|
Forum: "Adventskalender"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| *knarr* das 5. Türchen | | von: palim
erstellt: 05.12.2005 14:28:32 |
5 Der Jüngling, der sich, nachdem er Kunststücke vorgeführt hatte, im Wirtshaus des kleinen Ortes stärkte, erfuhr dort von den Dorfbewohnern, dass der König einen Gemahl für seine einzige Tochter suche, der in einigen Jahren zudem sein Nachfolger auf dem Thron werden sollte. Interessiert ließ er sich den Weg zum Schloss beschreiben. Die Dorfbewohner lachten ihn aus, weil sie sich einen dahergelaufenen Gaukler nicht als Prinzen vorstellen konnten, zumal der König als sehr weise und die Prinzessin als wunderschön galten Doch der Jüngling ließ sich nicht beirren. Er fragte nach dem Weg, der zum Schloss des Königs führte, dankte für die Speise und verließ dann den Ort, um dem ausgewiesenen Weg zu folgen. Es dauerte auch nicht lang, als er an die benannte Brücke kam, und nachdem er den rauschenden Bachlauf überschritten hatte, hielt er sich stets rechter Hand, bis er die Zinnen eines Schlosses erkennen konnte.
Bunte Fahnen wehten im Wind und kündeten weit ins Land von der Herrschaft eines starken und reichen Königs. Mächtige Mauern schützten sein Schloss, das von einem Wehrgang umringt schien, auf dem Wachen ihren Dienst versahen. Allein ein mächtiges, hölzernes Tor, das mit eisernen Riegeln beschlagen war, bot einen Zugang ins Innere des Schlosses. Jeder, der Einlass verlangte, sei es Händler oder Bote, musste bei diesem Tor vorsprechen.
Je näher der Jüngling an das Schloss gelangte, desto eindringlicher vermittelte ihm die Größe, dass er einen triftigen Grund haben musste, um vor den Wachen einen guten Eindruck zu hinterlassen und wirklich ins Innere vordringen zu können. Da ihm die Waren fehlten, um sich als Händler auszugeben, musste ihm etwas anderes einfallen. Sicher, er hätte sich wieder als Gaukler ausgeben können, um vor dem König seine Kunststücke vorführen zu können, doch welcher König würde einem Gaukler, der der Unterhaltung diente, gaukelte und Spaß trieb, ernsthaft zuhören und ihm die Hand seiner einzigen Tochter geben?
Der Jüngling entschied, dass es am besten sei, ehrlich vorzutragen, was sein Anliegen sei. Als er kurz danach vor der Torwache stand, die ihn durchdringend musterte und sich sodann schroff nach seinem Anliegen erkundigte, gab er an, dass er gekommen sei, um um die Hand der Prinzessin anzuhalten. Auf die verwunderten Blicke der Wachen hin, gab er zu verstehen, dass er aus einem ganz anderen Reich käme und einen sehr weiten Weg zurück gelegt habe, bei dem er sein bisheriges Hab und Gut durch widrige Umstände verloren habe. Der Jüngling dachte bei sich, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen, denn schließlich war er durch den Spiegel in diese andere Welt getreten, er kam aus einem anderen Reich und hatte wirklich alles andere hinter sich gelassen.
Der Wächter am Tor musterte ihn aufgrund seiner Worte noch einmal, entschied aber dann, dass die Worte des Jünglings, die zudem fremd klangen, der Wahrheit entsprechen könnten. Weiterhin fand er, dass der König, der sehr weise war und schon viele Bewerber bereits nach kurzem Ansehen fort geschickt hatte, sicher auch diesen Jüngling zwar empfangen, ihn aber ebenso schnell auch entlassen würde, und dass der Jüngling dann seinen Weg fortsetzen und nicht mehr gesehen werden würde.
So kam es also, dass der Jüngling bei dem König gemeldet und dann vorgelassen wurde.
Palim |
| *stapf stapf* der 6. Teil aus dem Nikolaussäckchen | | von: palim
erstellt: 06.12.2005 13:44:57 |
6 Der Jüngling hatte tatsächlich erreicht, dass man ihn durch das große Tor passieren ließ. Nun erst zeigte sich die wahre Pracht des Schlosses, von dem man zuvor nur die Zinnen und die mächtige Wehrmauer erblicken konnte. Wie geblendet war der Jüngling von diesem herrlichen, großen Schloss aus weißen Steinen, das sich vor ihm in den Himmel erstreckte. Die Sonne tat ihr übriges, diesen glanzvollen Bau in noch erhabenerer Schönheit erstrahlen zu lassen. Hohe Türme standen seitlich des Haupthauses, das größer und schöner als jedes Haus war, das er je gesehen hatte. Viele Fenster ließen erahnen, dass auch die inneren Zimmer von Sonnenlicht durchflutet wurden, doch schwer fallende, samtige Vorhänge hielten seinen Blick ins Innere noch zurück.
Der Jüngling trat auf den angelegten Wegen durch den Vorgarten, der allein schon ein Park für sich war mit den vielen bunt leuchtenden Blumenarrangements, geschnittenen Hecken, wohlgeformten Büschen und verspielten Pavillons. Wie aus dem Schlaf gerissen fühlte er sich, als ihn ein Diener ansprach und bat, ihm zu folgen, da er ihn zum König geleiten wollte. Fast trunken von der Schönheit, die ihn umgab, folgte er dem königlichen Boten und gelangte alsbald in das Schloss, wo ihn erneutes Staunen ergriff. So imposant das Schloss von außen wirkte, so zauberhaft schön war es auch innen. Große Fenster und große Spiegel sorgten für einen Glanz in den Räumen, der sich in kostbaren Gefäßen und dem blank geputzten Boden wiederspiegelte. Die Wände waren mit bunten Stoffen bezogen und überall waren Vasen mit üppigen Blumengebinden aufgestellt.
Erst als er mit dem Diener vor einer schweren Eichenholztür hielt, fasste sich der Jüngling wieder, nun ja, zumindest wich das Staunen der Angst, gleich vor den König zu treten und ihn um die Hand seiner Tochter anhalten zu wollen. Doch als die Tür geöffnet wurde, stand er in einem schlichten Arbeitszimmer mit einer hohen Bücherwand, vor der ein einfacher älterer Herr stand und ihn erwartungsvoll aber wohlwollend musterte.
Der König hatte durch seine Diener schon von dem Anliegen des Jünglings erfahren und kam ohne weitere Umschweife auch sofort zum Thema. Er erklärte, dass schon viele Männer um die Hand seiner Tochter angehalten hätten, Reiche und Arme, Kluge und weniger kluge, Gutmütige, Sanftmütige, Forsche ... Ihm als Vater falle es verständlicher Weise recht schwer, den besten aller Bewerber auszusuchen. Darum habe er sich entschlossen, jedem eine Prüfung aufzuerlegen. Der jenige, der die Prinzessin zur Frau nehmen wolle, müsse zunächst...
... tja, wie heißt es so schön: Fortsetzung folgt... Das ist hier wie bei den neumodischen Telenovelas
Palim |
| *schnarr* das 7. Türchen | | von: palim
erstellt: 07.12.2005 15:53:34 |
7 Eine Aufgabe wollte der König dem Jüngling stellen, in der er sich als würdig erweisen sollte. Diese konnte den Jüngling nicht schrecken, sah er sie eher als Herausforderung an. Derjenige, der die Prinzessin zur Frau nehmen wolle, müsse dem König zunächst die königlichen Diamanten zurück bringen, die vor Jahren aus dem Schloss geraubt worden waren und von denen es hieß, dass sie von einem gefährlichen Drachen bewacht werden würden.
Mit dieser Aufgabe als Ziel vor Augen verließ der Jüngling das hochherrschaftliche Schloss und durchschritt das schwere Tor im Wehrgang. Mit viel Mut und Tatendrang machte er sich auf den Weg, die königlichen Diamanten zu finden und zurück zu ihrem rechtmäßigen Besitzer zu bringen, um dann erneut um die Hand der Prinzessin anzuhalten. Sicher konnte er sich denken, das alle bisherigen Anwerber auf den Königsthron ohne die Diamanten zurück gekehrt waren, dennoch war er aber zuversichtlich, dass es gerade ihm gelingen würde und er schlussendlich Prinzgemahl werden sollte.
Ohne eine Ahnung, wo die Diamanten zu finden seien, leitete er seinen Gang auf den seiner Meinung nach richtigen Weg und holte weit aus.
Bald schon veränderte sich auch die Gegend. Das Grün der Wälder und Felder wich einem kargen grau und beige von Steinen, Sand und Geröll. Keine Sträucher, keine Blumen, nicht einmal Gras wuchs hier und auch alle Tiere schienen aus dieser Gegend verbannt zu sein. Eine scheinbar endlose, karge Wüste breitete sich vor ihm aus und umgab ihn sofort mit einer eindringlichen Stille. Dennoch war der Jüngling so frohen und sicheren Mutes, den richtigen Weg zu gehen, dass er ein munteres Lied pfiff. So konnte ihn die Lautlosigkeit nicht nieder drücken und er durchschritt die Wüste der Stille ohne Schaden zu nehmen, wodurch er den königlichen Diamanten tatsächlich ein gutes Stück näher kam...
Palim |
| sorry, etwas spät... *schnarch* das 8. Türchen | | von: palim
erstellt: 08.12.2005 19:48:40 |
8 Der lange Weg und die Einsamkeit brachten ihn dazu, dass er sich immer öfter in seinen Gedanken verlor. Noch einmal ließ er die Geschehnisse der letzten Tage vor sich vorüber ziehen. Der Turm, der geheimnisvolle Spiegel und nun das zauberhafte Schloss. Vor einigen Tagen hätte er niemals mit solchen Begebenheiten gerechnet und nun war er in eine ganz andere Welt entrückt. So merkte er erst nach einer Weile, dass sich der Weg und die Umgebung sehr gewandelt hatten. Obwohl es helllichter Tag hätte sein müssen, umgab ihn ein dämmriges, düsteres Licht. Der Himmel war zugezogen und grau und ebenso trostlos sah es links und rechts des schmalen Weges aus, auf dem er sich eben befand. Ein tiefer, schlammiger Sumpf war alles, was zu sehen war, von wenigen kahlen, dürren Bäumchen, die hier und dort aus dem Grund hervorragten. Die graue Einöde schien sich wie eine bleierne Decke über alles zu legen, was in der Umgebung war und wollte auch vom Jüngling Besitz ergreifen. Doch ebenso wie die Wüste der Stille konnte auch der Sumpf der Trostlosigkeit ihm nicht viel anhaben, da er mit seinen Gedanken weiterhin bei den wundersamen Begebenheiten der letzten Tage war. Der Schlüssel, den er auf der sonnigen Wiese gefunden hatte, das Gaukeln vor den Dorfbewohnern, die ihm bereitwillig geholfen hatten, und immer wieder die Eindrücke aus dem Schloss durchzogen seine Gedanken, so dass ihn die bedrückende Trostlosigkeit nicht erreichte. Und während viele niedergeschlagen und unglücklich einen anderen Weg gesucht hatten und umgekehrt waren, zog der Jüngling weiter, auf der Suche nach der Höhle des Drachens, der die Königsdiamanten bewachte.
Mit der Zeit veränderte sich die Landschaft auch wieder, wurde frischer und grüner, bewachsener und belebter. Tiere sprangen umher und waren erstaunlich zutraulich und zahm. Dicht kamen sie an ihn heran, ohne dass er sie hätte locken müssen. Blumen und Bäume blühten am Wegesrand und der Weg selbst war nun auch wieder fester zu betreten. Einzeln stehende Gesteinsbrocken und Felsen ragten immer wieder links und rechts empor. Einige waren schroff, andere eher abgerundet und in vielen konnte man mit etwas Phantasie Wesen oder Formen erkennen. Einer sah aus wie ein Dinosaurier mit einer großen Pranke, ein anderer eher wie ein Schneemann und noch einer glich einem zankenden Weib. An einer Stelle des Weges lagen zwei genau gegenüber und neigten sich von beiden Seiten des Weges so dicht zueinander, dass sie wie ein Tor, wie ein Öhr aussahen, durch das man schreiten konnte, was der Jüngling auch tat, dieses Mal jedoch auf der Hut vor etwas Unvorhergesehenem, hatten ihn doch der Spiegel und die wechselnden Landschaften sensibel für solche Veränderungen gemacht. Doch beim Durchschreiten geschah nichts und auch die Landschaft schien auf der anderen Seite des großen Öhres nicht anders zu sein. So lief er unbekümmert weiter, merkte dann jedoch...
Palim |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|