|
Forum: "Über die Hälfte der Schüler aus zwei fünften Klassen beherrschen nicht die schriftlichen Grundrechenarten"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| Ich glaube meine Frage wurde missverstanden | | von: mitzekatze
erstellt: 01.06.2010 13:22:05 |
Dass die Kinder die mit RS-Empfehlung zu uns kommen unterschiedlich gut in Mathe sind, ist mir klar, da die Empfehlung ja auf die Gesamtleistung des Schülers in der Grundschulzeit. Das ist ja so,wie palim beschieb, dass nicht jeder, der Abitur hat in allen Fächern gleich gut ist bei gleichen Kursen. Die grundschulen können ja nur den Grundstein legen.
Meine Frage war aber nicht, wie gut die Schüler meine (in meinem vorherigen beistrag) genannten Themen können, sondern warum diese Themen von einigen gekonnt werden, während andere (aus einer anderen Grundschule) diese noch nie gehört haben.
Natürlich werde ich die Grundrechenarten umfangreich wiederholen (mit Differenzierung wegen der Unterschiede). Aber, warum gibt es dann in einer Klasse Schüler, die nur wenige THemen in Mathe behandelt haben und solche, die einen umfangreichen Matheunterricht hatten, so dass diese viel mehr Themen behandelt haben (interesseranterweise sind diese auch die besseren Schüler).
|
| ... | | von: ysnp
erstellt: 01.06.2010 13:49:18 geändert: 01.06.2010 15:26:13 |
Die Aussagen kann man nicht verallgemeinern. Ein Blick in die Lehrpläne der Bundesländer lohnt sich. In unserem Lehrplan sind der Auftrag der Grundschule und die Fachprofile klar definiert. Ich denke, das ist auch in anderen Bundesländern so.
Zu den schriftlichen Rechenarten in Bayern, aus dem Lehrplan:
3. Schuljahr:
Schriftlich rechnen
- Verfahren der Addition entwickeln, begründen und beherrschen
Addition mit zwei und mehr Summanden vielfältig, variantenreich üben
- Verfahren der Subtraktion entwickeln, begründen und beherrschen
4. Schuljahr:
-Verfahren der Multiplikation mit ein- und zweistelligem Multiplikator entwickeln, begründen und beherrschen
leistungsstärkere Schüler: dreistellige Multiplikatoren
- das Verfahren der schriftlichen Division mit einem Divisor bis 20 entwickeln, begründen und beherrschen
http://www.isb.bayern.de/isb/index.asp?MNav=3&QNav=4&TNav=0&INav=0&Fach=30&STyp=1&LpSta=6
Im Gesamtlehrplan Grundschule Kapitel 2 ist das Fachprofil Mathematik definiert.
Als dieser Lehrplan eingeführt wurde, hatten wir alle Fortbildungen in mehreren Einheiten, d.h. wir wurden auf den Lehrplan geschult und müssen/sollten diesen möglichst auch umsetzen.
Prinzipiell finde ich einen Lehrplan, der Grundwissen mit flexiblem Denken verknüpft, gut und das ist in diesem Lehrplan meiner Meinung nach weitgehend gelungen, was die Mathematik betrifft. Allerdings erliegt auch er der Gefahr überfrachtet zu sein und das ist die Crux, dass man zu wenig Übungszeit zur Verfügung hat. Die Geometrie, die früher einen ganz geringen Stellenwert hatte und jetzt wesentlich mehr beachtet wird, was ich auch für wichtig halte, braucht mehr Zeit als früher.
Wenn jetzt allerdings so Dingen wie Stochastik ein höherer Stellenwert zugemessen wird, dann geht das so langsam auf Kosten von Übungsstunden für Grundrechenarten. Es ist auch jetzt schon weniger Zeit für Textaufgaben, da man eben andere kreative Zahlenspiele, die teilweise sehr gut sind, macht - wo man früher nur gerechnet hat. Gesetzmäßigkeiten von Zahlen zu erkennen, das fördert das flexible Denken ebenso.
@mitzekatze:
Aber, warum gibt es dann in einer Klasse Schüler, die nur wenige THemen in Mathe behandelt haben und solche, die einen umfangreichen Matheunterricht hatten, so dass diese viel mehr Themen behandelt haben.
Die Antwort dieser Fragen wirst du nur erhalten, wenn du dich mit den entsprechenden Lehrern zusammensetzt. Da kann es einige Ursachen geben - schon allein die Klassenzusammensetzung kann eine Rolle spielen, der Umfang der Hausaufgaben oder z. B. ob der Lehrer darüber hinaus mehr Mathematik macht auf Kosten von anderen Nebenfächern, in der Grundschule durchaus üblich, weil man immer das Spagat machen muss. |
| . | | von: palim
erstellt: 01.06.2010 17:11:40 |
Liebe Rhauda,
da frage ich mich, was du wirklich noch von deiner Zeit als GS-Schülerin weißt.
Ich weiß von mir, dass ich auch das 1x1 gelernt habe ... und ich weiß, dass es am Küchentisch und nicht in der Schule war.
Auch zu meiner Schulzeit gab es Bitten der Lehrkräfte über die sich Eltern wunderten (Üben Sie bitte mit Ihrem Kind, große Zahlen zu lesen - das zitiert meine Mutter heute noch).
Und:
Wieviele Stunden Mathematik wurden damals unterrichtet - zu ungunsten vielleicht anderer Fächer?
Welche Themen waren sonst im Mathebuch enthalten?
Wie sieht es aus mit Geometrie, Wahrscheinlichkeitsrechnung etc.?
Was war damals mit schwachen Schülern ... welchen Abschluss konnten sie erreichen ... und welchen Beruf konnten sie damit erlangen?
Ich denke auch, dass die Schüler früher besser in Grundrechenarten (damit meine ich nicht die schriftlichen) trainiert waren.
Das bedeutet aber nicht, dass sie generell besser waren, vielmehr denke ich, dass die Anforderungen insgesamt heute höher sind.
Grundrechenarten werden als "einfach nur auswendig gelernt" vielleicht zu wenig beachtet - das ist ja nur Anforderungsniveau I und wir mühen uns redlich, auch Niveau 2 und 3 zu lehren.
Ob damit ein falscher Schwerpunkt gesetzt ist, muss jeder für sich entscheiden ... oder eine KMK für die Grundschulen insgesamt.
Palim |
| @palim | | von: rhauda
erstellt: 01.06.2010 18:48:52 geändert: 01.06.2010 18:50:48 |
Genau das meine ich doch: muss es wirklich Wahrscheinlichkeitsrechnung sein? Muss Geometrie mehr sein als Längen zeichnen, Höhen zeichnen und den Umfang durch Abmessen und Multiplizieren von Außenkanten zu bestimmen?
Was nützt die schönste Geometrie, wenn sie dann später den Flächeninhalt nicht ausrechnen können, weil sie das Einmaleins nicht können?
Wie frustrierend muss es auch für die Schüler sein, immer wieder an den grundlegendsten Dingen zu scheitern und deshalb auch die Interessanteren Sachen nicht zu verstehen?
Warum wird die Grundschule so überfrachtet?
Das geht schon bei Englisch los. Wir weiterführenden Schulen sind uns einig, dass wir das, was die Schüler aus der GS mitbringen, locker in 8 wochen aufgeholt haben. Es wäre uns lieber, die könnten besser lesen und schreiben.
Es ist übrigens in der SEKI genau so der Fall. Ich halte Physik und Chemie ab Klasse 5 für absolute Zeitverschwendung. Die Fachkollegen sagen, Biologie als beschreibende Naturwissenschaft reicht doch völlig aus bis Klasse 7. Was die vorher in 5 und 6 in Physik machen, können die locker in das 7. Schuljahr mit reintun, wenn dort eine Stunde mehr unterrichtet wird.
Sind unsere Realschüler nun besser in Chemie, weil sie das schon ab Kl. 5 haben? Nein.
Für die analytischen Naturwissenschaften wie Physik und Chemie brauichts halt ein gewisses Abstraktionsvermögen und dafür brauchts eben auch ein gewisses Alter.
Statt dem ganzen Zirkus in Kl 5 und 6 wären eine zusätzliche Stunde Mathe Bruchrechnung nund etwas mehr Detusch viel fruchtbarer. |
| Geometrie und 1x1 | | von: ysnp
erstellt: 02.06.2010 11:47:50 geändert: 02.06.2010 12:11:54 |
Was nützt die schönste Geometrie, wenn sie dann später den Flächeninhalt nicht ausrechnen können, weil sie das Einmaleins nicht können?
Natürlich darf man nicht das 1x1 gegen die Geometrie ausspielen. Das 1x1 ist nachwievor ein wichtiger Bestandteil der Grundschulmathematik. Unabhängig davon muss es ja beim schriftlichen Multiplizieren und Dividieren gekonnt werden. Was man bemängeln könnte, ist die "moderne" Zugangsweise zum 1x1. Doch inzwischen haben viele Lehrer erfahren, dass Strategien nicht ausreichen, das 1x1 zu beherrschen (wie man uns teilweise einzureden versuchte), es muss immer noch stur geübt werden. Man schaue sich nur die vielen Übungsmterialien für die Grundschule an, die auf dem Markt sind.
Die Geometrie in der Grundschule in Bezug auf Anbahnung der räumlichen Vorstellungskraft ist notwendig geworden. Jetzt wird in der Grundschule schon von vorneherein intensiver auf Raum-Lagebeziehungen und räumliches Vorstellungsvermögen geachtet. Ist gerade in der heutigen Zeit wichtig, wo bei vielen Kindern diese Fähigkeiten immer mehr verkümmern.
Wenn man sprachfreie Intelligenztests anschaut - viele haben mit räumlichem Vorstellungsvermögen und Kombinatorik zu tun.
Genau das wird gefördert. In den geometrischen Aufgabenstellungen hat sich viel getan (es gibt viele interessante Aufgaben zur räumlichen Vrostellung ) - man sollte sich hier einfach einmal die geometrischen Grundschulmaterialien anschauen.
----
Warum wird die Grundschule so überfrachtet?
Die Grundschule will die Flexibiltät der Schüler fördern und sie generell mit grundlegenden Fähigkeiten und Verständnis für die Welt ausstatten und nebenbei noch das traditionelle Handwerkszeug lehren, am besten, indem sie es sich selbst erarbeiten und die Gesetzmäßigkeiten mit Hilfe von Strategien erkennen und dazu noch jeden einzelnen Schüler individuell fördern, wobei sie sich der verschiedensten (teilsweise zeitraubenden) Methoden bedient.
(Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob da jetzt ein Ironiesmilie angebracht wäre. ) |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|