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Forum: "Buchstabeneinführung F"
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| nicht spaßig | | von: wabami
erstellt: 04.02.2006 19:33:57 |
Liebes dorfkind78,
wenn du es noch lustig findest 20 Minuten F's zu kneten, finde ich es gar nicht spaßig - wenn es als angemessen betrachtet wird für ein einzelnes F die Knete nebst Unterlage herauszuholen und hinterher gleich wieder aufzuräumen!!
Zumal es keine stichhaltige Begründung für diese Lernform gibt. Das F,f ist ein Zeichen, das die Schüler kennen- und verwendenlernen. Es ist also kein Gegenstand, den man anfassen kann und warum soll er denn gegenständlich gemacht werden?
Die verschiedenen Lernformen, auf die du hier abzielst ... ikonisches, enaktives Lernen gelten ja wohl nur für Lerngegenstände die selber oberhalb der ikonischen Ebene angeordnet sind!!
Soll ich denn in Klasse 7 auch Variablen zum Anfassen basteln? Die Schüler haben an dieser Stelle zunehmend Probleme, da sie abstrahieren müssen - sie lernen hier explizit sich vom fassbaren zu lösen. Dieses Abstrahieren ist der wichtigste Lernprozess im Matheunterricht er ist behindert je weniger die Schüler zuvor aufgefordert sind etwas Abstraktes zu verstehen.
Es gibt natürlich keine Studie, die einen Zusammenhang zwischen Buchstabenlernformen und der Abstraktionsfähigkeit darstellt - aber auf die Problematik darf ich trotzdem hinweisen!
Im übrigen erwarte ich immernoch eine Erklärung von dir, warum es günstig ist in der 1. Stunde einen Buchstaben noch nicht zu schreiben!
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| Ich bin zwar nicht dorfkind, aber... | | von: ninniach
erstellt: 04.02.2006 19:55:37 |
... ich denke, ich kann das:
Im übrigen erwarte ich immernoch eine Erklärung von dir, warum es günstig ist in der 1. Stunde einen Buchstaben noch nicht zu schreiben!
erklären.
Bevor ich den Schritt mache, einen eingeführten Buchstaben schreiben zu lassen, also einen doch ziemlich riesigen Schritt der Abstraktion gehe, möchte ich mir sicher sein, dass alle wissen, worum es überhaupt geht, wie dieses F konkret klingt, dass es herausgehört wird aus Wörtern vorne, hinten und in der Mitte und dass es auch selbstständig in Wörtern erkannt wird. Das alles steht bei mir vor dem eigentlichen Schreiben des Buchstabens, wenn er denn eingeführt wird.
Ja, das hat es vor 24 Jahren noch nicht gegeben und ich habe damals auch so schreiben gelernt. Aber damals hat meine Mutter mir jeden Abend etwas vorgelesen, wir haben sehr viele Fingerspiele gemacht, gesungen, meine Oma hat mit mir gesungen und ich wurde nicht vor dem Fernseher abgestellt. Heute ist das für viele Kinder nicht mehr so, deshalb denke ich schon, dass es gerechtfertigt ist, da etwas aufzuarbeiten, was früher vielleicht so einfach nicht so nötig war, einfach weil die Sprachentwicklung da anders war und aufgrund der anderen Verhältnisse, Sprache mehr gefördert wurde.
Mit der Knete ist es ähnlich: Vielleicht hat man früher keinen Buchstaben geknetet, sonder zu Hause irgendwas: Autos, Menschen, Tiere. Überhaupt habe ich viel gemalt und gebastelt, eben mit den Händen gemacht. Das ist bei vielen Kindern heute auch nicht mehr so gegeben, so dass ich es auch durchaus sinnvoll finde, die Kinder Buchstaben kneten zu lassen. Zum einen schult das ihre motorischen Fähigkeiten und für manchen ist es dann eben noch eine Hilfe für das spätere Schreiben.
Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Schüler Schwierigkeiten mit dem Abstrahieren haben, aber ich glaube nicht, dass dieses Problem entsteht, weil die Schüler in der Grundschule Buchstaben kneten. Ich glaube vielmehr, dass die Kinder heutzutage generell mit anderen Vorbedingungen in die Schule kommen und dass die Grundschule diese Defizite nicht alleine auffangen kann. |
| über das Kneten | | von: dorfkind78
erstellt: 04.02.2006 20:13:34 |
Liebe(r) Wabami,
wenn du es noch lustig findest 20 Minuten F's zu kneten, finde ich es gar nicht spaßig - wenn es als angemessen betrachtet wird für ein einzelnes F die Knete nebst Unterlage herauszuholen und hinterher gleich wieder aufzuräumen!!
Zunächst sind es ja genau genommen 2 Buchstaben (großes und kleines F, f). Und die Knete aus dem Fach holen und wieder einpacken geht ganz schnell, bringt Bewegung für die Kinder und sehe ich einfach nicht als ein großes Problem an. Kinder im ersten Schuljahr brauchen schnelle Wechsel, da sie sich nicht lange konzentrieren können.
Zumal es keine stichhaltige Begründung für diese Lernform gibt. Das F,f ist ein Zeichen, das die Schüler kennen- und verwendenlernen. Es ist also kein Gegenstand, den man anfassen kann und warum soll er denn gegenständlich gemacht werden?Die verschiedenen Lernformen, auf die du hier abzielst ... ikonisches, enaktives Lernen gelten ja wohl nur für Lerngegenstände die selber oberhalb der ikonischen Ebene angeordnet sind!!
Ich gebe dir bei einem Recht: man sollte sich jede Übungsform genau überlegen, ob sie wirklich sinnvoll ist oder nicht.
Ich denke, kneten (am Anfang, als EINE Übung unter vielen) ist deshalb sinnvoll, da es andere Sinne anspricht als z.B. schreiben oder hören.
Und je mehr Sinne angesprochen werden, desto besser und nachhaltiger verankert sich etwas im Gedächtnis.
Soll ich denn in Klasse 7 auch Variablen zum Anfassen basteln? Die Schüler haben an dieser Stelle zunehmend Probleme, da sie abstrahieren müssen - sie lernen hier explizit sich vom fassbaren zu lösen.
Ja, aber abstrahieren funktioniert doch nur, wenn man das "Fassbare" kennt, oder?
Viele Kinder im Mathematikunterricht brauchen Material (zunächst) und lernen es dann "abstrakt" zu tun. Manche brauchen von vornhinein KEIN Material...
Dieses Abstrahieren ist der wichtigste Lernprozess im Matheunterricht er ist behindert je weniger die Schüler zuvor aufgefordert sind etwas Abstraktes zu verstehen.
Puh, bei dem #Satz habe ich Schwierigkeiten. Abstrahieren ist der wichtigste Lernprozess im Matheunterricht (stimme ich zu),
Gehst du davon aus, dass Schüler zum Abstrahieren aufgefordert werden müssen und dass Anschauuungsmaterial die Abstraktion behindert?
Es gibt natürlich keine Studie, die einen Zusammenhang zwischen Buchstabenlernformen und der Abstraktionsfähigkeit darstellt - aber auf die Problematik darf ich trotzdem hinweisen!
Ich darf darauf hinweisen, dass Kinder im 1. Schuljahr von Stühlen purzeln, rechts- und links oftmals nicht unterscheiden können, völlig verkrampft einen Stift führen...
"kneten" von Buchstaben geht auch auf graphomotorische Gesichtspunkte ein.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass Kinder im ersten 'Schuljahr nicht mit Schülern zu vegleichen sind, die 7 Jahre Schulleben hinter sich haben.
Im übrigen erwarte ich immernoch eine Erklärung von dir, warum es günstig ist in der 1. Stunde einen Buchstaben noch nicht zu schreiben!
Ich habe schon erklärt, dass man das ruhig tun darf. Ich denke, je mehr Buchstaben die Kinder schon kennen, desto eher geht das.
Einige Kinder brauchen aber gewiss immer wieder Übungen für die Feinmotorik.
Der Grund warum ich geschrieben habe, dass ich es nicht günstig finde, habe ich oben schon geklärt: ich befürchte es gibt dann einen Unterricht wie oben beschrieben.
Aber es ist wirklich ein weites Feld.
Ich wollte eigentlich nur einer Studentin helfen, die bald ihre erste Stunde hält und das F einführt. Ich habe mit Blick auf die Planugn für die Studentin geschrieben...
Wenn ich selbst eine 1. Klasse übernehme, dann würde ich vermutlich niemals "das F einführen".... sondern jedes Kind so schreiben lernen lassen, wie sein Leistungsstand ist |
| :-) | | von: ninniach
erstellt: 04.02.2006 21:06:37 |
@dorfkind: Habe ich gerne gemacht. Einfach nur Buchstaben einführen stelle ich mir auch grausam vor, aber ich finde den Kompromiss nicht schlecht: Lesen durch Schreiben, aber dann immer einzelne Buchstaben genauer behandeln.
@wabami: Ich habe das Gefühl, dass du bei deinem Verständnis von Unterricht sehr stark von Schülern ausgehst, die sehr schnell verstehen und ein großes Potenzial mitbringen.
In der Grundschule hat man aber sowohl diese Kinder, als auch Kinder die eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand brauchen, wozu dann für manche auch das Kneten gehört und ich möchte auch nochmal betonen, dass beim Kneten mehr gelernt wird, als nur das Formens eines Buchstabens.
Und zum Stillsitzen möchte ich sagen, dass sie das natürlich lernen sollen, aber die wenigsten Kinder kommen in die erste Klasse und sitzen den Vormittag über still. Meine Aufgabe ist es, sinnvolle Phasen von Stille und Konzentration mit sinnvollen Phasen der Bewegung abzuwechseln, so dass die Kinder wirklich lernen können, sich immer länger zu konzentrieren und auch still zu sitzen, wenn das nötig ist.
Ich glaube aber auch, dass es problematisch ist, dass vielen Schülern viele Dinge zu einfach gemacht werde und das gilt in meinen Augen besonders für den Mathematikunterricht und das Eigentständige Lösen von Problemen. |
| Dieses Schuljahr | | von: brigitte62
erstellt: 04.02.2006 23:25:56 |
mache ich "Lesen durch Schreiben" nach Reichen. Nix mit Buchstabeneinführung und Kneten und Buchstaben im Sandmalen und, und, und.
Das Ergebnis bisher: Ich habe 3 Schüler die eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Verschriften brauchen, weil sie in ihrem Entwicklungsprozess noch nicht so weit sind, wie sie "normgemäß" sein könnten (das geht mir schwer über die Lippen). Kein Problem sie haben Zeit! Drei Schüler hatte ich früher nach der "herkömmlichen" Methode in etwa auch. Aber die anderen: Sie schreiben alle Wörter der Welt, sie lesen und das wichtigste und das hat mir bei Jürgen Reichen sofort eingeleuchtet: Ein normal begabtes Kind muss irgendwann denken, mit ihm ist irgend etwas nicht in Ordnung, wenn alle so viel Gedöns um das "F" machen, wo es das doch schon ganz schnell, oder auch nach der zweiten oder auch der dritten .... Übung längst verstanden hat. Wir haben uns angewöhnt einige sonderpädagogische Methoden in den Unterricht für alle einzubauen. Dort - in der Arbeit mit gehandicapten Kindern - haben sie ihre Berechtigung, nicht immer aber in der Grundschule. Ich finde es richtig, dass die Kinder, die diese Methoden benötigen, um sich Schriftsprache anzueignen, auch das entsprechende Angebot erhalten. Bitte aber nicht Kneten und Sand schreiben und , und, und, und für alle Kinder. Das denke ich ist die Kunst und der Balanceakt in der Grundschule - herauszufinden, wer solche Angebote braucht und wen sie eher bremsen.
Eines fehlte übrigens noch in der schönen Aufzählung der Methoden: Buchstabengeburtstag kann man auch noch feiern. |
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