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Forum: "Albtraum Fremdsprachen? FRUST, FRUST, FRUST!"
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| @keinelehrerin | | von: rhauda
erstellt: 08.01.2006 19:47:50 geändert: 09.01.2006 08:51:19 |
also solch eine verbohrte Fachidiotin bin ich nicht, dass ich solche Fälle grundsätzlich nicht erkenne, wobei ich nicht auszuschließen vermag, dass es schon einmal vorgekommen ist.
Ich möchte aber nicht, dass dieses Forum wieder abdriftet in die Entschuldigungslitanei.
Physiologische und psychiatrische Defizite sind immer nur die Ausnahme, wenn es um Schlechtleistung geht.
Soziale Probleme sind auch nichts Neues. Denken wir doch mal zurück an unsere eigene Schulzeit.
Der Unterschied ist, dass die Lehrer sich noch nie soviel und so intensiv um diese Schüler gekümmert haben wie heute. Noch nie gab es so viele Stellen zur Unterstützung und solch ein Verständnis.
Eltern die sich nicht kümmern? Noch NIE zuvor haben sich so viele Eltern so viel um die schulischen Leistungen ihrer Kinder gekümmert wie heute.
Methodische Vielfalt? Nie war sie größer als heute.
Schulische Ressourcen? Als an meiner Schule damals ein Fotokopierer angeschafft wurde, war ich bereits kurz vor dem Abitur. Dagegen leben die Schüler heute in einem Scnhlaraffenland.
Klar, früher hatten wir auch noch einen Kaiser, mögen jetzt viele sagen. Wir haben veränderte Schüler, deshalb müssen wir uns auf diese Schüler einstellen.
Ich möchte die Sache einmal anders angehen: Wir haben eine veränderte Gesellschaft, und diese Gesellschaft verlangt nach anderen Schülern, i.e. anderen Jugendlichen, die die Schule mit einem Abschluss verlassen.
Die Schule und viele Lehrer sind sehr wohl bereits in dieser Gesellschaft angekommen. Etliche Eltern und viele Schüler meinen jedoch, sie könnten sich diesem Wandel entziehen und dafür mannigfaltige Entschuldigungen finden. Das funktioniert aber nicht, denn dieses Sich-Entziehen ist sehr häufig nur Ausdruck von Trägheit oder Egoismus.
Ich stelle die Behauptung auf, dass sich nicht die Schule an die Schüler anpassen muss, sondern die Schule muss sich an die Erfordernisse der Gesellschaft anpassen. Die Schüler wiederum müssen sich anpassen an das, was die Schule an Konsequenzen gezogen hat aus den Anforderungen der Gesellschaft.
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| eine konsequenz wäre , keinelehrerin, | | von: edlerverein
erstellt: 08.01.2006 20:34:39 geändert: 08.01.2006 21:17:08 |
- dass schule in der familie einen anderen stellenwert bekäme.
- dass auch eltern mehr vermitteln, dass "schüler" auch ein beruf mit verpflichtungen ist (es darf ja trotzdem ruhig spaß machen ..
- dass eltern sich einfach mehr für ihre kinder und das, was die so treiben, interessieren,und weniger sich selbst überlassen
- dass freizeitgestaltung in den familien ein thema ist und alternativen zum medienkonsum und zur passivität aufgezeigt (und gelebt!) werden
- dass im elternhaus ein ausgewogenes verhältnis von vergnügen und arbeitszeit thematisiert wird und dass auch eltern den kindern die erfahrung verschaffen, dass befriedigung und erfolg von einsatz, engagement und eigenverantwortung kommen (können).
- dass eltern und lehrer einen schulterschluss machten zum wohl der schüler. dies beinhaltet zusammenarbeit in form von häufiger kontaktaufnahme (wo nötig), information, einblick in die schulische welt und die inhalte, blick auf die hausaufgaben wo nötig
- dass elternhäuser weniger elemente von erziehung stumm und implizit an die schule delegieren und lehrer mehr im erziehungsauftrag unterstützen
- dass man mal wieder das wort "sekundärtugenden" in den mund nehmen darf, ohne standrechtlich erschossen zu werden.
(im geiste höre ich meine kinder, die feixend sagen: das war mal wieder mamas wort zum sonntag! es ist mein wort zum morgigen schulanfang im neuen jahr!)
Ich sehe schon kommen, dass in den folgenden Beiträgen Polarisierungen aufgestellt werden (jemand nannte das in einem Thread mal "good teacher - bad teacher) und einige von uns hier gleich in der bösen law-and-order Ecke nachsitzen müssen. (da machen wir uns dann unseren Spaß, gell, rhauda??)
Das wäre das übliche Schema der Threads der letzten Monate, aber das hat uns noch in keinem Fall weitergebracht.
Vielleicht sollte man ein Forum eröffnen zum Thema: Wie können Schule und Elternhaus beser zusammenarbeiten.
@sopaed: warum sprichst du von befehlskette? sprich doch von zusammenarbeit, weitergabe von erfordernissen, gegenseitiger abhängigkeit im positiven sinne oder sonstwas! |
| Ich kann aus eigener Erfahrung | | von: kfmaas
erstellt: 08.01.2006 21:31:00 geändert: 08.01.2006 21:35:15 |
der letzten 2 Jahre das starke Absinken der Leistungsbereitschaft und ~fähigkeit bestätigen, aber auch widerlegen:
Ich war am Verzweifeln, weil die Lernleistung kaum eine Pause überstand.
Dann kamen Vergleichsarbeiten - die Klasse wurde fleißig, wollte nicht als schlechteste dastehen und brachte es auf ein sehr respektables Ergebnis.
Danach fiel die Leistungsbereitschaft wieder sehr ab - dem Nürnberger Trichter war wieder ein sehr großlöchriges Sieb gefolgt, bis ich meinen Selbstbeurteilungsbogen einsetzte. Die Eltern konnten nun jederzeit nachsehen, wie sich ihre Sprößlinge im Unterricht verhielten - und siehe da, die Klasse war wie umgedreht - diszipliniert - aufmerksam - . Das Lernen war zwar anstrengend, mit zunehmendem Erfolg machte es aber auch mehr Spaß.
Ich denke, wir sollten viel autonomer sein und in der Schule unsere eigene Kultur schaffen -
aber haben wir die Energie dazu?
Wahrscheinlich muss der Leidensdruck der Lehrerkollegen noch größer werden, so dass sie sich zusammen tun um gemeinsam eine effektive Lernkultur zu schaffen, oder?
LG kfmaas
p.s ...und edlerverein, die Schule muss wieder an die erste Stelle treten vor dem Reitunterricht, den Klavierstunden, dem Discobesuch, dem Shoppen, dem Ausflüge machen.
Wenn ich einen Entschuldigungsbrief bekomme, in dem steht, dass die Tochter nicht für die Klassenarbeit am Dienstag lernen konnte, weil die Familie am Samstag und Sonntag eine Tour machten, dann wird klar, dass einige Missverständnisse vorliegen. |
| nun eine provokation...sie ist einem regelmässigen mailwechsel zwischen mir und einem schulpsychologen enstanden | | von: elgefe
erstellt: 08.01.2006 22:16:52 |
Liebe Frau ....
Ihre Beobachtungen und Schilderungen sind korrekt. So ist Schule, nicht jede einzelne Lehrerin, aber die Kollegien insgesamt schon. In Gymnasien ist es etwas besser, weil die Schulleitung dort mehr Macht hat und sich die meisten Lehrer nicht zum Affen machen wollen. Aber Grundschulen sind ein Kriegsschauplatz mit irren Protagonisten, nicht nur in ..... Es geht um Pöstchen, um Macht, um Eitelkeiten, um egoistische Interessen, um das Vertuschen von Faulheit und Inkompetenz, um Nischen für eigene Hobbies, um das Abziehen einer pädagogischen Show. Leider geht es nur selten um die Kinder! Aber wie sollte es auch, die Lehrer sind viel zu sehr mit sich selbst und ihren Problemen beschäftigt, da können sie sich nicht auch noch um die Kinder kümmern. (So etwas habe ich tatsächlich schon von Lehrern gehört. Das war zwar halb im Spaß, aber eben nur halb: "Was wäre Schule schön,. wenn es keine Kinder gäbe!")
Na gut, ich gebe zu, es gibt Ausnahmen, einzelne Ausnahmen! Was könnte man tun? Mein Amtsleiter hat mich mal in einem vollen Aufzug gefragt: "Ist die Schule noch zu retten?" Ich habe ihm gesagt, dazu müsste man erst einmal alle Lehrer rausschmeißen und gezielt Neueinstellungen vornehmen. Viele der vorhandenen Lehrer seien überfordert und / oder durch die vielen Privilegien verdorben, mit denen könne man nichts mehr anfangen! Meine Antwort war ihm in der Situation etwas peinlich, denn die Leute im Aufzug hatten alle was mit Schule zu tun! Es freut mich, dass Sie auch so denken!
Viele Grüße
n.n.
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| fortsetzung der provokation | | von: elgefe
erstellt: 08.01.2006 22:18:58 |
Guten Morgen Frau ...,
ich habe mich in meinen vielen Berufsjahren echt abgerackert, den Schulen zu einer inneren Reform zu verhelfen. Ich will nicht sagen, dass ich damit völlig gescheitert bin. Wir waren uns immer einig und auch voll guter Vorsätze. Aber nichts davon war wirklich nachhaltig. Es hätte ständiger Impulse bedurft, um alles aufrecht zu erhalten. Die Crux ist, dass das Schulsystem fundamentale strukturelle Schwächen hat. Solange diese nicht behoben sind, wird es keinen wirklich durchgreifenden Wandel der Schule geben. Leider sehe ich nicht, wie ein solcher Strukturwandel vorankommen soll, denn unsere neue Schulministerin, diesmal von der CDU, hat nur ihre Führungsmannschaft mitgebracht, alle anderen im Ministerium sind die altbekannten Pappnasen, die sich schon immer gegen jede Innovation gestemmt haben.
Wenn es Sie interessiert, die Schulpsychologie hält folgende Änderungen für erforderlich:
1. Alle Schulen gehen zum echten Ganztagsbetrieb über!
2. Wir brauchen kein dreigliedriges Schulsystem plus Gesamtschule im Sekundarbereich, sondern ein zweigliedriges: Mittelschule und Gymnasium.
3. Schulübergänge richten sich primär nach der Eignung (Aufnahmeprüfung!). Der Wunsch alleine reicht nicht aus!
4. In den Klassen 4 und 9 gibt es zentrale Lernstandsüberprüfungen. Alle Abschlüsse sind zentral.
5. Die Schulleiter sind Dienstvorgesetzte ihrer Lehrer!
6. Lehrer werden nicht mehr verbeamtet, sondern für jeweils 6 Jahre angestellt. Eine Weiterbeschäftigung für die nächsten 6 Jahre erfolgt, nachdem eine Kommission die Sachkunde, den Weiterbildungsstand und die Bewährung des Lehrers im Unterricht geprüft hat. Das gilt entsprechend auch für Schulleiter. Sie werden auch nur für jeweils 6 Jahre angestellt.
7. Für Lehrer gilt Anwesenheitspflicht während der Arbeitszeit. Damit sind sie automatisch am Nachmittag und in sechs Ferienwochen in der Schule. Diese sechs Wochen dienen der offiziellen Weiterbildung und / oder der Durchführung von Förderunterricht.
8. Zum Lehramtsstudium wird nur zugelassen, wer ein halbjähriges Schulpraktikum (in einer Schule seiner Wahl) mit Erfolg und mit positiver Beurteilung durch seinen Mentor abgeschlossen hat.
9. Schulaufsichtsbeamte dürfen jederzeit unangemeldet im Unterricht hospitieren.
10. Die regionale Zuständigkeit der Schulen wird gelockert. Schulen müssen sich dem Wettbewerb stellen.
Sie können sich leicht vorstellen, dass wir mit solchen Förderungen auf erbitterten Widerstand stoßen. Dabei haben wir uns die Forderungen nicht ausgedacht, sondern in anderen Ländern "gefunden"!
Herzliche Grüße aus ...
Wie sieht eigentlich Schnee aus?
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