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Forum: "Gesamtschulbefürworter"
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| Irgendwie führt hier jeder scheinbar seine eigene Debatte, oder | | von: lupenrein
erstellt: 11.04.2008 16:28:04 geändert: 11.04.2008 16:31:14 |
sollte ich sagen, seinen eigenen Kreuzzug?
Argumente für und wider werden hin und her geworfen, toll!
Haben denn von uns allen, die wir an den real existierenden Schulformen arbeiten, nur so wenige die Kraft und den Mut sich vorzustellen, welche Dynamik in einer einzigen alternativlos an die Stelle aller anderen Schulformen gestellten "Schule" steckt?
Weg mit den Scheuklappen, ob sie nun ideologischer Natur sind oder von Eigeninteressen geprägt.
Alle Schüler müssen durch diese Schule durch. Das macht sie fit fürs Leben, nicht Vorselektion, von wem auch immer.
Für jeden von ihnen müssen wir in dieser Schule die Möglichkeiten schaffen, seine speziellen Talente zu entwickeln.
Parallel - ähnlich wie jetzt in Schweden erkannt - müssen Kurse für Eltern angeboten werden.
Dann klappts auch mit der Gesellschaft, denn: Schule ist eine wichtige Weiterentwicklungsstätte unserer Gesellschaft, ist mithin Gesellschaft, darf daher nicht Spielwiese von Partikularinteressen bleiben.
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| langer Beitrag (!) | | von: ing_08
erstellt: 11.04.2008 17:59:17 geändert: 11.04.2008 18:09:00 |
Werden wirklich Argumente für und wider geworfen?
Es wird doch vielmehr die eigentliche Strukturfrage
umgangen, nicht wahr?
Statt über die Einheitsschule wird heiß über die
Gesamtschule diskutiert - die war schon veraltet,
als sie erdacht wurde.
Es werden konsequent Fakten, Statistiken und
sämtliche Erfahrungswerte des Ostens mit dem
exakt durchgeplanten, vierstufigen Einheitsschulsystem ignoriert.
Auch die in den Alten Ländern unbekannten
pädagogischen Leitideen wie
- frühzeitige intellektuelle und soziale Förderung der Kinder
- Einheit von Erziehung und Bildung
- Einheitsschule als Institution für Volksbildung UND Erziehung
- Nachmittagsbetreuung
- Verschmelzung des Leistungsgedankens mit dem Prinzip des sozialen Ausgleichs
werden im wahrsten Sinne des Wortes links
liegen gelassen.
Es mangelt der Bildungsdebatte vor allem an
einer anspruchsvollen Vision, und das schon
seit mehreren Jahrzehnten.
Um zu demonstrieren, was eine echte idealistische
Weltsicht für unseren Staat wäre, zitiere ich
auszugsweise aus dem Originalgesetzestext vom
"Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem" DDR, 1965
Anmerkung
Die herausragendsten Passagen, die sich dem heutigen Bildungsverständnis der BRD vollständig
entziehen, habe ich nochmals fett gedruckt hervorgehoben.
aus :
PRÄAMBEL
[...] das einheitliche sozialistische Bildungssystem [...] dient dem Wachsen und Werden allseitig gebildeter, das heißt sozialistisch bewußter, hochqualifizierter, gesunder, geistig und körperlich leistungsfähiger, kulturvoller Menschen, die fähig und bereit sind, die historischen Aufgaben unserer Zeit zu erfüllen.
[...]
Das einheitliche sozialistische Bildungssystem soll nunmehr den Erfordernissen des umfassenden Aufbaus des Sozialismus in Übereinstimmung mit der Perspektive unserer Gesellschaft entsprechen. Vor allem geht es darum, die Schule noch enger mit dem Leben zu verbinden. Der Bildungsinhalt ist den neuesten Erkenntnissen von Wissenschaft, Technik und Kultur anzupassen. Eine lebensnahe, sozialistische Erziehung, in deren Zentrum die Erziehung zur Arbeit steht, ist zu gewährleisten. Die einzelnen Glieder des Bildungswesens sind inhaltlich und strukturell so zusammenzufügen, daß sie ein geschlossenes, in sich abgestimmtes Ganzes bilden.
[...]
aus :
ERSTER TEIL
Grundsätze und Ziele des einheitlichen sozialistischen Bildungssystems und gesellschaftliche Erziehungsfaktoren
§ 1
(Absatz 1)
Das Ziel des einheitlichen sozialistischen Bildungssystems ist eine hohe Bildung des ganzen Volkes, die Bildung und Erziehung allseitig und harmonisch entwickelter sozialistischer Persönlichkeiten, die bewußt das gesellschaftliche Leben gestalten, die Natur verändern und ein erfülltes, glückliches, menschenwürdiges Leben führen.
(Absatz 2)
Das sozialistische Bildungssystem [...] vermittelt den Menschen eine moderne Allgemeinbildung und eine hohe Spezialbildung und bildet in ihnen zugleich Charakterzüge im Sinne der Grundsätze der sozialistischen Moral heraus.
Das sozialistische Bildungssystem befähigt sie, als gute Staatsbürger wertvolle Arbeit zu leisten, ständig weiter zu lernen, sich gesellschaftlich zu betätigen, mitzuplanen und Verantwortung zu übernehmen, gesund zu leben, die Freizeit sinnvoll zu nutzen, Sport zu treiben und die Künste zu pflegen.
§ 2
(Absatz 4)
Das sozialistische Bildungssystem ist so aufgebaut, daß jedem Bürger der Übergang zur jeweils nächsthöheren Stufe bis zu den höchsten Bildungsstätten, den Universitäten und Hochschulen, möglich ist.
Für die höheren Bildungseinrichtungen werden die Besten und Befähigtsten ausgewählt.
Dabei ist die soziale Struktur der Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik zu berücksichtigen.
§ 3
(Absatz 1)
Im sozialistischen Bildungssystem erhalten alle Bürger eine hohe Allgemeinbildung.
Unter dem Einfluß der stürmischen Entwicklung der Wissenschaft und ihrer Rolle als unmittelbare Produktivkraft, der technischen Revolution und im Zusammenhang mit der grundlegend veränderten Stellung der Menschen in der sozialistischen Gesellschaft und mit der Gestaltung der sozialistischen Kultur wandelt sich der Inhalt der Allgemeinbildung.
Bestandteile einer modernen, sozialistischen Allgemeinbildung sind die mathematische, naturwissenschaftliche und polytechnische, die staatsbürgerliche, gesellschaftswissenschaftliche und moralische, die muttersprachliche, fremdsprachliche, ästhetische und körperliche Bildung und Erziehung.
(Absatz 2)
Die Allgemeinbildung legt die Fundamente für jede Spezialbildung.
(Absatz 4)
Es sind feste, anwendungsbereite und erweiterungsfähige Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vermitteln. Die selbständige Aneignung des Bildungsgutes, das logische Denken, die schöpferische Arbeit und das Streben nach ständiger Erweiterung der Bildung und fachlicher Qualifizierung sind systematisch auszubilden. Phantasie, Tatendrang und der Sinn für die Schönheiten des Lebens und der Kunst sind zu entwickeln.
§ 4
(Absatz 1)
Im sozialistischen Bildungssystem gilt der Grundsatz der Verbindung von Bildung und Erziehung mit dem Leben, der Verbindung von Theorie und Praxis, der Verbindung von Lernen und Studium mit produktiver Tätigkeit.
(Absatz 2)
Durch die Verbindung von Bildung und Erziehung mit produktiver Arbeit, von Theorie und Praxis im Bildungs- und Erziehungsprozeß ist zu sichern, daß die Schüler, Lehrlinge und Studenten zur schöpferischen Arbeit, zur stetigen Vervollkommnung ihrer Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, zum Anwenden des Gelernten in der Praxis und zum selbständigen Forschen befähigt werden.
§ 5
(Absatz 1)
Im sozialistischen Bildungssystem gilt der Grundsatz der Einheit von Bildung und Erziehung.
(Absatz 3)
Die Schüler, Lehrlinge und Studenten sind zur Liebe zur Arbeit, zur Achtung der Arbeit und der arbeitenden Menschen zu erziehen. Sie sollen darauf vorbereitet werden, körperliche und geistige Arbeit zu leisten, sich im gesellschaftlichen Leben zu betätigen, Verantwortung zu übernehmen und sich in der Arbeit und im Leben zu bewähren.
(Absatz 5)
Der Bildungs- und Erziehungsprozeß und das Leben der Schüler, Lehrlinge und Studenten sind so zu gastalten, daß sie im Kollektiv und durch das Kollektiv zum bewußten staatsbürgerlichen und moralischen Verhalten erzogen werden. Sie sollen verstehen lernen, daß Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Höflichkeit und Zuvorkommenheit, Achtung gegenüber ihren Eltern und allen älteren Menschen sowie ehrliche und saubere Beziehungen zwischen den Geschlechtern Charaktereigenschaften der sozialistischen Persönlichkeit sind.
§ 6
(Absatz 1)
Im sozialistischen Bildungssystem bietet sich allen Menschen die Möglichkeit, ihre Begabungen und Talente zu entwickeln.
In allen Bildungseinrichtungen sind hohe Anforderungen an Wissen, Können und Verhalten zu stellen. Zurückbleibenden ist die erforderliche Hilfe durch die Lehrkräfte und die Gemeinschaft zu geben.
(Absatz 2)
Mit der Erhöhung des Bildungsniveaus für alle Lernenden sind Maßnahmen zur Förderung besonderer Begabungen und Talente zu treffen. Durch das bessere Eingehen auf das individuelle Leistungsvermögen der Lernenden im Unterricht und in der Fach- und Hochschulausbildung, durch die Einrichtung von Spezialschulen und Spezialklassen, durch spezielle Bildungsveranstaltungen an Fachschulen und Hochschulen, durch außerunterrichtliche Bildungsveranstaltungen und andere Maßnahmen sind die Begabungen zu fördern.
(Absatz 3)
Die Erfüllung der Ziele des sozialistischen Bildungssystems verlangt rationelle Organisationsformen der Bildung und Erziehung sowie intensive Methoden des Lehrens und Lernens, mit denen hohe Ergebnisse in allen Bildungsveranstaltungen erreicht werden.
(Absatz 4)
Das selbständige Lernen der Schüler, Lehrlinge und Studenten ist vor allem durch die Einführung in Techniken und Methoden der geistigen Arbeit, durch die Nutzung moderner Informations- und Bildungsmittel zu fördern. Es sind dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik entsprechende Lehrmittel, Dokumentationen und Arbeitsmittel für Schüler, Lehrlinge und Studenten zu nutzen.
§ 7
(Absatz 2)
Die Lehrkräfte aller Bildungseinrichtungen tragen eine hohe Verantwortung für die Erfüllung der Ziele und Aufgaben des sozialistischen Bildungssystems. Das erfordert von ihnen umfassendes Wissen und Können sowie ein vorbildliches sozialistisches Verhalten.
(Absatz 4)
In der Deutschen Demokratischen Republik hat die Familie große Aufgaben und eine hohe Verantwortung bei der Erziehung der Kinder zu tüchtigen Menschen, zu guten Staatsbürgern. Im sozialistischen Staat besteht zwischen den gesellschaftlichen Bildungs- und Erziehungszielen und den Interessen der Eltern Übereinstimmung. Es wird gesichert, was alle Eltern für ihre Kinder erstreben: eine friedliche Zukunft, eine sichere Perspektive, eine gründliche Bildung und Erziehung, die auf das Leben vorbereitet. Die Einrichtungen des sozialistischen Bildungssystems arbeiten eng mit dem Elternhaus zusammen und helfen der Familie bei der Erziehung der jungen Generation.
aus :
ZWEITER TEIL
Schulpflicht - Schulgeldfreiheit
§ 9
(Absatz 2)
Das Direktstudium an den Universitäten, Hochschulen und Fachschulen ist für alle Bürger der Deutschen Demokratischen Republik gebührenfrei.
(Absatz 4)
Lernmittelfreiheit und Erziehungsbeihilfen können gewährt werden.
(Absatz 5)
An Studenten im Direktstudium an den Universitäten, Hochschulen und Fachschulen können entsprechend dem Leistungsprinzip und der sozialen Lage Stipendien gewährt werden.
aus:
DRITTER TEIL
Kinderkrippen und Kindergärten
§ 10
(Absatz 1)
In den Kinderkrippen werden vorwiegend Kinder, deren Mütter berufstätig sind oder studieren, von den erstem Lebenswochen bis zur Vollendung des 3. Lebensjahres im engem Zusammenwirken mit der Familie gepflegt und erzogen.
(Absatz 2)
In den Kinderkrippen ist zu gewährleisten, daß sich die Kinder gesund und, vor allem durch das Spiel, körperlich und geistig harmonisch entwickeln.
Die Kinder sind mit ihrer unmittelbaren Umwelt bekannt zu machen, damit sie ihren Lebenskreis kennenlernen und ihrem Alter entsprechend allmählich erweitern.
Die Empfindungs- und Erlebnisfähigkeit und das Sprechen und Denken sind systematisch zu entwickeln.
Durch vielseitige körperliche Erziehung ist unter weitgehender Ausnutzung von Licht, Luft und Sonne der kindliche Organismus zu kräftigen.
Bis zum Ende des Krippenalters sind Grundformen der Haltung und Bewegung sowie elementare hygienische Gewohnheiten herauszubilden.
Der Tagesablauf in der Krippe ist so zu gestalten, daß die Kinder an Ordnung und Regelmäßigkeit gewöhnt werden und die Selbständigkeit dem Alter der Kinder gemäß gefördert wird.
§ 11
(Absatz 1)
Die Kindergärten sind Stätten frohen Kinderlebens. Sie nehmen Kinder vom 3. Lebensjahr bis zum Beginn der Schulpflicht, besonders von berufstätigen und studierenden Müttern auf.
In den Kindergärten lernen die Kinder, in zunehmendem Maße selbständig in der Gemeinschaft tätig zu sein. Sie sind in einer ihren Kräften und Fähigkeiten angemessenen Weise auf das Lernen in der Schule vorzubereiten und mit dem sozialistischen Leben und dem Schaffen der werktätigen Menschen bekannt zu machen, Dabei wirken Kindergarten und Schule zusammen.
(Ansatz 2)
Die Bildung und Erziehung im Kindergarten hat folgende Schwerpunkte:
- Es ist für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung der Kinder zu sorgen. Das erfordert Ordnung, einwandfreie hygienische Bedingungen und tägliche Körperübungen und Spiele
- Aufmerksamkeit, Phantasie, Gedächtnis und Denkvermögen der Kinder sind zu entwickeln. Vorrangige Bedeutung hat die Muttersprache.
Die Kinder lernen, lautrein und zusammenhängend zu sprechen.
Sie erwerben entsprechend ihrem physischen und psychischen Entwicklungsstand elementare Kenntnisse von unserem sozialistischen Leben und von der Natur.
Sie sind mit einfachen Zeitvorstellungen,
Mengenvorstellungen und Raumvorstellungen vertraut zu machen
- Die Freude der Kinder am Malen, Modellieren und Basteln, am Singen, Tanzen und der Sinn für das Schöne in der Natur und in unserem gesellschaftlichen Leben sind zu wecken.
- Die Kinder sind zur Liebe zu ihrer sozialistischen Heimat und zum Frieden zu erziehen. Die Freundschaft unter den Kindern aller Nationen, die gegenseitige Hilfsbereitschaft, das Gemeinschaftsgefühl, die Wahrheitsliebe und die Liebe und Achtung den Eltern und allen anderen arbeitenden Menschen gegenüber sind zu entwickeln. Durch einen sinnvollen Tagesablauf sind feste Gewohnheiten herauszubilden. Die Kinder sind daran zu gewöhnen, einfache Pflichten zu übernehmen und sich selbst zu bedienen.
(Absatz 3)
Wichtigstes Erziehungsmittel im Kindergarten ist das Spiel. Im Spiel setzen sich die Kinder mit ihrer Umwelt auseinander und entwickeln ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten.
Die Kinder sind allmählich an ein systematisches Lernen in der Gruppe heranzuführen.
(Absatz 4)
Die Erzieherinnen arbeiten nach einem staatlichen Bildungs- und Erziehungsplan. Sie wirken vertrauensvoll mit den Eltern zusammen und unterstützen sie durch eine vielseitige pädagogische Beratung bei der Erziehung ihrer Kinder, besonders bei der Vorbereitung ihrer Kinder auf die Schule.
(Absatz 6) Das Ministerium für Volksbildung hat einheitliche Grundsätze für die Bildung und Erziehung in den Kindergärten [...] zu erlassen.
Diese Art und Weise wird in den nachfolgenden
Teilen des Gesetzes fortgesetzt, in denen
die allgemeinbildenden Schulen et cetera
behandelt werden.
Ahoi
P.S. Etwaige Rechtschreibfehler oder nicht sonderlich
gut aussehenden Zeilenumbruch bitte ich zu entschuldigen.
War etwas viel Text zum Tippen. |
| Vergiß bitte nicht, daß alles das | | von: lupenrein
erstellt: 11.04.2008 18:42:46 geändert: 11.04.2008 18:43:12 |
auch verbunden war mit der Erziehung zu guten Bürgern des real existierenden Sozialismus.
Die wahren Erziehungs-Ziele waren sicher nicht mündige Bürger, sondern gehorsame (Partei- )Genossen.
Entscheidend, mein Lieber, ist nicht, was irgendwo steht oder stand, sondern was gemacht wurde und wird.
Da sehe ich in der Rückschau in der DDR einen furchtbaren Unrechtsstaat mit einer Kaste von Parteibonzen, mit Mauerbau, Stacheldraht, Todesstreifen, Schießbefehl, Mord von Deutschen an Deutschen und Massenflucht. Einen Staat, der seine Bürger mit Repressalien so überzog, daß diese nach dem Zusammenbruch des Regimes - der ersten wirklich friedlichen Revolution, wenn man von der Mahatma Ghandis absiehrt, - Jahrzehnte brauchten, um dieses Trauma mehrerer Generationen endlich zu überwinden. Für die Gesamtkosten dieses scheußlichen Experimentes zahlten wir Deutschen hüben wie drüben alle und zahlen wir noch heute.
Aber das ist eine andere Baustelle.
Also bitte nicht den Papiertiger ohne Bezug zur damaligen Wirklichkeit darstellen.
Auch das ist nicht redlich.
Sooo schön war die DDR nun auch wieder nicht, daß ich mich danach sehnte, sie wieder erstehen zu sehen.
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| @sopaed: Nööö, laß mal, | | von: lupenrein
erstellt: 11.04.2008 19:05:07 geändert: 11.04.2008 19:06:32 |
ich habe mit meinem "die Kraft und den Mut sich vorzustellen" genau die Utopie einer völlig neuen Schule gemeint.
Wie man sie nennt, sollte uns eigentlich egal sein. Die Frage der Nomenklatur ist mir sowieso zu doof, weil dort nur der Inhalt für die Form genommen und die nächste ideologische Diskussion losgetreten wird. Das ist ätzend!
Eigentlich sind die Chancen für einen Neubeginn so groß wie nie: In den Ballungszentren des Ruhrgebiets z. B. reibt man sich verwundert die Augen, weil eine Hauptschule nach der anderen dichtgemacht wird, die Verwaltungen sagen, die Wege seien mit dem Bus zumutbar und es regt sich nur ein ganz, ganz kleiner Widerstand in der Bevölkerung, der ein Bezugspunkt nach dem anderen genommen wird..
Schule muß wieder in das Bewußtsein der Menschen als zum Stadt - Orts-Teil gehörig und damit als ein Identifikationsmerkmal gerückt werden.
Da sind aus der Not geborene Konzepte einer Stadtteilschule sehr, sehr hilfreich. Was, wenn die nächste Grundschule schließt?
Genau, dann könnte die Stadtteilschule aufgebohrt werden um die Grundschule und fertig ist eine Laborschule mit den Klassen von 1 bis 10, die bis zum mittleren Schulabschluß führt.
Funktionieren würde das - und ich wäre gern sofort dabei!!!
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| @ lupenrein | | von: ing_08
erstellt: 11.04.2008 20:09:11 geändert: 11.04.2008 20:20:21 |
Die wahren Erziehungsziele waren sicher nicht mündige Bürger
Ich weiß nicht, wo das herkommt, aber es muß
wohl an der völlig indiskutablen DDR-Geschichtsschreibung des Westens liegen.
Nochmal zum Mitmeißeln:
Die DDR war kein Drittes Reich.
Ja, freilich gab es mit zunehmendem Alter der DDR
eine wachsende Diskrepanz zwischen dem idealistischen Unterbau, der Philosophie dieses Systems einerseits, und den realen Verhältnissen andererseits.
Dennoch: Es handelte sich nicht um einen Nationalsozialismus in Rot.
Immer wieder gab es in der heterogenen Führungsebene der SED mitunter heftige Auseinandersetzungen, was den Kurs der DDR anbelangt.
Die interessante Frage ist doch:
Warum hat ein leninistisch-stalinistischer Staat,
der auf der Suprematie einer sogenannten (!) kommunistischen
Partei fußte, ein solches Bildungssystem aufgebaut?
Ein Bildungssystem, was dem des Nationalsozialismus diametral entgegenstand.
Es geht aus Unmengen von Dokumenten hervor,
daß die Genossen tatsächlich an die marxistische
Ideologie glaubten. (Die machtpolitische Ambition
steht auf einem ganz anderen Blatt.)
Es gehört zu den intellektuell faszinierendsten
Vorkommnissen des 20. Jahrhunderts, daß ein Staat,
den man u.U. als Diktatur bezeichnen kann,
ein Bildungssystem erfunden hat, was sogleich
den Untergang dieses Staates am Horizont erkennen
ließ; es war ja abszusehen, daß der allseits
gebildete Mensch sich nicht einsperren läßt.
Problematisch war allerdings, daß die Partei sich
zunehmend in inaktzeptabler Weise einmischte, und
schlußendlich in manchen Fällen die eigene Ideologie
arg verbogen hatte. Das hängt aber vor allem mit dem
alternden harten Kern an Stalinisten zusammen.
(Ironischerweise wollten die 1990 allesamt
abtreten; das war für den nächsten SED-Parteitag
bereits vorbereitet gewesen. Die Wende kam
dazwischen.)
Fakt ist aber auch: Sozialismus war auch ein
Wirtschaftssystem. Und hier erkannten sogar
die Hardliner unter den Stalinisten (die sich
gegen die anderen Sozialisten leider häufiger
durchsetzten), daß eine funktionierende Wirtschaft
ordentliche Menschen braucht.
Entscheidend, [...], ist nicht, was irgendwo [...] stand, sondern was gemacht wurde.
Da sehe ich in der Rückschau in der DDR einen furchtbaren Unrechtsstaat mit einer Kaste von Parteibonzen, mit Mauerbau, Stacheldraht, Todesstreifen, Schießbefehl, Mord von Deutschen an Deutschen und Massenflucht.
Einen Staat, der seine Bürger mit Repressalien so überzog [...]
Die ollen Kamellen.
Hier muß man immer und immer wieder widersprechen.
So wie Du das formulierst, ist es schlichtweg
historisch falsch. Denn Du erweckst den Eindruck,
die Menschen wären früh aufgestanden und hätten
schon beim Blick in den Spiegel permanente Todesangst
vor einer Art Gestapobesuch und dem Volksgerichtshof
gehabt.
Das war mitnichten der Fall.
Beschäftige Dich mal ernsthaft mit der Thematik.
Viele Leute werden Deiner einseitigen, auf Terror
und Horror reduzierten Darstellung NICHT zustimmen -
und das sind alles keine Altkommunisten.
Die, die bei der versuchten Indoktrinierung
mitgezogen haben, hätten diese Rolle auch in
jeder anderen Ideologie mitgespielt.
Für die Gesamtkosten dieses scheußlichen Experimentes
zahlten wir Deutschen hüben wie drüben alle und
zahlen wir noch heute.
Neulich las ich eine repräsentative Umfrage:
45% der Menschen im Westen Deutschlands empfinden
den Sozialismus als "gute Idee, die in der DDR
schlecht umgesetzt wurde".
1990 waren es nur 29%.
Darüber hinaus sollte man nicht vergessen:
1989 wollten die Menschen gewiß nicht den Anschluß
an Westdeutschland oder den Kapitalimus.
Sondern sie gingen auf die Straße für einen
reformierten Sozialismus.
Die Probleme, die der Osten heute noch hat
bzw. versursacht, sind zu weiten Teilen
im Westen hausgemacht.
Stichworte: Deindustrialisierung der DDR,
Zerschlagung der Betriebe, Abwicklung des Volksvermögens,
Verhindung eines wirtschaftstragenden Mittelstandes,
eine finanzpolitische Fehlentscheidung der Regierung
nach der anderen, Veruntreuung, Korruption,
Vetternwirtschaft, Bereicherung et cetera, et cetera.
Anscheinend findet in den Alten Ländern
ein sonderbares Verständnis von Geschichte
(= Geschehen in Raum und Zeit) Verbreitung,
wenn die Kosten des DDR-Anschlusses der
anderen deutschen Nation einseitig auferlegt
werden. Für den Vollzug der Einheit waren
defacto ausschließlich Westfunktionäre verantwortlich.
Wo bleibt die umsichschlagende Kritik an Deinem
eigenen politischen System, lupenrein?
Sooo schön war die DDR nun auch wieder nicht, daß ich mich danach sehnte, sie wieder erstehen zu sehen.
Ich bin als Linksliberaler oder von mir aus
sozialistisch angehauchter Liberaler kein Anhänger
der DDR. Ich will sie auch nicht wiederhaben.
Als freiheitlich denkender, belesener und
ziemlich intelligenter Mensch erkenne ich aber,
wenn ich es mit einer genialen Idee zu tun habe.
Und viele *Strukturen*, die die DDR erfunden hat,
um ihrer eigenen Ideologie gerecht zu werden,
sind nichts anderes als genial.
Da interessiert es auch nicht groß, daß so
manches aus der Mangelwirtschaft
heraus ersonnen wurde.
Es ist ein Armutszeugnis für unsere Demokratie
und unser intellektuelles Niveau, wenn wir nichtmal
zum billigen Plagiat in der Lage sind!
Die politische Clique ist dermaßen minderbemittelt,
daß sie es nichtmal schafft, bereits detailliert
Vorgedachtes einfach zu übernehmen!
Diese Inkompetenz möge man sich einmal auf der Zunge
zergehen lassen.
Anstatt Taten gibt es nur Worte für das Volk.
Großartig.
Ich hab den Gesetzestext von 1965 eigentlich
deswegen abgetippt, damit der geneigte Leser
eine Idee davon bekommt, was es heißt,
einen großen Wurf in Sachen Bildung zu landen.
Eine hochgesteckte, positive Weltanschauung
hehört im Kern einfach dazu.
Deswegen habe ich auch überall mit Absicht
das "sozialistisch" stehen lassen, auch wenn
sich einige Kleingeister wieder zu dumpfen
Kommentaren berufen fühlen werden.
Schließlich kommt "sozialistisch" immer noch von
"sozial".
Ahoi |
| @miro | | von: ing_08
erstellt: 11.04.2008 20:43:24 geändert: 11.04.2008 20:44:54 |
Rede ich so unleserlich?
Wann begreifen Leute wie Du, miro, endlich,
daß zu einer Medaille zwei Seiten gehören?
Ich habe mit keinem Wort das Unrecht in Abrede gestellt,
sondern ich fordere einfach nur einen distanzierten
zweiten Blickwinkel auf die Dinge.
Und solange Du, und andere, vom Einzelschicksal
abstrahierte Debatten stigmatisieren, solange
wird es auch keine vernünftige Bildungsreform
geben können.
Denn egal, womit man ankommt, sofort beginnt
das Gezeter an allen Ecken und Enden.
Du glänzt nicht gerade mit der Bereitschaft,
über Deine persönliche Haltung hinweg
Konzepte diskutieren zu wollen.
Stattdessen schaffst Du es oft nichtmal bis zum
Kern des Problems vorzudringen, weil Du Dich
auf dem Weg dahin im Rumgackern verirrst.
Da fällt mir spontan Einstein ein:
"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen
ist begrenzt."
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang
den Kommentar von Sopaed --
in der Tat: Hätte ich überall das Wörtchen
sozialistisch weggestrichen, könne man den
Gesetzestext ohne Bedenken eins zu eins auf
unseren heutigen Staat übertragen.
Wenn einem das nicht zu denken gibt!
P.S. Warum kürzt Du nachträglich Deine Beiträge
immer auf Null herunter? |
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