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Forum: "III. Geschichte zum Weiterschreiben"
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 | 12.3 |  | von: ines

erstellt: 24.08.2007 19:00:11 geändert: 24.08.2007 19:08:28 |
Einen Augenblick zu lange und aber da war es schon passiert. Ein kräftiger Ruck, ein plötzlicher Knall und dann ununterbrochenes Hupen. Lena war sich nicht sicher, wieso sie plötzlich an der Rückenlehne des Beifahrersitzes klebte, doch in ihrem verwirrten Dasein kam ihr ein einziger Gedanke. „Klar, dass ich einen Taxiunfall habe! Musste ja kommen –hatte noch gefehlt in der Liste.“, sie versuchte sich zu bewegen und schaffte es unter Mühe zurück auf die Sitzbank. Zu dem ohrenbetäubenden Hupen gesellte sich lautes aufgeregtes Rufen und dann war es plötzlich still. Irgendjemand hatte den Körper des Fahrers vom Lenkrad gehoben und der laberte nun wirr vor sich hin. Lenas Welt driftete davon, alles entfernte sich von ihr und sie hörte noch wie jemand fragte, ob sie Hilfe bräuchte oder ob man jemanden anrufen solle. „Elli, Elli – mein Handy –in der Tasche.“, dann tauchte sie ab.
Als sie wieder aufwachte, hörte sie das Heulen des Folgetonhorns und die besorgte Stimme eines jungen Mannes in weißer Uniform mit rotem Kreuz. Er sagte etwas von „Humboldt Krankenhaus“ und „nicht so schlimm“, doch da war sie auch schon wieder weg.
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 | 12.4 |  | von: aloevera

erstellt: 25.08.2007 13:06:16 geändert: 25.08.2007 13:27:09 |
„Wo bin ich?“ flüsterte Lena, nachdem sie vorsichtig geblinzelt und nichts als grelles Neonlicht gesehen hatte. Der Versuch sich aufzurichten wurde durch ein fürchterliches Stechen im Kopf und zwei Hände, die sich sanft, aber entschlossen auf ihre Schultern gelegt hatten, verhindert.
„Sie hatten einen Unfall und sind in der Rettungsstelle des Humboldt-Krankenhauses. Aber es ist nicht weiter schlimm. Ausser einer Gehirnerschütterung und einer Prellung am fünften Rippenbogen ist nichts passiert. Wir werden Sie zwei bis drei Tage hier behalten“ antwortete die freundliche Stimme Frau Doktor Walks.
„Meine Töchter – ich kann doch meine Töchter nicht alleine lassen“ stammelte Lena. „Sie wissen gar nicht, wo ich bin und werden sich Sorgen machen.“
„Können wir Ihren Mann telefonisch erreichen?“ „Nein!“ Es klang heftiger als beabsichtigt. „Bitte rufen Sie meine Freundlin Elli an, sie wird sich um die beiden kümmern.“
Lena versuchte sich an Ellis Telefonnummer zu erinnern. In der Hoffnung, der Ärztin die richtige Nummer gegeben zu haben, sank sie zurück und fiel in einen unruhigen Schlaf. Sie träumte davon, in einem Boot zu sitzen und auf den Wellen sanft hin- und herzuschaukeln.
Statt dessen fuhr sie Pfleger Michael mit ihrem Krankenbett in die Innere Abteilung, Station 19.
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 | 13.1. |  | von: siebengscheit

erstellt: 25.08.2007 13:52:02 geändert: 25.08.2007 20:44:03 |
„Mira! ... Mira, wach auf! Es hat geklingelt!“ Stella tippte ihrer Schwester vorsichtig auf die Schulter.
Sie selbst war schon lange wach und hatte gehört, dass ihre Mutter leise ins Zimmer geschaut und dann das Haus verlassen hatte.
Stella wunderte sich darüber, da sie sonst immer von ihrer Mutter geweckt wurden. Sie kitzelte Mira an den Fußsohlen.
Es klingelte noch einmal, ...ungeduldig und ein drittes Mal!
Jetzt wurde auch Mira wach. „He, warum macht Mama nicht auf?“ sie klang noch ganz verschlafen. „Weil sie nicht da ist – vielleicht“, erklärte Stella ihrer Schwester mit altklugem Ton.
„Wie? ... Wo ist sie denn? ...Hat sie Dir etwas gesagt?“ Mira war mit einem Schlag hellwach.
„Nein, ich weiß auch nichts. Nur, dass sie gestern abend nach Tante Ellis Besuch noch vor dem Computer saß und ziemlich spät ins Bett gegangen ist!“ Stella wusste endlich einmal mehr als ihre Schwester.
„Aber was machen wir jetzt? Wir dürfen doch die Haustür nicht aufmachen, wenn wir allein sind!“, schon klang wieder ihre Unsicherheit an.
Mira schlüpfte aus dem Bett, nahm Stellas Hand und beide schlichen auf Zehenspitzen zur Haustür. Der unbekannte Besucher sollte nicht merken, dass jemand zu Haus war. Kurz bevor sie durch das Guckloch in der Tür schauen konnten, hörten sie eine ihnen bekannte Stimme „Mira! Stella! Macht auf!“ rufen. Es war Tante Elli – doch was wollte sie heute schon wieder hier? Erst gestern hatte sie sich den ganzen Nachmittag mit Klein Mario bei ihnen aufgehalten. Die Zwillinge konnte das „hach, ist er nicht süß – oh, jetzt hat er ein Bäuerchen gemacht!“ noch deutlich hören.
„Hallo, Tante Elli! Wir dürfen nicht aufmachen!“, rief Mira grinsend hinter der verschlossenen Tür. „Mama und Papa haben es uns verboten!“, fügte Stella hinzu und beide klatschen sich mit der rechten Hand ab.
„Ist ja richtig aber...bitte macht auf.... Eurer Mutter ist etwas passiert! Ich muss mit Euch reden!“, Elli versuchte hinter der verschlossenen Tür ihr Bestes, dabei konnte sie nicht sehen, wie sich der Ausdruck von Übermut auf den Gesichtern der Zwillinge in Panik wandelte.
Langsam ging die Tür auf...
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 | 13.2 |  | von: aloevera

erstellt: 25.08.2007 19:52:37 geändert: 26.08.2007 10:31:15 |
Elli schob die völlig verängstigten Kinder in die Küche und platzierte sie an den runden Küchentisch. „Ich werde euch jetzt erst einmal etwas Schönes zum Frühstück machen.“ Während sie Kakao kochte, Müsli zusammenstellte und den Tisch deckte, erfuhren die beiden, dass ihre Mutter einen Unfall hatte und für zwei bis drei Tage im Krankenhaus bleiben müsse.
„Ich habe eure Mutter heut früh besucht und wir denken, dass es das Beste ist, wenn ihr zu uns kommt, bis eure Mama wieder da ist. Lasst und nach dem Frühstück ein paar Sachen packen…“
Bevor Elli weiter sprechen konnte, wurde sie von Mira, die einen übereinkommenden Blick mit Stella getauscht hatte, unterbrochen. „Danke, Tante Elli, das ist lieb von dir. Aber du hast sicher mit deinem eigenen Kind genug zu tun. Wir haben ja schließlich einen Vater, der sich um uns kümmern und solange herkommen wird.“
Während dessen hatte Stella bereits das schnurlose Telefon in der Hand und wählte Ronaldos Handynummer.
„Guten Morgen Papa. Kannst du bitte sofort herkommen? Mama ist verunglückt und liegt im Krankenhaus. Wir sind ganz alleine. Bitte, beeile dich.“
Mit der entsprechenden Dramatik in der Stimme und ohne eine Antwort abzuwarten, drückte Stella die Aus-Taste und schaute Mira zufrieden an. Dieser Blick entging auch Elli nicht.
‚Diese kleinen Luder’, dachte sie innerlich grinsend, „Das wird eurer Mama aber sicher nicht gefallen.“
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 | 13.3 |  | von: keinelehrerin

erstellt: 26.08.2007 13:02:23 geändert: 26.08.2007 13:10:39 |
Ronaldo sah verwundert sein Mobilfunkteil an. Nicht einmal ein „Hallo“ hatte er sagen können, so schnell hatte seine Tochter aufgelegt. Aber die Nachricht, dass Lena im Krankenhaus sei und die beiden Mädchen sich mehr oder weniger allein überlassen waren, beunruhigte ihn doch. Die beiden Rangen waren zwar mit vielen Wassern gewaschen, aber dass sie so eine Geschichte erfinden würden, glaubte er nun doch nicht. Oder vielleicht doch?! Der letzte Besuch war ja gründlich in einem Desaster geendet.
Er hatte sich noch lange Gedanken darüber gemacht und auch mit Mareike darüber gesprochen. Aber eine Hilfe war seine Geliebte ihm nicht gewesen. Ronaldo hatte die Warmherzigkeit einer Mutter vermisst, statt dessen hatte Mareike recht kalt festgestellt, dass die Mädels wohl mit der geänderten Situation über kurz oder lang fertig würden. Er sei ihnen ja nicht weggenommen, sondern bliebe Vater auf Lebenszeit. Und dann widmete sie sich der Nachbearbeitung ihres letzten Entwurfs. Ronaldo fühlte sich in dem Moment sehr allein, sehr einsam und auf irgendeine Art eines Gefühls beraubt.
Jetzt stand er in seinem Büro und nagte an der Unterlippe während er überlegte. Dann drückte er den Knopf der Gegensprechanlage und bat Stephanie seine Termine für den Nachmittag zu verschieben oder an Jürgen weiter zuleiten. Knapp erklärte er seiner Mitarbeiterin, dass Lena im Krankenhaus läge und er den Nachmittag brauche um nach den Mädchen zu sehen und die nächsten Tage zu planen. Stephanie wünschte Lena gute Besserung und versprach alles weitere zu regeln.
Auf dem wohlbekannten Weg in das Haus, dass viele Monate seine Heimatadresse war, suchten unangemeldete Gedanken Ronaldos Gehirn heim. Bilder, die er seit Jahren nicht mehr vor seinem inneren Auge gesehen hatte; Gesprächsfetzen, von lange zurückliegenden guten Dialogen. Er seufzte und versuchte die unangenehmen Erinnerungen mit einem Augenzwickern wieder in die hinteren Kammern seines Gedächtnisses zurückzuschicken. Das gelang ihm mehr oder weniger. Glücklicherweise war er an seinem Ziel angekommen und parkte gekonnt ein.
Mal schauen, was ihn erwartete.
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 | 14.1. |  | von: siebengscheit

erstellt: 27.08.2007 09:36:19 geändert: 27.08.2007 13:30:44 |
Florians Rücken schmerzte, sein Kopf brummte und in seinen Ohren konnte er einen merkwürdigen Klingelton wahrnehmen.
Schlaftrunken sah er sich um. Er war tatsächlich über seinem Buch auf dem Sofa eingeschlafen. Mit einem zweiten Blick registrierte die leere Weinflasche und konnte sich nun wenigstens seine Rückenschmerzen und das Brummen in seinem Kopf erklären.
Da! – Schon wieder dieser aufdringliche Klingelton! Florians Blick fiel auf die Wanduhr – 7.30 Uhr ... und nochmals ein Klingeln.... ‚Das Telefon!’, erst langsam wurde ihm bewusst, dass sein Handy klingelte.
‚Wer wagt es sich um diese Zeit anzurufen?’ Florian schüttelte den Kopf. ‚Geh’ ran – dann weißt Du es’, hörte er eine innere Stimme sagen.
„Brenner“, er meldete sich und versuchte alle Morgenmuffligkeit in seiner Stimme zu unterdrücken.
„Du suchst Deine Lebensretterin?“ Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang tief, rauchig und hatte einen nicht zu überhörenden erotischen Unterton.
„Wie – wer spricht da?“, schnauzte Florian in den Hörer.
„Dunja ... Dein Schatz Dunja!“, fuhr die Stimme mit einem rauhen Lachen fort, „ich rette viele Leben!“.
Florian schluckte und war mit einem Schlag hellwach.
Das war ein Anruf auf seine Anzeige, die er bereits völlig vergessen hatte.
„Ist es wieder ein Notfall – ich könnte sofort mit der Lebensrettung beginnen!“
„Wie – was wollen Sie?“ Florian begriff noch nicht.
„Dir das Leben retten ... Du kannst auch die Maßnahmen bestimmen ... und ich bin diskret!“
Florian zwang sich zur Höflichkeit. „Danke ... diese Art von ... äh ... Lebensrettung habe ich nun wirklich nicht gesucht... und tschüß!“ Er drückte die Aus-Taste des Telefons.
‚Das kann ja heiter werden’, Florian befürchtete nun weitere Anrufe dieser Art, denn seine Telefonnummer stand nun heute ganz öffentlich in der Zeitung. Er verdrehte die Augen und warf einen gequälten Blick auf das Telefon.
Was würde da heute noch alles auf ihn zukommen?
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 | 14.3. |  | von: keinelehrerin

erstellt: 28.08.2007 17:27:03 |
Draußen stand Tobias. In der Hand hielt er einen Messbecher und einen Eierkarton. „Morgen“, grüßte er mit einem schiefen Grinsen, „kannst du mir mal aushelfen? Ich wollte Pfannkuchen backen, hab dann aber bei dem Blick in den Kühlschrank bemerkt, dass Milch und Eier alle sind.“ Florian war erleichtert, dass es nur sein schnorrender Nachbar war; so genau wusste er selber nicht zu sagen, wen oder was er vor der Tür erwartet hatte. „Ja, komm rein. Bedien dich. Du weist ja, wo alles ist.“ Diese Spitze konnte er sich nun nicht verkneifen. Aber er hätte auch keine Zeit mehr für weiteres Gespräch gefunden weil das Handy schon wieder melodiös einen Teilnehmer meldete. Tief einatmend hielt er das Teil ans Ohr: „Brenner. Nein! .... Hören Sie .... ich .... Nein! Nein! Ach leck mich.....!“ Tobias Ohren wuchsen in Richtung Wohnzimmer auf afrikanische Elefantenmaße an. So aus der Contenance erlebte er seinen Nachbarn selten. Düdeldüdeldü!! Schon wieder! Florian entschied sich, einfach zu ignorieren. Du liebes bisschen, war dieser Klingelton nervig. „Willste nicht drangehen?“, fragte Tobias scheinheilig. Mit dem halbgefüllten Messbecher und dem Eierkarton stand er in der Türleibung. Florian zerstrubbelte hilflos seine sowieso noch nicht gekämmte Frisur und hatte die Entscheidung gefällt zur Wahrung seines emotionalen Gleichgewichts das Handy auszuschalten. „Nee, will ich nicht. Und tschüss!“ Tobias ging beleidigt und wollte schon die Wohnungstür geräuschvoll ins Schloss fallen lassen, als ihn die Dame im Flur mit einem Handzeichen daran hinderte. „Halt“; flüsterte sie, „lassen Sie bitte offen. Ich möchte ihn überraschen.“ Tobias nutzte zwar den Kühlschrank und das Vorratsregal seines Nachbarn in Notsituationen, aber er war Gentleman genug, nicht über unbekannten Damenbesuch die Nase zu rümpfen. |
 | 14.5 |  | von: ines

erstellt: 29.08.2007 10:24:57 geändert: 29.08.2007 10:36:00 |
..eine kleine aber resolut wirkende Dame mit elegantem Kurzhaarschnitt, das unter einem leichten geschwungenen Sommerhut - den man ohne aufzufallen in Ascot hätte tragen können - hervorblitzte. Pikiert das heillose Durcheinander in Florians Wohnzimmer begutachtend, zupfte sie sich die weißen Handschuhe von den Fingern und ließ ein leises „tzzt!“, erklingen.
Dann stakste sie, ihre rot geschminkten Lippen noch immer missbilligend gekräuselt auf Florian zu und schon an seiner geknickten Haltung war abzulesen, dass er wusste was nun kommen würde – etwas, das ihm gerade noch gefehlt hatte.
„Also ich verstehe immer noch nicht, wie du in dieser Bruchbude hausen kannst, wo du es doch so schön bei uns hättest.“, sie seufzte übertrieben schwer, „Als sei die Villa nicht groß genug und auch wäre da das Gartenhaus, das du…“ „Hör auf Mutter!“, zischte Florian ungeduldig und wandte sich ab als sie ihre Wange zu einem Küsschen bereithielt. Er hatte diese immer wiederkehrende Predigt einfach satt und die bornierte Art seiner Familie nicht weniger. „Ich will euer Leben nicht, das ist mir zu…...
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