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Forum: "Familienfreundlichkeit"
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| politisch unkorrekt | | von: sopaed
erstellt: 01.06.2008 09:53:37 |
äußere ich mal die hypothese, dass es nie um eine einheitliche beschulung aller kinder gehen wird. ab einer bestimmten monetären grenzen ist es so, dass die kinder heute schon die besten ganztagsschulen besuchen. die wirklichen geldeliten schicken ihren nachwuchs auf internate, wo solch niedere gedankengänge, wie wir sie hier erörtern, nicht nachvollzogen werden müssen.
bleiben also die kids aus mittel- und unterschicht.
die frage ist, wie viele gut ausgebildete fachkräfte unsere wirtschaft benötigt. dem entsprechend wird wohl in die bildung investiert werden. die frage, ob in halbtags- oder ganztagssysteme ist dann marginal.
die unterschicht wird anscheinend in unserem derzeitigen wirtschaftssystem (bis auf dem psychologischen druckfaktor - abstiegsangst) nicht benötigt und sind eher ein hinderlicher kostenfaktor. die frage ist, ob sich hier ein müder euro, der in die bildung gesteckt wird, wirklich lohnt.
unter einem anderen aspekt scheinen dabei aber ganztagsschulen sinnvoll:
das maß an staatlicher kontrolle über die jungen bürger wächst...
entschuldigung, wenn ich hier scheinbar etwas vom thema abgedriftet bin.
mfg
sopaed |
| Und nochmal... | | von: ing_08
erstellt: 01.06.2008 15:33:39 geändert: 01.06.2008 17:54:30 |
So, die Zeile der redaktionellen Empörung wurde entfernt
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So, das Gewitter ist vorbei, der "Sommer" von Vivaldi ist runter vom Plattenspieler und ich konnte den Computer wiedereinschalten.
[...]
dem Duden, finde ich das Wort "aufoktroyieren"
Was ist es für ein Duden?
Ich benutze einen aus dem Jahr 1976 -
dort heißt es noch korrekt "oktroyieren".
Wo "aufoktroyieren" besser klingen soll, naja.
Dieser Tage sollte man nicht den Fehler begehen, sich auf den Duden berufen zu wollen. Die sprachschützende Funktion hat man in der dortigen Redaktion längst aufgegeben; stattdessen stampft man im Eiltempo eine Auflage nach der anderen ein, da sich die Rechtschreibung ständig ändert.
Retourkutsche:
Warum bezeichnest du dich als intelligent und hochbegabt
Wo habe ich mich denn als hochbegabt bezeichnet?
[...] und wendest die neue Rechtschreibung nicht an?
Natürlich nicht.
Die alte Rechtschreibung ist im Vergleich linguistisch bedeutend logischer, stringenter und sinngebender.
Deswegen habe ich die neue von Anfang an abgelehnt --
und ich bin froh, noch vor deren Verbindlichkeit in den Schulen (der einzige Ort übrigens, wo die neue Rechtschreibung tatsächlich bindend ist) das Abitur abgelegt zu haben.
Andernfalls hätte ich nicht die Spitzenzensuren in deutscher Sprache erreichen können, da die Zensur für Orthographie schwer wog.
übrigens: es gibt auch immer ein "noch besser"
warum bloß waren totalitären regierungen witz und ironie so verhasst?
Als Verfechter dieses Humors habe ich kein Problem mit den Dingen.
Mir ging es nur gehörig auf den Senkel, daß sich an manchen Tagen im Forum die CENTOVICeske Bildung die Klinke in die Hand gibt.
Die einen, welche sich gegenwärtig amüsant über ein harmloses jiddisches Wörtchen aufregen, die im Ansatz keinen reflektierten, exakten Betrag hinbekommen, sondern sich mit aller Gewalt im Kreis drehen möchten, um jedwedem Vorwärtskommen zu entgehen, gefolgt von denjenigen, denen nichts Beßres einfällt, als mitten in einem ernsten und hochinteressanten Ansatz erstmal absurde Parallelen zum Faschismus einzubringen.
ich fände es spannend, deine weltsicht im direkten gespräch zu hinterfragen. dies ist in einem solchen forum nicht möglich.
Was erhoffst Du Dir davon?
Du würdest nichts weiter finden, als einen philosophischen Logiker, der politisch nach dem EINSTEINschen Prinzip in sozialliberalen Strukturen denkt, und nebenbei zu Deiner Überraschung kein Faschist oder Kommunist sondern ein Idealist ist.
Ich denke nicht, daß das besonders spannend für Dich wäre.
schulpolitische fragen sind für mich gesellschaftpolitische fragen.
Dann bist Du weiter als viele andere im Volk,
die einem im 21. Jahrhundert immer noch mit der absichtlich gegen die Vernunft gebürsteten Metafreiheit ankommen, als Eltern partout für das Kind entscheiden zu wollen bzw. zu müssen.
Hier muß auch die Verflechtung zur Systemfrage gefunden werden, also der Streit um gegliedertes Schulsystem oder Gemeinschaftsschule.
Auch hier hätte sich der in elterlicher Egomanie verlorene Aufschrei sofort erledigt, denn eine Gemeinschaftsschule (auf nationaler Ebene) vernichtete mit einem Schlag die Notwendigkeit zu diversen Entscheidungen.
Fassen wir mal ein paar Tatsachen zusammen (gewichten kann man sie immer noch):
- das Recht der Eltern auf Erziehung ihrer Kinder
Nicht nur das.
Eltern haben weniger das Recht als vielmehr die Pflicht, Kinder anständig zu erziehen.
Das schließt eine wohlfein durchdachte Haltung gegenüber einer leistungsfähigen Schulform ein,
die dem Gros der Kinder weitaus mehr vermitteln kann, als die Eltern das können.
- die Verpflichtung des Staates, allen Menschen möglichst die gleichen Chancen einzuräumen
- die Verpflichtung des Staates (=Volk), auch in Zukunft stabil funktionieren zu können
- die Verpflichtung des Staates, kompromißlos eine moderne Schulpflicht auszuüben
- die Wirklichkeit, daß ab einem bestimmten Alter der erzieherische Einfluß der Eltern natürlicherweise zurückgeht
Das geschieht ironischweise nachweislich in einem Alter, in dem im allgemeinen die Schule einsetzt.
Die Tagesschule wäre also kein oktroyiertes Gebilde, sondern ein überfälliger Schritt, um das Bildungssystem nachhaltig zu modernisieren.
- die Pflicht, jetzt etwas zur Integration der hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund zu tun
Womit wir uns an diesem Punkt allerdings von der Tagesschule als Schule entfernen und das Gebiet der Tageseinheitsschule als Schulsystem betreten.
Denn eine solche Förderung muß unabdingbar so früh wie möglich beginnen, also im Kindergarten, der dann wieder in die moderne Rolle als 1. Stufe des Bildungssystems gerückt werden müßte.
- die Tatsache, daß es Eltern gibt, die ihre Kinder sehr wohl zu erziehen in der Lage sind - andere sind es ganz sicher nicht. Sollen wir die vernachlässigen?
"Das Wohl vieler wiegt schwerer als das Wohl weniger."
Die Eltern, die ihre Kinder hervorragend erziehen können, sind in der Minderzahl.
Es ist ein Unterschied, ob Eltern ihre Kinder unter gegebenen Mitteln selbstverfreilich gut erziehen können, oder ob gut betuchte Eltern ihre Kinder in einer Weise fördern, wie es größte Mehrheiten der Gesellschaft nicht können.
Hier bietet eine gute Tagesschule die Chance, losgelöst von sozialen, intellektuellen und finanziellen Beschränkungen Kindern eine Erziehung und Bildung angedeihen zu lassen, wie es auch engagierte Eltern nicht können.
Die wenigen Kinder der Oberschicht, die auf Grund der Randbedingungen sogar noch besser als das gefördert werden könnten, müssen dann eben mit dem Zwang leben, der staatlichen Schule nicht entkommen zu können.
Das ist die zweite Kardinalstärke einer Tageseinheitsschule --
soziale Abschottung nach unten bzw. mangelnder Aufstieg nach oben können im großen Stil abgeschafft werden.
Die gut gestellten Kinder dürfen sich aber nicht entziehen, wenn der soziale Ausgleich gelingen soll, ähnlich wie die leistungsstarken Schüler eben auch nicht mittels Binnendifferenzierung vom Klassenverband separiert werden dürfen, so daß ein hohes Niveau für alle erreichbar bleibt.
T eilautonome
E ntwicklungsorientierte
A lternative
M arktplatz
Sarkastisch könnte man sagen:
"There is no I in TEAM."
Schule darf nicht vom Schulsystem losgelöst werden, unser Förderalismus richtet dahingehend schon genug Schäden an.
Autonomie ist daher immer kritisch zu sehen.
Wenn Autonomie bedeuten soll, daß zu einer anspruchsvollen einheitlichen Bildung noch ein eigenverantwortlich bestimmbares Angebot draufgelegt werden kann - akzeptiert.
Wenn Autonomie dagegen bedeuten soll, daß jede Schule auf weiten Feldern des Bildungsprozesses ihren eigenen Schwerpunkt setzen kann, und Bildung am besten nur noch Rahmenrichtlinienherumgeeiere werden soll - nicht akzeptiert.
Der Rest der TEAM-Schule klingt gewohnt nach den linken Spinnereien innerhalb der pädagogischen Strömungen.
Die Ansprüche an eine Tagesschule, die die elementare Einheit in einem modernen Schulsystem bilden soll, dürfen niemals nach unten verhandelbar sein. Einheitliche hohe Anforderungen - Profilierung kann dann jede Schule betreiben mittels Zusatzangeboten über den zentral verordneten Pflichtunterricht hinaus.
Gute Nacht
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| Das stimmt ganz einfach NICHT! | | von: veneziaa
erstellt: 01.06.2008 15:38:32 |
Ganztagsschule ist keine Institution, in die man Kinder "abschieben" kann.
Man kann eine Ganztagsschule von mehreren Seiten sehen (so man will):
1. Bequem, man kann sein Kind den ganzen Tag "abschieben".
2. Nicht beaufsichtigte Kinder sind versorgt, weg von der Straße.
3. Der Staat will die "Aufsicht" (Kontrolle) übernehmen.
Ich habe früher auch gedacht, wenn ich an die alte DDR gedacht habe: Wie schrecklich, das geht doch den Staat nichts an, die Kinder kriegen Hospitalismus-Schäden, ganz zu schweigen von vielleicht noch Schlimmerem...
Inzwischen sehe ich das anders (Erfahrungen mit offener und gebundener Ganztagsbetreuung):
Der Verdacht der staatlichen Kontrolle ist bei mir persönlich total verschwunden, ich empfinde da eher eine Form der Fürsorge. Man will den Müttern eine Berufstätigkeit ermöglichen - ohne schlechtes Gewissen.
Außerdem werden die unterschiedlichen Voraussetzungen für Hausaufgaben-Anfertigung nivelliert. Wenn zu Hause nur Türkisch gesprochen, vielleicht noch nicht einmal geschrieben, wird, dann ist es für ein solches Kind durchaus sehr sinnvoll, den Nachmittag mit Hausaufgabenbetreuung bzw. Spaß-AGs in der Schule zu verbringen.
Schlimmer finde ich persönlich diese Dorf-Mentalität mit der üblen sozialen Kontrolle: Mein Kind kann doch nach Hause kommen. Ich bin da, ich koche, ich helfe... auch wenn es nur bedingt wahr ist. Die Nachbarn könnten ja über mich reden, wenn ich mein Kind "abschiebe"... in eine Ganztagsschule!
Wer fragt da eigentlich die Kinder?
Fragt sie doch mal, was sie cooler fänden: Ganztagsschule bis 15 oder 16 Uhr, davor gemeinsames Essen in der Schule, gemeinsam HA erledigen... Dann aber heimgehen ohne Ranzen (!), ohne Hausaufgaben ...
Fragt sie doch mal!!!
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| @veneziaa | | von: ing_08
erstellt: 01.06.2008 15:54:11 geändert: 01.06.2008 15:56:25 |
Einen Blickwinkel - den wertvollsten - hast Du vergessen:
4. Bildung und Tageserziehung auf hohem Niveau.
Eine entsprechend ausgestattete Tagesschule übertrifft in Leistung, Angebot und Betreuung deutlich 90% aller Eltern.
Ohne Schulranzen und Hausaufgaben geht es dann aber doch nicht. Die Tagesschule muß hier eine Balance finden, die Kinder mit zunehmendem Alter zur Eigenverantwortlichkeit und zu selbstgeregelten Formen des Lernens - Selbststudium, komplexe Hausaufgaben, außerschulische Projekte, Belegarbeiten, Konsultationen, Lerngemeinschaften - zu erziehen.
ALLE Schularbeiten können und sollten deswegen nicht während der Tageserziehung erledigt werden. Es muß ein durchdachter Prozeß ab der Klasse 4 einsetzen, der die Schulkinder kontinuierlich in einen relativen Freiraum rückt. Angemessen natürlich, entsprechend der beschränkten Eigenständigkeit im jeweiligen Alter.
Und nicht zuviel, sonst löst sich das Konzept der außerunterrichtlichen gelenkten Freizeit wieder auf.
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