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Forum: "Kontrovers diskutiert - die Abschaffung der Förderschule"
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erstellt: 14.12.2010 11:32:25 |
den Lehrerberuf auf das Niveau eines angestellten Befehlsempfänger zu senken, da fehlt mir jegliches Verständnis, es nachzuvollziehen.
Mein Mann ist Sachbearbeiter. Im Gegensatz zu mir hat er maximal 2/3 des Nettogehaltes, kein Abitur, nicht studiert. Er geht früh zur Arbeit und kommt nachmittags heim. Dann ist der Arbeitstag für ihn beendet, für mich nicht. Und so gibt es einen Haufen Unterschiede, die auch mein höheres Gehalt begründen.
Des Weiteren steht in meinem Arbeitsvertrag nicht, dass ich Gruppen mit annähernd gleichem Alter und Leistungsniveau unterrichten soll, sondern ich bin Beamtin (und schreibe mal ganz solopp mit dem Wissen, dass es arbeitsrechtlich nicht exakt formuliert ist) angestellt beim Schulamt. Eine VV (oder andere Rechtsordnung) regelt die Aufgaben des Schulleiters, Stellvertreters, der Lehrer usw. (weibl. Formen eingeschlossen). Die ändern sich auch im Laufe der Zeit.
Des Weiteren bin ich als Diplomlehrerin ausgebildet, die SuS von Kl. 5-10 unterrichten kann. Dafür habe ich ein Zeugnis. Zusätzlich habe ich das Lehramt eines Sonderpädagogen erworben. Auch dort steht nirgens drin, dass ich ausgebildet für Gruppen mit annähernd gleichem Alter und Leistungsniveau bin.
Richtig ist sicherlich, dass damals die Lehrinhalte in der Pädagogik sich überwiegend auf Gruppen mit annähernd gleichem Alter und Leistungsniveau bezogen. Aber die Zeit ist weiter gegangen. Es hat sich viel in den letzten Jahren diesbezüglich getan.
Und ehrlich gesagt möchte ich heute nicht zum Arzt gehen, der auf dem Wissensstand von vor 20 Jahren praktiziert. Von dem erwarte ich auch, dass er neue Diagnose- und Behandlungsmethoden beherrscht und sachgerecht anwendet.
Selbst der Lagerarbeiter (zu DDR-Zeiten war das oft der Beruf für die schlechtesten SuS) musste sich total umstellen und sein Bearbeitungsfeld hat mit dem Einzug des Computers grundlegend geändert. Während er damals mit Karteikärtchen durch die Gegend gerannt ist und die Waren zusammengestellt hat, ist das heute vollautomatisiert und digitalisiert.
Zum Zweiten: möchte ich gebetsmühlenartig wiederholen, ihr vergeudet Eure Kraft, wenn ihr gegen die Inklusion redet. Sie wird kommen, ob es euch passt oder nicht. Das ist Deutschland der internationalen Welt schuldig. Es wurde dabei auf die Menschenrechte verwiesen und dabei kann es sich D überhaupt nicht leisten in der Kritik zu stehen. Besser wäre es, wir würden über erträgliche Bedingungen diskutieren z.B. das es nicht sein kann, dass die Kinder ein anderes Zeugnis bekommen. In Brandenburg ist es übrigens nicht so.
Des Weiteren habe ich bzgl. der Klassengröße die Erfahrung gemacht, dass sie wenig Einfluss auf die individuelle Arbeit mit den SuS hat. Bei uns an der Schule sind extrem kleine Klassen und trotzdem ist der Wissenszuwachs unzureichend und wir schneiden bei Vergleichen ziemlich schlecht ab. Es liegt leider an der Einstellung der KollegInnen. Beispiele möchte ich mir ersparen.
Und zum Vierten möchte ich zu bedenken geben, stellt euch vor es wäre Euer eigenes Kind, dass auf die Förderschule muss. Nicht nur dass es überwiegend mit sozial benachteiligten Kindern, die dann z.T. auch noch vernachlässigt sind, zusammen wäre, es fehlt immer das Niveau nach oben, weite Anfahrtswege, was zur Folge hat, dass sich der Freundeskreis im gesamten Landkreis verteilt, also Freunde treffen ist schwer realisierbar, Isolation aus dem sozialen Wohnumfeld, Stigmatisierung und Abwertung usw. Ich weiß nicht, ob Euch das recht wäre.
Natürlich gibt es Bedingungen, dass eine gute Inklusion beeinträchtigt, z.B. das dreigliedrige Schulsystem, z.T schlechtausgebildete LuL, z.T. wenig motivierte LuL, sächliche und räumliche Bedingungen, personale Ausstattung usw. Aber Bedingungen kann man ändern und dafür sollten wir kämpfen. Schreibt mir, was an der Idee an sich schlecht und verwerflich ist, Menschen mit Behinderungen und Handycaps in die Schule zu integrieren bzw. zu includieren. |
 | Fehlerhafte Analogie |  | von: rhauda

erstellt: 14.12.2010 16:46:44 geändert: 14.12.2010 16:47:25 |
Und so wie jemand der Autos repariert sich immer wieder auf neue Automodelle einstellen muss und deswegen dazulernen muss, stelle ich mich auf die neuen Voraussetzungen meiner Schülerinnen und Schüler ein und bilde mich fort.
Das heißt nicht, sich alles klaglos bieten lassen, aber es heißt auch nicht den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass andere es schon richten werden.
Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.
Was du beschreibst, wären Autos, die sich verändern und der Mechaniker muss natürlich mit der Zeit gehen.
Er muss aber nicht von Panzer über LKW über Dreschmaschine bis hin zum SUV und Sportflitzer alles bei allen Modelle können.
Nicht umsonst gibt es Vertragswerkstätten, die spezialisiert sind und die kleinen Klitschen, die früher alles an allen Autos konnten, verschwinden, weil das heute nur noch in Ausnahmefällen mehr leistbar ist.
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