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Forum: "Total faule Schüler, die ..."
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| Warum eigentlich nicht die Eltern? | | von: janne60
erstellt: 21.07.2010 15:17:41 |
Aus meiner Erfahrung kann ich palim und anderen nur zustimmen: das KuMi und die Schulämter reagieren auf Elternstimmen VIEL sensibler als auf Lehrer. Wir Lehrer sind die, die immer was zu meckern haben, die immer was fordern (vor allem immer Dinge, die dann Geld kosten sollen). Lehrers Stimme kann man aber einfach ziemlich geschmeidig durchwinken. Wir sind zu einem großen Teil in unserem System gefangen, wir sind allermeistens Beamte, und das heißt nicht nur fette Gehälter und später fette Pensionen abgreifen (den Ironie-Smiley spare ich mir hier mal), sondern in erster Linie Diener des Staates zu sein. Wir dürfen nicht streiken, demonstrieren kommt auch nicht gut, eigenmächtig handeln kann das eigene Grab bedeuten usw. Wenn Erlasse von oben kommen, dürfen wir zwar maulen, müssen uns aber daran halten.
Eltern haben ganz andere Handlungsspielräume. Die Mitbestimmung der Eltern ist klar geregelt, und engagierte Leute (wie z.B. Hugo, der sich ja immerhin viele Gedanken macht und auch Ideen hat, nur eben an falscher Stelle damit anklopft) mögen sich doch informieren, wo sie WIRKLICH was bewegen können. |
| unser fehler | | von: jamjam
erstellt: 21.07.2010 18:14:42 |
wisst Ihr was unser Fehler ist?
Wir entschuldigen uns wenn das System versagt, als ob wir an dem Versagen Schuld sind.
Wir verteidigen uns, als ob wir unsere Verhalten begründen müssen.
Wir sollten einfach nur darlegen was wir tun - vielleicht auch mal mit dem dazugehörigen Zeitaufwandt, da den meisten dieser nicht bewusst ist.
Und wenn ich für 30 Schüler verantwortlich bin und drei ertrinken, kann ich etweder einen retten - um dann hinterher viel Zeit und Kraft daruf zu verwenden, zu begründen warum diesen und nicht auch die anderen, oder ich kann alle drei solange am Leben erhalten bis ein Ereignis eintritt, dass mich aus der Situation befreit.
Wie gesagt, ich bin erst 8 Jahre im Job und fahre mein Engagement gerade runter, weil ich sonst in 5 Jahren alle bin bzw. jetzt schon wenig Zeit für meine Kids habe. Und ich unterrichte im Fachgymnasium. Meine armen Kollegen in den Berufsvorbereitungsjahren und Berufseinstiegsklassen!
Wir haben übrigens an einer Berufsschule mit ca. 2000 Schülern davon gut 500 aus kritischen Verhältnissen genau eine Sozialarbeiterin!
Ich tue alles was ich leisten kann und sollte jemand von mir mehr erwarten, dann kann er mir gerne mal ein paar Wochen über die Schulter gucken und dann entscheiden, ob er/sie das könnte.
Jamjam
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| Mal eine ganz freche(?) Frage | | von: silberfleck
erstellt: 21.07.2010 19:55:22 geändert: 21.07.2010 19:56:36 |
Warum eigentlich sollen Lehrer all das richten, was bei Kindern und Jugendlichen falsch läuft?
Wenn Eltern ihre Kinder aus welchen Gründen auch immer nicht erziehen oder mit ihnen nicht mehr fertig werden, dann sollen es die Erzieher, die Lehrer oder das Jugendamt schon richten. Warum holen sich Eltern nicht eigenständig Hilfe, wenn sie sie brauchen?
Und warum dürfen Lehrer keinen Dienst nach Vorschrift schieben? Was ist dagegen zu sagen, wenn ein Lehrer seinen Unterricht gut macht,aber vielleicht nicht mehr. Muss er sich über den Unterricht hinaus stark engagieren? Vielleicht kann er es ja nicht, weil er z. B. noch einen kranken Familienangehörigen pflegt oder selber Kinder hat!
Ich kenne sehr viele Lehrer, die sich über den reinen Unterricht hinaus stark engagieren. Ich kenne aber auch Kollegen, die daran verzweifeln, weil sie ihr ganzes Herzblut hinein geben und dann erfahren müssen, dass sie wenig oder nichts bewirken konnten.
Und in viele Aufgaben werden wir einfach hineingeworfen, ohne dass es eine geeignete Form der Vorbereitung oder gar Fortbildung im Vorfeld gibt.
Und sehr häufig fällt man uns sogar in den Rücken mit den tollsten Stammtischparolen!
Wenn ich mir überlege, was ich alleine an Arbeitsmaterial an meine Schüler verteile, weil sie kein Blatt oder keinen Stift haben.
Das ich es mir antue auf Klassenfahrt zu fahren, obwohl ich sie zum größten Teil selber bezahle (laut Eltern ist das ja Urlaub).
Auch wenn ich mich persönlich sehr engagiere und dies auch gerne tue, gibt es Grenzen, denn ich darf keinen Raubbau mit Körper, Geist und Seele betreiben (und das tun meiner Meinung nach viele Kollegen), brauche Zeit für mich selbst und meine Hobbys, meine Partnerschaft und meine Familie! |
| Ich glaube kaum, sopaed, | | von: janne60
erstellt: 22.07.2010 11:58:08 |
dass irgendjemand hier auf Hilfe und Ratschläge ANGEWIESEN ist.
Es ist aber einfach schön, zu all den Meinungen aus den realen Kollegien oder all den eigenen Gedanken im realen Kopf hier auf eine Fülle von Erfahrungen und Gedanken zu treffen und sich auszutauschen. Virtuell sind doch nur die Namen, was dahinter steht, ist schon real, oder nicht?
Im Übrigen ist es doch toll, dass du deine Arbeitsweise gefunden hast, die dir liegt, dir entspricht und dich zufriedenstellt. Wenn du schon so geboren wurdest, dann herzlichen Glückwunsch. Wenn du dich dahin entwickelt hast, dann ebenfalls "Reschpekt". Aber jedem seine Chance, was meinst du? All die Fragen, Sorgen, Nöte, von denen hier zu lesen ist, resultieren doch aus dem Bestreben, es richtig zu machen, es gut zu machen, seinen Weg zu finden.
Und wenn jemand hier ein Problem ausbreitet, das für mich keines wäre, dann ist das ja mal noch kein Grund, das als arm hinzustellen. |
| arm | | von: sopaed
erstellt: 22.07.2010 13:33:58 |
an keiner stelle habe ich gesagt, dass ich die probleme nicht
anerkenne. was ich gesagt habe ist, dass ich es arm finde für
problemlösungen so ein forum suchen zu müssen. diese armut
bezieht sich hauptsächlich auf unseren dienstherrn, der es ja
offensichtlich bewusst versäumt, professionelle hilfen
(supervision etc.) zur verfügung zu stellen.
als flach empfinde ich allerdings den versuch, meine wohl etwas
andere arbeit und (von mir aktiv geschaffenen!!!)
arbeitsverhältnisse durch ironisierung zu diskreditieren. das
unverständnis darüber, dass es doch möglich ist, trotz widriger
äußerer umstände (schulpolitik) eine "andere" schulwirklichkeit
zu kreieren, ist für mich nur bedingt nachvollziehbar. damit
wären wir aber wieder bei einem alten grundsatzthema, dass
hier schon seit/vor jahren auch mit anderen foristen zur genüge
ausgefochten wurde.
und konkret:
ich werde garantiert nicht müde darauf hinzuweisen, dass es
andere arbeitsweisen gibt. bspw. suche ich eltern zu hause auf,
wenn sie partout nicht in der schule erscheinen wollen.
oder ich pflege im vorfeld enge kontakte zu anderen
helferinstitutionen, um im bedarfsfall schnell reagieren zu
können.
und dabei lasse ich nicht gelten, dass dies nicht leistbar ist. ich
bzw. wir arbeiten doch so.
mfg
sopaed |
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