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Forum: "maßnahmen"
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| Vielleicht findet sich ja mal ein Neuer der den Bogen spannen kann | | von: cyrano
erstellt: 16.04.2005 20:52:56 |
der Bogen ist zu weit gespannt, das ist das Problem.
Wir müssen wegkommen von der Darstellung der eigenen Verhältnisse, auf die man - zu Recht oder Unrecht - stolz ist.
Wenn es auch schwerfällt, ist es vielleicht besser, sich Detailfragen zuzuwenden, abseits der Grundsatzdiskussion. Z. B. finde ich die "Materialien" hier recht pragmatisch. Ob sie qualitativ i. O. sind, ist erstmal egal. Auch, ob die Forumsbetreiber meinen Beitrag nehmen oder nicht (in meinem Fall nicht, ohne Begründung).
Jedenfalls rufen die Grundfragen nach der Berechtigung des Systems immer wieder dieselben Leute auf den Plan. Ich denke, der Rest hat inzwischen gelernt, wegzuhören. Genausogut könnte man in einen Club-Chat gehen, an dem nur eben diese Leute beteiligt sind. So eine Art Tabakskollegium, zweckfrei und amüsant.
Gruß
jo perrey
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| Ich bin immer wieder erstaunt | | von: kfmaas
erstellt: 17.04.2005 00:00:26 |
festzustellen, wie einige Leute so genau wissen, was ich tue bzw. nicht tue.
Zum Beispiel sind Besuche in Grundschulen (et vice versa) sowohl an unserer Schule als auch im Seminar an der Tagesordnung (Die Grundschulwoche des Seminars fand gerade letzte Woche statt.)
Es fehlt mir tatsächlich der pragmatische, konstruktive Ansatz. Ich empfinde es einerseits genau so unerfreulich, wenn sich caldeirao in den Mißständen badet, wie wenn rolf das Kind mit dem Bade auszuschüttet, indem er so tut, als wäre sein Grundschulmodell der Weisheit letzter Schluß (Weshalb wurde es denn nicht übernommen und eingeführt?)
Hier muss ich tatsächlich cyrano einmal Recht geben:
Es geht offensichtlich nur noch darum, sich über die bösen Zustände auszuweinen, sich über tatkräftige Maßnahmen und böse Kollegen aufzuregen ohne Alternativen anzubieten, und den eigenen Standpunkt gebetsmühlenartig zu wiederholen.*gähn*
Es wird also Zeit dieses Forum (über dessen Qualität sich auch streiten läßt) in der Versenkung verschwinden zu lassen.
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| no frust mit kids | | von: rfalio
erstellt: 17.04.2005 19:06:08 |
nur Frust mit Juristen und Kultusbürokraten.
Und da ist für mich der springende Punkt:
Solange wir eine Versicherungsgesellschaft sind, muss ich mich als Lehrer absichern, denn das ist mein Beruf und ich hab halt einen Monopolarbeitgeber. Spitz gesagt: Was mache ich, wenn zwei Schüler raufen? Lege ich ihnen Informationsmaterial über fernöstliche Kampfkünste hin oder Spiele zum fairen Verhalten oder gehe ich dazwischen und erinnere sie an die Regeln? Meine Klasse ist in Mathe sehr interessiert und möchte unbedingt Wahrscheinlichkeitstheorie durchnehmen, mit vielen Versuchen usw. Aber in 2 Monaten ist Abschlussprüfung und da kommt dieses Gebiet überhaupt nicht vor. So gibt es viele Beispiele. Das Problem sind nicht unbedingt die Schüler, sondern die Anforderungen, die uns gesetzt werden. Ich muss zu einem bestimmten Zeitpunkt eine gewisse abprüfbare Stoffmenge im Korsett meiner 3 x 45 Minuten ( oder so ähnlich) den Schülern so zugänglich gemacht haben, dass sie Ihn verstehen und beherrschen. Ich weiß jetzt nicht genau, wie in den einzelnen Bundesländer die Übertrittsregelungen sind. In Bayern jedenfalls gibt es in unserem Regierungsbezirk zentral gestellte Aufgaben. Hat nun ein Schüler z.B. die schriftliche Division in der GS noch nicht gelernt, so hat er schlechte Karten. Ich darf ihm keine Punkte schenken, denn meine Korrektur wird unter Umständen nachgeprüft und beanstandet (und der Schüler darf dann nicht übertreten). Bei aller Selbstständigkeit wird er auch das Verfahren nicht innerhalb einer halben Stunde Unterricht verstehen ( soviel Zeit ist zum Warmwerden vor der schriftlichen Prüfung).
Und falls der Lehrer an der GS die Division nicht durchgenommen hat, stehen die Eltern schon mit dem Rechtsanwalt vor der Tür! Ich hab´s oben schon erwähnt: Man erwartet von uns Proffessionalismus, gleichzeitig sollen aber unsere Entscheidungen von fachfremden Juristen ( jeder ist doch mal zur Schule gegangen) überprüfbar sein und ich hab noch von keinem solchen Prozess gehört, wo Gutachter gefragt werden. In der Schule kann eben jeder mitreden!
Frust Ende!
Ich freu mich auf Morgen!
rfalio |
| "Man erwartet von uns Proffessionalismus ... | | von: cyrano
erstellt: 17.04.2005 21:32:37 geändert: 17.04.2005 21:34:02 |
... gleichzeitig sollen aber unsere Entscheidungen von fachfremden Juristen ( jeder ist doch mal zur Schule gegangen) überprüfbar sein und ich hab noch von keinem solchen Prozess gehört, wo Gutachter gefragt werden."
Das wäre aber neu. Laut Gesetzeslage ist das Gegenteil der Fall. Was von Gerichten nicht überprüft werden kann, weil es sich um Fachinhalte handelt, muß zuvor durch Gutachter beäugt werden.
Was stimmt, ist allerdings, daß Gerichte sich an Verfahrens- und Formfehlern festmachen. Die man tunlichst nicht machen sollte. Das kann in Ihrem Fall die Auslassung eines bestimmten Unterrichtsinhaltes sein (ich höre heraus, daß Sie nicht gerade in NRW unterrichten). In dem Falle ist die Anhörung eines Fachmannes überflüssig.
Ein solcher Fall wäre z. B. gegeben, wenn Sie in einer Klassenarbeit Englisch versäumen, das Ergebnis aufzuschlüsseln nach sprachlicher Richtigkeit und inhaltlicher Leistung - um nur 2 Komponenten zu nennen. Und diese Verteilung dann nachvollziehbar gewichten. Ebenso muß Ihr Notenschlüssel für Außenstehende einsichtig sein.
Fehler, die zu unrecht nachgehalten werden - was leider in diesem Bereich an der Tagesordnung ist - können zur Revision der Note führen, unter den günstigsten Umständen bereits durch den Schulleiter.
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| geht ja doch noch weiter, oder? | | von: rolf_robischon
erstellt: 17.04.2005 22:01:48 |
rfalio, du schreibst da was interessantes:
Meine Klasse ist in Mathe sehr interessiert und möchte unbedingt Wahrscheinlichkeitstheorie durchnehmen, mit vielen Versuchen usw. Aber in 2 Monaten ist Abschlussprüfung und da kommt dieses Gebiet überhaupt nicht vor.
die möchten dringend etwas wissen und sollen es nicht weil für eine prüfung prüfungsantworten gepaukt werden "müssen"?
ich glaubs nicht.
wenn die lernenden dringend etwas wissen wollen, verstehen sie es auch schnell. das geht so wie beim schwimmen lernen. plötzlich kann man es.
mühsam pauken weil es so in einem plan steht, schafft nur totes wissen, ballast, ist sinnlos.
was die juristen betrifft: ich hatte schon allerhand scharmützel mit oberschulamtsjuristen.
in schulleiterfortbildungen hab ich mal gelernt, dass vor einem verwaltungsgericht das bestand hat was ich als pädagogisch sinnvoll vertreten kann.
aus einem der scharmützel mit behördenvertretern kurz noch ein beispiel.
mir wurde vorgehalten, wenn kinder lernen dürften was sie wollten, würden sie so wenig wie möglich lernen.
ich hab geantwortet: wenn sie lernen dürfen was sie wollen, lernen sie alles was ihnen erreichbar ist.
mehr geht ja nicht.
ich fürchte, es gibt allerhand lehrkräfte die meiner antwort nicht so recht glauben.
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| Viele werden das jetzt nicht hören wollen | | von: elefant1
erstellt: 17.04.2005 22:58:15 |
aber da war mal ein Montessori-Schüler, der nach 6 Jahren Montessori-Schule zu mir in die Hauptschule kam (gescheitert am Übertritt ins Gymnasium, gescheitert am Übertritt in die Realschule), begabt, kreativ, aber absolut überfordert mit irgendwelchen Anforderungen, die an ihn gestellt wurden; beim Wandertag wandte er sich vertraulich an mich: Ich bin richtig froh, dass ich jetzt an dieser Schule bin. Kennen sie die Montessori-Schule, das ist vielleicht eine Sch...schule; dort konnte ich immer tun was ich wollte, aber gelernt habe ich gar nichts; neugierig geworden sah ich mir die Zeugnisse (bzw. Lernstandsberichte) an: Tenor von 1 bis 6: ein begabter Schüler, der aber gerne Schwierigkeiten ausweicht und sich Aufgaben wählt, die nicht seinem Niveau entsprechen;
was will ich mit diesem Beitrag sagen: ich denke, ebenso wie event, dass es SuS gibt, die mit zu viel Freiheit auch nicht unbedingt klarkommen (der Junge kam auch noch aus einem ziemlichen laissez-faire Elternhaus); soweit ich mich erinnere gibt es auch Untersuchungen zu offenen Unterrichtsformen, die zeigen, dass manche Schüler ein zu hohes und manche ein zu niedriges Anforderungsniveau wählen (Über- und Unterforderungsstress eingeschlossen); wahrscheinlich gibt's wirklich keine Patentrezepte; gut gefällt mir alles, was ich über die finnischen Schulen gelesen und gesehen habe; auch hat mir eine Aussage einer finnischen Schulleiterin imponiert, die sagte: ihr Deutschen sortiert die Sus nach Leistungen und weist ihnen die Schulen zu, die vermutlich zu ihnen passen; wir passen uns an die Schüler an, die zu uns kommen und erkennen ihre Leistungsfähigkeit mit Respekt an und begegnen ihnen mit Liebe und Aufgeschlossenheit; wir erwarten aber auch, dass unsere Arbeit respektiert wird. Vielleicht könnten wir uns auf dieser Ebene alle treffen und wiederfinden.
Grüße von
elefant1 |
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