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Forum: "Umfrage: Inwieweit verlieren sich Zahlendreher bis zum 4. Schuljahr?"
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| Ich weiß nicht, | | von: janne60
erstellt: 21.08.2018 13:08:49 |
ob es nicht einfacher ist, abzuwarten, bis sich das Problem verwächst (s.o.) als den Kindern falsche Sprechweisen anzutrainieren, die man ihnen später wieder abgewöhnen muss. Die Transferleistung ist ja in jedem Fall zu erbringen, immer muss ich mir Gedanken machen, wo die Zehner sind, wo die Einer sind, ich muss also die Stellenwerttafel komplett gefressen haben. |
| Das Problem verwächst sich leider nicht! | | von: nickibert
erstellt: 21.08.2018 14:38:54 |
Wir wissen doch, dass viele Jugendliche und Erwachsene mit Zahlendrehern kämpfen. Es ist nach meiner Erfahrung ausgesprochen hilfreich, wenn man Jugendlichen zeigt, dass es einen sachlichen Grund für diese Unsicherheiten mit zweistelligen Zahlen gibt. Rechenschwache Jugendliche verbuchen dann ihre Zahlendreher nicht mehr unter "Mathe -kann-ich-nicht". Und sie wissen, dass zweistellige Zahlen wegen der verdrehten Zahlwörter im Deutschen besondere Aufmerksamkeit erfordern. In Klasse 1 und 2, also wenn die Kindern lernen mit den Stellenwerten umzugehen, ist es wichtig, sprachlich sorgfältig und genau zu arbeiten. Wenn man "zwei Zehner und fünf Einer sagt", fokussiert das die Stellenwerte. Und wenn du Scheu hast vor "falschen" Zahlwörtern, kannst du ja "zwanzig und fünf" sagen. Das ist sprachlich korrekt und betont ebenfalls die Stellenwerte. Die Scheu vor "falschen" Zahlwörtern ist im Übrigen unbegründet. Wenn man in der Lernphase, also in einer herausgehobenen Situation, parallel zu den richtigen Zahlwörtern auch "zwanzig-fünf" sagt, ist das für die Kinder überhaupt nicht verwirrend. Sagen die Kolleg-/innen, die es gemacht haben. |
| Eine Ursache für ein Problem ... | | von: halb27
erstellt: 21.08.2018 15:06:31 |
zu thematisieren bringt m E. überhaupt nichts. Wieso sollte es auch mehr bringen als das Problem selbst zu beschreiben. in jedem Fall wird die kognitive Ebene angesprochen. Die Kinder haben aber kein kognitives Problem. Es ist auch leicht, den Kindern beim bewussten Schreiben die Zahlendreher abzugewöhnen. Bringt nur nichts, denn wenn die Kinder beim Rechnen schreiben, sind die Zahledreher wieder da. Meines Wissens weist die Dyskalkulie-Theorie Raum-Lage-Wahrnehmungs-Schwächen als Ursache für die Zahlendreher aus. Wäre die Sprechreihenfolge die Ursache, müssten Kinder, die zuerst die Einer schreiben, eigentlich keine Probleme haben. Wie Janne60 habe aber auch ich den Eindruck, das es vorteilhaft ist, die Kinder erst die Zehner schreiben zu lassen. Nach den bisherigen Beiträgen ist der überwiegende Eindruck, dass sich das Problem weitgehend auswächst. Das ist ja schon mal beruhigend. Denn das bedeutet, dass man zumindest keinen Extra-Aufwand treiben braucht, wie ja auch einige von Euch geschrieben haben. Soweit es keine weiteren Erkenntnisse gibt, werde ich wohl bei meiner speziellen Schreibweise bleiben, die Kinder aber explizit dazu anhalten, die Zehnerzahl zuerst zu schreiben. |
| Zahlen zum Thema | | von: nickibert
erstellt: 21.08.2018 18:49:42 geändert: 21.08.2018 18:50:15 |
Wenn Ihr an Zahlen zum Thema interessiert seid, es gibt eine Untersuchung aus 2016: Axel SCHULZ, Bielefeld: Inverses Schreiben und Zahlendreher– Eine empirische Studie zur inversen Schreibweise zweistelliger Zahlen (findet Ihr im Netz). Es wurden insgesamt 109 Grundschulkinder verschiedener Grundschulen (2 Jg.: 49, 3. Jg.: 40, 4. Jg.: 20) interviewt. Aus den Ergebnissen: "Insgesamt schreiben zwei Drittel aller interviewten Kinder wenigstens eine diktierte Zahl invers; ein Drittel aller Kinder schreibt mindestens die Hälfte der diktierten Zahlen invers. Obwohl es sich bei der vorliegenden Untersuchung nur um einen Quasi-Längsschnitt handelt, weisen die Ergebnisse darauf hin, dass das inverse Schreiben im Laufe der Grundschulzeit abnimmt. Bezogen auf den von der Lehrkraft berichteten Leistungsstand der Kinder schreiben sowohlleistungsschwache (95 %), durchschnittliche (71 %) als auch leistungsstarke (47 %) Schülerinnen und Schüler beim Zahlendiktat invers:das inverse Schreiben nimmt dabei mit zunehmender Leistung ab, ist aber kein Alleinstellungsmerkmal schwacher Schülerinnen und Schüler." |
| Das inverse Schreiben | | von: ysnp
erstellt: 21.08.2018 19:00:16 |
heißt aber nicht, dass die Schüler Zahlendreher in ihrer Schreibweise haben. Es verhindert sozusagen am Anfang die Zahlendreher. Bei mir schreiben auch immer wieder ein paar wenige Kinder die Zahlen invers. Begeistert davon bin ich nicht, es sind meistens die schwächeren Kinder und ich versuche es ihnen auch anders zu vermitteln. Bei nicht allen verliert sich das inverse Schreiben. Wichtig ist viel Arbeit mit dem Stellenwertsystem. Solche Aufgaben tauchen bei uns immer wieder auf. Unser Buch arbeitet mit Hunderterplatten, Zehnerstreifen, also dem Material, das der o.g. Axel Schulz von der Uni Bielefeld vorschlägt. |
| Zahlendreher... | | von: mordent
erstellt: 21.08.2018 19:04:33 |
... sind stark vertreten bis Klasse 7, immer noch ein Grund für verzweifelte Schülerblicke bis Klasse 10, und in der Kursstufe gibt es immernoch einzelne, die wissen, dass sie am besten nochmal neu anfangen, wenn sie rechnerisch in der Sackgasse enden... Ältestes Beispiel dürfte wohl meine Mutter sein mit 78 Jahren... Und die hat in der Grundschule noch Prügel für jeden Schreib-/Rechenfehler bekommen... Sie ist gelernte Realschullehrerin... |
| Hmm, | | von: halb27
erstellt: 21.08.2018 22:01:30 geändert: 22.08.2018 07:02:47 |
Danach muss man das Thema doch sehr ernst nehmen. Und sich um Abhilfe bemühen. Das Stellenwertsystem mit Fokus auf die Dezimalzerlegung hat bei meiner speziellen Schreibweise besondere Bedeutung. Mit der (von mir bisher nicht praktizierten) strikten Anweisung, die Zehnerzahl zuerst zu schreiben, sieht das so aus: Für die fünfundvierzig schreiben die Kinder erst die 40, nicht nur die 4! Das heißt sie schreiben eine große 0 im Rahmen der 40-Schreibung, in die sie danach die 5 schreiben. Damit ist der Anteil 40 der 45 optisch sichtbar. Das nutze ich auch zum Erklären von Rechenstrategien wie dem Zwerg-Riesen-Prinzip und einer Verallgemeinerung dieses Prinzips zum Subtrahieren mit Zehnerübergang. Das sollte die Dezimalzerlegung unseres Stellenwertsystems (45=40+5) immer im Fokus haben, wenn man diese Schreibweise über Monate ausschließlich praktiziert. Das passt auch sehr gut zu einem anderen Ansatz, den ich in Zukunft praktizieren werde. Ich werde die Kindern in der Erarbeitungs- und ersten Festigungsphase eines Themas nicht mehr vorgefertigte Aufgaben lösen lassen, wo sie nur noch das Ergebnis hinschreiben. Vielmehr werde ich die Aufgabe diktieren, und die Kinder müssen die Aufgabenstellung selbst schreiben. Das zwingt zum langsamen aufmerksamen Arbeiten und unterstützt den Aufbau der Verbindung zwischen Aufgabenstellung und Lösung. Letztlich sollen die Kinder Basisfertigkeiten wie das kleine Einspluseins, Einsminuseins und Einmaleins auswendig beherrschen. Neben der Minimierung der rein auswendig zu lernenden Aufgaben scheint mir das ein wichtiges didaktisches Ziel zu sein. Und beim Schreiben der Aufgabenstellung sollten Zahlendreher leicht behebbar sein, weil das dem Diktieren von Zahlen entspricht. Beim Zahlen-Diktieren Zahlendreher zu vermeiden habe ich früher erfolgreich praktiziert. Hauptproblem sind die Zahlendreher im Rechnen-Kontext. Ich glaube, eines der Probleme - nicht nur bezüglich Zahlendreher, sondern beispielsweise auch bezüglich des bei der Subtraktion fehlerhaft betriebenen stellenweise Rechnens - ist, unser Stellenwertsystem als Ziffernabfolge zu sehen, wie es die Bündelungs-Didaktik praktiziert. Günstiger im 2. Schuljahr ist die Darstellung als Zahlzerlegung wie oben beschrieben. Dann ist die 45 nicht die 4 (die 4 Zehner) vor der 5 (vor den 5 Einern), sondern die Zerlegung 40+5. Wenn das vollständig verinnerlicht ist, sollten Zahlendreher eigentlich ausgeschlossen sein, da kein Reihenfolge-Problem besteht, das die vor-nach-Wahrnehmung tangiert, mit der viele Schüler Probleme haben. Die vollständige Verinnerlichung dieses Ansatzes auch für leistungsschwächere Schüler ist die Herausforderung. Mit der Forderung, die Zehnerzahl (40 im obigen Beispiel) zuerst schreiben zu lassen, hoffe ich, dem besser gerecht zu werden. Von Axel Schulz Untersuchungen scheint mir am paraxisrelevantesten, dass seiner Meinung nach das 'zig' in unserem Zahlwortsystem nicht die notwendige Beachtung findet. Das ist auch mein Eindruck. Ich hoffe, dies mit dem Konzept der Erstverschriftung der Zehnerzahl in Tateinheit mit meiner Zahlzerlegungsschreibweise kompensieren zu können. |
| Dezimalzerlegung im Fokus | | von: nickibert
erstellt: 22.08.2018 12:59:27 |
eine schöne Methode, beim Schreiben zweistelliger Zahlen den Stellenwert in den Fokus zustellen: 45 = 40 +5, wir schreiben zuerst die 40 und dann die 5. Diese Methode hilft sicher auch dem einen oder anderen Kind, die Zahlen auf Dauer und auch beim Rechnen nicht invers zu schreiben. Ich rege nocheinmal an, auch beim Sprechen zweistelliger Zahlen die Dezimalzerlegung deutlich zu machen. Die gehörten bzw. selbst gesprochenen Zahlwörter sind eng verknüpft mit den Zahlvorstellungen der Kinder. Wenn wir die Dezimalzerlegung deutlich machen wollen, sollten wir deshalb unbedingt auch die gesprochenen Zahlwörter im Blick haben und "fünfundvierzig" in der Lernphase als "vierzig und fünf" oder eben auch als "vierzig-fünf" sprechen und von den Kindern so sprechen lassen. |
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