor allem die Verschiebungen, die es im alltäglichen und privaten Bereich dazu gegeben hat. Schulisch denke ich, kann man sicherlich mal eine Diskussion dazu anschieben. Man kann sicherlich auch durchsetzen, dass alle Lehrer ab Klasse 10 Sie sagen. Fakt ist aber auch, dass es was mit eurem Schüler-Lehrer-Verhältnis machen wird, wenn ihr das Thema zwanghaft auf die Spitze treibt. Nach wie vor ist für mich noch nicht ausreichend beantwortet, was feul gefragt hat. Ihr habt mit euren Lehrern gesprochen? Habt ihr denn Argumente gehabt? Hat das Gespräch auf Augenhöhe stattgefunden? Und wessen Augenhöhe meinst du, wenn du sie erwähnst? Ich kann mir nämlich schwer vorstellen, dass am Ende einer gut begründeten Diskussion alle auseinandergehen mit dem Satz: Das war noch immer so, und das haben wir noch nie gemacht. |
| hopeforgood | | von: sahara14
erstellt: 26.03.2018 11:22:51 |
und marcelsch sind für mich ein und die selbe Person, die hier mit 2 Namen angemeldet ist. Begründung: hopeforgood meldet sich hier in 4t an und schreibt sofort und nichts anderes als seine Meinung hier in diesem Forum. Und war seither nimmer in 4t angemeldet. Abgesehen davon: seit wann sind Lehrer und Schüler auf Augenhöhe so wie du deine Oma, marcelsch? Das kannst du doch wohl nicht ernsthaft vergleichen. Und ich finde das ein sehr kindliches Argument. In Deutschland gilt nach wie vor, dass man Respektspersonen mit "Sie" anspricht. Also du deine Lehrer! Und erst aber der Oberstufe, wenn Schüler erwachsen sind, ändert sich das - es sei denn die Klasse will das anders - zum ebenfalls respektvollen "Sie". Was in anderen Ländern üblich ist, kannst du doch hier nicht als Argument für deine Diskussion anführen. Zumal ich es wirklich einen Witz finde, Kinder ab Klasse 5 zu Siezen! Kopfschüttel. |
| Es | | von: marcelsch
erstellt: 26.03.2018 12:15:19 geändert: 26.03.2018 12:28:08 |
ging in meinem Post nicht um meine Oma. Dass die eigene Oma geduzt wird, steht wohl kaum zur Debatte. Es ging mir vielmehr darum, wenn z.B. eine fremde alte Frau mich im Supermarkt fragt "Kannst du mir mal was aus dem Regal oben runterholen" antworte ich mit "Was genau soll ich DIR denn runterholen", mit expliziter Betonung auf dem Du. Entweder sind die Leute peinlich berührt und fangen sofort zum Siezen an ("Geben Sie mir das Gurkenglas") oder sie stört es gar nicht und es wird weiter geduzt. Wie ich bereits erläutert hab, habe ich nichts gegen ein wechselseitiges Duzen, nachdem der gesellschaftliche Trend ohnehin in diese Richtung geht. Das Beispiel Ikea von @janne60 ist uns denke ich allen bekannt. Aber auch im beruflichen Umfeld wird fast überall geduzt, dass solltet ihr Lehrer doch selbst am besten wissen. Es duzt sich vom Lehramtsstudenten-Praktikant über den Referendar bis zum Schulleiter alle, obwohl selbst hier eine Hierarchie erkennbar ist. Dies war mit ein Argument in unserer Diskussion mit unseren Lehrern: Der einfache Lehrer duzt seinen Vorgesetzen (Schulleiter) schließlich auch. Aber auch der Referendar duzt sich mit seinem Vorgesetzten (Betreuungslehrer). Hier ist die Abhängigkeit sogar noch größer, als im Lehrer-Schüler-Verhältnis. Immerhin geht es um seine berufliche Zukunft (Verbeamtung). Da ist unser Klassenlehrer ziemlich in Erklärungsnot gekommen und hat darufhin nur noch geantwortet, dass Schüler schon immer geduzt wurden und das wird auch immer so bleiben. Ich denke das Gespräch war nicht auf Augenhöhe, nachdem er für sämtliche Argumente beratungsresistent war. Ein Schüler weiß auch, dass es ein "Statusgefälle" zwischen Lehrer und Schüler gibt, auch wenn mir das Wort nicht gefällt. Das drückt sich aber nicht durch das Anredepronomen aus, sonst müsste sich ein Studienrat mit dem Oberstudiendirektor siezen, was aber bekanntlich nicht der Fall ist. Was findest du daran ein Witz @sahara14, Kinder zu siezen, wenn du selbst darauf bestehst, von ihnen gesiezt zu werden? Respekt musst du dir durch dein Auftreten erst selbst erarbeiten, den bekommst du nicht automatisch. Du kannst noch so sehr darauf beharren, von Schülern gesiezt zu werden, wenn du als Lehrer eine Witzfigur bist, wirst du so oder so nicht von ihnen respektiert. |
| .... | | von: ysnp
erstellt: 26.03.2018 13:10:58 |
Ja, unsere Sprache hat sich gewandelt. Früher haben sogar die Kinder ihre Eltern gesiezt, die Frauen ihre Männer. Jetzt sind wir bei Verwandtschafts- und Freundschaftsverhältnisse beim "Du" angekommen, auch bei Sportvereinen. Aus diesem Grund fällt Grundschülern auch das Siezen schwer, weil für sie die Lehrkräfte Vertrauenspersonen sind. Weiter hat sich unsere Sprache nicht geändert. Vielleicht wird sie das in weiter Ferne tun, dass wir ähnlich wie im Englischen uns nur noch in einer Form anreden. Im Augenblick ist es noch so, wie es ist. |
| Falsche Frage | | von: julia17
erstellt: 26.03.2018 14:00:37 |
"Könnt ihr mir einen sinnvollen Grund nennen, warum ich mich tagtäglich von meinen Lehrern beleidigen lassen soll?" fragte marcelsch. Lieber marcelsch, ist diese Frage ernst gemeint? Oder wolltest Du nur Deinem Ärger Luft machen und ein bisschen provozieren? Natürlich sollst Du Dich nicht beleidigen lassen. Beleidigung ist eine Straftat (wenn ich mich nicht irre), und Beleidigungen muss man sich wirklich nicht bieten lassen. Aber das Duzen der SchülerInnen von seiten der LehrerInnen wird wohl kaum jemand als vorsätzliche Beleidigung werten - es entspricht tatsächlich der Sitte und Gewohnheit. Auch wenn es manchen Menschen (vor allem in manchen Lebensaltern ) schwer fällt, das zu akzeptieren: Ein Stück weit muss man sich an die Gesellschaft anpassen, in der man leben will. - Die Anrede ist ein interessantes Thema; man sollte ruhig immer mal wieder darüber nachdenken. Nur bringen rhetorische Provokationen eher keine sachliche Dikussion in Gang! Ich finde es im Grunde genommen sehr unhöflich, die 3. Person als Anredeform zu verwenden. Es klingt doch eigentlich, als würde man an seinem Gegenüber vorbeischauen und mehr über ihn statt mit ihm reden. Aber das ist eine andere Geschichte... Übrigens, marcelsch, gibt es (auch in Deutschland) Schulen, an denen sich alle duzen. Wechsel doch an eine solche Schule, wenn es Dir an Deiner jetzigen nicht gefällt! |
| Das stimmt so nicht | | von: ivy81
erstellt: 26.03.2018 14:01:52 |
"Dies war mit ein Argument in unserer Diskussion mit unseren Lehrern: Der einfache Lehrer duzt seinen Vorgesetzen (Schulleiter) schließlich auch. Aber auch der Referendar duzt sich mit seinem Vorgesetzten (Betreuungslehrer)." Dieses Argument kann so nicht stehen bleiben, weil es schlicht und einfach nicht wahr ist. Als "Neuling" oder Vertretung an einer Schule sieze ich sowohl den Chef, als auch die älteren Kollengen, die Sekretärin und den Hausmeister so lang, bis diese mir das Du anbieten. Bei den Kollegen passiert dies meistens schon im ersten Gespräch. Ich würde persönlich nie auf die Idee kommen, eine ältere Person einfach so zu duzen, obwohl ich selbst schon lang nicht mehr zum jungen Gemüse zähle. Warum? Aus Respekt gegenüber einem Älteren. Meiner Meinung nach muss man sich diesen Respekt nicht erst erarbeiten, da ein gewisser Grundrespekt für den Umgang untereinander unerlässlich ist. Als Kind oder Jugendlicher daran zu Zweifeln zeugt für mich von persönlicher Unsicherheit und Unreife und ist m.E. ein Zeichen für die Krankheit, an der unsere Gesellschaft zunehmend leidet. Jeder fordert permanent ein, was ihm seiner Meinung nach zusteht. Durch diese Anspruchshaltung wird das einfache, respektvolle Zusammenleben immer mehr seiner alten Spielregeln (Umgangsformen) beraubt und irgendwann schlicht nicht mehr möglich sein. Wenn man sich immer nur die Rosinen rauspickt und dann laut "Das ist aber unfair!" schreit, so bald man selber mal nicht im Vorteil ist, hat das nichts mit Gleichberechtigung zu tun. Ein Beispiel: Bei der gesunden Pause dürfen sich imer die Erstklässler zuerst anstellen. Ist es jetzt fair und sinnvoll, wenn ein Drittklässler sich beschwert, dass das unfair ist? Er war doch auch mal als Erster dran und durfte den Vorteil genießen. Leider kommt das aber trotzdem immer wieder vor. Noch eins: Beim Vorlesetag dürfen immer die Viertklässler zuerst aussuchen. Jedes Kind wartet ab der 1. sehnsüchtig darauf, auch endlich Viertklässler zu sein. Leider beschließt die Schulleitung auf Grund von Elternprotesten nach 3 Jahren, dass das unfair ist und ändert das System. Die, die nun seit drei Jahren warten, endlich mal Erste zu sein, sind die Dummen. |
| @julia und ivy | | von: ysnp
erstellt: 26.03.2018 14:25:13 geändert: 26.03.2018 14:46:50 |
Gute Beiträge, das sehe ich genau so. Auch bei uns wird nicht von vorneherein geduzt. Wir siezen z.B. alle unsere Schulleitung. Das kumpelhafte "du" finde ich auch nicht immer angebracht. Das mit den Lebensphasen kann ich gut nachvollziehen, Julia. Auch ich war manchmal als junger Mensch nicht sehr angetan von manchen Erwachsenen, die das "du" mir gegenüber so nutzen, als wäre ich ein kleines Kind. Da greift dann auch die Verantwortung der Erwachsenen, dass sie Jugendlichen schon signalisieren müssen, dass sie sie für ernst nehmen. Doch das kann man auch mit dem "du". Nur haben das nicht alle Erwachsenen drauf, weil sie das oft nicht reflektiert haben. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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