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Forum: "Hausaufgaben=Religiöse Diskriminierung?"
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| @ysnp | | von: kaejuu
erstellt: 20.06.2015 19:55:11 geändert: 20.06.2015 20:17:20 |
Du schreibst:
"Der 1. Kompromiss hört sich ja wirklich vernünftig an."
Leider sieht das die Christenheit anders. Die jammert ständig. Niemand will meine Töchter diskriminieren. Die Psychodynamik nimmt da einen Umweg. Dazu eine kleine Anekdote:
Als meine Kleine noch in der 1. Klasse und der Religionsunterricht in der ersten Stunde lag hörte ich eine Mutter am Schultor (sinngemäß) jammern: "Mein Sohn geht sowieso nicht gerne in Reli und steht nicht gerne früh auf und die blöde Schule legt Reli ausgerechnet in die erste Stunde, so dass die Nichtchristen ausschlafen können." Ich zeigte Verständnis für die Nöte des Kleinen und meinte, die Mutter solle ihren Sohn einfach ausschlafen und Atheist werden lassen. Gott sei doch sowieso bloß eine menschliche Erfindung. Das hat sie mir irgendwie übel genommen und ist empört davon gelaufen. Glaubt irgendwer die Argumentation dieser Frau wäre anders gewesen, wenn Reli am Nachmittag gelegen hätte und die Nichtchristen einfach früher nach Hause gehen und spielen dürfen?
Es sind die Kinder, die auch lieber frei hätten die Druck machen. Die empfinden es als ungerecht, dass ihre Zeitbelastung höher ist. Zu Recht, denn sie haben diesbezüglich keine Wahlfreiheit, weil sie nicht religionsmündig sind. Die Eltern die Religionsunterricht wollen, versäumen es oft ihren eigenen Kindern zu vermitteln, dass die Teilnahme am Religionsunterricht für sie ein Gewinn ist. Weil sie vor ihren Kindern aber nicht buchstäblich als Spielverderber dastehen wollen schieben sie den schwarzen Peter über eine Gerechtigkeitsdebatte an die Schule weiter. Eine Debatte die geradezu schizophrene Züge hat:
Da schicken Menschen ihre Kinder freiwillig in einen Unterricht und beklagt sich, dass ihre Kinder durch die entgangene Freizeit einen Nachteil gegenüber den Schülern hätten, die nicht hingeschickt werden. Wenn sie, wie ich, wirklich glauben würden, dass Freizeit eine höhere Wertigkeit als Religionsunterricht hat, sollten sie ihre Kinder einfach nicht hinschicken. Was man in Wahrheit will ist offenbar etwas anderes. Man will den eigenen Kindern signalisieren: Freizeit statt Reli geht nicht. Dabei denkt kaum einer daran, dass andere Kinder tatsächlich über die Hürden springen müssen, die sie ihren Kinder als Drohkulisse aufstellen.
Die Schule macht es lieber der Mehrheit recht als der Minderheit. Also legt man den Religionsunterricht in den Nachmittag und beschliesst bei Nachmittagsuntericht die Hausaufgaben entfallen zu lassen. Doch das Bundesverwaltungsgericht leitet die zeitliche Ungleichbelastung explizit aus Artikel 7 GG ab und eine Lehrerkonferenz kann nicht beschliessen, dass die Verfassung nachmittags nicht gilt. |
| Religionsmündigkeit | | von: missmarpel93
erstellt: 21.06.2015 05:58:02 geändert: 21.06.2015 06:01:34 |
Ich rede ja nicht von Deinen Töchtern.
Ganz allgemein, mit 14 Jahren - also zumeist im 8. Jhg. - können die Jugendlichen selbständig entscheiden, ob sie im Religionsunterricht verweilen möchten oder ob sie das Ersatzfach belegen.
Nur bis dahin ist es schwierig, weil den Eltern die Entscheidung zusteht. Wenn Reli Pflichtfach ist, dann müssen die Kinder, die nicht am Reli-Unterricht teilnehmen, in der Zwischenzeit andersweitig unterrichtlich versorgt werden. Fehlen hierzu die personellen Ressourcen, dann ist der religionsunterricht in den randstunden zu erteilen und ale anderen haben frei. Sollte dies aus organisatorischen Gründen nicht gehen (z.B. fehlende Busverbindung etc.), dann müssen die betroffenen Schüler in der Schule betreut werden und von einer Aufsicht betreut werden. In den Betreungsstunden können die Schüler mit Arbeitsblättern, die sie zu bearbeiten haben, beschäftigt werden, die sich nicht auf den aktuellen Unterricht beziehen. Zusätzliche Hausarbeiten oder eine Bewertung der in der Religionsaufsicht bearbeiteten Materialien ist - zumindest hier in NRW - nicht statthaft.
PS Ich selbst bin zwar konfessionell gebunden, würde aber liebend gern das Schulgesetz ändern. Und zwar dahingehend, dass alle Schüler ein Fach "Ethik" (PP oder LER oder ...) haben und die Schüler, die unbedingt Religionsunterricht haben wollen, sich von diesem Fach befreien lassen können und dafür dann eben ER, KR, SYRO oder IRU oder XXX belegen müssen. |
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