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Forum: "III. Geschichte zum Weiterschreiben"
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| 15.7 | | von: aloevera
erstellt: 08.09.2007 18:48:47 geändert: 08.09.2007 18:59:11 |
Oberschwester Waltraud sah den fassungslosen Blick Ronaldos und seufzte innerlich. Kriegen die Kerle heutzutage denn überhaupt nichts mehr mit? So blöde, wie der dreinschaute, half nur die Holzhammermethode. „Sie wissen doch, dass ein Autounfall bei Schwangeren Komplikationen hervorrufen kann. Alleine der Schock…“ Ronaldo schoss hoch, wie von einer Tarantel gestochen. „Wollen Sie damit sagen, meine Frau ist schwanger?“ Entsetzt blieb sein Blick an Waltraud haften.
„So bleiben Sie mal ruhig. Den Babys ist, soweit wir das bisher beurteilen können, nichts geschehen. Es werden aber noch einige Untersuchungen durchgeführt und aus diesem Grund haben wir Ihre Frau auf die Gynäkologie verlegt. Sie muss viel liegen, sich erholen und dann geht das schon alles in Ordnung. Sie muss diesen Schwangerschaftszustand ja noch sechs Monate durchstehen.“
Ronaldo erlebte in kürzester Zeit eine Achterbahnfahrt seiner Gefühle. Das durfte doch alles nicht wahr sein?
„Kommen Sie, ich bringe Sie jetzt zu Ihrer Frau. Die Mädels sind ja erst mal beschäftigt, so dass Sie zwei erst mal etwas Zeit für sich haben.“
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| 15.8 | | von: cath1
erstellt: 08.09.2007 20:22:01 geändert: 08.09.2007 20:55:41 |
Ronaldo folgte Waltraud wie in Trance. Alles rauschte an ihm vorüber – die Patienten, die mit ihrem Besuch über den Flur liefen, Schwestern, die eifrig Blumenvasen besorgten oder freundliche Auskünfte erteilten.
„So, hier ist das Zimmer ihrer Frau. Sie wird sich sicher freuen.“ Waltraud öffnete die Tür. „Hallo Frau Cravellinio. Schau´n Sie mal, wer hier kommt.“ Ronaldo erwachte langsam aus seinem Schockzustand. ´Wann spricht diese Schwester den Namen richtig aus? Cravellinio – so ein Quatsch, ich, ähm wir, heißen Cravellioni.` Ronaldo betrat das Zimmer. „Aber, das ist nicht meine Frau!“ Waltraud sah zuerst Ronaldo an, dann schickte sie einen fragenden Blick zur Patientin, die, noch recht weiß im Gesicht, im Bett lag. Auch diese blickte ungläubig zu Ronaldo. „Guten Tag, sind Sie von der Polizei? Ich kann Ihnen nicht viel sagen. Das Autokennzeichen konnte ich mir nicht merken.“ Ronaldo begriff nur langsam. „Ja, ja. Ach nein. Guten Tag. Nein, ich bin nicht von der Polizei. Ich wollte meine Frau besuchen, aber diese Schwester hier….“
„Moment“, platzte Waltraud dazwischen, „ Sie sind doch Herr Cravellinio. Und das ist Ihre Frau.“ „Cravellioni! Ich heiße Cravellioni!! Und wo ist meine Frau?“
Erst jetzt bemerkte Waltraud ihren Fehler. Sie lief puderrot an und stotterte: „Ach, entschuldigen Sie. Die Namen haben solch eine Ähnlichkeit. Entschuldigung. Aber warum haben Sie das denn nicht schon eher gesagt. Das ist mir …
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| 15.9 | | von: ines
erstellt: 08.09.2007 20:57:37 geändert: 08.09.2007 20:58:35 |
wirklich äußerst unangenehm.", entschuldigte sie sich schnell und wandte sich wieder zur Tür.„Cravellioni, Cravllionini, Canelloni, Tortellini…wer soll sich da noch auskennen!“, brummte sie leise und deutete Ronaldo mit ihr zu kommen.
Wieder zurück in dem Zimmer auf ihrer eigenen Station, las sie sicherheitshalber nochmals das Namensschild das an dem Bettende aufgehängt war. „C-R-A-V...“, Ronaldo unterbrach sie. „Ja, das stimmt hier schon.“, meinte er ruhig, „Kein Problem, das kann vorkommen, solange das den Typen im OP nicht passiert ist alles halb so schlimm.“ Gerade als er sich auf das leere Bett setzen wollte, ging die Türe auf und er sah sie endlich. Eine dicke Beule zierte ihr gewohntes Gesicht und auch erkannte er sogleich die tiefe Denkerfalte auf ihrer Stirn, die sie immer dann bildete wenn sich Skepsis bei ihr breit machte. Lena blieb wie angewurzelt stehen. Ronaldo aber machte sich daran auf sie zuzugehen und sie in die Arme zu schließen, doch Lena wehrte entschieden ab. „Nein, lass gut sein!“, zischte sie schärfer als gewollt. War sie auch auf vieles vorbereitet gewesen, sicher aber nicht darauf, dass ihr Ex –oder Nochehemann hier auftauchen würde. Doch da stand er. Klein, geknickt und irgendwie völlig von der Rolle.
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| 15.10 | | von: cath1
erstellt: 08.09.2007 21:21:34 geändert: 08.09.2007 21:36:54 |
Und neben ihm eine Stationsschwester, die auch nicht sehr glücklich aussah. Lena fragte sich – genauso wie Waltraud- was hier eigentlich los sei. Jede der beiden Frauen war auf ihre Weise ein wenig überfordert. Waltraud beschäftigten immer noch die zwei Namen, die sich zum Verwechseln ähnlich sind (das gab es in allen Dienstjahren noch nie) und nun stand hier ein Mann mit einem Blumenstrauß, der inzwischen arg zersauselt aussah, ihrer Patientin gegenüber. Und diese Patientin war seine Frau, die sich aber gar nicht über den Besuch zu freuen schien. ` Sachen gibt es, die gibt es gar nicht. ` Waltraud hatte wirklich große Probleme, die Ereignisse geordnet zu bekommen bzw. zu verstehen.
Und Lena? Sie fragte sich, wieso eigentlich Ronaldo in ihrem Zimmer steht. ` Woher weiß er...? Was will er? ` Tausend kleine Fragen, alle mit einem „W“ beginnend, schwirrten durch ihren Kopf. Mit kleinen, leicht wackeligen Schritten ging Lena zum Bett. Als Ronaldo ihr helfend die Hand reichte, schob sie diese weg. „Lass mich“, hörte Waltraud und beschloss, das Zimmer zu verlassen. Leise schloss sie die Tür. `Hoffentlich kommen die Kinder mit Tina nicht zu schnell wieder `, ging es ihr durch den Kopf.
Allein mit Lena im Zimmer setzte Ronaldo an: „Lena, …
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| 15.11 | | von: ines
erstellt: 09.09.2007 01:42:14 geändert: 09.09.2007 01:58:51 |
„Nein!“, Lena war nicht in Plauderlaune und schon gar nicht mit ihm. „Was willst du hier eigentlich?“, fragte sie schmissig, „Und woher weißt du, dass ich hier bin?“ „Die Kinder, sie haben...“, aber er kam nicht zu Wort. „Wo sind die Kinder? Hast du sie abgeschoben? Wieder einmal irgendwo untergebracht, bevor du deine `heilige Zeit `, mit ihnen verbringen musst? Diesen „lästigen Anhängsel“, wie der moderne Karrieremann mit Geliebter in der Tasche wohl sagen würde!", fuhr sie ihn an und funkelte böse aus ihren hübschen Augen. Ronaldo wurde immer kleiner, ließ die Tirade aber wortlos über sich ergehen. Was hatte er auch erwartet, dass sie ihn freudig begrüßen würde? Nein, und wenn, hätte das zu noch mehr Komplikationen geführt, auch wenn sein Ego förmlich danach schrie. Erschöpft griff er sich an die Stirn. Was hatte er sich da bloß eingebildet. Eine Affäre war eine Sache, aber jetzt wo er Lena verlassen hatte, merkte er erst, dass ihm einiges fehlte. Ihr Temperament zum Beispiel, dessen Auswüchse er gerade am eigenen Leib erfahren durfte. „Das ist ja wieder typisch, du! Sitz da und sagt kein Wort! Aber dann, so mir nichts dir nichts, mich vor vollendete Tatsachen stellen. Was glaubst du wer du bist? Der Traum aller Frauen? Mein einziger Lebensinhalt? Meine Erfüllung?“, Ronaldo sah kurz hoch und eines sah man ganz deutlich, genau das hatte er tatsächlich gedacht, „Wach auf, Ronaldo!“.
Leise, ganz leise war er, doch er hielt es durch und als die Kinder kamen und Lena meinte ihre Freundin, würde die beiden dann später holen und er könne nun gehen, verließ er um Zentimeter kleiner das Zimmer. „Idiot!“, schimpfte er sich in Gedanken, „Was hast du nur gemacht?“ Aber es gab kein zurück. Er hatte Lena verletzt und alleine gelassen und dafür musste er nun bezahlen, so anziehend sie auch plötzlich für ihn sein mochte. „Scheiß Hormone!“, fauchte er und die alte Dame die den Gang entlang humpelte sah ihm verwundert nach.
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| 16.1 | | von: cath1
erstellt: 09.09.2007 13:57:13 geändert: 09.09.2007 14:10:41 |
Während Frau Brenner immer noch überlegte, wie sie ihren Sohn – und ganz besonders sich selbst- aus dieser misslichen Lage bringen könnte, saß Florian seelenruhig bei Simon. Erst nach Stunden wurde ihm klar, was er seiner Mutter abverlangt hatte.
`Endlos lange Diskussionen, gespickt mit Vorwürfen, werden wohl den Abend füllen`, schoss es Florian durch den Kopf. Bevor er seine Wohnungstür öffnete, holte er kaum hörbar tief Luft. Aber statt eines Schwalles von Fragen seiner Mutter erwartete ihn nur ein Zettel auf dem Flurfußboden. Florian erkannte die exakte Handschrift seiner Mutter, nahm den Zettel auf und las mit leiser Stimme, so als wolle er keinen stören: „Mein lieber Junge. Ich weiß nicht, wann und woher du nun kommst. Viel zu lange habe ich hier auf dich gewartet, unzählige Telefonate von anzeigenwütigen Frauen entgegengenommen. Ich habe beschlossen, …
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| 16.2. | | von: siebengscheit
erstellt: 10.09.2007 09:27:07 geändert: 10.09.2007 09:51:12 |
... mich mal mit einer von ihnen zu treffen, um herauszubekommen, was du wirklich vorhast. Carolins Stimme klang sehr nett und da sie neu nach Berlin gezogen ist, kann ich mich gleich ein bisschen um sie kümmern.
Ich melde mich, mein Sohn! Gruß Ma
PS: Du musst dringend Fenster putzen!“
Florian verzog das Gesicht. Der Unterton seiner Mutter war ihm bekannt und er hörte ihn auch in den geschriebenen Zeilen. Er musste aber auch grinsen, denn er konnte sich gut vorstellen, was auf diese Carolin nun zukam – ‚Carolin’? – hatte er diesen Namen nicht schon einmal gehört? Seine Mutter würde sie nach Strich und Faden ausquetschen und dann von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit schleifen – ohne Rücksicht auf möglichen Widerstand.
‚Dann ist sie wenigstens für das Wochenende beschäftigt!’, dachte sich Florian. Dass sein Anzeigeninhalt auch zur Sprache kommen könnte, zog er in keinster Weise in Betracht.
Er musste erst einmal das Gespräch mit Simon verdauen, der ihm haarklein vom Streit mit Tobias berichtet hatte.
Wie konnte Simon auch seine Beziehung mit Tobias so leichtfertig aufs Spiel setzen – und das wegen eines ‚gut-situierten’, älteren Hans-Peters? Was das wohl für ein Typ war, der sich so einfach in eine bestehende Partnerschaft drängte? Für Florian war das unverständlich. Er hatte Simon und Tobias immer ale glückliches, zufriedenes Paar gesehen, dass seine Beziehung sogar offiziell besiegeln wollte. Und nun dies!
Egal! Am Montag würde das neue Schuljahr beginnen und er musste sich endlich an die Vorbereitungen machen, wozu ihm zwar jegliche Lust fehlte, aber er zwang sich an den Schreibtisch.
Sein Blick fiel auf die auffordernd blinkende Anrufbeantwortertaste des Telefons.
‚Schnell mal hören, was noch drauf ist!“, Florian drückte die Taste.
„Bevor wir Ihr Leben retten müssen – rufen Sie uns an. Besser eine Versicherung als....!“, schon war das erste aufgezeichnete Gespräch gelöscht.
„Natascha hier ... mein Süsser, ruf’ mich doch mal an...!“ – gelöscht.
„Dietze, ... Gerdi ... war das Ihre Anzeige... gut ... nicht zu Hause! Ich melde mich noch mal! Ich muss dringend mit Ihnen reden!...Ich komme...!“ – knack, die Aufzeichnung war beendet.
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