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Forum: "Frist für Rückgabe von Klassenarbeiten? (Berlin, Grundschule)"
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| @ stopherl | | von: emiliach
erstellt: 08.05.2023 19:16:23 geändert: 08.05.2023 19:17:14 |
Auch ich bin dann und wann an "richtigen Schulen" tätig, verfüge inzwischen über 40 Jahre Berufserfahrung, und kann Dir nur bestätigen, dass es ab und zu in der Tat an Fachwissen und auch pädagogischen Fähigkeiten fehlt. Nach meiner Beobachtung ist das nicht nur bei denjenigen der Fall, die ggf. noch nicht solange im Beruf sind und erst noch ihre Erfahrungen sammeln müssen, sondern durchaus auch bei Lehrkräften, die schon sehr lange dabei sind.
Die teils echt mangelhafte Rechtschreibung ist das eine, was ich zwar schon schlimm genug finde, aber viel schlimmer finde ich es, wenn ich als Diplom-BWL´erin einem Wirtschaftsfachlehrer (49 Jahre alt) erklären muss, wie eine Bilanz aufzustellen ist und wie die doppelte Buchführung funktioniert! Wo ist da das echte Interesse daran, sein Fachgebiet in diesem Bereich optimal beherrschen zu wollen und ggf. auch noch didaktische Verbesserungen vorzunehmen, die im besten Falle dazu führen, dass SuS und LuL gemeinsam gute Ergebnisse erzielen? Ich erlebe da oft ein Abwinken und Desinteresse. Leider.
Aber ich wiederhole noch einmal, dass sich hier bitte nicht diejenigen angesprochen fühlen mögen, die eben genau andersherum verfahren und sich viel Mühe geben, einen spannenden und anschaulichen Unterricht durchzuführen, die ihr Wissen stets aktuell halten und auch die Leistungsnachweise zeitnah ihren SuS zukommen lassen möchten.
LG emi
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| Danke für die Antworten! | | von: bibx
erstellt: 08.05.2023 19:43:44 |
Es tut mir leid, dass ich nicht geantwortet und mich zumindest für die hilfreichen Antworten bedankt habe. Ich dachte nach dem Lesen der Kommentare hier, entweder ich bedanke mich, kann dann aber einige grenzwertige Aussagen hier nicht ignorieren und trete dann wahrscheinlich eine vom Thema abweichende Diskussion los oder ich schweige und bin einfach nur froh, dass ich mit gewissen Menschen in meinem wahren Leben nichts zu tun haben muss. In dem Sinne: Danke an alle empathischen und reflektierten Antwortenden, die imstande waren, um die Ecke zu denken sowie über ihren eigenen Erfahrungsbereich hinauszublicken und darüber hinausgehende Lebensumstände in Betracht zu ziehen. Um die eine Nachfrage zu beantworten: Die SuS (und teilweise Eltern) empören sich, wenn nach einem Wochenende eine Klassenarbeit nicht korrigiert ist („Sie hatten doch das ganze Wochenende Zeit!“), wobei die SuS schon am nächsten Tag (teilweise nach der Hofpause ^^) fragen und spätestens nach dem zweiten Tag sehr ungeduldig werden. Gut, es sind eben Kinder, aber da kommen auch Aussagen wie: „Meine Mutter fragt, wann wir ENDLICH mal die Klassenarbeit vom Freitag zurückbekommen, Sie hatten ja immerhin ein verlängertes Wochenende Zeit!“ Dass es Lehrkräfte gibt, die selbst Kinder haben und schlicht und einfach keine Freizeit übrig haben, in der sie sich Überstunden erlauben können, scheint vielen Eltern (und offenbar teilweise auch Kolleginnen – wie man hier sieht) nicht in den Sinn zu kommen. Über die ein bis maximal zwei Wochen, die hier als Richtlinie oft genannt wurden, bin ich schon etwas überrascht. Meine Große hat Klassenarbeiten teilweise erst nach vier oder fünf Wochen zurückbekommen und ich kenne das auch so aus meiner eigenen Schulzeit. In dem Sinne bin ich froh, gefragt zu haben und bedanke mich nochmals für alle bereichernden Antworten. |
| Sicherlich | | von: klexel
erstellt: 08.05.2023 23:30:56 |
hängt es bei jeder Lehrkraft von den persönlichen Bedingungen ab. (Stundenzahl, Anzahl der Korrekturfächer, kleine KInder oder zu pflegende Angehörige und manches mehr), wie schnell sie die Arbeiten zurückgibt. Deswegen wird es nie eine absolute Regelung geben. Und wenn es eine Regelung in einzelnen Bundesländern gibt, dann ist es immer auch eine sollte-Vorschrift, die nicht immer zwingend eingehalten werden kann oder muss.
Ich habe einen Link gefunden, in dem noch einmal eine grobe Orientierung zu finden ist:
Grundschule: 1 Woche SEK I: 2 Wochen SEK II: 3 Wochen
https://bit.ly/3HS2vQR
Was ich aber wirklich unerträglich finde, ist diese fordernde Haltung von Eltern. Ich habe meine gesamte Lehrerinnenzeit an einer RS verbracht, da habe ich so etwas nie erlebt. Dass schon am selben Tag in der nächsten Pause nachgefragt wird, kennen wir sicher alle und nehmen es nicht ernst. (Die SuS auch nicht Meine Klassen haben so nach 1 Woche angefangen, mal nachzufragen, und meistens habe ich es innerhalb von 2 Wochen geschafft, manchmal auch schneller. Aber wenn man zwei Korrekturfächer hat, dann ist man ja auch schon durch die Anzal der Arbeiten in Zugzwang (ich glaube, diese Zahl ist inzwischen etwas geringer): Wenn man pro Fach und Klasse 5-6 Arbeiten im Jahr schreiben lassen muss, kommt man schon in arge Bedrängnis, wenn man 4 oder mehr Wochen ins Land gehen lässt, weil man ja schon wieder kurz vor der nächsten Arbeit steht, das Thema erarbeitet. Eine solch späte Rückgabe passt dann einfach nicht ins Konzept.
Ich glaube, ich würde dieses Thema in einem Elternabend einmal ansprechen. Eltern haben keinen Einblick in die Arbeitsweise und Belastungen der Lehrerin. Sie haben sich dazu einfach nicht zu äußern. Sehr seltsames Verhalten, das ich mir verbitten würde.
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| Liebe Klexel | | von: caldeirao
erstellt: 09.05.2023 20:53:00 |
noch mal ein sehr schöner Beitrag und genauso sehe ich das auch. Ich gebe mir natürlich Mühe möglichst zeitnah, etwas zurückzugeben. Dann haben die SuS auch noch eine Chance, aus ihren Fehlern zu lernen. Und manchmal gibt es auch triftige Gründe, warum es nicht geht. Auch da erwarte ich Respekt und Toleranz, so wie ich sie meinen SuS auch entgegen bringe. Wenn Eltern übergriffig werden und mich versuchen, wie eine Marionette zu dirigieren, werde ich grantig und dann komme ich auch mit Recht und Gesetz. Leider gibt es diese Eltern immer wieder, die glauben, mir zu sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe. Ich bin dann immer wieder verwundert mit welchem Selbstverständnis sie dies tun. Und noch mehr bin ich verwundert, wenn diese Eltern auch LehrerIn sind. Und ich weiß auch, dass es neben unzählig vielen guten LuL auch schlechte gibt, die es nicht für nötig halten, mal ihre Arbeiten zu korrigieren, die auch Arbeiten verschlampen usw. Genauso fremd ist es mir, Arbeiten während meiner Unterrichtszeit zu korrigieren. Daher auch die verständliche Frage nach der Hofpause, ob ich die Arbeiten schon kontrolliert habe. Es ist wirklich ein sehr weites Feld mit allen Schattierungen. |
| @ bibx | | von: hesse
erstellt: 10.05.2023 18:43:39 |
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: Solche Erwartungshaltungen sind weder berechtigt oder gar verständlich, sondern schlicht und einfach unverschämt. Und das würde ich ggf. auch so deutlich sagen. Manche verstehen nur glasklare Ansagen - da sind Eltern oder Betriebe nicht besser als ihre Sprößlinge. Mein Vater war - wenn auch zu einer völlig anderen Zeit - ebenfalls Grundschullehrer und mir war das lange nicht wirklich bewußt, WIE anspruchsvoll dieses Lehramt ist. Und heute sind die Bedingungen sicherlich wesentlich schwieriger als vor einem halben Jahrhundert (auch wenn solche Vergleiche Gefahr laufen zu hinken). @ emiliach Und wie überall gibt es auch bei Lehrern solche und solche. Insofern stimme ich Dir zu. Das Beamtentum wird für (zu)viele zur Hängematte. Hier fehlen auch m.E. Instrumente, Unwilligen beizukommen. Da sind wir sind uns - wie so oft - einig. Abschaffen, da bin ich dann allerdings völlig anderer Meinung, möchte ich das Beamtentum für Lehrer aus mehreren Gründen nicht. Aber das wäre Stoff für ein eigenes Forum. LG Hesse |
| @hesse | | von: emiliach
erstellt: 10.05.2023 21:30:06 |
Ja, wir sind uns wirklich darin einig, dass es unzweifelhaft und unstrittig ist, dass es wirklich sehr, sehr viele engagierte LehrerInnen und Lehrer gibt und denen zolle ich auch meinen höchsten Respekt. Aber wie Du es schon richtig sagst, gibt es auch die anderen und davon gibt es meinem Empfinden nach einfach zuviele.
Ich bin zwar, nach derzeitiger Lage, immer noch sehr für die Abschaffung der Verbeamtung, einfach deswegen, weil sie ab eben dem Zeitpunkt schlicht und ergreifend einen Freibrief für alle darstellt, egal ob engagiert oder nicht. Aber das soll nicht bedeuten, dass ich LuL ihre Sicherheit und ihre verdiente Pension nach x-Berufsjahren nicht gönne. Nur der Kriterienkatalog sollte in der Tat unbedingt überarbeitet werden. Aber Du hast vollkommen Recht, wenn Du sagst, dass dies ein anderes Thema ist.
LG emi |
| Planung und Organisation | | von: wabami
erstellt: 10.05.2023 22:48:13 geändert: 10.05.2023 22:48:58 |
Ich verfolge das Forum schon eine Weile. Mich wundern weder Abschweifungen, noch wie unterschiedliche Sichtweisen vertreten werden - aber ich vermisse einen Aspekt und fürchte daher, dass die Antworten hier nur von einer prinzipiellen Sorte Lehrer stammt. Rechnerisch macht der Unterricht nur etwa 40% unserer Arbeitszeit aus, real dürfte es bei vielen noch ein deutliches Stück weniger sein. D.h. ein großer Teil unserer Arbeit findet am heimischen Schreibtisch statt und unterliegt unserer freien Zeiteinteilung. Die Termine der Klassenarbeiten stehen rechtzeitig fest und der Umfang des anschließenden Korrekturaufwands kann gut abgeschätzt werden.
Es ist pädagogisch sinnvoll die Arbeiten möglichst zeitnah zurückzugeben und es gibt Rechtsvorschriften die dies sicherstellen. Wenn man seine eigene Arbeitszeit sinnvoll plant, kann man den Schülern im Vorfeld sagen, wann es die Arbeit wiedergibt - dann spart man sich Nachfragen und Kommentare, dies gilt unabhängig davon ob man sich so organisiert, dass nach der Klassenarbeit ein zeitnahes Korrekturfenster liegt oder nicht. |
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