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Forum: "Muss man gläubig sein?"
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| Das ist es ja eben, | | von: mardy2
erstellt: 23.03.2005 20:08:20 |
was die Schüler im Reli- Unterricht brauchen, eine Bezugsperson, die glaubhaft ist, weil sie selber an Gott glaubt und den Glauben auch anschaulich bezeugen kann. Besonders in der heutigen Zeit darf der Zeitgeist der Beliebigkeit nicht den Heiligen Geist ersetzen. Kinder reagieren oft sehr positiv, wenn man Ihnen von Gott erzählt und elementare Dinge des Glaubens, die schon lange verschüttet oder total unbekannt waren, vermittelt. Wir brauchen nicht lange zu suchen, es ist doch alles aufgeschrieben, was gut ist. Lesen wir gemeinsam mit den Kindern doch mal nach und lernen voneinander, meint
mardy2
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| . | | von: palim
erstellt: 23.03.2005 22:30:43 |
Gut, ich bin nicht katholisch, das macht in dieser Diskussion einen Unterschied, denn ich bin nicht von einer Missio abhängig. In der Prüfung zum 1. Examen sitzt jemand von der Kirche, aber danach nicht mehr.
Ich bin gläubig, ja, aber ich unterrichte einen Religionsunterricht, der zwar auf Gott und Glauben neugierig machen soll, der aber nicht Glaubensvermittlung ist.
Für mich ist das kritische Denken wichtiger.
Darum halte ich mich nicht für weniger glaubhaft.
Ich kann darstellen, wie anderen Religionen gedacht und gelebt werden, ich kann Evolutions-Theorie geben Schöpfungsglauben stellen, ich kann auch viele andere Bereiche im Unterricht behandeln,
letztlich, wenn ich gefragt werde, was richtig ist, sage ich:
Ich weiß nicht, was richtig ist, aber ich GLAUBE...
Dann trete ich für meinen Glauben ein.
Im übrigen finde ich nichts schlimmer, als einen Unterricht, der Meinungen indoktrinieren will, oder - noch extremer - ein Unterricht, bei dem Kinder geschiedener Eltern, anderer Glaubensgruppen etc. aus diesen Gründen schlecht behandelt und schlecht bewertet werden.
Darum geht es hier aber zum Glück nicht.
Wie schon die Vorredner schrieben, ist der Unterricht der Kath. Religion an bestimmte Bedingungen geknüpft. Und ich denke, dass bei kath. Religionsunterricht ein größeres Augenmerk auf die konfessionellen Aspekte gelegt wird.
Wenn es dich persönlich interessiert, dann schau, ob es eine Ringvorlesung gibt oder ein Kolloquium in Religion oder Philosophie oder Ethik.
Da kath. Religion als Nebenfach (komisch, dass es immer noch angeboten wird!) nicht zur Prüfung zugelassen wird, solltest du vielleicht überlegen, ob du statt dessen Ethik oder Philosophie wählst. Diese Fächer werden ja - wie schon angesprochen - immer häufiger von Jugendlichen gewählt.
Palim
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| . | | von: palim
erstellt: 24.03.2005 13:08:59 |
Wir haben gestern im Chat auch über dieses Thema diskutiert und einer Mitchatter hat es für mich sehr gut auf den Punkt gebracht, als er meinte:
Es kommt darauf an, ob man den eigenen Glauben als Tatsache oder als Möglichkeit darstellt.
Für mich in meinem Anspruch an mich, an den Religionsunterricht, an den Erziehungs- und Bildungsauftrag etc. ist es eine Möglichkeit.
Im Gespräch wurde auch deutlich, dass es erhebliche regionale Unterschiede in der Glaubensausübung wie auch in der Verbreitung unterschiedlicher Religionen gibt, die den Religionsunterricht mit beeinflussen.
Letzlich müsste man womöglich diskutieren, was zum Glauben hinzugehört, wer den Glauben wirklich lebt etc. Eine Diskussion, die auch zwischen und in Kirchengemeinden immer vorhanden ist.
Mir ist es wichtig, dass der Religionsunterricht ehrlich ist, ich möchte ehrlich sagen können, worin mein Glauben besteht - und ich gestehe das auch den Schülern zu.
ERzähle ich den Schülern vom Glauben als Tatsache, hinter der ich womöglich nicht einmal stehe, dann werde ich erreichen, dass die Schüler mich für unglaubwürdig halten und die "Tatsache Glauben" auch unglaubwürdig ist.
Ich kann ihnen ein Vorbild sein, kann ihnen von meinem Glauben und meinen Erfahrungen berichten, ich kann anderer Menschen Glauben und Erfahrungen darstellen, ich kann ihnen Impulse geben, mit ihnen gemeinsam über Glaubensinhalte nachdenken - aber zum Glauben zwingen kann ich keinen der Schüler.
Palim |
| Ich bin zwar kein Theologe, ... | | von: edlerverein
erstellt: 24.03.2005 14:24:03 geändert: 24.03.2005 17:22:00 |
aber ich möchte doch mal an der diskussion teilnehmen. man möge mir die wenig sachkundige diktion verzeihen.
Nehmen wir doch mal ... ein paar kirchliche glaubenssätze oder dogmen, da die anfrage sich auf den katholischen religionsunterricht bezieht.(ja, ja, ich weiß, bei den wenigsten der unten aufgeführten fragen handelt es sich um dogmen im strengen sinn, und viele der inhalte sind protestanten und katholiken gemeinsam)
- glaube ich an die trinität oder glaube ich nicht dran?
- glaube ich, dass jesus mehr als ein prophet, ein vorbild sondern vielmehr der sohn gottes ist, oder glaube ich nicht daran?
- glaube ich, dass er den tod überwunden hat und nach dem tod zu neuem leben gekommen ist, oder glaube ich das nicht?
- glaube ich daran, dass auch wir nach dem tod ein leben erreichen, das ewig und bei gott ist, oder halte ich das für einen frommen wunsch, ansporn oder einen mageren trost?
- glaube ich an die transsubstantiation oder glaube ich, dass das ein diffus-symbolisches geschehen ist?
- glaube ich an die kraft und dauerhafte gültigkeit der sakramente sowie die besondere befähigung aufgrund von weihen derer, die sie spenden, oder glaube ich nicht daran?
- glaube ich daran, dass der hl. geist den menschen als besonderer beistand geschickt wurde und sie mit besonderen kräften versehen kann, oder ist das auch so ein schönes bild für mich?
- glaube ich an die kraft des gebets und an das versprechen nach erhörung, oder meine ich, ich kann mir das sparen?
- etc. etc. etc.
Zu diesen fragen muss ich mich doch irgendwie positionieren!!
Ich kann mir schon vorstellen, auch als religionslehrer mit dem einen oder anderen einzelnen dogma oder artikel des katechismus nicht das meiste anfangen zu können oder ihn auch zu bezweifeln (die jungfräulichkeit marias hab ich extra außen vor gelassen ) aber wenn ich das ganze "glaubensgefüge" nicht unterschreiben kann, das alles für ein interessantes konstrukt halte, für eine von vielen möglichen deutungen von sinn und glauben, das auf mein persönliches leben zwar einen gewissen intellektuellen kitzel, aber keine große auswirkung hat, das mich nicht trägt und leitet, dann hab ich doch eigentlich vor der klasse nichts verloren, oder?
als reli-lehrer bin ich doch nicht einer, der beliebige varianten zur wahl vorträgt (wie verschiedene rechenwege bei einer aufgabe), der einen bauchladen der sinngebungen im leben anzubieten hat, sondern einer, der von etwas überzeugt ist und etwas lebt!
was natürlich im sinne aller obigen beiträge nicht heißt, dass ich andere mit gewalt dazu bekehren will oder intolerant bin, auch nicht, dass ich andere religionen verschweige.
aber ich kann doch nicht als vertreter von vegetarischer nahrung auftreten und mir täglich mein schnitzel in die pfanne hauen - oder für die gesellschaft der homöopathen fungieren und laufend antibiotika verschreiben und schulmedizin und homöopathie durcheinander anbieten, oder? ich kann nicht bei den grünen mitarbeiten und die ökologischen prinzipien dieser partei nicht aus meiner überzeugung heraus unterstützen und praktizieren!
ich denke einfach, religion kann man nicht so "betreiben" wie vergleichende literaturwissenschaften oder religionswissenschaften, da muss man schon hinterstehen und glaubhaft zu sein versuchen.
denkt mal zwei oder drei generationen weiter, in denen von religionspädagogen nur beliebig bauchladenmäßig lebensdeutungen zur verfügung gestellt wurden, ohne dass die vermittler für etwas "brannten" - dann gibt es überhaupt keine echten überzeugungen mehr, nur noch gleichgeordnete varianten. die kirchen spielen ja so gut wie gar keine rolle mehr!
und noch ein ganz anderer gesichtspunkt auf den mein sohn mich grade brachte: stellt euch mal vor, das ohne überzeugung bis zum alter von 65 unterrichten zu müssen, wenn das intellektuelle interesse längst ausgereizt ist, wenn man gedanklich längst ganz woanders steht ... das stelle ich mir auch nicht lustig vor.
ich wünsche meinen kindern sooo sehr religionslehrer, die "brennen", die von innen heraus leuchten und mit ihrer ganzen person für etwas einstehen. die begeistern können für ihren glauben, so wie ich für meine fächer brenne und begeistern will.
gruß
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