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Forum: "Geschichte zum Weiterschreiben. Teil 2"
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| 25.4 | | von: ricca
erstellt: 06.07.2006 15:04:19 geändert: 07.07.2006 16:12:41 |
Delia schwitzte mal wieder auf dem Spinning-Rad. Seit sie Jack kennengelernt hatte, machte sie das jeden Tag, da sie auf sein Zureden hin einen Jahresvertrag abgeschlossen hatte. Sie hatte sich überzeugen lassen, dass der moderne Mensch einfach ein Fitness-Studio braucht, um sich gesund und in Form zu halten. Außerdem bekam sie als seine Quasi-Freundin auf sämtliche Getränke 20% Rabatt. Da Jack nicht nur bei ihr, sondern bei vielen anderen Frauen Überzeugungsarbeit geleistet hatte, konnte das Fitness-Studio ein merkbares Plus an Neuverträgen verzeichnen. Der Chef sah das mit Wohlwollen und so kassierte Jack erstaunlich schnell seine erste Erfolgsprämie. Die regelmäßige Arbeit tat seinem geschundenen Ego gut und sein Körper nahm allmählich wieder eine straffere Haltung an, nachdem er nach dem WM-Aus Deutschlands zwei Tage wie die Depression persönlich herumgeschlichen war.
Delia plante ihren weiteren Tag, während sie strikt darauf achtete, ihr Training bei genau 85% ihres Maximalpulses durchzuführen. Fünf Minuten noch, und die 45 Minuten wären um. Danach schnell duschen und zehn Minuten Whirlpool. Trinken und einen kleinen Salat mit Hähnchen im Fitness-Bistro. Am Nachmittag dann einkaufen mit Jack - wenn er bei ihr einziehen wollte, brauchten sie einige neue Möbelstücke - und danach dann das Umräumen ihrer Wohnung. Es versprach ein langer Tag zu werden. Das alte, klapprige Sofa mit dem verschlissenen Bezug, das noch auch Delias Jugendzeit stammte (der Stoff zeigte Pferdemotive, was Jack besonders gruselig fand), sollte einer moderneren und bequemen Ausziehcouch mit Bettkasten weichen, auf welcher Jack schlafen sollte. Außerdem wollten sie mit Raumteilern und Pflanzen einen Teil des großzügigen Wohnzimmers zu Jacks privatem Bereich umgestalten.
Dieser Zustand sollte nach Jacks geheimem Plan nicht allzu lange währen - er gedachte, so schnell wie möglich in Delias französischem Bett Einzug zu halten. Immerhin hatte er schon einmal eine heiße Nacht darin verbracht - wenn er auch immer noch keine Erinnerung daran zurückerlangt hatte.
Am Samstag war Delia zum Nachmittagskaffee bei einer Freundin eingeladen. Auch wenn sie sich einig waren, kein Paar zu sein, wollte Delia ihn schon ihren Freundinnen vorstellen! Jack empfand die Einladung einerseits als Pflichttermin, andererseits aber auch als Ehre. Er wusste nur zu gut, dass der Weg zum Herz einer Frau über den Check durch die beste Freundin führt. Es galt also einen guten Eindruck zu machen. Und wenn die Freundin ebenso rassig wie Delia war, konnte es ein netter Nachmittag werden.
"Du wirst Charlie mögen", hallten Delias Worte in Jacks Gedanken wider, während er fitnessbegeisterten Frauen und Männern wahlweise den Weg zum Wellness-Bereich wies oder die Vorzüge der Crosstrainer erläuterte. |
| 25 - 5. | | von: aloevera
erstellt: 07.07.2006 15:47:00 geändert: 07.07.2006 22:26:09 |
Marions Schwangerschaft verlief weitgehend unproblematisch. Obwohl sie ein Fan von warmen Temperaturen und Sonne war, machte ihr die Hitzewelle zu schaffen. Max bemühte sich rührend um sie und neckte sie gerne wegen ihrer täglich wachsenden Rundungen. Sein Einfallsreichtum nahm kein Ende, er verwöhnte sie und ließ sich ständig neue Überraschungen einfallen. Da sie wegen des geplanten Umzuges keine größere Reise machen konnten, hatte er mit seinem Studienfreund Bernd in Berlin sofort Kontakt aufgenommen, nachdem Marion geäußert hatte, sie würde gern mal wieder einen Trip nach Berlin machen. So vieles hatte sich in den letzten Jahren dort verändert und die WM-Stimmung in der Hauptstadt war einfach mitreißend. Bernd hatte eine große Berliner Altbauwohnung in Grunewald und ohne, dass Marion etwas ahnte, hatten die beiden Männer das Wochenende hinreichend geplant. Max wollte Marion die lange Fahrt im Auto bei der Hitze nicht zumuten und hatte kurzfristig zwei Billigflüge von Düsseldorf nach Berlin-Tegel bekommen. Donnerstag Abend konnte er die völlig überrumpelte Marion dazu bewegen, ein paar Sachen fürs Wochenende einzupacken, „für eine Fahrt ins Blaue“, wie er meinte.
Marion löcherte ihn mit Fragen, aber außer einem verschmitzten Lächeln bekam sie keine Antwort von Max. Beim Einchecken am Düsseldorfer Flughafen gab sie es auf zu fragen und ließ die Überraschung auf sich zukommen. Als Max während des Fluges in der Zeitung las, dass die Nationalelf sich am Sonntag gegen 12 Uhr am Brandenburger Tor von ihren Fans persönlich verabschieden wollte, freute auch er sich . Das Spiel um den dritten Platz gegen Portugal würden sie auf der Berliner Fanmeile erleben und mit ein wenig Glück bekämen sie die Spieler live und in Farbe Sonntag Vormittag zu Gesicht Für das Endspiel hatte Bernd Karten für die ZDF-Arena besorgt und Montag Vormittag würden sie nach Düsseldorf zurück fliegen.
Ein ereignisreiches Wochenende stand bevor.
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| 25 - 6. | | von: aloevera
erstellt: 08.07.2006 11:01:02 geändert: 08.07.2006 11:31:34 |
Pünktlich landete die Maschine auf dem Tegeler Flughafen. Marion war angenehm überrascht von Bernds offener und herzlichen Art und fühlte sich in seiner Gegenwart gleich wohl. Er und Max hatten sich an der Uni im Fachbereich Mathematik kennen gelernt, aber Bernd hatte einen anderen Weg eingeschlagen. Er hatte inzwischen eine leitende Position beim Pharmakonzern Schering und verdiente ein Spitzengehalt. Seine Wohnung, die er seit seiner Scheidung alleine bewohnte, war ein Traum. Großzügig geschnitten, hell und freundlich, mit wenigen, aber erlesenen Möbeln eingerichtet. Von einer Dachterrasse aus fiel der Blick auf den Grunewald, ein ideales Plätzchen zum Wohnen, mitten in der hektischen Hauptstadt.
Der Nachmittag verging wie im Fluge. Bernd führte seine Gäste wie ein professioneller Reiseführer vom Regierungsviertel bis zum neu eröffneten Hauptbahnhof. Selbst Max, der Bernd in den letzten Jahren oft besucht hatte, staunte über das sich ständig ändernde Bild der Hauptstadt.
Ein plötzlich hereinbrechendes Unwetter trieb sie in eine noble Pizzeria, in der sie sich die nächsten Stunden bei Salaten und Pasta vergnügten, bis sie halbwegs trockenen Fußes die Heimfahrt antreten konnten. Max und Bernd hatten sich viel zu erzählen und so verging der Abend wie im Flug.
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| 25. 7. | | von: keinelehrerin
erstellt: 08.07.2006 19:04:01 geändert: 08.07.2006 21:03:11 |
Endlich hatte Hildegunde Robert erreicht. Er freue sich auf das Wiedertreffen, habe allerdings im Moment so viel um die Ohren, dass es ihm lieber sei, wenn Hildegunde zu ihm käme. Durch die Autofahrt nach Osnabrück verlöre er zuviel Zeit. Hildegunde war es schon ein wenig mulmig als sie einwilligte mit dem Zug zu kommen und bei Robert zu übernachten. "Hast du mit Charlotte darüber gesprochen?" erkundigte sie sich vorsichtig. "Hör mal, das ist mein Haus und ich bin alt genug um mir Besuch einzuladen. Charlotte hat eine Einliegerwohnung und muss uns ja keine Gesellschaft leisten, wenn sie nicht möchte. Ich würde mich freuen, wenn du kämst."
Samstag Morgen auf dem Bahnsteig 17 erwartete Robert Hildegunde. Der Zug lief ein, die Türen öffneten sich und Robert konnte Hildegunde überhaupt nicht verfehlen. Sie war wahrscheinlich eine der wenigen Damen die es fertigbrachten, einen burgunderroten Seiden-Hosenanzug mit einem cremefarbenen Pashima-Schal als Sonnenschutz um den Kopf zu tragen, ohne gleich wie die Stammesmutter eines Naturvolkes zu wirken. Hildegunde hatte Robert am Bahnsteig entdeckt und winkte ihm freudig zu. Hinter sich zog sie ihren wohlbekannten Trolley her. Robert half ihr galant die Stufen des Zuges hinunter und griff sich das Gepäck. Als weltoffene globale Menschen begrüßten sie sich nach neudeutscher Sitte mit zweifachem Wangenküsschen. Erst jetzt wagte Robert mit einem Seitenblick auf den Trolley zu fragen:"Wie lange wolltest du denn eigentlich bleiben, Hildegunde? Für eine Nacht brauchst du doch nicht soviel Gepäck. Oder ziehst du dich jede Stunde um?" "Nein, natürlich nicht. Aber man kann ja nie wissen," fügte sie mit einem geheimnissvollen Lächeln hinzu, während sie sich bei Robert einhängte. Zum ersten Mal beschlich Robert das Gefühl, dass er Charlotte vielleicht doch über seinen Gast hätte informieren sollen. |
| 25 - 9. | | von: aloevera
erstellt: 11.07.2006 08:35:44 geändert: 11.07.2006 08:41:34 |
Was für ein Wochenende! Als die Maschine in Berlin-Tegel abhob, war Marion bereits eingeschlafen. Ihr fehlte jede Menge Schlaf und trotz einer verbrauchten Packung Emser Pastillen fühlte sich ihr Hals wie ein Reibeisen an. Ununterbrochene Jubelrufe in den vergangenen Tagen hatten ihre Stimmbänder arg strapaziert und ihre Stimme reduzierte sich auf ein heiseres Flüstern. Auch Max lehnte seinen Kopf zurück, schloss die Augen und ließ das Wochenende vor seinem inneren Auge Revue passieren.
Sie hatten in Berlin viel gesehen und erlebt und hatten sich auch der mitreißenden Fußballeuphorie nicht entziehen können. Nach der Niederlage gegen Italien hatte sich Berlin von seiner großen Enttäuschung erholt und erwartete voller Spannung das Spiel um Platz drei. Am Samstag Abend standen Bernd, Max und Marion mit hunderttausenden jubelnden Fans auf der Fanmeile und verfolgten teils mit angehaltenem Atem, dann mit tosendem Beifall den Sieg gegen Portugal. An Schlaf war in dieser Nacht kaum zu denken. Die Party in der Stadt nahm einfach kein Ende.
Früh am nächsten Morgen sicherten sie sich bereits um neun Uhr ein Plätzchen am Brandenburger Tor und erwarteten die Nationalelf. Als die drei Torwarte die Bühne betraten und die signierten Bälle ins Publikum schossen, sprang Max geistesgegenwärtig hoch, riss die Arme in die Luft und fing den Ball von Oliver Kahn auf. Marions Augen strahlten und sie rief ihm zu, wobei er ihre Worte eher von den Lippen ablas, denn im allgemeinen Jubel ging jedes gesprochene Wort unter „Wenn es ein Junge wird, sollten wir ihn Oliver nennen.“ Die Stimmung war kaum in Worte zu fassen und wenn Deutschland Weltmeister geworden wäre, hätte es nicht fröhlicher, herzlicher und ausgelassener sein können.
Noch mit vielen Eindrücken beschäftigt, landete die Maschine in Düsseldorf. Das normale Leben hatte sie wieder.
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| 25 - 10. | | von: aloevera
erstellt: 12.07.2006 08:49:07 geändert: 12.07.2006 08:50:56 |
Als Max mit der Tageszeitung und frischen Croissants nach hause kam, traf er mit der Postbotin zusammen. Jeden Morgen das gleiche – Hoffen, Bangen und Warten. Sie reichte ihm mehrere Briefe, wünschte ihm einen schönen Tag, schwang sich auf ihr Fahrrad und radelte zum nächsten Haus. Da war er – der lang erwartete Brief vom Schulamt.
Marion schlief noch. Max atmete tief durch, setzte sich auf den Balkon und öffnete den Brief. Schweiß trat ihm auf die Stirn, sein Herz begann zu rasen.
„……freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie nach Abschluss aller erforderlichen Untersuchungen Ihren Dienst an der Pestalozzi-Schule zum 01.08.2006 wieder aufnehmen können…….“
Eine zentnerschwere Last fiel von Max. Heute abend sollte gefeiert werden. Er rief umgehend Nadine und Sylvia an und lud sie für abends zum Essen ein. Dann machte er Frühstück , weckte Marion und teilte ihr die guten Neuigkeiten mit. Welch ein Morgen!
Es war einer der letzten Tage, die sie unbeschwert genießen konnten. Die Renovierungen im neuen Haus und der Umzug standen bevor.
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| 26. 1. | | von: keinelehrerin
erstellt: 12.07.2006 16:10:35 geändert: 12.07.2006 16:36:59 |
Freddy hatte weder Jack noch Delia die letzten Tage im Fitnesscenter angetroffen. Nicht dass er nach beiden extrem Ausschau gehalten hätte, aber eine solch anziehende Frau wie Delia fiel einem einfach ins Auge.
Von Marion hatte er auch schon länger nichts gehört. Das letzte war eine Absage für das Wochenende in Italien. Kurze Zeit später hatte er eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter: "Hey. Marion hier. Ich bin bei Max eingezogen, also zu Hause nicht mehr zu erreichen. Ich meld mich bald bei dir. Machs gut." Das war typisch für sie!
Viel zu häufig dachte er auch an Sabine und an ihren ersten, zarten Kuss. Dass ihn solch eine, ja schon fast keuche Zärtlichkeit, so nachhaltig beeindruckte.... Sabine schien eine Seite in ihm anzuschlagen, die vorher keine Frau gefunden hatte. Freddy war nun nicht das was man einen Don Juan nannte, er war aber auch kein Mauerblümchen. Bisher hatte er keine Beziehung gehabt, bei der einer der Partner die Wohnung aufgegeben hätte, also noch recht ungebunden, was allerdings nicht mit untreu oder locker oder beziehungsunfähig gleichgesetzt werden sollte. Er war halt ein grundsolider, vorsichtiger Charakter.
Nun fasste er den Entschluss, Sabine und ihrem kleinen Sohn einen kurzen Abendbesuch abzustatten, so ganz unverbindlich, um sich zu erkundigen ob Kaspar gut gedieh. So stand er nun vor der Wohnungstür, einen kleinen Elefant der Firma Sigikid in der Hand und hatte doch tatsächlich ein kleines Kribbeln im Bauch. "Ja, bitte," die freundlich lächelnde Frau, die die Tür öffnete, war nicht Sabine. "Entschuldigung, hab ich mich in der Tür geirrt? Ich wollte zu Frau ....." Irgendwie schien es Freddy, dass er langsam ein gestörtes Verhältnis zu sich von Frauen geöffneten Wohnungstüren entwickelte. Nie war es die Frau, die er erwartete! "Doch, sie sind richtig. Ich bin Rebecca, Sabines Nachbarin. Sabine ist einkaufen, sie wird gleich wieder hier sein. Ich hüte solange die Kinder. Kommen sie doch rein." Freddy druckste herum, es war ihm sichtlich unangenehm. Rebecca lächelte und mit sanftem Druck zog sie Freddy in den Flur und dirigierte ihn ins Wohnzimmer. "Nun setzten sie sich schon. Sind sie ein Freund von Sabine?" "Nicht direkt. Wir haben eine gemeinsame Freundin." Langsam entwickelte sich ein Gespräch und als Sabine nach einer halben Stunde heimkam fand sie ihre Freundin und Freddy mit den beiden Kindern auf dem Boden liegend und hinter Tüchern Kuckuck spielen. Freddy setzte sich auf und grüßte Sabine. Mit Rebecca hatte er vorhin abgesprochen, dass diese heute Abend auf Kaspar aufpassen würde. Er wollte Sabine ins Kino einladen. Sabine war zunächst etwas irritiert, als sie Freddy in ihrer Wohnung vorfand, unangenehm war es ihr allerdings nicht. Und als Freddy sie einlud sagte sie gern zu. "Gib mir eine halbe Stunde, dann bin ich fertig." Ihr letztes Date war schon lange her und so genoss sie die Vorfreude auf heute Abend. |
| 26.2 | | von: ricca
erstellt: 12.07.2006 18:20:45 geändert: 24.07.2006 16:23:01 |
Es war kein Wunder, dass Freddy Delia in den letzten Tagen nicht im Fitnessstudio antraf. Auch Jack hätte er nicht angetroffen, wenn er ihn gesucht hätte. Jack lag nämlich mit einer dicken Sommergrippe im Bett. Außerdem war er allergisch auf die Brennesselpollen der Brennesseln, die an der Garagenauffahrt des Hauses wuchsen, in das er gerade vor einigen Tagen eingezogen war.
Delia pflegte Jack aufopferungsvoll, aber auch mit einem leisen Gefühl der Schadenfreude. Jacks Immunsystem war sicher auch aufgrund des emotionalen Schocks in die Knie gegangen, den er am Wochenende bei Charlotte erlitten hatte. Er war käseweiß geworden, als er Charlotte wiedererkannt hatte und sie in ihrem bedauernswerten Zustand sah.
Die Geschichte hatte ihn nachhaltig beeindruckt: Charlottes Schwangerschaft. Wie sie mit dem positiven Ergebnis des Tests mitten in der Nacht im Regen vor Jacks Elternhaus gestanden hatte und von seiner Mutter kurzerhand rausgeworfen worden war. (Soweit entsprach ja auch alles der Wahrheit.)
Wie Charlotte auf Drängen ihrer Mutter und Hildegundes den Schwangerschaftsabbruch hatte machen lassen. (Charlotte hatte sich selbst entschieden, das Kind abzutreiben, da sie keine Perspektive sah, ein Kind großzuziehen, dessen Vater selbst noch fast ein Kind war.)
Wie Charlotte aufgrund der psychischen Probleme drogenabhängig geworden war. (Diesen Teil der Geschichte hatte Delia beigesteuert.)
Wie Charlotte zwei Selbstmordversuche knapp überlebt hatte und seit einem halben Jahr wegen Magersucht in Behandlung war.
Delia und Charlotte hatten wirklich dick aufgetragen, aber Jack hatte ihnen wohl alles abgenommen. Oder etwa doch nicht? Seit er im Bett lag, schien er nachdenklicher geworden zu sein und über das nachzugrübeln, was er am vergangenen Wochenende erlebt hatte.
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| 26.3 | | von: ricca
erstellt: 12.07.2006 18:39:41 geändert: 12.07.2006 18:41:03 |
Delia kam gerade vom Einkaufen zurück. In der linken Hand trug sie den voll beladenen Einkaufskorb, in dem sich auch die rot-weiße Apothekentüte mit Jacks Antihistaminika und weiteren Grippemittelchen befand. Unter den rechten Arm hatte sie sich die Familienpackung Klopapier geklemmt. Auf dem Rücken trug sie ihren schicken Bree-Cityrucksack.
Aus der Briefkastenklappe ragte ein Brief mit dem bekannten Logo der Klinik. Was wollten die denn?
Mit Mühe schloss Delia die Tür auf, was gar nicht so einfach war, weil diese einen Schließmechanismus besaß, der die Tür immer wieder ins Schloss fallen ließ. Sie schubste mit dem gesamten Körper die Tür auf und schlüpfte schnell durch den Spalt. Was mochte nur in dem Brief stehen? Sie konnte es nicht mehr erwarten. Allerdings wollte sie den Brief nicht unbedingt in Jacks Gegenwart öffnen und der war nicht so krank als dass er nicht mitbekommen hätte, dass hier ein wichtiger Brief angekommen war. Und wenn sie entlassen worden war? Was sollte sie dann tun?
Sie setzte den Korb und das Klopapierpaket ab und öffnete den Briefkasten. Mit vor Aufregung zitternden Händen riss sie den Umschlag auf und nestelte den Briefbogen heraus.
...freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu können, dass aufgrund der Schwangerschaft einer Kollegin im Fachbereich Gynäkologie eine Stelle zu besetzen ist. Wenn Sie Interesse haben, Ihre verbleibende Zeit als Ärztin im Praktikum auf der gynäkologischen Station abzuleisten, melden Sie sich unter der Nummer...
Gynäkologie? Dicke Bäuche, schreiende Frauen, schreiende Kinder, Kette rauchende werdende Väter?
Das war nicht unbedingt Delias Traum von einer beruflichen Zukunft. Andererseits hatte sie auch keine andere oder bessere Idee. Und es war besser als nichts! Hastig kramte sie in ihrem Rucksack, rief bei der angegebenen Nummer an und vereinbarte einen Termin. |
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