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Forum: "Mikrobiologie in der Schule"
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| Leben bei 113°C | | von: michaelu
erstellt: 19.07.2005 10:43:16 geändert: 05.08.2005 15:51:06 |
Um das ganze abzurunden:
Pyrolobus fumarii vermehrt sich noch bei 113°C, wächst am besten bei 105°C und hört bei "kalten" Temperaturen unter 90°C auf, sich zu vermehren.
Dieser "Feuerlappen" gehört zu den Archaea, wie die Bakterien Prokaryonten, aber in wichtigen Merkmalen verschieden von den Bakterien.
In der Natur wächst dieser Winzling (und andere) an den Wänden von hydrothermalen Schloten, die in ein paar Kilometer Tiefe am Meeresgrund kochen.
Nachzulesen u.a. in
http://www.daviddarling.info/encyclopedia/H/hyperthermo.html
Auf
http://www.biologie.uni-regensburg.de/Mikrobio/Stetter/
gibt es ein nettes Bild von K. O. Stetter in voller Schutzkleidung, bereit hyperthermophile Mikroorganismen aus isländischen Geysiren oder kochenden Quellen im Yellowstone National Park zu finden. Stetter ist ein Pionier auf diesem Gebiet
So, genug der Hitze |
| Die Jagd nach den Feuerzwergen | | von: michaelu
erstellt: 19.07.2005 11:19:51 geändert: 05.08.2005 15:50:25 |
Na ja, gezündelt wird nicht, aber vielleicht für den Unterricht interessant. Es geht da über die oben erwähnten hyperthermophilen Mikroorganismen. Das Video kostet allerdings EUR 20,43 wie ich gesehen habe:
KOMPLETT-MEDIA GmbH
http://www.komplett-media.de/query.php?cp_sid=1178395bc36aa&cp_cat=3&cp_pid=1275&cp_tpl=5504
HUMBOLDT´S ERBEN (VHS), Teil 1
Die Jagd nach den Feuerzwergen
45 min
Best-Nr: W10039
ISBN: 3-8312-0039-4
20,43
INHALT:
Erst vor wenigen Jahren entdeckt, weiß man heute: Archäen leben vom Salz in der Ursuppe des Lebens, Urteilchen, aus denen auch wir hervorgegangen sind. Vor Abermillionen Jahren entstanden sie in brodelnder und wabernder Umgebung, auf der Erde oder auf anderen Planeten. Sie sind Professor Stetter aus Regensburg ganz besonders ans Herz gewachsen. Er nennt sie liebevoll "Feuerzwerge" und suchte sie schon überall: in Gletschern, in Vulkanen, heißen Quellen und auf dem Grund der Ozeane in 4.000 Meter Tiefe. Seine jüngste Expedition führte ihn in die chilenischen Anden durch die trockenste Wüste der Erde, die Atacama und auf den Gipfel des über 5.000 m hohen schwefelgelben Irrutupuncu.
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| Photonenflitzer im Gartenteich | | von: michaelu
erstellt: 19.07.2005 12:39:48 geändert: 19.07.2005 12:43:23 |
hovi,
du schreibst in Deinem Beitrag
"Auch die Winzlinge haben gute Adressen"
u.a. "So finden die Winzlinge bei mir oft im Bereich von Wasseruntersuchungen Raum, z.B. bei der Besichtigung einer Kläranlage..."
Wenn Du im Unterricht ein Mikroskop mit Phasenkontrasteinrichtung benutzt (entschuldige die Frage), gibt es sehr interessante Bakterien in Gartenteichen oder Tümpeln zu sehen, die mit Wasserlinsen zugewachsen sind. Mit einem Rohr etwas Schlamm vom Grund zusammen mit etwas Wasser kurz darüber in ein Reagenzglas oder enge Flasche füllen, leicht verschliessen, absitzen lassen. Vorsichtig über dem Schlamm eine Probe entnehmen, auf Objektträger und sofort mit Deckglas bedecken, das Ganze vorsichtig mit Nagellack umrunden, damit sich nichts verschiebt und kein Sauerstoff dazukommt. Schon mit 10 bis 20fachem Objektiv sieht man sehr großen Bakterien wie die Feuerwehr über das Gesichtsfeld huschen.
Diese großen Flitzer sind Chromatium okenii,
die machen tagsüber anaerobe Photosynthese,
spalten Schwefelwasserstoff (statt Wasser) und lagern elementaren Schwefel als lichtbrechende Schwefeltröpfchen ein. Nachts verwerten sie organische Säuren und Zucker und verwenden den gespeicherten Schwefel als Elektronenakzeptor (Schwefelatmung.
Die gelegentlich vorbeischwimmenden kleinen Flitzer sind sulfatreduziererende Bakterien. Die mögen, wie Du weisst, auch keinen Sauerstoff und atmen mit Sulfat, das sie zu Schwefelwasserstoff reduzieren, das dann die Chromatien wieder spalten...
Bewegen tun sich beide mit schiffsschraubenartigen Geisseln, die von Nanomotoren angetrieben werden, deren Leistung die von Formel-1-Motoren übertrifft. Aber das kennst Du wahrscheinlich.
Ich habe aus meinem eigenen Mikroskopvideo über Chromatium okenii einen Teil herausgeschnitten. Der ist nur 381 KB groß (Microsoft Windows WMV-Datei für Mediaplayer). Den könnte ich zur Verfügung stellen, weiss aber nicht, wie ich den hier ablegen kann.
Gruß, michaelu |
| Reitender Urzwerg auf der Feuerkugel | | von: michaelu
erstellt: 19.07.2005 14:02:19 geändert: 05.08.2005 15:52:09 |
...ehe ich zu den feuerspeienden Drachen vorstosse (nächster Beitrag; Feuersteine spielen auch eine Rolle) muss ich Dich leider berichtigen. Du schriebst
"Die kleinsten Lebewesen
von: hovi erstellt: 19.07.2005 12:30:52
der Welt, die in hydrothermalen Schloten leben..."
Die Archaea, die man an den rauchenden Tiefseeschloten gefunden hat sind normal groß. also so in der Größenordnung von 1 Micrometer. Wirklich klein sind die Nanoarchaeota. Die gibt es nicht in Tiefseespalten sondern in untermeerischen Vulkangebieten. Sie sind mit einem Durchmesser von lediglich 400 Nanometer (= 0,4 tausendstel Millimeter) beispielsweise im Volumen über 100x kleiner als eine E. coli Bakterienzelle und bereits im Größenbereich von großen Viren, z.B. dem Pockenvirus. Sie mögens auch heiss, so um die 100°C, dazu Sauerstofffreiheit, Verwendung von Schwefel und vulkanischen Gasen.
"Heiss, klein und gemein" nennt sie Harald Huber, einer der der Entdecker. Dazu gibt es was zu sehen in
http://www.biologie.uni-regensburg.de/Mikrobio/Thomm/D/Ueberbl.htm
und
http://www.biologie.uni-regensburg.de/Mikrobio/Thomm/Buttons/nano-em-clsm.jpg
Die neue Archaeenart, der die Entdecker den Namen "Nanoarchaeum equitans" ("der reitende Urzwerg") gaben, konnten sie an der Oberfläche des Archaeums Ignicoccus ("Feuerkugel") kultivieren. Während die Ignicoccus-Zellen auch ohne "Nanoarchaeum" wachsen, ist das für "Nanoarchaeum equitans" nicht möglich.
Tschüß,
michaelu
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