dass der misstrauische (oder bereits missgünstige?) Blick auf das Lehrertum immer wieder zu diesen Auswüchsen führt. Die Durchmischung von Präsenzzeiten und Home-Office macht eben das Besondere dieses Berufes aus. Immerhin wissen ja seit Corona deutlich mehr Bürger, was "Homeoffice" bedeutet und über das Gemaule konnte ich nur müde lächeln:
Mein ganzes Berufsleben besteht zur Hälfte daraus. Als meine Kinder klein waren, hat es keine Sau interessiert, wie ich das wohl mit meinem Lehrberuf vereinbare, auch nicht, dass ich mich bis 19 h um die Brut gekümmert habe und danach erst an den Schreibtisch bin, gern bis 23-24 Uhr. Natürlich trifft man durchaus mal einen Lehrer nachmittags im Freibad oder im Eiscafé, bei dem zu Hause brennt dann aber abends die Schreibtischlampe, während andere ihren "Tatort" gucken.
Ich habe es immer als Privileg empfunden, mir meine Arbeit einteilen zu können. Der Nachteil daran liegt allerdings ebenso auf der Hand: Man muss sich gut organisieren können und einigermaßen strukturiert sein, sonst frisst die Tätigkeit das Privatleben auf. Mein Mann merkte mal an, mit mir könne man in keinen Buchladen und kein Museum, ohne dass ich was entdecke, das ich für die Schule brauchen kann
Auch gilt es, seine Freiräume frei zu halten und möglichst wenig bis nichts aus dem schulischen Bereich mit heimzunehmen (außer die Klassenarbeitshefte!). Damit habe ich über die Jahre am längsten gekämpft: Immer wieder habe ich Problemschüler oder deren Eltern "mit nach Hause" genommen und dann kam zuweilen schon der Wunsch nach einem Arbeitstag, der mit dem Abschließen der Bürotür oder des Friseursalons echt beendet ist
Aber wem sag ich das. Alle Lehrer wissen es und alle Zweifler mögen einfach weiter zweifeln, sie haben es nicht besser verdient