Bei uns herrscht aktuell eine ähnliche Einstellung, wir kommen aber zu einem etwas anderen Ergebnis.
Bis vor 10 Jahren haben wir in der Jahrgangsstufe fast alle Arbeiten gleich geschrieben. Wir sind 5 - 6 Parallelklassen. Das war ein Graus! Da gingen pro Woche meistens nur für die Proben (Arbeiten) 1-2 Stunden Teamsitzungen drauf und danach musste man sich noch wegen derselben Korrigiermodi bei zweifelhaften Auslegungen zusammensetzen bzw. ständig Mails hin- und herschreiben.
Außerdem haben die Eltern schon verglichen, welche Klasse länger Zeit für die Proben bekam. Hintenrum ging dann noch herum, welche Klasse bei welcher Lehrerin besser auf die Probe vorbereitet war. Denn man hat die Arbeitsblätter und Übungen, die man dazu gemacht hatte, verglichen. Dann hieß es, diese Klasse war besser vorbereitet auf die Probe. Dann wurden die Schnitte verglichen und man zog Rückschlüsse auf die Qualität der Lehrkräfte. Zudem musste man dann etwa punktgenau an derselben Stelle sein und warten, bis der letzte nachgeschrieben hatte.
Inzwischen - auch mit der neuen Schulleitung - hat sich auch bei uns der Gedanke durchgesetzt, dass jede Klasse und jede Lehrkraft anders ist und ein individuelles Gesicht hat.
Aus praktischen Gründen arbeiten bei uns in der Regel 2 Kolleginnen zusammen und schreiben je nach Intensität der Zusammenarbeit Proben parallel oder auch einmal gewisse Teile parallel und andere Teile anders. Das lässt sich viel besser handeln und ist hier eine Arbeitserleichterung. Es ist auch kein Problem, wenn man einmal alleine schreibt. So kann man individuell auf die Klasse eingehen.
Wichtig ist - und das haben wir vereinbart - dass man bei den Proben die verschiedenen Anforderungsbereiche im Verhältnis zur Notengebung einhält. Für manche Klasse kann dieselbe Aufgabe in einen anderen Anforderungsbereich fallen, je nachdem, wie an dieser Art der Themenstellung im Unterricht gearbeitet wurde.
Damit wir eine Vergleichbarkeit des Niveaus haben, tauschen wir unsere Proben aus.
Viele Schulen meinen, dass sie durch parallele Arbeiten Elternproteste verhindern können. Bei uns war es das Gegenteil. Da wir durch auf die Klassen zugeschnittene Proben besser auf das, was wir gemacht haben, eingehen können, passt die Probe besser. In der Grundschule passt auch nicht, dass man zuerst die Probe entwirft und dann darauf hinarbeitet. Man macht den Unterrichtsstoff und fragt den dann in den verschiedenen Anforderungsbereichen ab. Jede Klasse hat etwas andere Schwerpunkte. Ich muss z.B. andere Arbeitsblätter nachschieben als meine Kollegin, mit der ich zusammenarbeite. Meine Kollegin und ich haben ein Arbeitsprogramm fürs Schuljahr so zusammengestellt, wie es für unsere Klassen einigermaßen passt. Je mehr Köche darin herumrühren würden, desto mehr würde es den Brei verderben.