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Forum: "Ärger über IGS"
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| @soaped | | von: silberfleck
erstellt: 01.01.2006 13:11:43 |
Also erstens habe ich nicht von Zeit verplempern mit anderen Aufgaben gesprochen und zweitens habe ich den Eindruck, dass man mich hier missversteht.
Vielleicht noch zum Verständnis ich unterrichte z. Z. praktisch nur Physik / Chemie und habe Chemie studiert.
Natürlich hat sich mein Lehrerbild und damit auch mein Selbstverständnis als Lehrerin seit dem Studium gewandelt. Ich denke ich bin eher eine Begleiterin für meine Schülerinnen und Schüler, vielleicht auch so eine Art Praxisanleiterin.
Aber darum geht es mir nicht.
Seit doch mal ehrlich: Es gibt Schüler, die benutzen den ganzen Tag derbste Schimpfworte, da wird geschlagen, erpresst, Toiletten versaut und zerstört, geraucht und gew... .
da sind Schüler, die Familienverhältnisse haben, die einem die Tränen in die Augen treiben. Schüler, die total überfordert sind, andere die unterfordert sind, emotional gestörte, Schulverweigerer, Kinder mit LRS, ADS, ... .
Selbst wenn ich mit dem von dir geforderten veränderten Selbstverständnis und Idealismus lebe und arbeite, komme ich immer wieder an Grenzen.
Im Übrigen bin ich gerne an "meiner" Schule und unterrichte meine Schüler (meistens) gerne. |
| @ silberfleck | | von: aloevera
erstellt: 01.01.2006 13:40:04 |
ich glaube nicht, dass du missverstanden wirst. So wie du die Dinge beschreibst, so sind sie heute, das ist unsere Realität im Beruf. Wir sind längst nicht mehr nur LehrerInnen, sondern müssen vieles drumherum mit auffangen. Dazu stehen wir oft mit all dem alleine da, weil Eltern selbst hilflos sind, weil Gelder fehlen, um zusätzliche ausserschulische Hilfen bereitzustellen, weil oft die eigenen KollegInnen Scheuklappen auf den Augen haben oder zu bequem sind, sich selbst mehr zu engagieren und dazu eine Vielzahl von SchülerInnen mit den unterschiedlichsten Problemen, Fähigkeiten, Verhaltensweisen etc.
Da sind oft schnell die Grenzen für uns erreicht, wo man nicht mehr weiter kann, was aber nicht bedeutet, dass man seinen Beruf nicht gern ausübt und sich trotz allem engagiert.
So habe ich deinen Beitrag verstanden und ich finde ihn einfach sehr realistisch. |
| ich wollte dich nicht | | von: sopaed
erstellt: 01.01.2006 13:48:13 |
missverstehen oder angreifen. ich wollte dich verstehen.
dafür gebrauche ich schon mal überspitzte formulierungen. aber so sehe ich jetzt klarer bzw. denke dich besser zu verstehen.
ich stimme dir zu: immer wieder stoßen wir an unsere grenzen, oder noch besser ausgedrückt, wir werden an diese gestoßen. genau dann kommt aber der punkt wo ich für mich entscheiden muss, wie ich damit umgehe. beklage ich dies nur und fordere, dass diejenigen schüler, welche mich (über)fordern, verschwinden müssen. oder komme ich übers klagen dazu, lösungsorientiert weiter zuarbeiten.
und gerade solche kollegen, die die erste variante wählen, reiten sich immer weiter in die sch... . denn die leistungswillige, vorbildliche homogene lerngruppe ist nur ein mythos.
mfg
sopaed |
| natürlich gibt es eine solche ... | | von: kunoschlonz
erstellt: 01.01.2006 15:12:33 |
Lerngruppe wahrscheinlich nur in der Theorie, aber ich denke, dass Schüler, die nicht in der Lage sind sich an Regeln zu halten und die Gruppe am Lernen beindern, für die Lerngruppe nicht förderlich sind. Natürlich ist es auch ein Abschieben von Gymnasien und Realschule,, wenn sie diese Kinder woanders hinschicken. Dennoch ist dies für diese Schulen schon ein gewisser Vorteil, weil ich denke, dass hier meistens noch Leistung verlangt wird. Und ich denke, dass Schüler schon an die Anforderung der Leistunngsgesellschaft gewöhnt werden sollen. Natürlich werden die leistungsschächeren und eventuell auch lernunwilligen Schüler dann an die Hauptschule abgeschoben, die dann mit diesen Schülern klarkommen muss. Ob das pädagogisch zu befürworten ist, ist natürlich so ne Frage, aber ich denke, dass man es sich auch "verdienen" muss, auf eine höhere Schulart zu gehen. Und wenn das Kind dafür kognitv nicht in der Lage ist, dann kann man daran nix ändern. Ist halt so. Zudem gibbt es ja auchh in RLP die Möglichkeit nach der 10.Klasse noch das Gymnasium zu besuchen.
Nur an der IGS ist es halt so, dass man die Schüler nicht so fordert, habe ich jjedenfalls das Gefühl. Bin ja kein Englischlehrer, aber wenn ich so ne Englischarbeit vom Grundkurs sehe, da sträuben sich bei mir die Nackenhaare. So banal sind die Arbeitsaufträge. Selbst ein Kumpel vonm mir, der Englisch an dieser Schule gibt, ist der Meinung, dass die Arbeiten der 5. und 6.Klasse schwerer sind als die der 7. und 8.Klasse G-Kurs. Und das kann es wohl nicht sein. Ich habe im Referendariat mal etwas von Lernzuwachs gehört, der angestrebt werden soll! |
| Noch ein Zusatz:) | | von: kunoschlonz
erstellt: 01.01.2006 15:25:26 |
Bei uns in RLP gibt es m.E. 4 verschiedene Aussbildunsarten für Lehrer:
1. Gymnasium
2. Realschule
3. Grund und Hauptschule
4. Förderschule, die aber noch unterteilt sind.
Ich werde jetzt nicht auf die Berufsschullehrer eingehen, ich glaube, die werden so ähnlich wie Gymnasiallehrer behandelt.
Warum entscheidet sich denn wohl ein Mensch Gymnasiallehrer zu werden? Wahrscheinlich, weil er "bessere" schüler haben möchte und Oberstufe , d.h. auch ältere schüler unterrichten möchte.
Ich habe mich für das Realschullehramt aus anderen Gründen entschieden, die Uni, die das angeboten hat, lag praktisch vor der Haustüre (Koblenz) und ich wollte mit etwas älteren Schülern und relativ guten Schülern arbeiten. Ansonsten hätte ich mich ja auch für das grund und Hauptschullehramt entschieden, das auch in Koblenz angeboten wird. Und ich denke, dass man auch so eingesetzt werden sollte, wofür man sich in der Ausbildung entschieden hat und was man gelernt hat. Ich stelle es mir für einen Gymnasiallehrer, der vorher auf einem Gymnasium unterrichtet hat, als eine Art "Kulturschock" vor, dann nen G-Kurs an ner IGS zu unterrichten. Wo dann teilweise auch Förderschüler vorhanden sind. Ich denke, da fehlt wirklich die pädagogische Ausbildung, geht mir als Realschullehrer ja ähnlich, wenn ich Förderschüler in Physik habe. Und dann kann man wohlmöglich den Kindern auch nicht gerecht werden. |
| @ kunoschlonz | | von: aloevera
erstellt: 01.01.2006 16:12:37 geändert: 01.01.2006 16:18:46 |
Ich gewinne leider immer mehr den Eindruck, dass die SchülerInnen, die du unterrichten möchtest, erst noch gebacken werden müssen.
Die Kritik an deiner Schule nehme ich schon sehr ernst, aber ich denke, du solltest entweder versuchen, an eine Realschule zu gehen oder flexibler werden. Lernunwillige Schüler und Störer hast du an jeder Schule, du must jedoch lernen, auch mit diesen klarzukommen, sie zu motivieren, zu integrieren und sie zu fördern, soweit es in deinen Kräften steht. Und Leistung zu fordern, spricht dem nicht entgegen. Das ist schwerste Arbeit, die viel Einsatz verlangt.
Und wenn du Leistung forderst, musst du da ansetzen, wo die Schüler stehen und nicht da, wo du sie gern hättest.
Die Vorstellung, jeder Lehrer sollte so eingesetzt werden, wie es seiner Ausbildung entspricht, ist in der heutigen Zeit doch eher eine Wunschvorstellung. Wenn du heute nicht flexibel bist, stehst du eher auf der Strasse, als im Berufsleben.
Ich selber habe die Ausbildung als Gymnasiallehrerin, war im Referendariat an einem sehr leistungsorientierten Gymnasium und dann am Tag nach der Prüfung trotz eines guten Examens arbeitslos, da es meine Fächerkombination wie Sand am Meer gab. Ich hatte gar keine andere Wahl, als flexibel zu sein, habe sofort eine andere Tätigkeit im pädagogischen Bereich bekommen und bin nach dreizehn Jahren Schulpause vor fünf Jahren wieder in den Schuldienst gekommen. Nun bin ich an einer Gesamtschule, habe
auch ein Spektrum von sehr netten, fleißigen und leistungsstarken Schülern bis hin zu verhaltensauffälligen, stinkfaulen und störenden Schülern. Man wächst mit seinen Aufgaben, wenn man es will und ich bin keineswegs unglücklich, nicht am Gymnasium zu unterrichten, selbst der Kulturschock, von dem du sprichst, ist an mir vorbeigegangen. |
| @ kunoschlonz | | von: ishaa
erstellt: 01.01.2006 17:57:57 |
Sorry, aber ich kann aloevera nur zustimmen.
Fühlst du dich denn für Realschüler wirklich rundum pädagogisch ausgebildet?? Und Probleme gibt es nur, wenn du auf Schüler triffst, die in deiner Ausbildung nicht vorkamen?
In gewisser Weise bist du privilegiert, du hast anscheinend sofort eine Stelle bekommen und unterrichtest deine Fächer.
Ich habe ähnlich wie aloevera meine Ausbildung für's Gymnasium gemacht und habe mich dann ca. 8 Jahre auf dem sogenannten "grauen" Lehrerarbeitsmarkt durchgeschlagen, d.h. Sprachkurse für Spätaussiedler, für Grundschüler, Alphabetisierung für Erwachsene. Und jetzt unterrichte ich seit über 10 Jahren an Hauptschulen und das in ca. 7 Fächern.
Gerne würde ich zwischendurch mal ans Gymnasium, für so ein paar Deutschinterpretationen, mal einen englischen Roman lesen mit Schülern. Aber wenn ich dafür alle anderen Fächer nicht mehr unterrichten dürfte, wär das schon schade.
Und die geringere Stundenzahl und höhere Bezahlung der Gymnasiallehrer würde ich auch vorziehen.
Ansonsten bin ich einfach Lehrerin und denke, dass das Zusammenfügen der Gegebenheiten, die ich vorfinde, meine vordringlichste Aufgabe ist. Ich kann mir noch etliche Fächer, Schulen und Institutionen vorstellen, in denen ich tätig werden könnte. Was anderes möchte ich auch gar nicht machen.
LG
ishaa |
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