Ich habe mir das Buch zum Geburtstag schenken lassen und habe es gerade ausgelesen. Die Haltung, die darin zum Ausdruck kommt, gefällt mir. Ein wenig fühle ich mich auch bestätigt, denn ich vermeide z.B. seit ein paar Jahren, Fehler der Kinder zu markieren - stattdessen hake ich die vielen korrekten Lösungen ab. Auch dass die Kinder hervorragende Selbstlerner sind, habe ich mir vor einiger Zeit bewusst gemacht.
Für die Zukunft habe ich als Anregung mitgenommen, mehr als bisher auf die Lösungsansätze der Kinder einzugehen statt sie mit vermeintlich günstigen Lernstrukturen zu konfrontieren. Auch wenn dies mit eigentlich unerwünschten Details einhergeht. Beispielsweise neigen recht viele Kinder beim Subtrahieren zweistelliger Zahlen dazu, die Einer zu subtrahieren und dabei notfalls die Einer zu vertauschen, um einfach rechnen zu können. Das kann man durchaus zu einem korrekten Prozedere retten, wobei ich mich allerdings nicht in der Lage sehe, das so zu begründen, dass ein leistungsschwächeres Kind im 2. Schuljahr den mathematischen Hintergrund versteht. Hinreichend motivieren lässt sich das aber m.E. . Da bin ich auf die Praxis gespannt.
Es macht insgesamt Sinn, sich mit den verschiedenen Möglichkeiten zu beschäftigen, wie man den Zehnerübergang bewältigen kann. Wobei ich allerdings die Erfahrung gemacht habe, dass die m.E. attraktivsten Strategien von den leistungsschwächeren Kindern nicht gefunden werden. Wenn man die Lösungsansätze der Kinder nutzen will, reduziert sich das praktisch wohl auf die Auseinandersetzung mit dem oben angesprochenen forcierten Zwerg-Riesen-Prinzip. Ein Kind immerhin hatte mal Subtrahieren per Ergänzen praktiziert. Dennoch denke ich, es ist vorteilhaft, auf Unkonventionelles vorbereitet zu sein, um ggfs. eine nicht ganz korrekte Strategie zu korrekten Handling auszubauen.
Bezüglich der Praxis habe ich mir die Broschüre 'Ich kann rechnen' angeschaut, und da sind mir die Würfelbilder als Anschauungsmaterial ins Auge gefallen. Bisher hatte ich hauptsächlich Fingerbilder als Anschauungs'material' verwendet. Diese haben (wie andere Materialien) den Nachteil, dass sie eine lineare Struktur aufweisen. Das führt in den meisten Lehrbüchern zu einer Darstellung des Subtrahierens als 'Von-hinten-wegnehmen' und des Ergänzens als 'Nach-hinten-ergänzen'. Das ist z.B. ungünstig für die Veranschaulichung einer Aufgabe wie '8 - 6 = _'. Um die Kraft der 5 auszunutzen, nimmt man hier 'von vorne weg'. Wenn einem das bewusst ist, kann man es nutzen, aber dann muss man ein Kriterium angeben, wann es günstiger ist, 'von vorne' wegzunehmen und wann 'von hinten'. Alles machbar, aber zusätzliche Komplexität. Und: Mit Würfelbildern gibt es diese Problematik nicht, weil es keine lineare Struktur gibt, kein 'vorne' und 'hinten'. Die Kraft der 5 lässt sich quasi automatisch optimal nutzen. Im Netz findet man einige Details zu diesem Ansatz bei Miriam Hörth, und ich habe gerade angefangen, ein entsprechendes vollständiges Konzept auszuarbeiten.
Danke schön für die tollen Anregungen!