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Forum: ""Bildungsresistente Kinder""
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| Ich kann palim nur beipflichten! | | von: clausine
erstellt: 10.03.2006 17:35:21 |
JedeR von uns kommt doch mal an diese Grenze, an der uns die Zeit fehlt, die zündende Idee oder einfach der "Blick" auf das Kind, das uns so "bildungsrestistent" erscheint. Wie schön wäre es dann, wenn man ein Netzwerk hätte, das einen "auffängt", d.h. es stünden Leute zur Verfügung , die -ohne großen bürokratischen Aufwand- uns mit ihrer Kompetenz beraten. In "PISA-guten" Ländern gibt es genau das, und da beginnt dieses Netzwerk nicht erst in der Schule. Ich kann nicht nachvollziehen, dass Politiker hierzulande diese schon lange bekannte Erkenntnis nicht umsetzen können und uns statt dessen immer mehr aufladen, um den Leistungsdruck zu erhöhen. |
| Stimmt | | von: veneziaa
erstellt: 11.03.2006 13:07:34 |
"Sonderschulen" gibt es nicht - und das finde ich super. ABER NUR, weil man wirklich sehr viele Hilfskräfte für diese Kinder hat. Wie man überhaupt über VIEL mehr Personal an den Schulen verfügt..
Z.B. hat meine Partnerschule im Veneto bei ca. 650 Schülern allein 16 Leute im Sekretariat bzw. als Hausmeister, Reinigungskräfte, Web-Master usw.
Übrigens ist nach meinem Dafürhalten die Betreuung der behinderten Kinder vorbildlich, sehr liebevoll, sehr aufwändig. NUR: "Richtig" integriert wird in den wenigsten Fällen, d.h. ein Kind ist auch dort selten vormittags in einem festen Klassenverband. Die Lehrer, die die Kinder in difficoltà betreuen, haben auch ihre eigenen Räume, viele Materialien usw., so dass innerhalb der Regelschule eigentlich so etwas wie eine kleine "Sonderschule" mit vielleicht nur einem Raum entstanden ist.
Tja, eigentlich ist es in Italien wie hier bei uns früher: Wenn in einem Jahrgang ein Kind mit einer Behinderung egal welcher Art war, ging es ganz einfach mit den Gleichaltrigen in EINE Klasse. Wie schön! Aber ideal auch nur bis zu einem gewissen Punkt..
Weißt du, ich würde an deiner Stelle die kleine Esra mal überprüfen lassen. Dann wisst ihr genau, woran ihr seid. Wenn ihr dann die Möglichkeit habt, wenigstens noch ein paar Stunden im Rahmen der I-Maßnahme zu erhalten, kann die Kleine doch in deiner Klasse bleiben - und ein Beratungslehrer der Sonderschule, jetzt ja eigentlich Fördersschule, kommt und steht dir helfend zur Seite, gibt dir das richtige Material, nimmt die Kleine ab und zu zur Seite und lernt extra, übernimmt die Gespräche mit dem Elternhaus, den Behörden usw. Auf diese Weise integriere ich ständig - und eigentlich zufriedenstellend für alle Seiten.
Man muss jedoch auch von Zeit zu Zeit neu entscheiden.
Bin gespannt auf das April-Heft mit den Infos über Italien. Ob das nämlich überall in Italien so läuft wie im wohlhabenden Veneto weiß ich nicht..
LG veneziaa |
| @kla1234 | | von: veneziaa
erstellt: 11.03.2006 15:46:18 |
Das Problem in Italien sind m.E. die Lehrer..
Die Ausbildung ist wirklich nicht gut, die Arbeitseinstellung bei sehr vielen miserabel. Sie arbeiten maximal 18 Wo-Stdn., haben entsprechend wenig Geld. Also hat man in der Regel noch mind. einen weiteren "Beruf".
Ich habe noch NIE einen italien. Lehrer gesehen, der andere als die Schulbücher hatte, der eigene Arbeitsblätter entworfen hat.. Im Gegenteil: Ladies wie auf dem Laufsteg, die im Mantel vor die Klasse traten und den Kindern eine Schreibaufgabe gaben, die Durchführung dieser dann nur bewachten.. Sooo haut es halt NICHT hin!
Also: Quantität ist noch lange nicht Qualität!
Natürlich gibt es auch die engagierteren Lehrer. Dennoch: Alles kein Vergleich mit unseren Vorteilen.
Ganz hoch schätze ich jedoch in Italien den herzlichen Umgang mit den Kindern! Klar, so arbeiten sehr viele hier bei uns auch, aber in Italien sind die Kinder schon fast "heilig" - auch wenn sie viel häufiger als bei uns die Kinder mal eine saftige Ohrfeige kriegen..
Ich hoffe von Herzen, dass es für Esra bald eine "Diagnose" geben wird und dass ihr angemessen geholfen wird, damit sie wenigstens ein glückliches Kind bleibt. LG veneziaa |
| @veneziaa | | von: cilia
erstellt: 11.03.2006 16:08:14 |
Wenn wir über die Schulpolitik anderer Länder sprechen wollen, dann müssten wir eine (oder sogar mehrere) neue Diskussionen eröffnen.
Ich darf da gar nicht lange drüber nachdenken, weil ich dann nur wütend werde.
Bei uns in NRW schaut man ein wenig nach Skandinavien und übernimmt einige der Dinge dort. Das geht aber natütlich nicht zu den Bedingungen, die dort oben herrschen, sondern eher nach dem Motto: Seht mal zu, dass ihr das hinbekommt.
Naja, es ist eben ein anderes Thema.
Da wir in NRW mittlerweile Förderpläne schreiben müssen, werden alle Kinder, die in irgendeiner Form "auffällig" sind, immer wieder genau beobachtet, überprüft etc. So kann ich gar nicht anders, als bei Esra immer wieder zu überprüfen, was sie denn schon schafft.
Die Überprüfung zur Förderschule wird noch einmal eine genaue Diagnose bringen.
Ich habe zwar zur Zeit nur 23 Kinder in meiner Klasse (14 Erstklässler und 9 Zweitklässler), muss aber jedem gerecht werden, da ich versuche so individuell wie möglich zu arbeiten.
Und wenn man da nicht ab und zu noch einen zusätzlichen Lehrer hat (oder wie wir glücklicherweise eine Sozialpädagogin), dann könnte ich Esra nicht so sehr fördern. Sie beansprucht schon eine Menge Aufmerksamkeit.
Ja, wir werden mit ihr so weiter arbeiten, damit sie auf keinen Fall den Spaß an der Schule und dem Lernen verliert.
Ich brauche nur manchmal auch ein wenig Motivation, um weiterzumachen.
Daher, danke an alle für die aufmunternden Worte.
Liebe Grüße,
cilia |
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