Manchmal habe ich das Gefühl, es ginge weder um die Kinder noch um die Rechtschreibung, nicht um die Auseinandersetzung mit Schrift, mit Fehlern, mit dem Üben, mit Schwierigkeiten...
Das Kind gehört stets an die Hand genommen, überall hingetragen, vor Regen bewahrt, dauerkontrolliert und wehe, es bewegt sich aus dem Blickfeld.
Es ist schön, wenn viele der Meinung sind, sie hätten das ja schließlich auch gelernt. Mag ja sein. Meine Erfahrung zeigt, dass die meisten sich an ihre eigene Grundschulzeit kaum noch erinnern und auch keine Hefte von damals aufgespart haben.
Und: Wie viele haben viel zu früh aufgegeben und nichts gelernt, weil sie nach den ersten Versuchen aufgegeben haben? Wie vielen wurde gedroht ... und nicht nur das ... wenn sie mit schlechten Noten nach Hause kommen würden?
Es geht allein um eine Wettern gegen eine Methode, mit der sich die meisten gar nicht wirklich beschäftigt haben, die es in Reinkultur nicht gibt und die ohnehin kaum verbreitet ist. Argumente werden an den Haaren herbei gezogen, Aussagen getroffen, die diese eine ... und auch andere Methoden gar nicht abbilden. Da vermischen sich Vorurteile mit Behauptungen und man pflichtet sich gegenseitig bei, wie schrecklich doch alles sei. Schlechte Ergebnisse werden auf LdS zurück geführt, obwohl viele Kinder gar nicht nach dieser Methode unterrichtet werden oder wurden.
Dass Voraussetzungen von Lernanfängern, Bedingungen in Schule und Gesellschaft heute andere sind, zählt nicht. Dass Schrift, Schriftkultur und auch Pädagogik sich entwickeln, ist uninteressant.
Wer sich darauf versteift, nur das Schlechte in einer einzelnen Methode sehen zu wollen, und denkt, wenn diese vom Tisch sei, sei die Welt wieder in Ordnung, hat offenbar noch nicht bemerkt, dass es in der Regel weitaus komplizierter ist.
Kinder sind nicht gradlinig (zum Glück!), sie lernen auch nicht alle gleich, nicht das Gleiche zur gleichen Zeit, sie sind nicht gleich in Stärken und Schwächen, nicht in der Wahrnehmung, nicht in der Motivation. Die Kunst ist, ihnen Möglichkeiten zu eröffnen und sie dabei zu fördern und zu unterstützen, ihnen aber eben auch mal Freiraum zu geben, etwas auszuprobieren, SICH auszuprobieren.
Laufen ist nicht immer nur Marathon, Schwimmen nicht nur Rückenschwimmen, Basteln muss nicht daraus bestehen, eine Bastelpackung nach Anleitung abzuarbeiten, Spiele können sich entwickeln und Musizieren ist mehr als das Abspielen von Noten. - Schreiben ist nicht allein Rechtschreiben, sondern Ausdruck, Mitteilen, Kommunikation, Erzählen, Kreativität, Überraschung ... ja, und AUCH Rechtschreibung.
Natürlich braucht es Übung, aber wer sich nicht mit den Inhalten beschäftigt, wird weder mit der einen noch mit anderen Methode Erfolg haben, schon gar nicht, wenn die Kinder nicht in den Blick genommen werden, die Aufgaben an den Kindern und ihren Bedürfnissen vorbei gehen und Lernausgangslagen oder Wahrnehmungsstörungen u.a. nicht ernst genommen werden.
Was wäre es schön, wenn alle sich genauso intensiv für bessere Bedingungen für ihre Kinder in Schulen einsetzen würden, statt sich an einer Methode aufzureiben, bei der nahezu alle Lehrkräfte, die ich kenne, müde mit der Schulter zucken, weil LdS bei weitem nicht das Gewicht hat, das ihm durch diese Debatten scheinbar zugesprochen wird.