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Forum: "maßnahmen"
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| weiter gerlernt | | von: ishaa
erstellt: 13.04.2005 23:26:00 |
Organisatorische Probleme gibt's natürlich auch. Gerade in Kunst (wird bei uns in Einzelstunden unterrichtet) würde ich am liebsten nur Angebote machen. Das heißt aber schon, dass ich Material, Beispiele, Anregungen etc. brauche, die ich leider nicht in den jeweiligen Klassen lassen kann, sondern (zu spät kommend, weil aus meiner Klasse noch SchülerInnen ganz dringend auf dem Flur mit mir sprechen wollten) mitschleppen(die Idee mit dem Rollwagen wurde schon genannt...)müsste, und am Ende wieder zusammenpacken. Nach längeren diesbezüglichen Versuchen erscheinen dann interessanterweise Eltern auf dem Elternsprechtag ("nur" für dieses Fach!) mit dem Vorwurf, ich könne mich nicht durchsetzen. Wenn ich mein Vorgehen schildere und um Vorschläge bitte (Fesseln, Knebeln, Strafarbeiten, tägliche Anrufe, Tests ) bekomme ich sehr nachdenkliche Gesichter zu sehen...
Ach so, was ich gelernt habe? Alles geht nicht. Ich kann in zwei Stunden nicht retten, was KollegInnen in allen anderen Stunden nicht wünschen, da Chaos entstehen könnte.
Ganz erhellend waren die Beiträge zu Vertretungsstunden. Die sind manchmal wirklich ganz toll, weil man viel offener ist, bereit ist, den Dingen ihren Lauf zu lassen und nicht die nächste Klassenarbeit und sowas im Kopf hat. Und Rolf, was du an einem Vormittag an einer Hauptschule machst, das ist sowas wie eine Vertretungsstunde, man ist neugierig aufeinander, offener. Gelernt? Es wäre einen Versuch wert, mal öfter in der eigenen Klasse so zu tun, als wäre es eine Vertretungsstunde mit fast unbekannten Schülern. (Wenn ich ehrlich bin, hab' ich das schon mal, ganz frustriert, alles steckengeblieben, keine richtige Vorbereitung, und dann entstehen ganz wunderbare Stunden).
Dennoch (Achtung: verkleidetes "aber") bleibt der Spagat zwischen diesen Stunden und den Absprachen der Fachkonferenzen, den Kernlehrplänen in NRW (über die niemand mit mir reden will ), den Abschlussprüfungen etc.
Gelernt: Es geht nicht alles nicht, ich müsste viel mehr versuchen, Zwänge, die wirklich da sind von denen zu unterscheiden, die ich herstelle. Oder von denen ich mir einbilde, dass sie da sind. Und das Allerwichtigste sind dabei KollegInnen, die in die gleiche Richtung gehen !!!
Und was auch unbedingt gesagt werden muss, ist dass 4teas zumindest mir immer ganz tolle neue Impulse gibt, um mal was anderes auszuprobieren. Manche Dinge wie Schreibgespräche und Knobelaufgaben in Mathe-Vertretungsstunden sind solche Selbstläufer, dass sich die Maßnahmenfrage überhaupt nicht stellt. Gelernt: In diese Richtung gehts weiter!
LG an alle, die sich so viele Gedanken machen
ishaa |
| hab ich jetzt | | von: rfalio
erstellt: 15.04.2005 20:48:01 |
die Diskussion abgewürgt?
Schade.
Ich bleibe bei meinem Standpunkt: Es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit den Kindern/ Schülern / Heranwachsenden / jungen Erwachsenen. Wie überall in der Gesellschaft braucht man Regeln und unsere Schutzbefohlenen (usw. ) wollen diese auch. Rolfs Regeln sind implizit, sie sind unausgesprochen da; andere Regeln werden explizit fomuliert, stellen nach außen Repressionen dar, sind aber zielgerichtet und von den Betroffenen ( Schülern usw.) einsehbar. Wenn ich (wir) nun einen Maßnahmenkatalog mit den Vorschriften der Schulordnung ( je nach Bundesland unterschiedlich?) zerlege(n), werde(n) ich (wir) immer etwas finden, was ein gewiefter Jurist angreifen kann. Wenn allerdings der Maßnahmenkatalog, wie immer er auch aussieht, von allen Beteiligten ( oder von fast allen) mitgetragen wird, dann ist er in Ordnung. Springen wir ganz nach oben: Der zitierte Katalog ist zu hart formuliert, einseitig erlassen und nicht abgestimmt.
ER enthält jedoch / aber auch Grundbedürfnisse der Schüler, nämlich das Recht auf ungestörtes Lernen.
Zum Nachdenken
rfalio |
| unterschiedliche blickwinkel | | von: rolf_robischon
erstellt: 15.04.2005 22:03:10 geändert: 15.04.2005 22:05:45 |
lieber rfalio
wir haben einfach unterschiedliche blickwinkel.
du suchst aus was aus deiner sicht gut ist für möglichst ungestörte unterrichtsabläufe. zum besten der kinder oder jugendlichen. "iss, es wird dir schon schmecken". manchmal muss man jugendliche halt zu ihrem glück zwingen. oder?
bei "unterricht", inszenierung von belehrungsabläufen, manipulation zu erwünschtem verhalten wird dir gar nichts anderes übrig bleiben. sonst klappt das ja nicht so wie du es willst.
mein blickwinkel ist, kinder und jugendliche sollen erfahren dürfen, dass sie für ihr leben, ihr lernen, ihr arbeiten, ihr glück nur selber verantwortlich sein können. ich bin nur zuständig für äußere umstände, lern- und arbeitsmaterial, waschbecken, sitzgelegenheiten, wetterschutz...
so lernen kinder tatsächlich. es sei denn, man hat ihnen vorher diese selbstständigkeit ausgetrieben. dann weichen sie nur noch aus, stören, blockieren, emigrieren oder passen sich an um die möglichen belohnungen zu bekommen, schleimen sich ein, suchen sich abkürzungen (mogeln, betrug..)
aus meinem blickwinkel hab natürlich ich recht, aus deinem du.
wenn du den maßnahmenkatalog ganz oben eigentlich richtig findest, lies immer dazu meine verschärfte ausgabe in der die schüler zu beginn der stunde niederknien müssen.
in deutschland gibt es bestrebungen demokratische schulen zu gründen, in leipzig ist es fast soweit, in berlin fängt sie hoffentlich nächstes jahr an und am bodensee arbeitet eine schon illegal, geduldet. es ist in deutschland fast unmöglich, eine demokratische schule (sudbury schule) genehmigen zu lassen. dabei soll hier eins der freiesten länder der welt sein.
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| Genau das ist der springende Punkt | | von: caldeirao
erstellt: 16.04.2005 15:18:52 |
"so lernen kinder tatsächlich. es sei denn, man hat ihnen vorher diese selbstständigkeit ausgetrieben. dann weichen sie nur noch aus, stören, blockieren, emigrieren oder passen sich an um die möglichen belohnungen zu bekommen, schleimen sich ein, suchen sich abkürzungen (mogeln, betrug..)"
Was ist, wenn man die SuS erst bekommt, wenn ihnen durch Schule oder Elternhaus diese Selbstständigkeit ausgetrieben wurde und sie deine oben beschriebenen Verhaltensweisen zeigen???
Ich habe meine Gedanken jetzt als Frage formuliert, ohne einen Hilfeschrei los zu lassen.
Ich für mich habe ein Belohnungssystem eingeführt, um erwünschtes Verhalten zu fördern. Für Manche ist es das 1. Mal zu erleben, dass Lernen auch Spaß machen kann. Ich selbst fahre damit ganz gut, ich bin zu frieden, die SuS sind zu frieden. Das finde ich, ist die Hauptsache.
Caldeirao |
| Help? | | von: kfmaas
erstellt: 16.04.2005 16:54:09 |
Liebe Kollegen,
Danke ishaa für die persönliche Stellungnahme. Mir ging das Herz auf.
Trotzdem scheint es mir so, als ob dieses Forum an sich selbst erstickt und professionelle Hilfe braucht.
Da ich nie die Schüler an ihrem ersten Tag in der Schule erlebe - meine eigenen haben dieses Stadium schon längst hinter sich - muss ich also mit den Schülern leben, die ich von den Grundschulen bekomme. Ich denke, ich hätte es manchmal leichter, wenn die Schüler die ersten 4 Jahre nur Sport, Musik und bildende Kunst gehabt hätten.
Ich kann es mir zwar nicht aussuchen, trotzdem bin ich ganz zufrieden.
Hier einige Bücher, die mir geholfen haben /wen es interessiert):
Rüdiger von Roden: Sich selbst zur Heimat werden Herder
Helmut Krusche: Der Frosch auf der Butter, Econ
Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen dtv Sachbuch
George Bach, Laura Torbet: Ich liebe mich, ich hasse mich rororo
SydneyB./Suzanne Simon: Verstehen, Verzeihen, Versöhnen Knaur
George Bach, Herb Goldberg: Keine Angst vor Aggression Fischer Ratgeber
Vera F. Birkenbiehl: Stroh im Kopf mgv
Heidrun Bründel, Klaus Hurrelmann: Gewalt macht Schule Droemer Knaur
Alex Molnar/Barbara Lindquist; Verhaltensprobleme in der Schule borgmann
Heinz Klippert: Teamentwicklung im Klassenzimmer Beltz Praxis
Rosmarie Klaka-Lampert: Eine Kinderseele ruft um Hilfe Klaka
Chris Griscom: Heilung der Gefühle Goldmann
Rudolf Dreikurs, Vicki Soltz: Kinder fordern uns heraus Klett
Dr. John Diamond: Die heilende Kraft der Emotionen VAK
Daniel Goleman: Emotionale Intelligenz Hanser Verlag
Nathaniel Branden: Liebe für ein ganzes Leben rororo
Elisabeth Lukas: Wie Leben gelingen kann Quell
Wayne W. Dyer: Der wunde Punkt rororo
Matthias Kröger: Themenzentrierte Seelsorge Urban T-Reihe
Marianne Williamson: Rückkehr zur Liebe Goldmann
Daniel Goleman, Paul Kaufman, Michael Ray: Kreativität entdecken Hanser
Gabrielle Roth: Das befreite Herz Heyne
um nur einmal ein paar zu nennen.
Die nächsten Ferien kommen bestimmt
LG kfmaas
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| Manches ist nicht so einfach | | von: caldeirao
erstellt: 16.04.2005 18:54:43 |
Es geht nicht darum, Kinder nicht frei sein zu lassen, es geht nicht darum, dass ich deine Ansichten von Pädagogik in irgendeiner Weise kritisieren will (ganz im Gegenteil), es geht darum, dass wenn man in der 7./ 8./ 9. Klasse SoS bekommt, denen selbstständigkeit ausgetrieben wurde (es geht ja nicht nur um Selbstständigkeit, sondern z.B. um Selbstwert, Selbstvertrauen usw.), dass man denen helfen muss, wieder an sich zu glauben. Die haben jegliche Freude am Lernen verloren, die können sich auch bei Lernerfolgen nicht mehr erfreuen, das innere Belohnungssystem diesbezüglich ist kaputt, sie haben gelernt, dass man sich durch Flucht- und Vermeidungsverhalten Stress vom Leibe halten kann, durch Rationalisierung und Projektion jegliche Verantwortung für sein verhalten von sich schieben kann, dass man durch Ersatzhandlungen Aufsehen und Anerkennung erhalten kann usw. Die haben auch nicht gelernt, mit Konflikten umzugehen.
Das diese SoS so geworden sind, darauf hatte ich keinen Einfluss. Sie sind von heut auf morgen in meiner Klasse mitten im Schuljahr und mit denen muss ich arbeiten. Ich habe schon SuS bekommen, da verschlägt einem es die Sprache. Und die sind zuvor von LoL so kaputt gespielt worden, das spottet jeder Beschreibung. Ich hatte mal einen Schüler der kam mit einer Förderakte die wahrscheinlich in der Hofpause zwischen Tür und Angel geschrieben wurde, in der stand schwarz auf weiß zum Stichpunkt Lernmotivation Sein Lieblingssatz ist, das kann ich nicht ohne einen weiteren Zusatz. Der wiederholte die 7. Klasse in der Realschule und verschlechterte sich beim 2. Versuch noch erheblich. Ich denke, ich muss dir nicht beschreiben, in welcher psychischen Verfassung sich der Junge befand. Diese Kinder sind dankbar, wenn man sie über ein Belohnungssystem, wieder an das Lernen heranführt. Diese Kinder schaffen es nicht allein. Du musst es nicht akzeptieren. Wenn du es anders schaffst, um so besser. Aber durch dieses Belohnungssystem erhalten sie wenigstens wieder eine Perspektive bzw. die Chance, einen erfolgreichen Schulabschluss zu schaffen. Ist es nicht ein Erfolg, diese Kinder aus ihrem Dilemma herauszuholen, auch wenn sie dafür bestochen wurden?
Allerdings ist es bei einem solchen Belohnungssystem auch wichtig, dass nach einem bestimmten Zeitraum, das Kind befähigt wird, auch selbstverantwortlich zu handeln. Meine SuS sind keine Hampelmänner, bei denen man an der Strippe zieht und die dann anfangen zu tanzen.
Es liegt mir fern, ein selbstbewusstes Kind über ein Belohnungssystem zu dirigieren, und dass diese Kinder die Probleme an weiterführenden Schulen meistern, auch das ist mir klar. Diese Kinder finden vielleicht sogar die Kraft gegen deinen anfangs eingeführten Maßnahmekatalog konstruktiv zu rebellieren. Dass die von dir vorgeschlagenen Lehrmethoden für Kinder problematisch beim Übergang an weiterführenden Schulen ist, halte ich für Ausreden, um seinen eigenen Arbeitsstil zu überdenken.
gottseidank reagieren nicht alle auf bestechung und unterwerfung. Dieser Satz findet meine volle Unterstützung. Da habe ich die selbe Auffassung wie du.
Ich bin auch dafür, dass schule sich von der anstalt für belehrung und erziehung entwickelt zur lern- und lebenswelt von kindern, jugendlichen und jungen erwachsenen. Grundvoraussetzung für alles, was ich tue ist Motivation. Die ist zum Teil weg. Die musst du ihnen geben. Sie lehnen es ab, nur einen Strich zu machen oder ein Buch zu nehmen oder oder oder
@ Kfmaas, @mahakal: Ihr bringt die Sache auf dem Punkt, wenn ihr sagt
ich denke es ist nur alles schon gesagt und jeder bleibt hier mehr oder weniger seiner Überzeugung treu
Trotzdem scheint es mir so, als ob dieses Forum an sich selbst erstickt und professionelle Hilfe braucht.
Aber ob die Literaturhinweise so schnell helfen, weiß ich nicht. Vielleicht findet sich ja mal ein Neuer der den Bogen spannen kann.
Caldeirao
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